• Rivva.de braucht Hilfe und du kannst helfen.

    Der Online-Dienst Rivva.de ist mir ehrlich ans Herz gewachsen. Als ein Graswurzel-Nachrichtenprojekt von Frank Westphal gestartet macht es seit zwölf Jahren immer noch genau das: Nachrichten als einen stetigen Fluss sehen und nicht als See. Alles, was ich in Sachen Online-Nachrichten gelernt hatte, war auch ein Stück aus der Kultur von Rivva.de heraus gesehen.

    Gebloggt habe ich in diesem bescheidenen Blog jedenfalls regelmäßig über Rivva.de und es ist vieles noch aktuell.

    Nun ist Rivva.de immer noch ein Projekt von Frank Westphal und ich habe – so wie viele Nachrichtenjunkies auch – Rivva.de immer noch in meinem Newsreader. Rivva.de hatte in der Vergangenheit immer wieder mal Kooperationen mit Werbe- und Medienpartnern, nun aber braucht es eine neue, nachhaltigere Finanzierung.

    Westphal stellt sich ein Abo-Modell vor, das über den Online-Abo-Vermittlungsdienst Steady abgeschlossen werden kann. Das möchte ich jedem Leser an dieser Stelle sehr ans Herz legen, so wie ich jedem Leser Rivva.de selbst ans Herz legen will. Und das nicht nur meinen Nachrichten- und Journalistenkollegen, sondern wirklich allen. Was Google News im Groben ist, ist Rivva.de im Feinen.

    Hier geht es lang: Hilfe benötigt: Bitte unterstützt Rivva über Steady

  • Wechsel der Buchhaltungssoftware und Spaß haben.

    Schon Mitte letzten Jahres hatte ich mich entschieden, zum Ende des Jahres die Buchhaltungssoftware zu wechseln. Bis dato nutzte ich Lexware BüroEasy. Beziehungsweise ärgerte mich darum herum. BüroEasy ist das, was früher einmal die deutsche Version von Intuit QuickBooks war und seit 1999 von Lexware vertrieben wird. Und in Sachen Grafik und Bedienung auch ungefähr da stehengeblieben ist.

    Da ich buchhalten kann, wäre mir das eigentlich noch relativ egal gewesen, aber leider schleppte Büro Easy eine Reihe von Abstürzen mit sich und die Einbindung von OpenOffice zum Rechnungsausdruck ist bescheiden. Zum Support möchte ich gar nichts mehr schreiben und sagen – der hat eigentlich nur dafür gesorgt, im Dezember endgültig den Schlussstrich am 31. Dezember zu ziehen, den Wartungsvertrag zu kündigen und das neue Jahr mit einer neuen Software zu beginnen.

    In meinem Fall ist das nun WISO MeinBüro Plus. Es ist zwar ebenfalls nicht das schnellste Programm auf dem Planeten und leidet etwas in der Auflösung der Ansicht, die mit HiDPI-Bildschirmen nichts anfangen kann, aber ansonsten gibt es rein gar nichts zu meckern, weil sich Leute offenkundig darüber Gedanken machen, eine Buchhaltungs- und Fakturasoftware für Menschen zu entwickeln, die auch lernfähig ist.

    Nur ein Beispiel: Die Buchung von Bewirtungsbelegen ist etwas, die BüroEasy nicht automatisch kann. Man bucht also einen Bewirtungsbeleg und bucht als zweiten Vorgang manuell einen Buchungssatz zum Abzug der 30 % nicht abzugsfähigen Kosten. Vorlagen für diesen Standardbuchungssatz gibt es nicht, man muss sich das alles selbst anlesen und jedes Mal daran denken. In WISO MeinBüro gibst du den Beleg an und so bald „Bewirtungskosten“ ausgewählt wird, denkt die Software automatisch daran und bucht alles notwendige. Zwei Minuten geschenkte Zeit.

    Und so geht es dann durch und durch, bis hin zur Rechnungserstellung. Obwohl ich lange Jahre ein Feind von Formulareditoren war und lieber mit einem Export auf Office meine Rechnungen machte, nutze ich den eingebauten Formulareditor liebend gern. Denn der funktioniert und hat von Anfang an ein vernünftiges Aussehen mit allen notwendigen Informationen. Allein hier spare ich mir jeden Monat mindestens eine halbe Stunde Zeit. Der Kontenabruf funktioniert ebenfalls und bei der Zuordnung schlägt WISO MeinBüro auch entsprechende Buchführungskonten vor. Kennt der BüroEasy-Kunde so auch nicht.

    Hinter den Kulissen funktioniert WISO MeinBüro Plus mit einem richtigen, kleinen Datenbankserver und benutzt bei so Leuten, die so wie ich eine Einnahmen-Überschussrechnung machen müssen, einen vereinfachten Kontorahmen, der sich nach den Feldern des Formulars EÜR der Steuererklärung richtet. Das ist bei Lexware BüroEasy ein echtes Manko, denn dort bucht man auch als Kleinunternehmer mit einem Kontenrahmen für die doppelte Buchführung und hat da auch noch das Problem, dass eine Vielzahl von Konten gar nicht voreingerichtet sind und manuell eingerichtet werden müssen.

    Unterm Strich kostet mich WISO MeinBüro Plus rund 40 Euro mehr im Jahr. Die zahle ich aber liebend gern, weil das Ding echte Zeitersparnis für mich bedeutet.

  • Rückblick auf das Jahr 2018.

    Alles in allem war es ein ganz ordentliches Jahr. Geschäftlich gibt es nichts zu klagen, ich konnte das Vorjahresergebnis fast wieder erreichen und das Geschäftsjahr 2017 war wirklich enorm gut. Ein paar interessante Projekte gingen auch 2018 an den Start und an unserem kleinen Nachrichtenprojekt PF-BITS haben wir weiter ordentlich gebastelt und Content erzeugt. Immerhin gab und gibt es die ersten ernsthaften Wirkungen in Sachen Relevanz, aber dazu schreibe ich ein anderes Mal ausführlich.

    Geschäftlich auch hochinteressant war die eher spontane Anschaffung eines 3D-Druckers für ein Kundenprojekt, für das ich dieses Jahr ziemlich genau einen Kilometer Filament verarbeitet habe. Das gehört ganz zweifellos zu den Projekten, die als völlig bescheuerte Besim-Idee anfangen, dann aber doch ihre Wirkung zeigen und die Kundschaft zu echten Höchstleistungen motiviert. Auch darüber müsste ich einmal ausführlicher schreiben.

