• Ist Microsoft eigentlich bescheuert?

    Das dachte ich als erstes, als ich die Geschichten las, dass Microsoft in Verhandlungen mit Rupert Murdoch stehen würde, um dessen Nachrichten zukünftig nicht mehr in Google zu haben, sondern in der hauseigenen Suchmaschine Bing. Hat Microsoft so einen Winkelzug heutzutage tatsächlich nötig? Ich kann es nach wie vor nicht glauben, dass man bei Microsoft tatsächlich so dumm sein kann.

    Natürlich geht es bei so einem Deal um Geld. Viel Geld. Geld, von dem Rupert Murdoch tatsächlich nach wie vor glaubt, dass es von den bösen Menschen im Internet, die kein Geld zahlen wollen, geklaut wird und der Handlager dazu Google ist. So falsch ist diese Denkweise zumindest in Ansätzen nicht, allerdings hängt es nun eben nicht damit zusammen, dass Internet-Nutzer grundsätzlich Geizlinge sind, sondern eben damit, dass es keinen Sinn macht, eine Zeitung einfach in Bits und Bytes zu gießen und für die gleichen Inhalte ein Mehrfaches an Geld zu fordern, nur weil das eben auf dem Papier so wunderschön funktioniert.

    Bing ist eigentlich keine so schlechte Suchmaschine und hat vor allem wieder mal einen großen Vorteil: Sie kommt voreingestellt in Windows und Internet Explorer daher, ist endlich mal eine schnelle Suchmaschine aus dem Hause Microsoft und hat – was auch neu ist für die Jungs und Mädels aus Redmond – endlich einen nicht ganz so verkniffenen Anspruch, mit aller Brachialgewalt die Weltherrschaft erreichen zu müssen und zwar möglichst noch nächste Woche, spätestens übernächste. Ich dachte eigentlich, dass Microsoft in den letzten Jahren begriffen hat, dass es in all den Märkten, in denen Microsoft vertreten ist, ohne Koexistenzen nun mal nicht geht und es der beste und nachhaltigste Weg ist, mit Technik, Ideenreichtum und Gelassenheit zu glänzen. Fast konnte man glauben, dass Microsoft den Weg finden würde in die Welt der offenen Formate und der echten Collaboration.

    Und jetzt das? Microsoft will sich angeblich mit einem alten Mann einigen, der alte Ideologien huldigt, neue öffentlich verteufelt (aber nichtsdestotrotz massiv einsetzt) und immer noch nicht begriffen hat, dass Google nicht einfach nur eine Blase ist, sondern tatsächlich ein Unternehmen? Sorry, Redmond, glaubt ihr tatsächlich, dass das Heil im Konzepten des letzten Jahrhunderts zu finden ist? Okay, es kann uns ja egal sein, wohin Murdoch mit seinen kruden Gedanken letztendlich landet, aber habt ihr nicht schon genug mit euren früheren Medienkooperationen wie das unsägliche “MSNBC” oder das noch viel unsäglichere “ZDF.MSNBC” erlebt? Zusammengesetzte Wörter und Marken und in Deutschland haben die meisten Menschen bis heute nicht begriffen, was eigentlich “MSNBC” eigentlich ist beziehungsweise, geschweige denn, “MSN” oder “NBC”.

    Vermutlich wird Geld fließen von Bing nach Murdoch, wenn es tatsächlich zu so einem Deal kommt. Es wird schlecht angelegtes Geld sein und dem gemeinen Internet-Nutzer nur die Frage aufwerfen lassen, wie langweilig es doch im letzten Jahrhundert war und wie bescheuert sich doch einige Unternehmen noch jetzt anstellen.

  • Rückblick auf die erste Staffel von “Protectors – Auf Leben und Tod”.

    War hübsch. Sehr hübsch. Die letzte Folge der ersten Staffel endete gestern dann auch praktisch tagesaktuell mit Referenzen auf den Klimagipfel in Kopenhagen im Dezember, wobei dann wirklich die ganze Palette drankam: Leute, die vor der Klimakatastrophe warnen, Leute, die die Klimakatastrophe für Humbug halten, Leute, die gekauft werden, das eine oder andere zu sagen, eine Umweltministerin in Gummistiefeln und einen alternden Ex-Terroristen, gespielt vom einzigen deutschen Schauspieler, nämlich von Wolf Roth. Wer sich den sehenswerten Abschluss anschauen möchte, kann das noch im Laufe dieser Woche in der ZDF-Mediathek tun.

