• Tastaturenwechsel.

    Meine gute IBM-Model-M-Tastatur ist zwar weiterhin eine gute und vollständig funktionierende Tastatur – sie ist aber dennoch laut. Sehr laut. Das wird noch dadurch unterstrichen, dass ich eher einen härteren Tastaturanschlag beherrsche und dass mein Schreibtisch die Tastaturanschläge, Betonung hierbei auf “Anschläge”, ungünstig verstärkt. Die Folge ist, dass meine Schreibattacken bis zum gegenüberliegenden Nachbarhaus zu hören sind und ich bei Telefonkonferenzen Schreibverbot habe. Es ist eine Qual, mit einem Headset zu telefonieren und die Hände nicht an der Tastatur verwenden zu können.

    Also war Umschauen notwendig und ausnahmsweise darf es mal eine hübsche Tastatur sein. Da fiel mir der Blick auf das Cherry Strait Corded Keyboard JK-0300. Sehr hübsches Aussehen mit kaugummistreifenartigen Tasten, ein erstaunlich gutes Schreibgefühl, entsetzlich leiser Tastaturanschlag. Und mit rund 35 Euro seinen Preis wert.

    Tastatur Cherry Strait Corded Keyboard JK-0300

    Die Installation ist ebenfalls äußerst einfach: Auspacken und anschließen. Die fünf Sondertasten sind für den Aufruf des Media Players, eine Taste zur Wiedergabe/Pause und drei Tasten zur Lautstärkensteuerung/Mute. Das einzige, was wirklich gewöhnungsbedürftig ist, ist die Anordung der Pos1- und der Ende-Taste, denn hier ist die Ende-Taste oben rechts im Sechserblock und die Pos1-Taste unten links. Pos1 erwarte ich normalerweise irgendwo oben rechts und Ende darunter. Aber nun gut, ist immerhin auch der einzige Makel, der mich stört.

  • Die Gewinnspielauflösung.

    So, das Gewinnspiel hat gestern Punkt 20 Uhr geendet und es haben doch tatsächlich immerhin 32 Teilnehmer genau 28 Mal das korrekte Lösungswort namens "Livvagterne" geschickt – der dänische Originaltitel der Serie “PROTECTORS – Auf Leben und Tod”. Sooo schwer hat es nicht sein können, immerhin habe ich damit genügend korrespondierende Artikel hier im Blog getagged.

    Kommen wir zum interessanteren Part, nämlich der Auslosung. Ich habe also 28 Lose gebastelt und drei Stück gezogen, die die Nummern 2, 24 und 16 tragen. Und diese Losnummern stehen für folgende Gewinnspielteilnehmer: Ersan Y., Jan K. und Bärbel R. Alle drei Gewinner erhalten in den nächsten Minuten eine E-Mail mit der Bitte um Angabe ihrer Anschrift, damit die DVD-Boxen auf die Reise gehen können.

    An alle anderen Teilnehmer: Nicht traurig sein, den Verlosungsspaß werden wir wiederholen. Macht Fun, wenngleich die Teilnahmequote sicherlich noch ausbaufähig ist. 😉

  • Blogs aus der Region (21).

    Im Dezember-Update für die Liste der Blogs aus Pforzheim & Enzkreis gibt es zwei weitere, blog-artige Gebilde:

    • Die Deutsch-Russische Gesellschaft Pforzheim & Enzkreis e.V. besteht seit 1987 und möchte Brücken zwischen Deutschen und Russen aufbauen. Kernstück ist hierbei die Städtepartnerschaft der Stadt Pforzheim mit der sibirischen Stadt Irkutsk. Wie es sich gehört: Ein WordPress.
    • Das Pforzheimer CITY Stadtmagazin gibt es nun auch schon seit 20 Jahren. Gut, an der Homepage könnte man noch Hand anlegen, aber immerhin gibt es schon mal einen RSS-Feed. Gut, den könnte man allerdings auch noch überarbeiten, die Website läuft immerhin bei Typepad.com, da lassen sich so Dinge einstellen. 🙂

    84 Blogs und blog-artige Websites aus Pforzheim und der Region zähle ich nun. Falls noch etwas fehlt, bitte melden, ganz unten auf der Liste der Websites gibt es ein Meldeformular.

