• Samstags vor elf.

    Normalerweise ist ein Anruf bei mir an einem Samstag vor zehn Uhr eine gefährliche Angelegenheit, die nur in besonders begründeten Ausnahmefällen ohne bleibende Schäden für den Anrufer geduldet wird. Mein Bekanntenkreis ist sich dessen auch bewusst und vermeidet es, eben samstags vor zehn Uhr bei mir anzurufen.

    Das Schöne an meiner kleinen Telefonanlage ist, dass nach 25 Sekunden Klingeln der Anrufbeantworter anspringt. Das Unschöne dabei ist, dass die Sprachaufzeichnung hörbar ist. Und zwar sehr gut. Und wenn der Anrufer das weiß, passiert folgendes:

    Anruf Andi

    *hrmpf* 🙂

  • Zwischenstand in Empire Avenue.

    Meine letzte Empire-Avenue-Wasserstandmeldung ist von September letzten Jahres und da wird es ja durchaus mal Zeit für einen Zwischenbericht in Sachen „Börsenspiel für Social-Media-Hasen„. Zur Erinnerung: Am 21. September hatte ich in Empire Avenue ein „Vermögen“ von rund 3 Millionen Eaves, einen Kurs von um die 70 Eaves pro Aktie und rund 30.000 Aktien im Umlauf. In Angriff genommen hatte ich damals eine knallharte Dividendenstrategie, also das Investieren in andere Influencer mit einer möglichst hohen Dividende.

    Die Strategie geht nun auf und es läuft nun endlich. Inzwischen geht das Vermögen mit deutlichen Schritten auf die 16 Millionen Eaves zu und mit einer täglichen Dividendeneinnahme von etwa 130.000 Eaves wächst das Vermögen derzeit in sieben Tagen um etwa eine Million Eaves. In Sachen Vermögen hat mich das innerhalb der deutschen Community immerhin schon mal in die Top-5 gebracht. Da hier aber alle die gleiche Strategie fahren, bleibt es vermutlich auch dabei, nicht Erster zu werden, denn gelegentlich muss ich auch mal etwas arbeiten, was echtes Geld bringt.

    Was für die fleißigen Spieler von Empire Avenue interessant sind, sind die vor einigen Monaten neu hinzugekommenen Missionen. In diesen Missionen von anderen Spielern, von denen man in der Regel Aktien besitzen muss, um die Mission spielen zu können, tut man das, was der Missionsautor wünscht und bekommt einen bestimmten Betrag an Eaves dafür geschenkt. Mal ist es ein Link zum Twitter-Account des Missionsautors, mal ein Video, das man sich anschauen soll und gelegentlich auch einfach nur ein Batzen Eaves einfach so. Meist sind es 500 Eaves, die es gibt, aber gelegentlich hauen einige Spieler auch richtig hohe Summen heraus… 10.000 Eaves-Missionen hatte ich schon, aber auch schon eine Mission, bei der ein Spieler mal eben so 5 Millionen Eaves zu je 100.000 Eaves-Mission herausgeklopft hat. Es gilt auch hier: It’s a game, nothing more!

    Aktueller, kompletter Zwischenstand:

    • Kurs: 81,14 Eaves/Aktie
    • Vermögen: 15,8 Millionen Eaves
    • 82.183 Shares von 154 anderen Spielern im Portfolio
    • 70.537 eigene Aktien im Umlauf
    • 242 Shareholder
    • Aktuelle Dividendeneinnamen pro Tag: ca. 125.000 Eaves

    Wie geht es weiter?