    Was mich dieses Jahr im November betroffen gemacht hat, war der plötzliche Tod von Robert Basic. Wir hatten zwar außer regelmäßigen Diskussionen auf Facebook gar nicht sonderlich viel zu tun, aber es ist dann doch sehr bestürzend, wenn praktisch gleichaltrige Menschen an Folgen eines Herzinfarktes sterben müssen. Da Robert in seiner unnachahmlichen Art auch seinen Krankenhausaufenthalt in Facebook dokumentierte, war der plötzliche Tod umso dramatischer. Man hört bei solchen Sachen dann doch genauer hin auf das Herz, da habe ich ja eine besondere Verbindung hin.

    In Sachen Gesundheit kann ich mich selbst nicht beklagen, auch wenn das Jahr zunächst etwas unangenehm begann und ich in den ersten Tagen das zweifelhafte Vergnügen hatte, dass mein ICD einmal tätig werden musste. Das blieb jedoch glücklicherweise eine Ausnahme und war ein Ansporn, meine Medikation genau im Auge zu behalten und anzupassen. Es macht Sinn, nicht einfach nur auf den Doc zu hören, sondern in Absprache mit ihm genau auf Symptome zu achten und die Medizin anzupassen. Seitdem ist mein Herzrhythmus aber sehr erfreulich regelmäßig und das obwohl ich immer noch verhältnismäßig wenig dosieren muss.

    Planmäßig ist 2019 dann der erste Tausch des Defis angesagt, da die prognostizierte Batterielaufzeit von sieben Jahren erreicht ist. Immerhin: Die potentiellen Nachfolgegeräte (wir sind da schlappe sieben Generationen weiter) haben eine Batterielaufzeit von dann elf Jahren. In der Schrittmacherbranche läuft’s. 🙂

    In Sachen Technikgadgets war dieses Jahr eigentlich eher ruhig. Kein neues Smartphone, mein Google Pixel 2 XL erfüllt seinen Zweck völlig anstandslos und macht mir tatsächlich jeden Tag Freude. Mit einem Lenovo Tab 4 kam ein neues Tablet an den Start. Sicherlich kein Highend-Gerät, aber doch sehr solide. Ach, und mit „Red Dead Redemption II“ habe ich endlich wieder ein superlanges Videospiel auf der PS4, das dem Ruhm der GTA-Reihe in nichts nachsteht. Nach zwei Monaten habe ich gerade einmal die Hälfte der Haupthandlung gespielt und es ist immer noch aufregend wie am ersten Tag.

    Gelesen habe ich dieses Jahr wieder eine ganze Latte von Büchern, nämlich schlappe 37 Stück. Und inzwischen alle elektronisch auf dem Kindle. Besonders beeindruckt haben mich die Bücher „Homo Deus“, „Die Physik der Zukunft: Unser Leben in 100 Jahren“, „Gun Love“ und „Nationales Sicherheitsamt“. In Sachen Science-Fiction bin ich dieses Jahr einmal etwas ruhiger gefahren und habe mir nur wenig Indie-Bücher gekauft, aber ich muss mich ja nicht jedes Jahr ärgern.

  • Die Crux mit den Messengern

    Ich gebe zu, dass ich auch nach über 20 Jahren Online-Nutzung immer noch ein Kind der guten, alten E-Mail bin. E-Mail ist für mich Relevanz (mit Ausnahme von Spam natürlich), Authentizität, Archivierbarkeit. Ohne E-Mail läuft es bei mir weder in meiner privaten, noch in meiner geschäftlichen Kommunikation.

    Mit Messengern hatte ich viele Jahre lang kein Problem, weil ich Messenger nur für private Kommunikation gebraucht habe und ich bei keiner dieser Kommunikation auf Authentizität achten musste. Schnell etwas getippt – wunderbar.

    Immer häufiger komme ich nun aber in meiner geschäftlichen Kommunikation mit Kunden in Berührung, die ausschließlich via Messenger kommunizieren wollen. Das ist schon mal insofern ein Problem, weil geschäftsrelevaten Kommunikation eigentlich zehn Jahre lang archiviert werden muss. Wer bitte archiviert zehn Jahre lang seine Messenger-Kommunikation? Und vor allem: Wer will ich solchen Archiven nach bestimmten Inhalten suchen?

    Dazu kommt – und das macht mich wirklich schwer kirre inzwischen – der Einsatz von Emojis. Kurzum: Ich hasse Emojis wie die Pest. Es gibt nichts, was mit Emojis wirklich besser wird. Nichts, rein gar nichts.

    Ganz im Gegenteil: Geschäftliche Messenger-Kommunikation zusammen mit exzessiver Emoji-Kommunikation ist das gräßlichste, was dieser Planet in Sachen Kommunikation hervorgebracht hat. Nicht nur kann ich in Messenger-Logs nicht vernünftig suchen und zuordnen, sondern nun ist auch noch alles voll mit lachenden, weinenden, grübelnden, kotzenden Gesichtern.

    Dazu kommt diese ewige Bestätigerei mit dem ewigen Daumen nach oben oder nach unten. Ich muss nicht wirklich zu jeder Äußerung in einem Messenger-Text wissen, ob der angekommen ist oder nicht. Wirklich nicht. Es juckt mich oftmals nicht, ob es jemand versteht oder nicht. Und noch viel schlimmer: Wenn ich keine Daumen-nach-oben verschicke, unterstellen mir inzwischen Leute, ich hätte etwas nicht verstanden.

    Mit Emojis ist es noch an einer anderen Stelle katastrophal, nämlich beim Einsatz von Sprache. Ich habe in meinem Auto Android Auto und kann damit recht gut arbeiten und sogar chatten. Das ist allerdings kaum mehr möglich, wenn jemand mehr Emojis als Text verwendet. Denn Android Auto liest Emojis vor. Und so entstehen folgende gesprochene Monologe:

    „Ja, danke! Lachendes Gesicht. Daumen nach oben. Daumen nach oben. Daumen nach oben. Daumen nach oben. Rotes Herz. Daumen nach oben. Lachendes Gesicht.“

    Dass ich mit solchen Chats nichts anfangen kann und wenig Spaß habe, dürfte einleuchten.

    Aber es geht alles noch viel schlimmer. Ich sage nur: Sprachnachrichten, Bilder und Videos. Denn die kann ich weder sinnvoll archivieren, noch durchsuchen.

    Wie konnte es jemals so weit kommen?

  • Google und seine dramatisch guten Bildverbesserungen.

    Das Google Pixel 2 XL ist mein Haus- und Hof-Smartphone und mein tägliches Werkzeug für die Arbeit, die Organisation und letztlich auch für alle Redaktionsarbeiten, die ich mit meinem Stadtblog PF-BITS habe. Es kann Interviews in guter Sprachqualität aufzeichnen, ich kann alle Notizen auf dem 6 Zoll großen Bildschirm vernünftig tippen und die Kamera ist so gut, dass die dort gemachten Fotos in vielen Situationen mindestens so gleichwertig sind, wie wenn ich sie mit meiner etwas betagteren Nikon-SLR D700 mache (eine Kamera, die ich übrigens auch nach zehn Jahren immer noch sehr, sehr liebe).