    Coole Sache, diese Personenschützer aus Dänemark. War die dritte Folge noch so etwas wie eine schwächelnde Folge, haben die letzten zwei Folgen dann doch wieder das Lot geradegesetzt und gezeigt, wie man einen modernen Krimi produziert. Und gestern ist dann sogar noch die Technik im Besprechungsraum der Personenschützer ausgefallen. Das stimmt doch ermutigend, dass dänische Fernsehmacher ihrer dänischen Polizei auch mal zugestehen können, dass deren Technik kaputtgehen kann.

    Was rückblickend dann doch etwas prellte, war der Versuch, das Privatleben der Protagonisten einzubinden. Ich habe leider immer noch nicht verstanden, mit welchen Frauen Jonas Goldschmidt zu tun hatte und mich hätte eigentlich auch interessiert, wie das mit dem gekauften Haus von Rasmus Poulsen eigentlich weitergegangen ist. Nicht dass ich da jetzt jemand bin, der die große Familientheatralik braucht, aber wenn man diese Mikrogeschichten ansticht, muss man sie auch irgendwie sinnvoll durchbringen. Nun gut, ist wirklich ein Nebenkriegsschauplatz und auf sehr hohem Niveau gejammert.

    Wie geht es weiter? Nun, eine sechste Folge gibt es nicht, auch wenn danach offensichtlich genügend Menschen im Web suchen und hier landen – die erste Staffel besteht aus fünf Folgen und nicht mehr. Es wird aber bereits an der zweiten Staffel gearbeitet, die im dänischen Fernsehen Anfang des nächsten Jahres starten wird, ebenfalls wieder mit fünf Folgen. In Deutschland ist diese zweite Staffel allerdings erst wieder im Herbst im ZDF zu sehen, wir werden uns also ein Jahr gedulden müssen. Am nächsten Sonntag geht es erst wieder mit Kommissar Beck aus Schweden weiter, immerhin aber auch neue Folgen.

    In Sachen Protectors wird es noch einen kleinen Knaller hier im Blog geben, aber dazu später mehr.

  • STARCOS-3.2-Signaturkarten und OpenLimit CC Sign.

    Wieder ein halbes Wochenende mit ärgerlicher Kinderkacke in Sachen Signaturkarte verbracht. Und wieder scheiterte es an der Schlamperei, dass die schweizerische Firma OpenLimit grundsätzliche Dinge nicht lernt.

    Also, meine SignTrust-Signaturkarte verliert am 31. Dezember 2009 ihre Gültigkeit. Das ist ein normaler Vorgang, da Signaturzertifikate nur eine definierte Gültigkeit haben. Aus diesem Grund hat mir SignTrust vor einigen Tagen eine Nachfolgekarte zugeschickt, die ein nachfolgendes Zertifikat beinhaltet

    Problem: Die neue Signaturkarte funktioniert an meinem Bürorechner problemlos, zu Hause jedoch nicht. An beiden Rechnern ist ein funktionierender Kartenleser angeschlossen und an beiden Rechnern die Software “OpenLimit CC Sign” installiert, gleicher Versionsstand. Sowas hebt die Stimmung ungemein, da es keine sinnvolle Möglichkeit gibt, mit einer Fehlersuche anzusetzen, da leider auch die OpenLimit-Software eben nur meldet, dass die neue Karte nicht erkannt werden kann. Warum die Karte aber nicht erkannt werden kann, darüber schweigt die Software.

    Der Teufel liegt im Detail: Die neue Signaturkarte beinhaltet nämlich nicht einfach nur einen neuen Satz an Zertifikaten, sondern die Karte beinhaltet auch ein neues Betriebssystem. Dieses Betriebssystem der Signaturkarten, die SignTrust verwendet, nennt sich “STARCOS” und war in meiner alten Signaturkarte auf dem Versionsstand 3. Die neue Signaturkarte bringt als Betriebssystem jedoch STARCOS 3.2 mit.