    Eine gute Frage, denn eigentlich ist der Dreh ja nun heraus, der virtuelle Rubel rollt. Ungefähr einmal am Tag schaue ich deshalb nach einigen Punkten:

    • Gibt es im eigenen Depot Kandidaten, deren Kurse seit Tagen abgleiten („Sliders“)? Für mich ist da die Grenze der Wahrnehmung ein Kursabsturz von mindestens 1 Eave pro Tag und so Kandidaten schaue ich mir dann ein paar Tage lang an. Erfahrene Spieler schreiben, wenn sie vorübergehend nicht aktiv dabei sind, in ihrem Profil, dass sie z.B. im Urlaub sind, so Leute bleiben dann bedenkenlos erst einmal im Depot. Bei anderen Kandidaten, deren Kurssturz sich auch nach Tagen nicht erklärt, wird das Investment kurzerhand reduziert oder einfach komplett beendet. Solche Kandidaten kommen dann noch in die Watchlist und die schaue ich mir dann bei Gelegenheit nochmal an.
    • Wenn man erst einmal genügend Dividendeneinnahmen erwirtschaftet, muss man im Gegenzug auch dafür sorgen, immer genügend Kaufkandidaten in der Hand zu haben. Ein guter Anhaltspunkt sind die Leaders-Listen, vor allem hier die Liste der Top-Verdiener. Die haben in der Regel einen guten Kurs und auch gleichbleibend hohe Dividenden. Teilweise sind deren Kurse so hoch, dass selbst ich mit meinen hohen Dividendeneinnahmen manchmal zwei, drei Tage an einem Kandidaten investieren muss, aber meist lohnen sich diese hohen Investitionen.
    • Generell gilt: Wenn ich mich bei einem Spieler einkaufe, dann immer mit einem langfristigen Horizont und auch immer sofort „Full House“. Das maximale Investment ist bei Empire Avenue auf 600 Shares pro Investment begrenzt, aber das ist so auch in Ordnung, selbst in den „höheren Investment-Gefilden“. Alles, was darunter ist, sind Peanuts.

    Echte Luxusprobleme… man muss seine virtuelle Kohle investieren und das ist gar nicht so einfach, wenn man sie nicht mittelfristig verlieren will.

  • Diskettenlocher, schnell!

    Allein weil ich schon extrem selten Faxe auf meiner Faxnummer empfangen darf, fällt bei mir alles im Posteingang auf, was von meiner Fritzbox in Sachen Telefax aus dem Äther gefischt wird. Und so auch dieses hübsche Pamphlet:

    Wäre ich wirklich locker drauf, hätte ich natürlich dankend geantwortet und um Vorabüberweisung eines Rechnungsbetrages von, sagen wir, unschlagbar günstigen 399,- Euro zuzügl. Mehrwertsteuer gebeten. Immerhin haben wir ja noch keine Geschäftsbeziehung und außerdem handelt es sich ja nicht um irgendeinen Diskettenlocher, sondern um meinen Diskettenlocher.

    Aber nein, ich bin unlocker drauf, denn ich will meinen Diskettenlocher gar nicht hergeben. Der ist jetzt 25 Jahre alt und bleibt bei meinen Habseligkeiten. Sorry, Peter.

  • Das Anzeigenblatt als Sargnagel der Tageszeitung.

    Wer im Raum Pforzheim auf seinem Briefkasten kein Verbot für den Einwurf von Werbung kleben hat, durfte an diesem Wochenende einen Neuzugang in Sachen Totholz-Publishing empfangen und ein neues Anzeigenblatt namens „Pforzheimer Woche“ bewundern. Ein gar nicht so dünnes Blatt mit zwei Heften, das eine genauere Betrachtung verdient. Es ist nämlich ein hochinteressantes Anzeigenblatt, obwohl es eigentlich einen Informationsgehalt von nahe Null hat.

    Nahblick in die „Pforzheimer Woche“

    Das Blatt stammt aus dem Mutterhaus der „Pforzheimer Zeitung“, dem Noch-Lokalmatador in Sachen Lokalzeitung. Und allein schon deshalb ist die „Pforzheimer Woche“ auf den ersten Blick ein Anachronismus, denn aus dem gleichen Verlag erscheint schon jeden Donnerstag ein Anzeigenblatt namens „PZ-Extra“, das deutlich umfangreicher ist.