    In Sachen Smartphone-Fotos haut mich üblicherweise nicht mehr allzuviel vom Hocker, denn dazu sind die Kameras in Highend-Smartphones schon recht gut. Google hat das mit einem Update der Kamera-App auf dem Google Pixel 2 XL nun so getoppt, dass es mich dann doch umgehauen hat. Hier zwei Fotos, die zur gleichen Zeit gestern um 18:20 Uhr am gleichen Ort mit dem Google Pixel 2 XL gemacht wurden. Bitte auf die Bilder klicken, um sie in der Originalgröße anzuschauen.

    Hier erst das Bild im normalen Kameramodus:

    Und hier das Bild im neuen Nachtmodus:

    Ganz ehrlich: Quantensprung. Der absolute Wahnsinn.

    Google selbst schreibt, dass der Nachtmodus mit einer Reihe von hintereinander gemachten Bildern funktioniert, die dann von einer „künstlichen Intelligenz“ in Windeseile zusammengefügt und nachbearbeitet werden. Ergebnis sind Fotos, bei denen ich schon mächtig arbeiten müsste, um sie mit einer SLR der neuesten Generation zu fotografieren.

  • Der ICD und der Moment der Momente.

    Als Träger eines ICD, eines Implantierbaren Kardioverter/Defibrillators, beschäftigt man sich zwangsläufig mit der Frage, was eigentlich passiert, wenn es wirklich einmal zu der Situation der Situationen kommt und der ICD zum Einsatz kommen muss.

    Hinter dieser Frage verstecken sich eine Menge Sorgen und auch Ängste und auch ich will nicht verheimlichen, dass es mir in den ersten Wochen und Monaten durchaus schwergefallen ist, mich mit so einer Situation zu beschäftigen. Echte Herausforderungen, auch für eine gesunde Psyche. Wenn der ICD weitgehend prophylaktisch implantiert ist, funktioniert die Verdrängung dieser Fragen ziemlich zuverlässig, da der ICD statistisch gesehen selten zum Einsatz kommen muss. Aber der Mensch wird älter, auch das Herz und damit steigen auch die Chancen, dass es dann doch einmal zu solchen Rhythmusunregelmäßigkeiten kommt und der ICD ranmuss.

    Sprechen wir darüber.

    Die Überstimulation

    Alle modernen ICD lassen sich so einstellen, dass bei Rhythmusstörungen bis zu gewissen Pulsraten (durch den Kardiotechniker weitgehend frei einstellbar) kein „großer“ Schock ausgelöst wird, sondern eine so genannte Überstimulation. Hier versucht der ICD, mit bestimmten Impulsen die ratlos vor sich hinflatternden Herzzellen wieder zu einem gemeinsamen Sinusrhythmus zu organisieren. Das funktioniert bei einfachen Rhythmusstörungen immerhin bei Dreiviertel aller Therapien zuverlässig und das erspart vielen Patienten den „großen“ Schock.

    Spürbar ist eine Überstimulation entweder gar nicht oder nur ganz leicht. Ich vergleiche das in meinem Fall mit einer Faust (das Herz), gegen die man mit einem Finger ganz leicht drei Mal klopft. Kaum spürbar, überhaupt nicht mit Schmerzen verbunden und auch mit keinem schockartigen Zucken oder ähnliches. Überstimulation passiert rein im Herzen und ist daher für Patienten und Herz die deutlich stressärmere Therapie.

    Die Überstimulation hilft sehr oft, aber nicht immer. Manchmal muss man buchstäblich mal auf den Tisch hauen.

    Der Schock

    Irgendwann passiert es bei vielen ICD-Trägern dann manchmal doch: Es kommt zu schwereren Rhythmusstörungen oder Kammerflimmern, das Herz gerät kräftig aus dem Rhythmus und fängt an zu flattern oder gar zu flimmern. Das ist die Situation der Situationen, für die der ICD gemacht wurde. So bald der ICD so einen Rhythmus mit Pulsraten detektiert, die den Kreislauf zusammenbrechen lassen können – und das tut er sehr zuverlässig – geht in Windeseile eine Kette von automatischen Analysen los:

    Während der ICD den Herzrhythmus zählt und dieser die Schwelle überschreitet, die er als Schwelle für Rhythmusstörungen einprogrammiert bekommen hat, lädt er schon seine eingebauten Kondensatoren mit der Strommenge für den ersten Therapieversuch. In den vier bis sechs Sekunden, in denen der Patient entweder schon bewusstlos wird oder sehr stark spürt, dass ihm der Kreislauf wegsackt, analysiert der ICD bis zur vollständigen Aufladung seiner Kondensatoren weiter den Puls, um die Therapie bis kurz vor der Schockabgabe abbrechen zu können, falls das Herz wieder in den Sinusrhythmus zurückfindet. Ist auch bis zuletzt das Herz am flimmern, gibt der ICD letztlich einen „richtigen“ Schock ab.

    Dieser Schock ist, um es gleich zu sagen, nicht angenehm, aber bei mir in dem einen und bisher einzigen Fall vor einigen Monaten, in dem es notwendig geworden ist, völlig schmerzlos gewesen.

    Aber tatsächlich hat man in den fünf Sekunden keine Zeit, darüber groß nachzudenken. Ich habe in dem Moment kurz vor dem Schock und auch kurz vor Zusammenbrechen des Kreislaufes (ein in der Tat superbeschissenes Gefühl) nur blitzschnell realisiert, dass es jetzt soweit ist – jetzt ist die Stunde des ICD gekommen. Ich weiß, dass er funktioniert. Und ich weiß auch, dass ohne ICD in wenigen Sekunden wahrscheinlich mein Kreislauf vollens zusammenbrechen würde und es dann um das Eingemachte gehen würde. Würden sich innerhalb von wenigen Minuten Helfer finden, die eine Herzmassage beginnen und einen externen Defibrillator organisieren? Man kann erstaunlich viele Dinge in fünf Sekunden denken, während man auf „die Technik“ wartet.