    Und tatsächlich liegt hier der Hund auch begraben, denn die aktuelle Version von OpenLimit CC Sign konnte anfänglich mit STARCOS 3.2 nicht umgehen, was mit einem Patch zur STARCOS-3.2-Unterstützung geändert wurde. Das Dumme dabei ist nur, dass die Software vor dem Patch die Version 2.5.0.1 trägt und nach dem Patch ebenso – der Anwender ist also nicht in der Lage, zu überprüfen, ob seine Installation eigentlich STARCOS-3.2-fähig ist oder nicht. Warum nun die Version im Büro ohne Patch funktionierte? Nun, weil die Installation da erst zwei Wochen alt ist und der notwendige Patch ohne weitere Hinweise schon während der Installation eingespielt wurde.

    Diesen Faux-Pas, den Versionsstand einer Software mit einem signifikanten Patch bzw. einer Funktionserweiterung nicht zu erhöhen und damit als Anwender nicht erkennen zu können, ob man nun eine STARCOS-3.2-Unterstützung hat oder nicht, hat bei OpenLimit leider Tradition, denn ich hatte ein ähnliches Problem schon vor fast genau einem Jahr beim OpenLimit-Support moniert, was auch mit der Rückmeldung, dass man dies an die zuständige Abteilung weitergeben wolle, beantwortete – leider offenbar ohne messbaren Erfolg.

    In Sachen Programmiertechnik spätere Funktionserweiterungen und Patches einer Software nicht in einer höheren Versionsnummer zu führen, ist finsteres Mittelalter und eine Sache, die man im ersten Semester Informatik lernt.

  • Die Tablet-Vision von Microsoft: Courier.

    Glaubt man Analysten, die in Firmen arbeiten, die nichts anderes wie Analysieren der Wirtschaft tun, dann wird das Jahr 2010 nicht das Jahr, in dem die Russen die Leonov hoch zum Jupiter schicken, um den die Discovery kreist, sondern das Jahr der Tablets. Während Analysten begeistert von Apples Tablet schwadronieren und es zu diesem Gerät weder ein Statement von Apple gibt, geschweige denn Bilder, haben andere da schon länger Erfahrung. Man denke da an den höchst legendären Compaq TC 1000, einem Gerät, das an sich recht schmuck aussah, die Leistung eines kleinen Notebooks hatte, mit Akku gut drei Stunden lief und eben schon 2003 mit Gestik zu bedienen war, wenn auch mit Stift. Das Ding anno 2002 zu besitzen, hat mich ein Heidengeld gekostet, aber es war einfach cool und es funktionierte.

    Die Vision, die hinter “Courier” steckt, schlägt jedoch alles bisher gesehene und macht den Tablettcomputer haus-, hof- und taschenfähig. Die Idee dabei ist, dass „Courier“ nicht als wirkliches Tablett daherkommt, sondern als aufklappbares Buch, dessen zwei innere Seiten jeweils aus einem Bildschirm besteht:

    Auf der Website von Gizmodo.de/PC Professionell, die die Materialien zu „Courier“ angeblich zugespielt bekommen haben wollen (ich glaube bei solchen Projekten allerdings nicht an Leaks, sondern glaube, dass das bewusst zugespielt wurde), gibt es auch noch eine Reihe von Fotos der Studie, die den Kleincomputer unter anderem in zugeklapptem Zustand zeigen.

    Die Idee hinter „Courier“ hat dabei eine andere, höchst faszinierende Geschichte, sie kommt nämlich aus dem Projekt „Codex“, in dem die Macher folgenden, durchaus etwas unförmigen Klumpen gebaut haben:

    Wer jedoch genau hinschaut, weiß, warum das so ein Apparat ist, denn beide Hälften des Prototyps bestehen aus jeweils einem eigenständigen Taschencomputer des Herstellers OQO, auf dem nicht irgendein heruntergestripptes Not-Betriebssystem arbeitet, sondern ein vollständiges Windows, in dem seit Windows XP die Tablettfähigkeiten fest eingebaut sind.

    2010 wird spannend in den Taschen – und nicht nur dort. Denn im Gegensatz zu Apple wird Microsoft zeigen müssen, wie sie mit solchen Hardwarekonzepten dann in der Produktionsphase umgehen, denn wenn es aus der Tablet-PC-Geschichte eine Sache zu lernen gab, dann den Umstand, dass das Projekt von der Idee über den Prototypen bis zum fertigen TabletPC eine kleine Ewigkeit dauerte, weil zu viele beteiligte Hersteller mit unterschiedlichem Engagement an das Thema herangingen.