  • PS3-Update 3.15.

    Seit heute wird ein Minor-Update der PS3-Firmware verteilt, die ironischerweise auch etwas mit “Minis” zu tun hat:

    • “Minis” deshalb, weil mit diesem Update nun PSP-“Minis” direkt auf der PS3 gespielt werden können. “Minis” sind Minispiele, die es im PlayStation Network für wenig Geld gibt. Ich nenne sowas “Wartezimmerspiele”.. billig, keine Mission dahinter, belanglos. Auf der PSP mag das noch gehen, auf der PS3 ist sowas ein obszöner Stromverbrauch.
    • Mit einem Netzwerkkabel können nun zwei PS3 (auf denen beide mindestens die Firmware 3.15 installiert sein muss) direkt angeschlossen werden, um Spielstände und heruntergeladene Videos zu verschieben, Betonung dabei deutlich auf “verschieben”, denn kopieren ist nicht möglich. Bislang brauchte man für das Verschieben von Inhalten von einer PS3 zur anderen ein mobiles Laufwerk, das per USB angeschlossen als Datenfähre verwendet wird, entweder durch manuelles Kopieren der zu übertragenden Dateien oder durch ein vollständiges Backup.
  • Der Birthday-Burst.

    Wir hatten es ja mal im April davon, wie es ist, wenn just an einem Geburtstag viele Teilnehmer an einem sozialen Netzwerk auf die Idee kommen, eine Gratulation abzulassen. Ist aber auch kinderleicht, denn in jedem besseren Social Network wird man über Geburtstage in seinem Netzwerk mehr oder weniger auffällig informiert und ein Glückwunsch ist schnell abgelassen. Ob nun als Nachricht, Gästebucheintrag oder gar mit einer eigenen App. Für das Geburtstagskind ist das eine mitunter gewaltige Herausforderung. Wenn man grob kalkuliert, dass etwa 2 bis 5 % der Kontakte auch einen Glückwunsch loslassen, hat man einige Dutzend Nachrichten im Postfach und entsprechend etwas zu beantworten.

    Das ist der “Birthday-Burst”. “Burst” als Übersetzung von “Explosion” trifft es dabei recht gut, weil sprunghaft der Nachrichtenein- und ausgang ansteigt, zumindest für den Tag des Geburtstages. Ich wollte auch einfach mal so ein Buzzword erfinden. 🙂

  • (Mal wieder) Facebook-Privacy-Napping.

    Wer sich heute in Facebook einloggt, wird freundlich aber bestimmt aufgefordert, die neuen Privacy-Features von Facebook zu begutachten und für seinen Account einzustellen. Und wer, wie es bei Facebook absolut nicht angeraten ist, einfach mal durchklickt und die Standardeinstellungen, die Facebook vorgibt, übernimmt, tut nicht wirklich gut, sondern veröffentlicht sein Profil für die gesamte Facebook-Außenwelt – nicht mehr nur seinen Freunden, wie das bei den meisten Facebook-Benutzern der Fall ist. Einfach mal so.

    So nett und schwer verzichtbar Facebook auch ist: Ich bin inzwischen der festen Überzeugung, dass Facebook Privacy-Neuerungen eigentlich nur noch deshalb unters Volk bringt, um die Nutzer durch unbedachtes Bestätigen dazu zu bringen, noch mehr von sich zu veröffentlichen und freizugeben. Diese Freifahrtscheine sind letztendlich für Facebook das Überlebenselixier, denn zielgruppenspezifische Werbung beginnt bei Facebook vor allem erst einmal damit, dass Facebook-Benutzer Dinge von sich preisgeben und mit diesem Wissen dann passgenaue Werbung verkauft werden kann.

    Deshalb also Vorsicht beim heutigen Facebook-Besuch. Und wer sich nicht mehr so sicher ist, was er da eigentlich zusammengeklickt hat, dem ist unbedingt ein Besuch in den Privatsphäre-Einstellungen (findet sich oben in Facebook unter “Einstellungen”) angeraten.

