Kollege Björn Fix (der mit Nachnamen tatsächlich so heißt, ich muss es regelmäßig sagen) und ich machen PF-BITS nun seit gut fünf Monaten als Plattform für Hyperlokales aus Pforzheim. Zeit für ein paar Feststellungen und Rückblicke. Am Screenshot rechts, der den Stand der Startseite vom 9. April zeigt, sieht man schon mal recht anschaulich, dass die Zahl der Rubriken deutlich gewachsen ist und es einiges zu lesen gibt.
WordPress? WordPress!
Hatte ich schon einmal geschrieben, dass WordPress ein erstklassiges und hochflexibles Content Management System ist? Ja? Dann muss ich es einfach noch einmal feststellen. Ich arbeite nun seit über zehn Jahren mit WordPress, aber was ich an Erfahrungen im letzten halben Jahr gesammelt habe, ist glatt die Hälfte dessen, was ich über WordPress überhaupt weiß.
Was wirklich sinnvoll war: Das Kaufen eines Magazin-Themes. Ich hatte ja zunächst mit der Idee gespielt, selbst eines zu entwickeln, aber im Nachhinein muss ich feststellen, dass ich niemals damit fertiggeworden wäre. Theme entwickeln und “nebenbei” Content beschaffen, funktioniert so nicht. Das Theme “MH Magazine” von der deutschen Theme-Schmiede MH Themes erfüllt seinen Zweck voll und ganz. Die rund 50 investierten Euro waren und sind es wert.
Wer also ein hyperlokales Blog starten will, sollte sich durchaus um WordPress und Plugins kümmern, aber am besten ein fertiges und gepflegtes Magazin-Theme kaufen. Erspart viel Arbeit und Ärger.
Die Startseite – ein ewiges Projekt.
Ein gutes WordPress-Theme zeichnet sich heutzutage durch den konsequenten Einsatz von Widget-Flächen aus. Davon macht “MH Magazine” zumindest auf der Startseite viel Gebrauch und das macht die Einrichtung und Pflege des Startseitenaufbaus zu einem echten Vergnügen, wenn man die Systematik der Widget-Fläche einmal verstanden hat.
Eine neue Rubrik einzusetzen, ist in einer Viertelstunde erledigt. Kategorie anlegen, die ersten Artikel in die Kategorie verschieben und im Widget-Manager auf der Startseite ein Widget (oder mehrere) für die Kategorie hinzufügen – fertig.
Die Idee und der Ansatz von WordPress, dass Erweiterungen in Sachen Kategorien und Schlagwörter jederzeit möglich sein müssen und nicht die Welt an Aufwand kosten darf, funktioniert supergut und supereinfach.
Langsam starten.
Es am Anfang mit Rubriken nicht zu übertreiben, ist eine der wichtigsten Regeln für ein hyperlokales Blog. Natürlich kann man einfach mit einem blog-artigen Stil anfangen, aber damit erreicht man vor allem die regelmäßigen Leser. Neulinge lesen selten auf der Startseite alle Artikel von oben nach unten durch, sondern brauchen eher einen “Panorama-Blick” über die Inhalte.
Wir haben es daher so gemacht: Der erste, obere Teil der Startseite beinhaltet die aktuellsten neun Nachrichten quer durch alle Rubriken. Das ist der Bereich, den jeder zuerst liest, wenn er auf PF-BITS kommt und damit werden alle gleichermaßen angesprochen.
Weiter unten, nach den neun neuesten Nachrichten, werden dann die einzelnen Rubriken angeteasert, jeweils mit fünf Nachrichten aus der jeweiligen Rubrik. Das richtet sich an die Erstbesucher und auf die sehr aufmerksamen Leser, die sich eine Website tatsächlich erst einmal umfassend anschauen wollen.
Nebeneffekt dieser Struktur: Neue Rubriken können problemlos hinzugefügt werden, ohne dass der gesamte Seitenaufbau umgebaut werden muss.
Auf die Presseverteiler, fertig, los …
Schmissiger Subtitel, aber ein bretthartes Geschäft – ein Medium in die Presseverteiler einer Stadt zu bekommen. Gemeint ist damit gar nicht die Stadtverwaltung selbst, denn hier gab es praktisch postwendend auf die Bitte, in den Presseverteiler aufgenommen zu werden, eine positive Rückmeldung, ebenso von der Hochschule und dem Polizeipräsidium.