  • Die große Fragerei zur Bloggerei.

    Ein Stöckchen pro Jahr muss einfach gehen und da Kollege Pottblog gerade ein Stöckchen bearbeitete, bat ich ihn, ein Stöckchen seinerseits in meine Richtung zu werfen.

    Warum bloggst du?

    Es liegt wohl an meinem ausgeprägten Mitteilungsbedürfnis, mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen. Es ist etwas sehr faszinierendes und an sich ein viel zu unterschätztes Privileg, Dinge in die Öffentlichkeit sprechen bzw. brüllen zu können, ohne dafür in ein Verlies gesperrt zu werden. Und man mag es nicht glauben, wie sehr selbst einfach gesprochene Worte dafür sorgen können, Meinungen zu verschieben, Dinge zu lernen, Missstände zu erkennen.

    Seit wann bloggst du?

    An sich seit März 2004, allerdings erst seit Juni 2007 unter dieser Adresse und in diesem Blog. Von März 2004 bis Juni 2007 habe ich “Das BesimBlog” beschickt, ebenfalls ein privates Weblog, allerdings mit weniger Augenkompatibilität. Der/die ein oder andere wird sich noch an den knallroten Hintergrund erinnern. 😉

    Die Idee hinter diesem Blog ist eine stärkere Ausrichtung zu internet-spezifischen Themen, da unter www.netplanet.org mein Internet-Lexikon liegt. Dazu muss ich mich zwar gelegentlich zwingen, aber es ist gut, ein paar Leitlinien zu haben, an die man sich halten kann, wenn man gar nichts mehr zu bloggen weiß.

    Warum lesen deine Leser dein Blog?

    Vermutlich weil sie unterhalten werden wollen. Meist gut, oft sehr offensiv und auch nicht immer ohne Färbung, aber das ist immerhin auch ein persönliches Weblog und da erlaube ich mir solche Dinge. Kontroverse Themen gibt es hier frei Haus, ich denke, das ist so etwas wie einer der Erkennungszeichen hier.

    Welche war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf deine Seite kam?

    Das war der Name einer Person, über die ich vor einigen Tagen ein paar Zeilen geschrieben habe.

    Welcher deiner Blogeinträge bekam zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?

    Das war vor einiger Zeit mal eine Theorie von mir, wie Google funktionieren könnte, ohne jeglichen Schnickschnack, sondern nur mit reiner Power der Besucher. Ist einer der Artikel, in die ich mich richtig reingehängt habe und dennoch ist dieser Artikel einer der Ladenhüter im Blog. Die Theorie gefällt mir allerdings nach wie vor immer noch gut, ich bin immer noch davon überzeugt, dass das Google-Ranking zu einem größeren Teil nicht maschinell erstellt wird, sondern durch die Benutzer.

    Was auch etwas kurz kommt, sind meine Aphorismen.

    Dein aktueller Lieblings-Blog?

    Das ist erst vor wenigen Tagen in den Feed-Reader gekommen und hat an sich so gar nichts mit dem Internet zu tun, sondern mit Design, nämlich das Blog I Heart Pluto. Macht sich schön im Feed-Reader, jeden Morgen eine Packung Farbe. 🙂

    Welchen Blog hast du zuletzt gelesen?

    Das kann ich so gar nicht sagen, da ich ein überzeugter Blog-im-Feed-Leser bin, also die Feeds lese und die Blogs eher selten “echt” besuche. Und da ist es so, dass ich die Feeds nicht einzeln lese, sondern in der zentralen Timeline und die sich dann auch noch löscht, wenn ich sie durchgegangen bin. Ich kann also beim besten Willen nicht sagen, welches Blog das letztbesuchte war. Ist aber an sich auch nicht wichtig, denn alles, was im Feed-Reader ist, ist wichtig.

    Wie viele Feeds hast du gerade im Moment abonniert?

    Das sind aktuell 64 RSS-Feeds, allerdings sind davon etwa nur die Hälfte reine Weblogs, der Rest sind Feeds zu Softwareprojekten, Pressemitteilungen und Nachrichtensites.