    Als ein Tritt von einem Pferd wird es oft beschrieben. Gut, ich habe mich noch nie von einem Pferd treten lassen, aber ich würde es ein paar Nummern kleiner einordnen. Ein ordentlicher Schlag mit der Faust auf die Brust kommt schon eher heran, aber, wie gesagt, schmerzlos und mit keinem „Stromschlag“-Gefühl. Man zuckt, wenn man noch stehen kann, es haut einen in meiner Gewichtsklasse nicht unbedingt um, wenn der Kreislauf noch funktioniert und man sieht ganz kurz Sternchen, ohne dass die Sinne wirklich komplett ausfallen. Dass einem diese Situation, der Ort und der Zeitpunkt bis auf ewig im Gedächtnis bleiben werden, ist unausweichlich. Aber es muss beileibe keine völlig grässliche Erinnerung werden, sondern eher eine sehr wertvolle.

    Und, ebenfalls ein schwer fassbares Phänomen: Danach ist es erstaunlich gut. Wenn das Herz in den Sinusrhythmus zurückfindet, schlägt es zwar noch recht flott, aber beruhigt sich innerhalb weniger Minuten wieder. Man steht etwas wackelig in der Landschaft herum (und sollte sicher kein Auto fahren), aber das ist eher dem geistigen Schock geschuldet, nicht dem erlebten Schock in der Brust. Der Kreislauf stabilisiert sich innerhalb von Sekunden wieder.

    Dass man danach erst einmal nichts mehr braucht und eigentlich nur schnell nach Hause möchte, ist eine normale Reaktion. Aber bleibt diese ICD-Therapie ein einzelnes Ereignis, dann hat er seine Arbeit erfolgreich getan. Ein obligatorischer Anruf im Kreislauflabor und eine normale Untersuchung mit Auslesen der Gerätedaten ist dann ein sehr wertvoller Datenschatz für den Kardiologen. Wann hat man schon mal Daten von einem flimmernden Herzen auf dem Schirm und kann genau mit diesen Daten das Gerät noch feiner programmieren?

    Was lernt man nach so einer Episode? Noch etwas mehr Demut. Ich kann meinen ICD, den ich jetzt schon seit sechs Jahren an Bord habe und der mir noch nie Probleme bereitet hat, jetzt noch ein Stück mehr gut leiden. Und ich habe – ich schreibe diesen Satz mit gebotenem Respekt – nun live miterlebt, wie mir mein ICD mit großer Wahrscheinlichkeit mein Leben gerettet hat. Das hätte ich auch akzeptiert, wenn es wehgetan hätte.

  • 20 Jahre netplanet.

    Nach dem zehnten Geburtstag im Jahre 2008 ist heute tatsächlich der zwanzigste Geburtstag von netplanet, also dem Internetlexikon da drüben unter www.netplanet.org. 20 Jahre. Muss man sich erst einmal kurz zu Gemüte führen und ich hätte den Geburtstag fast vergessen, um ehrlich zu sein. Dafür ist netplanet seit einigen Wochen richtig SSL/TLS gesichert.

    Vieles zu netplanet ist schon zum zehnten Geburtstag gesagt worden, beispielsweise die ursprüngliche Idee, die Anfänge und das Echo. Das waren tatsächlich noch so Zeiten, in denen viele Websites den Begriff „Content Management System“ nicht kannten und die Netzgemeinde tatsächlich noch eine weitgehend eingeschworene Truppe war. Alles ganz, ganz faszinierend, wir hatten ja weder Google, noch Wikipedia. Dafür gab es eine Menge von so genannten „Webzines“, also Online-Magazinen, die allesamt dankbar dafür waren, wenn ein neues Magazin oder gar ein Lexikon ins Web dazu stieß. Die Aufnahme von netplanet in die Netzgemeinschaft war jedenfalls warm und lieblich.

    Tja, und an „netplanet Reloaded“ arbeite ich immer noch mehr oder weniger. Das neue, sogar vollständig responsive Design ist schon längst fertig, auch die WordPress-Instanz ist schon seit mehreren Jahren (!) in Betrieb, aber ich habe es immer noch nicht geschafft, den Content nach und nach zu übertragen und neu zu verlinken. Denn einfach so lassen sich die Dokumente nicht übertragen, zumal ich sie eigentlich grundlegend redaktionell bearbeiten muss, ganz zu schweigen von den Grafiken, die heutzutage kaum mehr als Briefmarkengröße aufweisen. Das ist mir bisher nur bei einigen wenigen Artikeln zufriedenstellend gelungen, weil gewaltig viel Arbeit. Wie ich anno 1998 und danach für netplanet Zeit gefunden hatte, bleibt mir teilweise echt ein Rätsel, auch wenn ich in Sachen Content-Output kaum weniger arbeite. Aber irgendwie müssen die Brötchen ja verdient werden.

    Vielleicht schaffe ich es ja bis zum 25. Geburtstag von netplanet. 😉

  • Providerwechsel im Webhosting.

    Ich bin ja in Sachen IT nicht ganz so unbedarft unterwegs, dennoch habe ich meine Web-Projekte seit Jahr und Tag auf einem Webhosting-Account und nicht auf einem eigenen Server. Der Grund ist, dass ich nicht den Fehler machen möchte, wie viele meiner Kollegen, die nur auf die Kosten schielen, einen kompletten Server mieten, den sie eigentlich technisch auch pflegen müssten und das dann aber nicht tun. Wenn ich etwas in zehn Jahren Systemadministration gelernt habe, dann das: Tue das, was du regelmäßig gut und mit Spaß tun kannst. In Sachen Systemadministration bin ich aus dem Alter raus, als dass mir das nochmal wirklich Spaß machen könnte.

    Also, zurück zum Webhosting. Das habe ich für meine Projekte und für einige meiner Kunden bisher sehr problemlos bei Domainfactory erledigt und das immerhin auch schon seit 2011. Domainfactory war immer der Maybach unter den Webhostern – sehr aufgeräumte Administrationsoberfläche, ein sehr guter Support und eine hohe technische Zuverlässigkeit. Der Spaß war dafür spürbar teurer gegenüber den wirklichen Billighostern, aber das war es mir wert.

    Allerdings ist seit dem Verkauf von Domainfactory an Host Europe und der Verkauf von Host Europe an den US-Hoster GoDaddy die Luft heraus. Nichts wurde zwar wirklich schlechter, dafür aber auch irgendwie nichts wirklich besser, wofür Domainfactory eigentlich lange Jahre stand. Die einst wirklich guten Geschwindigkeiten im Hosting wurden im Laufe der Zeit nicht wirklich besser, sondern stagnierten. Was dann natürlich dazu führt, dass andere Webhoster irgendwann überholen. Das störte mich schon seit längerem, wenn auch nicht sonderlich stark, denn mittelmäßige Scripting-Geschwindigkeiten lassen sich mit einigen Tricks in Sachen Webcaching sehr wirkungsvoll lösen.