    Schaut man sich die „Pforzheimer Woche“ näher an, konkretisiert sich der Eindruck in Sachen „Anzeigenblatt“ in praktisch allen Kernpunkten, die eine Zeitung ausmachen:

    • Der „Nachrichtenteil“ beschränkt sich auf jeweils drei halbe Seiten, die jeweils mit einem Agenturtext inklusive Agenturbild gefüllt sind. Netterweise wird der Hinweis auf die Agentursherkunft „vergessen“, stattdessen wird der Korrespondent benannt und mit dem Standorthinweis Berlin. So kann man es natürlich auch machen.
    • Im ersten Heft des Blattes findet sich ein Immobilien- und ein Kfz-Teil, sowie die Kleinanzeigen. Zumindest letztere sind identisch mit den Anzeigen in der Samstagsausgabe der Pforzheimer Zeitung. Das zweite Blatt ist vollständig dem Stellenmarkt gewidmet und enthält ab Seite 2 Stellenanzeigen, ebenfalls zu einem großen Teil der Inhalt, der auch in der Samstagsausgabe der Pforzheimer Zeitung erscheint.
    • Anzeigen in der „Pforzheimer Woche“ sind nur mit einer regulären Anzeige in der „Pforzheimer Zeitung“ möglich.
    • Im Impressum findet sich keine Redaktion und kein einziger aufgezählter Redakteur.
    • Es gibt – zumindest derzeit – keine offzielle IVW-Auflagenzählung, die Selbstangabe von einer Auflagenzahl von 125.000 ist mit der gebotenen Vorsicht zu genießen.

    Der Untergang der Zeitungsanzeigen

    Schon allein aus diesen Kernpunkten ist der Sinn und Unsinn der „Pforzheimer Woche“ weitgehend klar und es zeichnet sich der Teufelskreis ab, in den vor einigen Jahren schon der Zeitungsmarkt in den USA heftigst gezogen wurde und eine Reihe von Zeitungen hat eingehen lassen:

    1. Die Zahl der Abonnenten und Verkäufe sinkt, ebenso demnach die Auflagenzahlen und damit die Reichweite.
    2. Fehlende Verkaufserlöse müssen durch steigende Anzeigenpreise aufgefangen werden.
    3. Es werden weniger Anzeigen geschaltet.
    4. Sinkende Verkaufs- und Anzeigenerlöse sorgen für noch weniger Einnahmen und haben Einsparungen und Personalabbau zur Folge.
    5. Weniger Personal kann auch nur deutlich weniger uniquen Inhalt machen = Teufelskreis, der bei Punkt 1 wieder beginnt.

    Mit der „Pforzheimer Woche“ scheint man also das zu machen, was immer noch am einfachsten aus dem Blick eines traditionellen Papierbedruckers scheint: Reichweite aufzufangen, die durch das Bezahlblatt verlorengeht. Und das ist ein böses Vabanque-Spiel, weil es der Konkurrenz in die Hände spielt.

    Denn die zweite, große Tageszeitung in Pforzheim, der „Pforzheimer Kurier“, spielt im hiesigen Anzeigenmarkt quasi gar nicht mit, was am Naturell des Blattes liegt. Sie ist nur eine Lokalausgabe der „Badischen Neuesten Nachrichten“ und hat in der Pforzheimer Lokalausgabe mit einer derzeitigen Auflage von etwa 4.500 Exemplaren gerade mal etwas über 10 % von dem, was aktuell die Pforzheimer Zeitung aus ihren Druckerpressen wirft.

    Während der Lokalteil des „Pforzheimer Kuriers“ in den letzten Monaten sichtbar an Qualität gewonnen hat, leidet die Qualität des Blattes immer noch darunter, dass es relativ wenig Anzeigen aus Wirtschaft, Stellenmarkt und Kleinanzeigenbereich gibt. Es fehlt dem Kurier-Leser nicht wirklich (immerhin ist das Abo rund 10 % günstiger, als das der großen Konkurrenz), aber es wäre eigentlich nicht schlecht, wenn es das auch noch gäbe, weil diese Teile einen großen Teil des lokalen Informationswesens ausmachen. Und mit der „Pforzheimer Woche“ kommen diese Teile nun samstags kostenlos von der Konkurrenz daher und ergänzen den „Pforzheimer Kuriers“ ironischerweise fast ideal.