  • Erwachsener Donnervogel – Thunderbird 3.

    Wer mich kennt, weiß, dass mir E-Mail heilig ist. Das vor allem deshalb, weil im ständigen Fluss des Internets nur eine Sache wirklich einigermaßen für die Ewigkeit ist, nämlich die E-Mail. Was ich einmal empfangen oder geschrieben habe, ist auch tatsächlich empfangen beziehungsweise geschrieben. Deshalb gehöre ich auch zur Fraktion der Leute, die ihre E-Mails archivieren und zwar seit einer halben Ewigkeit. In meinem Falle seit 1997. Das ist zwar alles nicht wirklich immer lustig und teilweise im Nachhinein auch recht schmerzhaft zu lesen, aber es ist eine Art Vermächtnis und ein großes Stück meiner Online-Identität.

    Das ist auch der zentrale Grund, weshalb ich Wert auf zwei Dinge lege: Einen echten E-Mail-Client auf meinem PC und ein Archivformat meiner E-Mails, das auch nach Jahren noch lesbar ist. Beide Zwecke erfüllte anfänglich der Netscape Communicator, danach Mozilla und nach der Trennung von Browser und E-Mail-Client eben Thunderbird. Thunderbird schreibt, ebenso wie früher der Mozilla oder der Netscape Communicator, archivierte E-Mails in unverschlüsselte und unkomprimierte Archivdateien, die aus purem Text bestehen. Das kann man zur Not noch mit einem einfachen Texteditor lesen.

    Während Firefox im Laufe der Zeit einiges an Entwicklung durchgemacht hat, war die Entwicklung von Thunderbird eher konservativ. Es hat sich praktisch seit den Anfängen im Mozilla nichts geändert an der Benutzeroberfläche. Und das war auch gut so. Mit dem gestern veröffentlichten Thunderbird 3 zieht nun auch der E-Mail-Client mit der Versionsnummer nach, die Firefox schon seit einer längeren Zeit im Schilde führt.

    Die Installation ist zunächst schmerzlos. Über die Update-Funktion von Thunderbird gibt es die Version 3 (noch) nicht, weshalb der Installer noch “per Hand” heruntergeladen und installiert werden muss. Die Standardinstallation ist empfehlenswert und bestehende Profile werden anstandslos erkannt und eingebunden. Thunderbird lässt sich dann auch sofort starten und übernimmt auch weitgehend die meisten Konfigurationen, mit denen man sich das Leben mit Thunderbird 2 bequem gemacht hat. Gleich am Anfang startet der “Migrationsassistent”, der jedoch weitgehend belangloser Natur ist. Und gleich am Anfang beginnt auch eine Neuindizierung bestehender Mailarchive, die durchaus eine Weile dauern kann, glücklicherweise aber im Hintergrund läuft.

    Es gibt ein paar Neuerungen und Änderungen, die jedoch teilweise gemischte Gefühle hervorrufen:

    • Thunderbird kommt jetzt mit Tabs daher, bietet also die Möglichkeit verschiedener Seiten in einer einheitlichen Oberfläche. So werden nun standardmäßig bei einem Doppelklick auf eine Nachricht diese nicht mehr in einem eigenen Fenster geöffnet, sondern in einem neuen Tab. Zudem gibt es die Möglichkeit, anhand von Add-Ons weitere Inhalte in eigene Tabs zu bringen, beispielsweise einen Kalender auf Basis von Google Calendar. Woran die Programmierer nicht gedacht haben: Einen Schalter, um die Tab-Leiste auszublenden, wenn nur eine Tab offen ist. Das muss man wieder einmal direkt in der Thunderbird-Konfiguration mit dem Parameter "mail.tabs.autoHide" machen, der auf "true" zu stellen ist.
    • Ebenfalls umgebaut wurde die Ordneransicht links, hier gibt es nun verschiedene Anzeigenoptionen. Während "Alle Ordner" die bisherige Ansicht beinhaltet, also die hierarchische Ansicht aller Ordner und Konten, gibt es nun zusätzlich die Ansichten "Ungelesene Ordner" (zeigt nur Ordner mit ungelesenen Inhalten an), "Favoriten-Ordner" (zeigt nur Ordner an, die als Favoriten gekennzeichnet sind), "Letzte Ordner" (Ordner, die als letztes angeschaut wurden) und "Gruppierte Ordner" (keine Ahnung, wie sie das zusammenstellt). Schön und gut – wer’s braucht. Was ich allerdings brauche und was mit Thunderbird erstaunlicherweise weggelassen wurde, ist ein Summary der Ordnerinhalte. In Thunderbird 2 kann man angeben, dass man die Anzahl der Elemente in einem Ordner anzeigen lassen kann und genau das gibt es nun nicht mehr. Ein grobes Foul an der Übersichtlichkeit. Es gibt zwar ein Add-On namens "Extra Folder Columns", das ist aber noch nicht für die finale Version freigegeben, nicht internationalisiert und für meinen Geschmack unübersichtlich. Ich hoffe, dass diese Add-On-Meierei nicht auch in Thunderbird die neue Mode wird, ich war immer recht froh, dass Thunderbird weitgehend auch ohne Add-Ons brauchbar war. Der Add-On-Nervfaktor von Firefox reicht mir vollkommen.
    • Was wiederum brauchbar ist, ist die Anordnung von Buttons bei E-Mails im Nachrichtenbereich. Wenn man sich seine E-Mails nur dort anschaut (also nicht in einem neuen Fenster oder einem Tab), waren die Buttons zum Antworten, Weiterleiten etc. unlogischerweise in der Symbolleiste ganz oben. Nun sind die Reaktionsbuttons direkt am Kopf einer E-Mail, wo es sinnvollerweise auch hingehören sollte. Dafür ist nun die zentrale Symbolleiste von Thunderbird deutlich aufgeräumter und es hat Platz für eine neue…
    • Suchbox! Endlich ist es möglich, in Thunderbird einfach zu suchen. Bisher war die Suche recht umständlich zu finden, nämlich im Menü “Nachrichten” und dort dann auch nur über eine reichlich komplexe Suchfunktion, die auch noch nicht mal besonders flink war. Nun gibt es eine einheitliche Suchbox, die automatisch wirklich in allen Ordnern sucht und auch noch flink ist. Stichwort eingegeben, sofort gibt es Empfehlungen und mit Eingabe der Return-Taste öffnet sich eine neue Tab, in der die Suchergebnisse aufgelistet sind. In einer Übersichtlichkeit, die man am ehesten von Google Mail gewohnt ist. Das dies so funktioniert, geht natürlich etwas auf Kosten der Performance, da alle neuen Nachrichten und Nachrichteneingänge in Ordnern neu indiziert werden müssen, denn nur mit so einem brandaktuell gehaltenen Index funktioniert das so auch.

    Was noch? Wenig, eher Details, die man beiläufig zur Kenntnis nimmt. Beispielsweise neue Icons. Sind ganz hübsch und vermutlich wurde dafür wieder wochenlang ein Wettbewerb ausgeschrieben – mir soll es recht sein, die alten Symbole haben mich nicht gestört. Ansonsten ist Thunderbird eben eher konservative Software, wer jetzt erwartet, dass mit Version 3 nun der komplett neue Hype kommt, kennt die typischen Thunderbird-Anwender nicht.

    Lohnt sich der Wechsel? Nun, es muss. Früher oder später wird Thunderbird 2 nicht mehr gepflegt und spätestens dann muss gewechselt werden. Also kann man sich auch jetzt schon mal die Finger schmutzig machen.

  • Der Staat, der sich selbst nicht traut. Eine Glosse.

    Ein Brief vom Finanzamt. Genauer: Von der Oberfinanzdirektion Karlsruhe. „Sehr geehrter Herr Karadeniz, “ so das Schreiben, „um eine eindeutige Identifikation zu gewährleisten sowie zur Wahrung des Steuergeheimnisses ist es notwendig, dass der Inhaber des Steuerkontos dem oben genannten Antrag auf Einsichtnahme schriftlich zustimmt.“ Bums. Ah, der Staat möchte also eine Unterschrift auf Papier.