    Was mich dann aber wirklich störte, war die fehlende Unterstützung von Let’s Encrypt und eine schale Informationspolitik dazu. Technisch ist die Umsetzung von Let’s Encrypt kein wirkliches Problem für einen Webhoster, der schon SSL-Zertifikate vertreibt, so wie das Domainfactory auch tut. Bis zuletzt gab es aber auf Nachfragen dazu (und davon gab es im Forum von Domainfactory sehr viele) immer nur die Antwort, dass man Let’s Encrypt nicht unterstützen werde und basta.

    Klar, Let’s Encrypt ist der Tod für alle billigen und einfachen SSL-Zertifikate und damit ein Abbruch von einst sehr guten Erlösen. Wegbrechende Einnahmequellen kann aber auch ich nicht kompensieren und es war schon letztes Jahr nach einer genaueren Analyse so, dass ich rund 15 % meiner Hosting-Kosten allein auf kostenpflichtige SSL-Zertifikate zurückführen musste. Und das war noch vor dem DSGVO-Drama. Auch ich kann kein Geld drucken, vor allem wenn es Zertifikate für meine Projekte sind, die ich ja schlecht meinen Kunden in Rechnung stellen kann.

    Und letztlich hat mich auch die Abscheu eines Providerumzuges lange Zeit davon abgehalten, den Provider zu wechseln. Aber nun musste es eben sein.

    Der neue Webhoster, der unter anderem auch dieses Weblog hostet, ist nun WebGo aus Hamburg, der bei den zentralen Anforderungen mindestens ebenbürtig ist. Es wird innerhalb der EU in Deutschland gehostet, die Hosting-Qualität ist hochwertig, die Script-Geschwindigkeiten in allen Parametern deutlich besser. Die Domain-Einkaufspreise sind in Ordnung (da war aber auch Domainfactory nicht viel schlechter), das Webhosting selbst ist aber dennoch schlappe 25 % günstiger. Und dann kommt eben die Unterstützung für Let’s Encrypt dazu, die ich meinen Hosting-Kunden nun kostenlos durchreichen kann, was mir sehr wichtig ist.

    Wenn ich alle Hosting-Kosten zusammenzähle, rechne ich mit einer Ersparnis von rund 30 %. Das ist eine echte Ansage, die bei jedem Controller Freudentränen ausbrechen lassen würde. Wir reden hier von einer bisher hohen dreistelligen Summe pro Jahr, die nun deutlich zu einer mittleren dreistelligen Summe wird. Das ist bei meinen Hosting-Struktur wirklich bares Geld, da meine meisten Web-Projekte keine reinen Hosting-Projekte sind, sondern umfangreichere Corporate-Weblog-Geschichten, in denen die Hosting-Kosten inkludiert sind. Hier liegt noch viel stärker der Gewinn im Einkauf.

    Diese Wochenende war Stunde Null und die meisten Projekte sind nun erfolgreich umgezogen. Zwei Kunden werden noch im Laufe der nächsten Woche folgen, da bei diesen noch einige Postfächer mit umgezogen werden müssen und das vor Ort umgestellt werden muss. Vier Gigabyte an Daten mussten übertragen werden und das ist eigentlich auch nur deshalb so überschaubar wenig, weil ich in Sachen Webhosting und Serverpflege zu den wirklich pingeligen Leuten gehöre. Aber spätestens bei solchen Aktionen zahlt es sich aus, den Webserver nicht als Müllhalde zu zweckentfremden.

  • Ein paar Monate PF-BITS.

    Kollege Björn Fix (der mit Nachnamen tatsächlich so heißt, ich muss es regelmäßig sagen) und ich machen PF-BITS nun seit gut fünf Monaten als Plattform für Hyperlokales aus Pforzheim. Zeit für ein paar Feststellungen und Rückblicke. Am Screenshot rechts, der den Stand der Startseite vom 9. April zeigt, sieht man schon mal recht anschaulich, dass die Zahl der Rubriken deutlich gewachsen ist und es einiges zu lesen gibt.

    WordPress? WordPress!

    Hatte ich schon einmal geschrieben, dass WordPress ein erstklassiges und hochflexibles Content Management System ist? Ja? Dann muss ich es einfach noch einmal feststellen. Ich arbeite nun seit über zehn Jahren mit WordPress, aber was ich an Erfahrungen im letzten halben Jahr gesammelt habe, ist glatt die Hälfte dessen, was ich über WordPress überhaupt weiß.

    Was wirklich sinnvoll war: Das Kaufen eines Magazin-Themes. Ich hatte ja zunächst mit der Idee gespielt, selbst eines zu entwickeln, aber im Nachhinein muss ich feststellen, dass ich niemals damit fertiggeworden wäre. Theme entwickeln und „nebenbei“ Content beschaffen, funktioniert so nicht. Das Theme „MH Magazine“ von der deutschen Theme-Schmiede MH Themes erfüllt seinen Zweck voll und ganz. Die rund 50 investierten Euro waren und sind es wert.

    Wer also ein hyperlokales Blog starten will, sollte sich durchaus um WordPress und Plugins kümmern, aber am besten ein fertiges und gepflegtes Magazin-Theme kaufen. Erspart viel Arbeit und Ärger.

    Die Startseite – ein ewiges Projekt.

    Ein gutes WordPress-Theme zeichnet sich heutzutage durch den konsequenten Einsatz von Widget-Flächen aus. Davon macht „MH Magazine“ zumindest auf der Startseite viel Gebrauch und das macht die Einrichtung und Pflege des Startseitenaufbaus zu einem echten Vergnügen, wenn man die Systematik der Widget-Fläche einmal verstanden hat.

    Eine neue Rubrik einzusetzen, ist in einer Viertelstunde erledigt. Kategorie anlegen, die ersten Artikel in die Kategorie verschieben und im Widget-Manager auf der Startseite ein Widget (oder mehrere) für die Kategorie hinzufügen – fertig.

    Die Idee und der Ansatz von WordPress, dass Erweiterungen in Sachen Kategorien und Schlagwörter jederzeit möglich sein müssen und nicht die Welt an Aufwand kosten darf, funktioniert supergut und supereinfach.

    Langsam starten.

    Es am Anfang mit Rubriken nicht zu übertreiben, ist eine der wichtigsten Regeln für ein hyperlokales Blog. Natürlich kann man einfach mit einem blog-artigen Stil anfangen, aber damit erreicht man vor allem die regelmäßigen Leser. Neulinge lesen selten auf der Startseite alle Artikel von oben nach unten durch, sondern brauchen eher einen „Panorama-Blick“ über die Inhalte.

    Wir haben es daher so gemacht: Der erste, obere Teil der Startseite beinhaltet die aktuellsten neun Nachrichten quer durch alle Rubriken. Das ist der Bereich, den jeder zuerst liest, wenn er auf PF-BITS kommt und damit werden alle gleichermaßen angesprochen.