    Willkommen in der nächsten Stufe der Zeitungskrise

    Und diese nächste Stufe muss man gar nicht mehr ankündigen, die „Pforzheimer Woche“ ist das Ergebnis dieser Stufe. Es geht in Sachen papierne Zeitung ums Eingemachte. Und das, was ich mal vor über zwei Jahren skizziert hatte, tritt nun ein. Es wird eng und eigentlich ist die letzte Gelegenheit, einen fast schon unmenschlich Akt zu vollbringen und die Veröffentlichungsstrategie zum schnellstmöglichen Zeitpunkt auf Online zu schwenken, schon fast verpasst.

    Denn wer glaubt, die Pforzheimer Zeitung hätte sich im Internet schon ein veritables und festes Standbein geschaffen, irrt auch hier. Auch hier sind seit einigen Monaten die Zugriffszahlen im Abwärtstrend, allenfalls stagniert es. Käme man hier endlich mal zur Erkenntnis, die Leser der Website nicht nur mit Dünnschiss-Nachrichten abzuspeisen, sondern eben mit zumindest einem größeren Teil des echten Contents, dann könnte man hier zumindest einen Teil der Reichweite herüberretten, der im Printbereich verlorengeht.

    Könnte. Wenn man wollte. Aber das glaube ich inzwischen nicht mehr.

  • Beim Karlheinz.

    Es steht ja immer noch eine Art “Kindheitstraum” im Raume, der besagt, dass ich im Alter von 50 Jahren eine Kneipe eröffnen möge. Wer auf diese Idee kam, weiß ich schon gar nicht mehr so genau, ebenso nicht mehr, wann diese Idee in welchem Zustand ausgegoren wurde. Und während schon einige Namen für diese Kneipe im Laufe der Zeit kursierten (unter anderem “The Joshua Tree”), ist der Name für so eine Lokalität gefunden: Der Name wird lauten: “Beim Karlheinz”. Und daran hat Google Schuld.

    Schuld nicht etwa deshalb, weil ich den Namen in Google gesucht hätte, wie man meinen könnte. Nein, sondern weil “Beim Karlheinz” mein Name ist. Glaubt zumindest das Wörterbuch von Android (2.3.x), wenn man versucht, in einem Textfeld “Besim Karadeniz” einzugeben. Eine richtige, kleine Schlamperei von Android, für die man auch noch mehrfach Anlauf mit der Aufnahme meiner Namensbestandteile in das benutzerspezifische Wörterbuch nehmen muss, bis es Android kapiert.

    Nun erwarte noch nicht mal ich, dass Android alle Vornamen dieser Welt kennt. Aber iOS beispielsweise begreift im Laufe der individuellen Konfiguration eines iPhone/iPad, dass der Name des Besitzers des Gerätes höchstwahrscheinlich richtig von demselbigen angegeben wird und übernimmt diese Wörter schon mal von Anfang an in das benutzerspezifische Wörterbuch. Bricht dem System keinen Zacken aus der Krone und der Benutzer wird nicht von Anfang an mit der Nase darauf gestoßen, dass die Wörterbücher der allermeisten mobilen Betriebssysteme im Prinzip genauso doof sind, wie die von Textverarbeitungen auf dem Computer.

  • Frau Steinbach, Twitter und das mit dem Links und Rechts.

    Twitter und Facebook tut nicht allen Menschen gut. Auf meinem Social-Media-Radar befinden sich ja durchaus einige Politiker und ich wüsste wirklich keinen, der einen Twitter-Account so pflegt, dass dieser mich in irgendeiner Form begeistern würde. Vielleicht mit Ausnahme von Barack Obamas Kanälen, aber vermutlich auch nur, weil sie Barack Obama kaum selbst pflegt, sondern sie von Leuten pflegt, die zum einen Spreu vom Weizen trennen und wissen, dass auch im Zeichen der Häppchennachrichten verbale Ausdünstungen weiterhin am besten zu Hause gemacht werden sollten, und nicht im Web 2.0.