    Und das möchte das Finanzamt bzw. die Oberfinanzdirektion deshalb, weil ich in „ElsterOnline“, dem Online-Bereich der deutschen Finanzbehörden, einen Zugang zu meinem Steuerkonto angefordert habe. Übrigens unter Zuhilfenahme meiner Signaturkarte. Für die ich übrigens genau 39 Euro netto im Jahr an die Deutsche Post überweise, die im Gegenzug anhand der einmal getätigen Identifikation zusichert, dass der Besim Karadeniz, der damals die Signaturkarte bestellt hat, auch tatsächlich der Besim Karadeniz ist. Immerhin darf ich nun mit dieser Signaturkarte meine Rechnungen qualifiziert signieren, die erst so gestempelt tatsächlich vorsteuerabzugberechtigt sind. Und mit genau dieser Signaturkarte nutze ich auch ElsterOnline. Sie trauen mir also eigentlich schon. Irgendwie. So ein bisschen jedenfalls.

    Die gleiche Signaturkarte akzeptiert auch die Deutsche Rentenversicherung, um damit online das Rentenkonto anzuschauen. Das ist zwar eine völlig unspannende, wenn nicht gar deprimierende Angelegenheit, aber immerhin eine weitere Anwendung, für die die Signaturkarte praktisch ist. Genau genommen gibt es auch keine weiteren mehr, die der Staat anbietet und für die man die elektronische Identität, die in der Signaturkarte liegt, einsetzen könnte.

    Der Staat, der sich selbst nicht traut.

    Selbst nicht der Bundesnetzagentur, die selbst wiederum den Ausstellern von Signaturkarten traut und die wiederum mir trauen. Schön ausgedacht, im Detail auch wirklich recht komplex, dennoch nachvollziehbar und auch sicher.

    Der Staat besteht aber dennoch auf die „echte“ Unterschrift.

    Was war heute in Stuttgart? Ah, ein „IT-Gipfel“. Achso, „der IT-Gipfel“. Sogar schon der vierte. Eine Veranstaltung, auf der sich einige schöne Menschen mit vielen weniger schönen Menschen und einigen Politikern fotografieren lassen. Die Kanzlerin ist auch da. Und alle feiern und predigen den „IT-Standort Deutschland“. Alle haben sie leuchtende Plastikkärtchen um den Hals. Eine Plastikkarte habe ich auch.

    Der Staat besteht aber dennoch auf die „echte“ Unterschrift.

    Und der Wirtschaftsminister Rainer Brüderle, der freundliche und sympathische alte Mann aus Rheinland-Pfalz, bringt sogar eine ganz dolle Kunde mit und faselt davon, „eine Million neue Jobs“ mit dem Ausbau des Breitband-Internets zu schaffen. Die Deutsche Telekom hat als größter Arbeitgeber in der Telekommunikationsbranche und quasi der einzige Anbieter, der Internet auch in die Peripherie bringt, derzeit, Stand Juni 2009, 260.000 Mitarbeiter. Und hat schon angekündigt, in den nächsten Jahren drastisch sparen zu müssen. Die „eine Million neue Jobs“ von Rainer Brüderle, tja, die rechnen wir uns dann vielleicht schön. Jeder darf mal ein Kabel ziehen und verschwindet für einen Monat von der Arbeitslosenstatistik. Freut sicherlich dann auch Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. Jeder bekommt dann auch eine leuchtende Plastikkarte um den Hals. Vielleicht sogar aufgedruckt mit seinem Namen und mit einem Foto. Vielleicht mit einer professionellen Jobbezeichnung, die sich auch wie „IT-Gipfel“ anhört. Zack, Arbeit, wie immer die auch aussieht, hier der Vertrag.

    Der Staat besteht aber dennoch auf die „echte“ Unterschrift.

    Gute Nacht, Deutschland.

  • Pforzheim – Stadt der tanzenden Puppen.