Bei lokalen Parteien und Gemeinderatsfraktionen wird es schon schwieriger. Die meisten Gemeinderatsfraktionen haben positiv reagiert, bei den Parteien ist es schon deutlich weniger (was aber auch daran liegen kann, dass hier der Output an Pressemitteilungen deutlich geringer ist) und eine an sich sehr mitgliederstarke Partei reagiert selbst nach mehrfachen Anfragen einfach gar nicht. Was mich allerdings auch nicht wirklich stört ab einem gewissen Eskalationsgrad, denn dann gibt es eben auch keine Veröffentlichungen, so lange das so bleibt.
Zwar sehr klein, aber dafür hochinteressant sind RSS-Feeds von Institutionen und Unternehmen. Zwar wissen die wenigsten Verantwortlichen, dass ihre Website einen RSS-Feed hat (beispielsweise alle WordPress-Installationen), aber dafür kommt hier auch eine Menge heraus. Problem hierbei ist, dass es de facto keine Pressemitteilungen sind und man hier unbedingt vorher nachfragen muss, ob Inhalte auch als Nachrichten genutzt werden dürfen.
Und auch die Pflege einer RSS-Feed-Sammlung ist ein mühseliges Geschäft, aber immerhin haben wir inzwischen rund 100 Feeds aus Pforzheim im Reader. Ich wollte das eigentlich mal veröffentlichen, aber irgendwann erkennt man, dass so eine Sammlung ja eigentlich ein Wettbewerbsvorteil ist …
Kommentare.
Viel gewünscht ist die Möglichkeit, Artikel kommentieren zu können. Verstehe ich sehr gut, denn davon lebt ein Weblog ja auch. Allerdings ist ein Forum eine nicht zu unterschätzende Moderationsaufgabe und der können wir uns derzeit einfach nicht vollumfänglich stellen. Unmoderierte Foren arten sehr schnell aus, was sich sehr anschaulich bei vielen Regionalblogs und -zeitungen zeigt. Darauf habe ich derzeit schlicht und einfach keine Lust.
Die Facebook-Seite erfüllt das Thema Forum derzeit. Die Diskussionswut ist sehr moderat, so wie auf den meisten Facebook-Seiten von Medien die Interaktionsrate in den letzten Jahren gesunken ist. Wer aber etwas zu sagen hat, kann das dort tun.
Social Media.
Kurz und knapp: Ohne Social Networks geht es nicht, nicht einmal ansatzweise. Die Veröffentlichung eines neuen Artikels wird gleichzeitig auf den Seiten und Profilen auf Twitter, Facebook und Google+ mit dortigen Beiträgen vernetzt und lenkt zumindest in Sachen Facebook und Twitter eine Reihe von Lesern direkt auf den Artikel auf PF-BITS.de. Die Reichweite der Facebook-Seite mit Werbekampagnen zu unterstreichen, ist übrigens absolut kein Fehler und bei der richtigen Auswahl der Audienzen extrem effizient. Wir sind kurz vor 900 Fans auf Facebook und die 1.000-Fans-Grenze sollten wir im Mai erreichen.
Nicht zu unterschätzen ist Google News. Die Aufnahmekriterien sind zwar nicht ganz einfach, aber die Nachrichtensuche lenkt immer wieder Leser auf PF-BITS.de, wenn auch pro Artikel nur ganze 48 Stunden lang. Ähnlich ist es mit Bing News, auch wenn hier deutlich weniger Leser unterwegs sind.
Der integrierte Mittagstisch.
Müssen wir nicht viel dazu verlieren, der Mittagstisch auf PF-BITS funktioniert weiterhin und versorgt einen Grundsatz an Lesern im monatlich vierstelligen Bereich. Immerhin funktioniert der Mittagstisch auch schon seit fast zwei Jahren und es war natürlich geplant und eine gute Entscheidung, dass die Mittagstisch-Anwendung immer noch auf den exakt gleichen URL läuft, wie zu Beginn. Die Integration des Designs auf das PF-BITS-Design war zwar ein Stück üble Arbeit, aber so ließen sich die bisherigen Besucher der Mittagstisch-Anwendung nahtlos zum Nachrichtenangebot von PF-BITS bringen.