    Dazu kommen dann noch rund 160 Twitterista, denen ich in Twitter folge. In Facebook schaue ich auch gelegentlich auf die Timeline, da allerdings deutlich weniger.

    An welche fünf Blogs wirfst du das Stöckchen weiter und warum?

    • Der Claus, der mal unbedingt sein About-Me aktualisieren sollte,
    • der Göksiman, der für so Sachen immer zu haben ist,
    • der Mathias, der viel zu selten bloggt,
    • der Marian, weil ich das Thema seines Blogs spannend finde, immerhin jemand, der sich mit dem Thema Paid Content im Zeitungswesen beschäftigt,
    • der Martin, der für so Sachen bestimmt gar keine Zeit hat. 😉
  • Das Profi-Business-Werkzeug namens „iTunes“.

    Mit iTunes Termine zu Outlook zu synchronisieren, funktioniert augenscheinlich kinderleicht. Augenscheinlich. Denn hinter den Kulissen schafft es iTunes tatsächlich, Termine nicht korrekt zu synchronisieren, so dass immer wieder folgendes mit ganztägigen Kalenderdaten passiert:

    Synchronisationsfehler Termine Outlook-iPhone

    Ganztägige Termine, die Geburtstage nun mal für gewöhnlich sind, sind nach einer Synchronisation auf dem iPhone plötzlich nicht mehr ganztägig, sondern beginnen erst um 23 Uhr und enden um 23 Uhr am nächsten Tag. Oder auch schon um 1 Uhr nachts. Und das nicht bei allen Geburtstagen, allerdings immer nur Geburtstagen und ohne erkennbare Systematik. Und wenn man das nicht schnell genug merkt und fatalerweise das iPhone das nächste mal wieder an den Rechner hängt, synchronisiert das von offensichtlichen Kindern programmierte Gerät die verpfuschten Termine mit gleicher ID wieder zurück in den Outlook, so dass keine Langeweile bei der händischen Terminpflege aufkommt.

    Was iTunes unter Windows richtig gut kann? Ressourcen fressen, sich nicht an Rechtevergaben von Windows halten und Leuten auf den Sack gehen.

  • PS3-Update 3.1.

    Bei Sony Computer Entertainment hatte man wieder zu viel Zeit und hat ein paar mehr oder weniger unnütze Features in eine neue Version der PS3-Firmware eingebaut, die da wären:

    • Eine mal wieder neue Ansicht für Fotos, diesmal nun in Gitterform, so bald der Benutzer auf einen Ordner mit Fotos zugreift.
    • Eine Facebook-Anbindung, um seine Friends in Facebook mit neu gewonnenen Trophäen und gekauften Spielen zu nerven.
    • Einbindung von Internet-TV. Wobei, halt, gar nicht wahr, sondern nur eine Einbindung von Mediatheken von TV-Sendern, in denen Material schon für Besucher zur Verfügung steht, die dort mit einem normalen Webbrowser herumschleichen. Und das alles auch nicht mit deutschen Anbietern, wo kämen wir denn da hin.
    • Und der absolute Bringer und Ober-Burner: Der Benutzer darf nun die Farbe der Box seines PSN-Profiles auswählen. Natürlich nicht frei, sondern aus einer Palette von zwanzig Farben. Ich habe schon nachgeschaut, die Farbe Ankaragrau gibt es nicht.

    Die Notwendigkeit, dieses Update zu installieren: Nahe Null.

    Was nach diesem Update weiterhin existiert: Eine grauenhafte Performance des Playstation Networks, gerade abends und an Wochenenden, die mitunter so derb ist, dass man Downloads auch bequem per ISDN-Telefon machen könnte und selbst für das Anzeigen des eigenen PSN-Profiles (egal in welcher Farbe) drei oder noch mehr Anläufe notwendig sind. Ich glaube inzwischen nicht mehr, dass das bei den Verantwortlichen noch irgendjemanden wirklich interessiert.

  • Xing goes Old Economy.

    Ich hätte es ja noch verstanden, wenn irgendein Pensionsfonds sich Anteile der XING AG kauft. Oder ein Autohersteller. Oder ein skurriler russischer Investor mit mindestens einer 40-Meter-Jacht. Dass aber ausgerechnet die Hubert Burda Media nun durch ihre Tochter, der Hubert Burda Digital GmbH, die etwas über 25 % der Aktienanteile der XING AG von Lars Hinrichs gekauft hat, Hauptaktionär der XING AG ist, enttäuscht.