    Schon seit Monaten schwelt in Pforzheim eine Diskussion über ein Erbe der früheren Oberbürgermeisterin Christel Augenstein, das es in sich haben könnte: In den vergangenen Jahren getätigte Spekulationsgeschäfte der Extraklasse, vor denen selbst gestandene Finanzexperten sagen, dass sie sie nur mit der Kohlenzange anfassen würden.

    Das Dilemma mit dem Geld, das man hat, das man nicht hat und das man haben könnte (oder auch nicht)

    Um es einigermaßen schematisch zu beschreiben: Die Stadt Pforzheim hat, wie viele andere Kommunen auch, Schulden. Schulden, die mit Krediten beglichen werden, die die Stadt aufnimmt und für die sie Zinsen zahlen muss. Dies passiert ständig und da Zinssätze einem stetigen Auf und Ab unterworfen sind, passiert es, dass Kredite, die vor, sagen wir, vier Jahren abgeschlossen wurden und eine Laufzeit von zehn Jahren haben, während ihrer Laufzeit eine deutlich höhere Zinslast erzeugen als Kredite, die heute aufgenommen werden.

    Nun kann man aus einem Kredit, der auf der anderen Seite bei der Bank nämlich eine zeitlich verbriefte Geldanlage darstellt, nicht einfach so heraus, selbst wenn man den Kredit vorzeitig vollständig bezahlen wollte. Da die Geldanlage ja jemand getätigt hat, der ebenso seine Zinseinnahmen möchte, müsste der Kreditnehmer letztendlich dennoch die Zinsen irgendwie tragen, wenn die Bank nicht pleitegehen wollte.

    Nun gibt es andere Finanzinstrumente, die hier aus der Bresche helfen können, nämlich so genannte Zinsderivate, mit denen sich Risiken aus Zinsverluste deckeln oder gar senken lassen können. Dazu bedient man sich einem Geschäft, das zwar vertraglich in der Gegenwart abgeschlossen wird, aber in der Zukunft passieren wird. Vom Prinzip her ist es eine Wette mit einem Bankinstitut, dass ein bestimmter Fall zu einem festgesetzten Zeitpunkt in der Zukunft passieren wird und der Einsatz ist die Anlagesumme des Derivateprodukt. Seit 2003 wurden in zunehmender Zahl solche Zinsderivate abgeschlossen – wohlgemerkt, wir reden nach wie vor über Geld der Steuerzahler, das dazu genutzt wird, die Zinsen für nicht vorhandenes Geld der Steuerzahler (die Kredite) zu finanzieren.

    Solche Zinsderivategeschäfte sind Dinge, mit denen man sich als normaler Anleger gehörig die Finger verbrennen kann, wenn man denn überhaupt in die Lage käme, als einfacher Kreditnehmer solche Geschäfte zur Finanzierung der eigenen Kredite zu tätigen. Das schafft man in der Light-Variante gerade mal dann, wenn man beispielsweise ein Wertpapierdepot mit spekulativem Inhalt hat und auf dieses Depot einen Kredit aufgenommen bekommt. Bricht dann eines von beidem zusammen, gibt es die Zeche gleich doppelt.

    Was sich schon nach sehr oberflächlicher Betrachtung als ein recht spekulatives Geschäft anhört, ist nach landläufiger Behördenauffassung tatsächlich aber noch gestattet, weil den Zinsderivaten reale Kredite zugrundeliegen. Wollte man es etwas unsachlicher umfassen, könnte man auch sagen, dass das staatliche Zocken vor allem deshalb erlaubt ist, weil Geld zum Zocken da ist.

    Derivategeschäfte – Level 2

    Der Ärger beginnt einige Jahre später, als sich zu diesem Zeitpunkt abzeichnete, dass die bis zu diesem Zeitpunkt abgeschlossenen Zinsderivate eine andere Entwicklung nahmen, als ursprünglich gedacht: Die Zinsderivate entwickelten ein Minus von rund 20 Millionen Euro und ein längerfristiges Risikobild von bis zu 300 Millionen (!) Euro, die im äußersten Negativfall als Schaden entstehen könnten. Wohlgemerkt, ich sage es noch einmal: “Gedacht”; wir können an dieser Stelle nicht von “zugesichert” sprechen, da es sich ja letztendlich um eine Wette handelt, deren Ausgang man ahnen, aber nicht voraussehen kann. Dass man aber im Oberbürgermeisteramt und in der Stadtkämmerei die Muffe bekommen hat, mutet bei solchen Katastrophenzahlen menschlich an.