    Weiter unten, nach den neun neuesten Nachrichten, werden dann die einzelnen Rubriken angeteasert, jeweils mit fünf Nachrichten aus der jeweiligen Rubrik. Das richtet sich an die Erstbesucher und auf die sehr aufmerksamen Leser, die sich eine Website tatsächlich erst einmal umfassend anschauen wollen.

    Nebeneffekt dieser Struktur: Neue Rubriken können problemlos hinzugefügt werden, ohne dass der gesamte Seitenaufbau umgebaut werden muss.

    Auf die Presseverteiler, fertig, los …

    Schmissiger Subtitel, aber ein bretthartes Geschäft – ein Medium in die Presseverteiler einer Stadt zu bekommen. Gemeint ist damit gar nicht die Stadtverwaltung selbst, denn hier gab es praktisch postwendend auf die Bitte, in den Presseverteiler aufgenommen zu werden, eine positive Rückmeldung, ebenso von der Hochschule und dem Polizeipräsidium.

    Bei lokalen Parteien und Gemeinderatsfraktionen wird es schon schwieriger. Die meisten Gemeinderatsfraktionen haben positiv reagiert, bei den Parteien ist es schon deutlich weniger (was aber auch daran liegen kann, dass hier der Output an Pressemitteilungen deutlich geringer ist) und eine an sich sehr mitgliederstarke Partei reagiert selbst nach mehrfachen Anfragen einfach gar nicht. Was mich allerdings auch nicht wirklich stört ab einem gewissen Eskalationsgrad, denn dann gibt es eben auch keine Veröffentlichungen, so lange das so bleibt.

    Zwar sehr klein, aber dafür hochinteressant sind RSS-Feeds von Institutionen und Unternehmen. Zwar wissen die wenigsten Verantwortlichen, dass ihre Website einen RSS-Feed hat (beispielsweise alle WordPress-Installationen), aber dafür kommt hier auch eine Menge heraus. Problem hierbei ist, dass es de facto keine Pressemitteilungen sind und man hier unbedingt vorher nachfragen muss, ob Inhalte auch als Nachrichten genutzt werden dürfen.

    Und auch die Pflege einer RSS-Feed-Sammlung ist ein mühseliges Geschäft, aber immerhin haben wir inzwischen rund 100 Feeds aus Pforzheim im Reader. Ich wollte das eigentlich mal veröffentlichen, aber irgendwann erkennt man, dass so eine Sammlung ja eigentlich ein Wettbewerbsvorteil ist …

    Kommentare.

    Viel gewünscht ist die Möglichkeit, Artikel kommentieren zu können. Verstehe ich sehr gut, denn davon lebt ein Weblog ja auch. Allerdings ist ein Forum eine nicht zu unterschätzende Moderationsaufgabe und der können wir uns derzeit einfach nicht vollumfänglich stellen. Unmoderierte Foren arten sehr schnell aus, was sich sehr anschaulich bei vielen Regionalblogs und -zeitungen zeigt. Darauf habe ich derzeit schlicht und einfach keine Lust.

    Die Facebook-Seite erfüllt das Thema Forum derzeit. Die Diskussionswut ist sehr moderat, so wie auf den meisten Facebook-Seiten von Medien die Interaktionsrate in den letzten Jahren gesunken ist. Wer aber etwas zu sagen hat, kann das dort tun.

    Social Media.

    Kurz und knapp: Ohne Social Networks geht es nicht, nicht einmal ansatzweise. Die Veröffentlichung eines neuen Artikels wird gleichzeitig auf den Seiten und Profilen auf Twitter, Facebook und Google+ mit dortigen Beiträgen vernetzt und lenkt zumindest in Sachen Facebook und Twitter eine Reihe von Lesern direkt auf den Artikel auf PF-BITS.de. Die Reichweite der Facebook-Seite mit Werbekampagnen zu unterstreichen, ist übrigens absolut kein Fehler und bei der richtigen Auswahl der Audienzen extrem effizient. Wir sind kurz vor 900 Fans auf Facebook und die 1.000-Fans-Grenze sollten wir im Mai erreichen.

    Nicht zu unterschätzen ist Google News. Die Aufnahmekriterien sind zwar nicht ganz einfach, aber die Nachrichtensuche lenkt immer wieder Leser auf PF-BITS.de, wenn auch pro Artikel nur ganze 48 Stunden lang. Ähnlich ist es mit Bing News, auch wenn hier deutlich weniger Leser unterwegs sind.

    Der integrierte Mittagstisch.

    Müssen wir nicht viel dazu verlieren, der Mittagstisch auf PF-BITS funktioniert weiterhin und versorgt einen Grundsatz an Lesern im monatlich vierstelligen Bereich. Immerhin funktioniert der Mittagstisch auch schon seit fast zwei Jahren und es war natürlich geplant und eine gute Entscheidung, dass die Mittagstisch-Anwendung immer noch auf den exakt gleichen URL läuft, wie zu Beginn. Die Integration des Designs auf das PF-BITS-Design war zwar ein Stück üble Arbeit, aber so ließen sich die bisherigen Besucher der Mittagstisch-Anwendung nahtlos zum Nachrichtenangebot von PF-BITS bringen.

    Finanzierung und Zugriffe.

    Werbung ist nach wie vor kein echtes Thema. Nicht weil wir es nicht zu einem Thema machen könnten, sondern weil wir es gerade noch nicht wollen. Derzeit sind zwar AdSense-Banner eingeblendet, die laufen da aber derzeit nur, um einen Adserver mit Zugriffszahlen und Prognosen zu versorgen. Ohne die läuft zusammen mit Zugriffszahlen, die seit Anfang an mit Piwik/Matomo gezählt werden, rein gar nichts.

    Die Zugriffszahlen sind spannend, aber ich will an dieser Stelle nicht allzusehr die lokalen Medien mit genauen Informationen versorgen. Die Besucher- und Seitenabrufzahlen waren vom ersten Monat an vierstellig und sind es heute immer noch. Monatlich gibt es einen Zuwachs von 10 bis 15 %, was deutlich mehr ist, als ich anfangs prognostizierte.

    Inhaltliches.

    Klar ist: Ein hyperlokales Blog schreibt sich nicht von allein. Pressemitteilungen gibt es zwar, aber damit allein lässt sich kein Blog bestreiten. Nun sind wir auch keine „Volljournalisten“, die von morgens bis abends schreiben können, denn nebenher müssen wir auch unsere Brötchen verdienen.