    Ausgerechnet ein Platzhirsch im Wald der Holzmedien, ausgerechnet ein glühender Verfechter von Leistungsschutzrechten und damit ausgerechnet ein Unternehmen, das die moderne Internet- und Informationswelt zwar möglicherweise verstanden hat, aber sich nicht zu schade ist, mit der Politik einen Deal in der Form einzugehen, sich zwar weiterhin als vermeintlich vierte Macht im Staate fürchten, aber insgeheim von diesem Staat protektionieren zu lassen. Das ist bitter. Damit geht Xing den gleichen Weg, wie die VZ-Netzwerke (in der Holtzbrinck-Gruppe) und “Wer kennt wen” (in der RTL-Gruppe). Old Economy eats New Economy.

    Nun gut, es trifft sich gut, dass im Dezember mein Premium-Account bei Xing ausläuft. Den muss man übrigens kündigen und das geht hier.

  • Also, Zeitungen, ran ans Eingemachte.

    Wie angesagt fangen wir jetzt im 4. Teil mal an mit Ansätzen, wie ich mir als aufmüpfiger Leser und Beobachter eine Zeitung in der Zukunft vorstellen könnte.

    Paid Content?

    Kurzum: Ich glaube nicht, dass Paid Content der Dukatenesel der Zeitungsindustrie wird, dazu gibt es mehrere Gründe:

    • Eine normale Tageszeitung ist bei weitem nicht exklusiv, sondern konkurriert in vielen Teilen unmittelbar mit Nachrichten, die von anderen Anbietern nach wie vor kostenlos im Web angeboten werden und die für diesen Teil der Nachrichten schon seit Jahren eine Kompetenz haben. Bestes Beispiel ist hier der “Welt-Teil” einer Tageszeitung, also Nachrichten aus der Welt, dem Bundesland, der Wirtschaft, dem überregionalen Sport. Hier sind die Nachrichten, die ich heute in der Tageszeitung lese, schon gestern passiert und in der Regel auch schon gestern in SPIEGEL Online & Konsorten durchgelaufen.
    • Viele Zeitungen probieren sich durchaus schon am Paid Content, nämlich in Form von elektronischen Versionen ihrer Ausgabe als PDF, das abonniert werden kann. Die durch die IVW messbaren Erfolge sind dabei bescheiden, wenn nicht gar desaströs, denn sie fangen nicht ansatzweise das auf, was an normalen Abonnenten abfließt. Hier spielen sicherlich eine Vielzahl von Aspekten ein, einige seien hier genannt:
      • Das Layout, das auf Bildschirmen nicht gut lesbar ist
      • Der Computer als Medienbruch (wer hat schon einen Computer auf dem Küchentisch?)
      • Die fehlende Mobilität der elektronischen Ausgabe (wenn ich sie von zu Hause nicht ins Büro maile, habe ich sie nicht dabei)
      • Der fehlende “Geselligkeitsfaktor”, eine papierne Tageszeitung macht normalerweise eine Runde durch die Familie bzw. die Kollegenschaft
      • Nachrichten haben eine sehr schnelle Verfallszeit und so bleiben für ein kostenpflichtiges, tagesaktuelles Nachrichtenangebot nur wenige Stunden, maximal ein Vormittag
      • Das Preisgefüge, da viele Abonnenten nicht bereit sind, fast gleichviel für die elektronische Ausgabe zu bezahlen, die elektronische Ausgabe den Verlag aber dank des hohen Layoutaufwands praktisch ebenso viel kostet, wie wenn sie auf Papier gedruckt wäre
    • Eine besondere Illusion stellt Paid Content auf mobilen Geräten dar, wie sie beispielsweise der Vorstandschef des Axel-Springer-Verlages sieht. Was in all diesen Visionen fehlt, ist die Frage, warum ein Besitzer eines Mobiltelefones ausgerechnet auf seinem Mobiltelefon regelmäßig eine Zeitung lesen sollte? Wenn ich meinen Mobilkonsum anschaue, dann ist das ein morgentlicher Überflug über zwei Nachrichten-Websites, aus denen ich maximal ein oder zwei Artikel in Gänze lese. Eine ganze Zeitung am Handy lesen? Das können nur Leute fordern, die das noch nie probiert haben.