Finanzierung und Zugriffe.
Werbung ist nach wie vor kein echtes Thema. Nicht weil wir es nicht zu einem Thema machen könnten, sondern weil wir es gerade noch nicht wollen. Derzeit sind zwar AdSense-Banner eingeblendet, die laufen da aber derzeit nur, um einen Adserver mit Zugriffszahlen und Prognosen zu versorgen. Ohne die läuft zusammen mit Zugriffszahlen, die seit Anfang an mit Piwik/Matomo gezählt werden, rein gar nichts.
Die Zugriffszahlen sind spannend, aber ich will an dieser Stelle nicht allzusehr die lokalen Medien mit genauen Informationen versorgen. Die Besucher- und Seitenabrufzahlen waren vom ersten Monat an vierstellig und sind es heute immer noch. Monatlich gibt es einen Zuwachs von 10 bis 15 %, was deutlich mehr ist, als ich anfangs prognostizierte.
Inhaltliches.
Klar ist: Ein hyperlokales Blog schreibt sich nicht von allein. Pressemitteilungen gibt es zwar, aber damit allein lässt sich kein Blog bestreiten. Nun sind wir auch keine “Volljournalisten”, die von morgens bis abends schreiben können, denn nebenher müssen wir auch unsere Brötchen verdienen.
Also muss man sich zwangsläufig an Themen halten, die einen interessieren. Ein Interesse an kommunaler Politik muss man schlicht voraussetzen, ebenso Kenntnisse darüber, wie die eigene Stadt eigentlich so funktioniert. Und wer dann noch mit offenen Augen durch die Gegend läuft und viel von dem Zeug, über was man bisher getwittert, gefacebookt oder geinstagramt hat, auf das Blog verlegt, kommt schon etwas zusammen. Und niemals darf man vergessen: Meinungen machen Blogs stark.
Zum Thema “Fakenews”.
Was mir jetzt mehrfach passiert ist, ist der sehr merkwürdige Humor einiger Zeitgenossen, mir offenkundig mit einem witzigen Unterton entgegenzutreten und mich als “Fakenews-Schleuder” zu bezeichnen. Ich kann über vieles lachen, auch gern über mich. Allerdings so gar nicht darüber, öffentlich als “Fakenews-Schleuder” oder ähnliches bezeichnet zu werden. Ich mag es auch mal erklären, warum:
Wenn wir uns den Begriff “Fakenews” anschauen, dann geht es hier nicht um zufällig falsche Nachrichten, sondern um gezielt falsche Nachrichten, die mit der Absicht verbreitet werden, die Bevölkerung mit völlig an der Nase herbeigezogenen Behauptungen zu verunsichern. Sprich: “Fakenews” ist keine einfache Zustandsbeschreibung von Pseudo-Journalisten, sondern ein beleidigendes Wort. Ich nehme so etwas persönlich. Und auch das erkläre ich gern, warum ich das tue:
Ich erfinde mit PF-BITS den Journalismus sicher nicht neu und habe auch gar nicht den Anspruch, das zu tun. Und ja, mangels Manpower greifen wir ebenso auf Pressemitteilungen zurück, wie das die großen Medien selbst auch tun (im Gegensatz zu denen schreiben wir aber bei jeder veröffentlichten Pressemitteilung darunter, von wem sie stammt). Wir “erfinden” aber keine Fake-Tatsachen, um dann darüber zu berichten, weil wir genau das nicht wollen und wir uns der Verantwortung, die man beim Publizieren hat, bewusst sind.
Um es auch mal anders darzustellen: Wer bin ich bitte, andere Leute in meinem Freundeskreis öffentlich zu bezichtigen, sie würden in ihrem Job den ganzen Tag pfuschen und Müll produzieren? Genau, sowas wäre verletzend und das macht man nicht. Und genau so fasse ich es auf, wenn mich jemand “Fakenews-Schleuder” bezeichnet und dann gibt es auch gern mal eine bissige Replik zurück von mir. Spaß hin oder her.
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