    Also muss man sich zwangsläufig an Themen halten, die einen interessieren. Ein Interesse an kommunaler Politik muss man schlicht voraussetzen, ebenso Kenntnisse darüber, wie die eigene Stadt eigentlich so funktioniert. Und wer dann noch mit offenen Augen durch die Gegend läuft und viel von dem Zeug, über was man bisher getwittert, gefacebookt oder geinstagramt hat, auf das Blog verlegt, kommt schon etwas zusammen. Und niemals darf man vergessen: Meinungen machen Blogs stark.

    Zum Thema „Fakenews“.

    Was mir jetzt mehrfach passiert ist, ist der sehr merkwürdige Humor einiger Zeitgenossen, mir offenkundig mit einem witzigen Unterton entgegenzutreten und mich als „Fakenews-Schleuder“ zu bezeichnen. Ich kann über vieles lachen, auch gern über mich. Allerdings so gar nicht darüber, öffentlich als „Fakenews-Schleuder“ oder ähnliches bezeichnet zu werden. Ich mag es auch mal erklären, warum:

    Wenn wir uns den Begriff „Fakenews“ anschauen, dann geht es hier nicht um zufällig falsche Nachrichten, sondern um gezielt falsche Nachrichten, die mit der Absicht verbreitet werden, die Bevölkerung mit völlig an der Nase herbeigezogenen Behauptungen zu verunsichern. Sprich: „Fakenews“ ist keine einfache Zustandsbeschreibung von Pseudo-Journalisten, sondern ein beleidigendes Wort. Ich nehme so etwas persönlich. Und auch das erkläre ich gern, warum ich das tue:

    Ich erfinde mit PF-BITS den Journalismus sicher nicht neu und habe auch gar nicht den Anspruch, das zu tun. Und ja, mangels Manpower greifen wir ebenso auf Pressemitteilungen zurück, wie das die großen Medien selbst auch tun (im Gegensatz zu denen schreiben wir aber bei jeder veröffentlichten Pressemitteilung darunter, von wem sie stammt). Wir „erfinden“ aber keine Fake-Tatsachen, um dann darüber zu berichten, weil wir genau das nicht wollen und wir uns der Verantwortung, die man beim Publizieren hat, bewusst sind.

    Um es auch mal anders darzustellen: Wer bin ich bitte, andere Leute in meinem Freundeskreis öffentlich zu bezichtigen, sie würden in ihrem Job den ganzen Tag pfuschen und Müll produzieren? Genau, sowas wäre verletzend und das macht man nicht. Und genau so fasse ich es auf, wenn mich jemand „Fakenews-Schleuder“ bezeichnet und dann gibt es auch gern mal eine bissige Replik zurück von mir. Spaß hin oder her.

  • Geheilt vom Fernsehfieber.

    Einer der gleichzeitig interessantesten und dennoch von mir etwas gefürchteten Aktivitäten in diesem Jahr war etwas, was ich lange Zeit vor mir hergeschoben habe. Genau genommen fast 18 Jahre (mit einer kleinen Ausnahme 2005) – der Besuch bei meiner allerersten beruflichen Wirkungsstätte, dem ZDF in Mainz. Im Sommer ergab es sich kurzfristig, dass mein guter Freund Timo Gerstel für sich und seine Kids Plätze einer Besucherführung ergattert hatte und fragte mich kurzerhand, ob ich nicht mitkommen wolle.

    Nun war das so eine Sache: Obwohl ich ja eigentlich nur drei Jahre beim ZDF arbeitete (dafür allerdings sehr intensiv viel als Kameraassistent), hatte ich nach 1998 schon eine ganze Weile gezahnt, als ich die Branche gewechselt hatte. Kapitän Jürgen Schwandt hatte es mal vortrefflich einer Zeitung diktiert:

    Auf den Weltmeeren erlebte Schwandt noch unzählige Stürme, 1966 wurde er mit 30 Jahren Kapitän der „Ludwigsburg“. Fünf Jahre später heiratete er. Für seine Frau Gerlinde traf er eine der schwierigsten Entscheidungen seines Lebens: Er trat eine Stelle beim Zoll an. An Land. „Die ersten zwei Jahre war ich todunglücklich. Ich hatte mein Seefahrtsbuch oben auf in der Schublade liegen und den Seesack gepackt. Ich hätte jeden Tag wieder losfahren können.“ Zwei Mal sei er ganz kurz davor gewesen, aber er blieb an Land.

    Todunglücklich war ich zwar nicht gerade, aber dieses Gefühl, auf dem gepackten Rucksack zu sitzen und jederzeit wieder losgehen zu können, das kenne ich seitdem sehr gut. Und darum machte ich anfangs auch einen recht großen Bogen um Fernsehanstalten und vermied es auch, viel darüber nachzudenken, obwohl es hin und wieder mal Einladungen zu Kollegentreffen und Studiofeiern gab. Und irgendwann war es dann auch eingeschlafen, diese seltsame Sehnsucht nach einer alten Zeit, bei der ich weiß, dass es sie schon lange nicht mehr gibt.

    Der Besuch.

    Also gut, im August war es dann soweit. Die Sehnsucht war und ist nicht mehr da, aber so eine gewisse Spannung konnte ich nicht verleugnen. Immerhin war es eine echte, tief sitzende Freude, dass ich zu meinem alten Arbeitgeber witzigerweise mit einem meiner besten Kunden und seiner Familie hinkomme, dessen Corporate Blog ich betreue und bei der Redaktionsarbeit auf viele Erfahrungen zurückgreifen kann, die ich eben beim ZDF gelernt habe. Und zu all der Ironie kam dann auch noch, dass das erste Auto, was wir auf dem ZDF-Gelände gesehen habe, exakt mein Opel Adam war. Alle Kreise schließen sich irgendwann, aber die beste Mini-Geschichte zu der Phrase gibt es ganz am Ende dieses Artikels als Bonus.

    Jedenfalls: Es ist beim ZDF tatsächlich nicht mehr viel so, wie ich es einst kennengelernt hatte. Es arbeiten deutlich weniger Menschen in der Technik, was sich vor allem in den Studios, von denen wir das Studio 2 und das Studio 3 (das „Sportstudio“) anschauen durften. Die Lichtsteuerung erfolgt heutzutage komplett via EDV, so dass nach dem Einbau der Kulisse in der Regel nur noch ein Lichttechniker angewackelt kommt, der lediglich das Lichtprogramm lädt und dann alle Scheinwerfer bei ihrem Gang in die einst einprogrammierte Position beobachtet. Das ist schon herb: Zu meiner Zeit standen tagsüber noch mindestens 15, 20 Menschen, die alle möglichen Arbeiten im Studio verrichtet hatten. Heute steht nur noch einer da.