    Allerdings: Die Stadtkämmerei (das Finanzressort, das im Oberbürgermeisteramt angesiedelt ist) entschloss sich hier zu einer fatalen Entscheidung, nämlich zum Abschluss weiterer Zinsderivate, um die Entwicklung der bestehenden Derivate abzumildern. Und hier beging man gleich eine ganze Reihe von Fehlern:

    1. Die neu abgeschlossenen Zinsderivate hatten keine realen Kredite mehr als Grundlage, sondern die früheren Zinsderivate. Das fällt unter das Spekulationsverbot.
    2. Die Summen, mit denen gehandelt wurden, hätten eine Entscheidung, zumindest aber eine Information des Gemeinderates benötigt.
    3. Der Gemeinderat wurde im Laufe der Jahre nur zögerlich und offenbar nicht in vollem Umfang über die Risiken, die sich da aufbauten informiert. Diese schlechte Informationspolitik der Oberbürgermeisterin wurde so auch gegenüber den drei weiteren Bürgermeistern gefahren, die ebenfalls nicht grundlegend über die Geschäfte informiert waren.

    Es sieht ganz danach aus, als ob die damalige Oberbürgermeisterin Christel Augenstein und die damalige Stadtkämmerin mit Millionen jongliert haben und das in Zukunft, zwischen den Jahren 2014 und 2017, eine Zeche fällig werden könnte, die es in sich hat. Während sich nämlich ironischerweise die früheren Zinsderivate inzwischen ins Positive entwickelt haben, stehen die neueren Derivate kräftig im Minus. Im ungünstigsten Fall entwickelt sich die Misere am Ende zu einem Berg von bis zu 80 Millionen Euro Minus. Muss nicht so kommen, kann es aber.

    Das drohende Unheil – Level 3

    Schon im Frühjahr des Jahres zogen die ersten dunklen Wolken auch außerhalb des Rathauses auf, als immer mehr Informationen aus dem Rathaus sickerten. Schon im Oberbürgermeisterwahlkampf, der im Mai in die heiße Phase eintrat, hatte man das dumpfe Gefühl, dass da etwas vor sich hinbrodelte. Dass man nicht alles wusste, zeigte sich letztendlich dadurch, dass alle Gegner von Christel Augenstein zwar in ihren Wahlprogrammen Wert darauf legten, zukünftige Anlagen nicht in exotische Papiere zu tun, aber nicht ins Detail gingen, obwohl mit Gert Hager ein Bürgermeister und mit Hans-Joachim Bruch ein Gemeinderat kandidierten.

    Wie auch immer: Christel Augenstein wurde abgewählt, Gert Hager zum neuen Oberbürgermeister der Stadt Pforzheim gewählt und ihm fiel die undankbare Arbeit zu, praktisch vom ersten Tage seines Amtes das Sickerbecken in der Stadtkämmerei trockenzulegen und durch eine Prüfung durch die Gemeindeprüfanstalt Baden-Württemberg analysieren zu lassen. Durch eine anonyme Anzeige kam noch eine strafrechtliche Überprüfung dazu, die unter anderem auch noch zu Hausdurchsuchungen im Rathaus und den Privaträumen der Ex-OB und der Stadtkämmerin durch die Staatsanwaltschaft Mannheim führte. Die Stadtkämmerin ist, nachdem sie vor einigen Tagen bereits von sich aus gekündigt hatte, am Freitag nun beurlaubt worden. Etwas anderes kann man niemandem – auch nicht der Stadtkämmerin selbst – zumuten. Das Image der Stadtverwaltung kommt schon arg unter die Räder.