    Ich glaube deshalb, dass man zunächst darüber sprechen muss, wie Tageszeitungen wieder zu ihren Wurzeln kommen und wie sie das schon seit geraumer Zeit tun, ohne wirklich groß darüber zu sprechen:

    Back to the roots

    Wer sich näher mit der Thematik beschäftigt, wird schon unlängst bemerkt haben, dass Verlage schon geraume Zeit damit beschäftigt sind, an der Kostenschraube zu drehen. Sie stampfen, wenn sie ein Großverlag sind, nicht gut laufende Publikationen ein, hängen kostenlose Anzeigenblätter an den Nagel, legen Redaktionen zusammen, schließen Regionalbüros und –redaktionen oder fusionieren mit anderen Verlagshäusern. Die großen Zeitungsverlage, die keine Zeitschriften verlegen, sind schon seit längerem auf dem Zug und kaufen sich gerade bei kleinen und sehr kleinen Verlagshäusern ein oder übernehmen diese gleich ganz. Einerseits, weil man in schlechten Zeiten auf Einkaufstour geht, aber andererseits auch deshalb, weil auch sie zuschauen müssen, wie sie ihre eigenen Rückläufe einigermaßen sinnvoll kompensieren. Und da sind andere Blätter als zusätzliche Abspielstationen zunächst eine Rettung, um Reichweiten zu sichern und Synergieeffekte zu nutzen.

    Solche Synergieeffekte werden, meiner Meinung nach, nur der Anfang sein, denn mittelfristig wird sich schon die Frage stellen, ob jedes Regionalblatt auch einen vollständigen Newsroom braucht. Zwar ist es heute schon Normalität, dass man komplette Agenturreportagen auch in größeren Zeitungen findet, dennoch leistet sich praktisch auch jedes Regionalblatt Redakteure für überregionale Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wirtschaft. Hier Kooperationen zu schaffen und letztendlich einen dezentralen Newsroom zu bilden, wird sich kaum vermeiden lassen – wenn man dies nicht als Chance begreift. Gleichberechtigte Syndikate schaffen, ohne Unabhängigkeiten zu verlieren. Das macht der US-Fernsehindustrie seit Jahrzehnten erfolgreich vor.

    Denn über eines muss man sich im Klaren sein: “Zurück zu den Wurzeln” heißt in erster Linie auch, die eigenen Kompetenzen zu stärken und andere Dinge zur Not unterzuordnen. Die Kompetenz der Lokalzeitung ist der Anspruch, in der Region gut informiert zu sein und gut informieren zu können. Die bisherige Monopolstellung oder gar eine Meinungsführerschaft hierfür ist mit dem Aufkommen des Internets allerdings nicht mehr vorhanden.

    Folgt Online Print oder Print Online?

    Das wird sicherlich einer der spannendsten Themen im Wandel der Medien sein: Werden es die bisherigen Publikationen schaffen, sich im Wandel bei Bedarf vollständig neu auszurichten oder werden sie weiterhin den bisher eher kläglichen Versuch wagen, weiterhin das Alte als Standard zu beschwören, komme was wolle? Und das ist weit mehr als nur die Kardinalfrage, ob morgen noch eine papierne Ausgabe der Zeitung erscheinen soll oder nicht.

    Das Thema ist nämlich insofern vielschichtig, dass man sich irgendwann als Redaktion die Frage stellen muss, ob man gleichzeitig zwei Arten der Nachrichtenproduktion pflegen kann, nämlich die ausgabenbasierte Produktion für die Zeitung und die permanente Produktion für Online. Oder frei nach dem Motto von Rivva.de: Kann man mit dem täglichen Aufstauen und kontrollierten Ablassens des Sees auch gleichzeitig einen Fluss bewirtschaften?

    Eine spannende Lösung könnte das Abschneiden eines sehr alten Zopfes sein: Abkehr der täglichen Erscheinungsweise und Auffüllen der Lücke durch ein Online-Nachrichtenangebot. Das hätte den Vorteil, dass für die Tage, an denen keine Printausgabe erscheint, die Online-Ausgabe der Mittelpunkt wird und die auch ganz anders vermarktet werden kann. Die Printausgaben (die durchaus zwei, dreimal in der Woche erscheinen könnten) hätten dann Raum für deutlich mehr Hintergrundberichte und Magazinteile und zudem könnte man erheblich unbeschwerter an das Thema gehen, Online und Print zu verzahnen, ohne die Angst zu haben, dass mit einem Link der Leser auch sofort verschwindet.