    Ebenso ambivalent war der Blick in einen Regieraum, witzigerweise genau der, in dem ich einst gelernt hatte, wie die Blende der E-Kameras zu steuern war. Nichts ist dort mehr so, wie es damals war. Es arbeiten hier wiederum viel mehr Leute, wenn der Raum voll belegt ist. Allerdings: Es gibt nicht mehr das halbe Dutzend Regieräume, sondern allenfalls die Hälfte davon, zumindest im eigentlichen ZDF-Sendezentrum (3sat und die digitalen Spartensender werden im Sendezentrum 2 gegenüber produziert).

    Wie Fernsehen heute produziert wird.

    All diese Eindrücke, die vor allem mir auffielen und weniger den restlichen Besuchern, sind Ergebnis dessen, was in den letzten 20 Jahren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen passiert ist:

    • Immer mehr bis dato hauseigen produzierte Programmformate wurden entweder gänzlich eingestellt oder werden inzwischen von externen Produktionsfirmen hergestellt. Der Zauberschlüssel hier ist, dass diese Ausgaben für extern produzierte Sendungen nicht mehr auf das Personalkonto gehen, sondern vor allem auf das Produktionskonto. Um das Personal müssen sich dann die externen Produktionsfirmen kümmern. Stichworte hier sind natürlich vor allem deutlich niedrigere Gehälter, prekäre Arbeitsverhältnisse, aber auch Synergieeffekte mit Produktionen für andere Sender.
    • Selbstverständlich hat sich die Technik in den letzten Jahren verändert und zwar grundlegend. Damals wurde noch weitgehend analog produziert, die Digitalisierung war gerade am Anfang. Das hieß noch, dass auf Magnetband aufgezeichnet und auch geschnitten wurde und wir in Röhrenbildschirme glotzten. Alles Dinge, die sehr wartungsintensiv waren. Heute kommt der Film in der Kamera auf einen Chip, wird non-linear deutlich schneller geschnitten und vertont und auch der Produktionsablauf ist deutlich einfacher, da eben alle Signale und Konserven vollelektronisch vorliegen.
    • Das heißt wiederum auch: Es gibt nicht nur weniger Technikpersonal, sondern weitgehend auch gänzlich anderes Personal. Meine ehemaligen Kollegen von früher (zumindest die älteren Kollegen, bei denen ich gelernt hatte) sind entweder im verdienten Ruhestand oder gingen früher über Vorruhestandregelungen aus dem Hause. Vorruhestand war und ist bei öffentlich-rechtlichen Sendern ein beliebtes Werkzeug, um Personalkosten zu senken, denn (was ich lange Zeit nicht verstand) viele der Planstellen der so in den Ruhestand gehenden Mitarbeiter werden nicht mehr durch neue Kollegen besetzt, sondern sind dank der Digitalisierung und des Wandels einfach nicht mehr notwendig.

    The sweetening effects.

    Witzig ist: Manche Sachen verändern sich nie. Zum Beispiel der 70er-Jahre-Charme der ZDF-Kantine. Immerhin sind die Tabletts nicht mehr orangefarben, sondern beige. Und: Es besteht Selbstbedienung, was mich vermutlich durch jeden alten Hasen sofort als sehr frühen ZDF-Kollegen hätte aufdecken lassen. Ich stand nämlich einige Sekunden vor den Futterschalen und wusste nicht, was hier eigentlich zu tun ist. Bargeld ist an der Kantinenkasse auch nicht mehr gern gesehen, dafür muss man sich an einem (allerdings extrem alt wirkenden) Automaten zuerst eine Gastkarte auffüllen.

    Der Mitarbeiterin, die unsere Besuchergruppe dann auf die eineinhalbstündige Tour führte, offenbarte ich gleich zu Beginn, dass ich hier so eine Art „Anstandsbesuch“ machte. Das führte dann zu einem denkwürdigen Moment, denn während wir insgesamt 20 Leute da so im Regieraum standen, sie (übrigens sehr fachkundig und freundlich) erklärte, ich mit meinen eigenen Blicken auf die Technik abschweifte, gab sie mir kurzerhand das Wort – ich könne doch als ehemaliger Kamerakollege zu den Erklärungen zum Regieraum sicher auch noch etwas hinzufügen. Bei dem Running Gag blieben wir dann die ganze Führung über bei jeder Station … „Haben Sie noch etwas hinzuzufügen?“ Erstaunlich, was ich noch alles weiß.

    Geheilt?

    Ich hatte mich schon darauf eingestellt, dass die Antwort, ob diese Sehnsucht noch im Bauch ist, erst nach einigen Wochen zu beantworten ist. Die Antwort scheint zu lauten: Geheilt. Ich denke schon immer wieder gern an die Fernsehzeiten zurück, aber dort arbeiten wollte ich jetzt nicht mehr dort. Das grundlegende Handwerk vergisst man offensichtlich tatsächlich nicht, aber es reizt mich auch nicht mehr so, dass ich jetzt alles stehen und liegen lassen würde dafür.

    Klar ist auch, dass diese Entscheidung auch viel mit meiner Selbstständigkeit zu tun hat, in der mir dann dank Bloggen und jetzt PF-BITS eine Menge des Handwerks zugute kommt, was ich beim ZDF gelernt habe. Dass ich sehr kritisch sein kann und auf einfach dahergeplapperte Meinungen recht allergisch reagiere und lieber selbst nochmal recherchiere – das ist halt ein Überbleibsel aus dieser Zeit, die ich aber sicher nicht vermissen mag. Diese Erfahrungen dann wiederum in eine tägliche Arbeit hineinpacken zu können, verschafft dann doch ein Stück Erfüllung.

    Der Bonus.

    Da ist da noch eine Geschichte, die auch nicht so viele kennen und mit der obigen Sehnsucht zu tun hat. Ende 1999 war ich beruflich ziemlich frustriert, was mehrere Gründe hatte. Falscher Arbeitgeber, völlige Überlastung, sicher auch Greenhornigkeit meinerseits, in einem Bürojob sich den dortigen Regularien hinzugeben. Ich war, so wie Kapitän Schwandt, kurz davor, den Bettel hinzuschmeißen und mich sofort wieder als freier Kameraassistent beim ZDF zu melden.

    Jedenfalls fuhr ich eines morgens wieder einmal echt frustriert morgens zur Arbeit und der Weg dorthin führte mich unter einer Bahnbrücke hindurch. Und, ihr könnt es mir nun glauben oder nicht: Genau zu diesem Zeitpunkt fuhr ein Zug über diese Brücke, genau in meinem Blickfeld. Gezogen tatsächlich von der Lokomotive mit der Kennung 120 151-6.

    Ich hatte dann 1999 tatsächlich nach zwei Monaten den Arbeitsplatz gewechselt, aber nicht auf den Bauch und auf das Zeichen auf der Bahnbrücke gehört. 😉

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