    Um Frau Augenstein, um ihre zwei eifrigen Wahlkampfhelfer Hans-Ulrich Rülke, FDP-Fraktionsvorsitzender im Landtag und Stefan Mappus, CDU-Landtagsfraktionsvorsitzender und designierter Ministerpräsident des Landes und um viele Protagonisten des Pforzheimer Gemeinderates im konservativen Sektor, die sonst zu jedem lauen Lüftchen etwas zu sagen haben, ist es derzeit erstaunlich ruhig zu diesem Thema.

    Das ist vermutlich besser so. Hier geht gerade eine Ex-Oberbürgermeisterin, die offensichtlich nicht nur im Wahlkampf überraschend überfordert wirkte, mit Pauken und Trompeten unter und ich mag mir nach wie vor nicht in jeglichen Details ausmalen, was passiert wäre, wenn sie im Sommer tatsächlich nochmal zur Oberbürgermeisterin gewählt worden wäre.

  • Die zwei Seiten von Google Public DNS.

    Google startet einen eigenen, öffentlichen DNS-Dienst. Man hat es vielen Medien in ihren Artikeln darüber deutlich angemerkt, dass sie gern mehr aus dieser Story machen würden, aber es eigentlich nicht viel dazu zu sagen gibt, außer der Tatsache, dass Google eben einen eigenen, öffentlichen DNS-Dienst gestartet hat.

    Grundsätzlich ist das, was Google hier im Rahmen eines Experiments macht, nichts anderes wie ein weiterer Anbieter eines Telefonbuches. DNS ist normalerweise ein Dienst, den der Zugangsprovider zur Verfügung stellt und der die Adressen seiner DNS-Server automatisch bei der Einwahl übermittelt, damit der Kunde diese nutzen kann. Das passiert alles, genauso wie die DNS-Auflösungsgeschichte, so fern und so automatisch im Hintergrund, dass davon keiner wirklich größere Notiz nimmt, obwohl ohne DNS das Internet nur noch eine Zahlenwüste wäre.

    Google hat eine Infrastruktur, die vermutlich alles in den Schatten stellt, was alle anderen Internet-Beteiligte als eigene Infrastruktur im Internet in Betrieb halten. Googles Infrastruktur hat sich im Laufe der Jahre immer weiter weg vom inselartigen Hosting in Richtung einem spinnenartigen Hosting gewandelt: Serverfarmen sind weltweit verteilt und mit Google-eigenen Anbindungen verbunden und die Praxis von Google, relativ günstige Hardware einzusetzen, die dann ihre Inhalte exzessiv redundant halten, führt Google auf globaler Ebene durch. Dazu kommt dann die Politik, möglichst mit vielen Providern direkt zu peeren, also Direktanbindungen zwischen Google und dem jeweiligen Provider zu realisieren, um die Inhalte nicht nur schnell, sondern auch auf kürzestem Wege zum Benutzer zu bringen.

    Nur so funktionieren so profan wirkende Dinge wie eine Suchmaschine, Google Mail, YouTube – Dienste, die sehr hohen Datenverkehr erzeugen und alles gleichzeitig passen muss. Es ist daher kaum verwunderlich, dass sich Google mit seiner gewaltigen Infrastruktur auch mal an ganz heiße Dinge wie das DNS wagt, um zu schauen, wie das alles denn unter Last funktioniert. So wie viele Millionen Menschen im Internet die “niederen” Dienst einsetzen, lässt sich nicht simulieren. Und sicherlich auch kein Geld verdienen, denn mit DNS verdient nur der Geld, der Domainnamen verkauft oder das DNS wissentlich manipuliert.

    Die andere Seite der Medaille ist eine entlarvende: Online-Sperren auf Basis von DNS zu implementieren, ist Mumpelfurz, weil das Betreiben eines DNS-Servers kaum verboten oder technisch sinnvoll reglementiert werden kann. Machen es die Kleinen nicht mehr, macht es eben der Große. Und das ist dann die andere Seite von Googles DNS-Experimenten, denn es zeigt den vielen Ursulas und Wolfgangs in den Regierungen der Welt, wie schmallippig ihre bisherigen Bemühungen waren und wie schrecklich einfältig ihre bisherigen Lösungsansätze sind.

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