    Solche radikalen Ansätze wären auch anderweitig ein Befreiungsschlag, nämlich beim Anzeigenmarkt, der durch die so sehr kraftvolle Stärkung der Online-Aktivitäten ganz andere Vermarktungsstrategien ermöglicht, da der gesamte Anzeigenmarkt nicht mehr nur einmal erscheint, sondern für Zeiträume gebucht werden kann, bis hin zur Flexibilität, eine Anzeige so lange buchen zu können, bis das Anzeigenziel erreicht ist.

    Und hier ist dann auch die tatsächliche Waffe gegen Google & Konsorten. Die Zeitungen können endlich sinnvoll online vermarkten und haben dazu den Inhalt. Und wenn man genau den Worten von Google & Konsorten zugehört hat, wird man erstaunt konstatieren, dass Google & Konsorten niemals etwas anderes gewollt haben, denn sie würden vom ersten Tage an, bei so einem Strategiewechsel, die Bälle noch zielgerichteter in die Hände der Verlage spielen.

    Die bisherigen Teile:

        Der nächste Teil geht darauf ein, wie Zeitungen mit dem so genannten Graswurzeljournalismus nicht konkurrierend, sondern richtiggehend partnerschaftlich umgehen können, ohne das jemandem dabei ein Zacken abbricht.

      • Der Mann, der nicht twitterte.

        Na da hat US-Präsident Barack Obama offensichtlich in ein Wespennest gestochen, als er vor chinesischen Studenten in Shanghai auf die Frage, ob diese twittern sollten, antwortete, dass er noch nie Twitter benutzt habe. Und das dann ausgerechnet zu Diskussionen über das Verified-Account-Siegel führt, das Twitter den prominenten Besitzern von eigenen Twitter-Accounts anbietet und dass auch der Twitter-Account von Barack Obama schmückt.

        Um es mal sehr deutlich zu sagen: Wer tatsächlich glaubte, Barack Obama habe jemals selbst mit seinen eigenen zehn Fingern getwittert oder gebloggt, muss schon ein sehr hoffnungsfrohes Bild von Politik in der Enterprise-Klasse haben. Schon in den unteren Wahlkampf- und Politikklassen ist eine Handvoll Zeit, die man braucht, um Äußerungen innerhalb einer bestehenden Kommunikationsstrategie einzupassen, eine Sache, die man einfach nicht hat und die man innerhalb eines Teams zwangsläufig delegieren muss. Die Alternative wäre das, was wir an den Politikern “von gestern” bemängeln: Gar nichts schreiben.

        Es ist bei Äußerungen von Politikern immer so eine Sache, wie man Meinung verkauft. In erster Linie ist es erst einmal der Kandidat, der für die Thesen steht, die unter seinem Namen “verkauft” werden. Liest man also eine Pressemitteilung, einen Artikel auf seiner Homepage oder in seinem offiziellen Twitter-Stream, dann ist es erst einmal der Kandidat, der da verkündet. Damit kann man es schon mal bewenden lassen, denn selbst wenn eine Äußerung im offiziellen Twitter-Stream von Barack Obama nicht von ihm selbst geschrieben wurde, gehe ich davon aus, dass Barack Obama das vertritt, was er da schreiben lässt.

        Twitter lässt sich als ein sehr persönliches Sprachrohr nutzen und das tun viele Menschen auch, in dem sie selbst die Buchstaben eintippen – aber von müssen steht da nichts.

        Im übrigen hätte man nur die Online-Kampagne von Obama näher betrachten müssen, um schon sehr lange zu wissen, dass sie Obama nicht selbst erfunden und gefahren hat. Das Unternehmen hinter der Strategie nennt sich Blue State Digital, macht das auch nicht zum ersten und letzten Mal und wenn man sich das offizielle Kampagnenblog anschaut, so haben da schon immer viele Menschen aus dem Team Obama mitgeschrieben, aber eben alle eine Sache gemeinsam vertreten. Das ist moderner Wahlkampf.

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