    Das Grundproblem ist, dass Twitter ein denkbar schlechtes Werkzeug für Dialoge ist, sondern am ehesten als Verlautbarungsorgan funktioniert. Versucht man sich an Dialogen, fehlt ohne vernünftiges Twitter-Werkzeug meist der Kontext und dann stehen plötzlich Wörter und Sätze im Raum, die für sich allein kaum noch dazu taugen, in der Öffentlichkeit selbst im kleinsten Kreis herausposaunt zu werden. Könnte man vielleicht mal einigen Politikern sagen, wenn sie schon so untalentiert sind, selbst darauf zu kommen. Muss man aber nicht, sie machen das alles ja freiwillig.

    Die Frau Steinbach, CDU-Politikern, Mitglied des Deutschen Bundestages, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und – Achtung, immer wieder hoher Unterhaltungfaktor! – Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Sachen Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, hat sich gestern bei Ihrem Spezialthema aufs Verbalglatteis führen lassen. Mal wieder.

    Wir zitieren doch einfach mal ein paar Sachen, bei denen es um das übliche geht: Geschichtsverdrehung, Relativierungen von Tatsachen und der ewige Kampf des Konservatismus gegen alles Linke links dem eigenen, kleinen Linksfinger. Ein Minenfeld, das sehr schnell hochgeht, selbst wenn man im Irrglauben lebt, dass Twitter-Replies ja nur Replies sind:

    Hanebüchen und eine krasse Unverschämtheit, so zu relativieren, aber eine bewährte Taktik der Rechtsausleger. Wenn Rechts unangenehm wird, ist eben Links daran schuld.

    Mein gestern Abend absackender Limoncello war dann eine sehr gute Grundlage für einen Dialog aus meiner Feder, denn ohne wirklich gut gemixten Alkohol ist sowas ja kaum zu ertragen, ohne sich zwanghaft den Finger in den Rachen zu stecken.

    Es gehört zum beliebten Klischee, den Linken in Deutschland im Zweifelsfall vorzuwerfen, dass sie ja eigentlich die DDR letztendlich am Laufen gehalten hätten. Und tatsächlich muss dann Franz-Josef Strauß, der seine „Freundschaft“ zu Erich Honecker immer sehr publikumswirksam verkaufen konnte, ein richtig Linker gewesen sein.

    Und das immer wieder von Steinbach genutzte Rückzugsgebiet kam dann auch nochmal vor, der gute, alte Stalin und, die ewige Argumentationsmaschine des konservativen Vordenkers, Kuba:

    Und natürlich ganz am Ende, der Disclaimer, heute Vormittag. Über alles kann man doch reden, das ach so hohe Gut der Meinungsfreiheit (das selbstverständlich zu einem sehr großen Maße auch den Dummschwatz schützt). Hauptsache die Menschenrechte bleiben gewahrt! Da kann man gerne mal Links und Rechts miteinander tauschen und sich, widewitt, auch mal die Geschichte so zurechtdengeln, wie man es gerade braucht.

    Relativieren. Agitieren. Provozieren. Polemisieren. Alles Stichworte, die mitunter die „Öffentlichkeitsarbeit“ von Erika Steinbach beschreiben, so wie in den vielen Tweets von gestern und heute. Deutschland, eine deiner Bundestagsabgeordneten, da ganz rechts, wo es schon anfängt, zu stinken.

    Ein paar weitere Stimmen aus der Blogosphäre gibt es auch. Zum Glück:

  • Gottschalk Live – war was?

    Vielleicht hätte man zur ersten Sendung von Thomas Gottschalk einen anderen Gast als Bully Herbig eingeladen, einem der wenigen Menschen mit der seltenen Begabung, sehr schnell sehr viel sehr wenig inhaltliches zu sagen. Vielleicht hätte man es mit etwas weniger jugendlich anmutendem Hipp probiert. Vielleicht hätte man Thomas Gottschalk vielleicht mal ein vernünftiges Einstiegsthema gegeben. Oder vielleicht die Studioeinführung etwas umfassender machen lassen. Keine Ahnung. Die „ARD-Standardkrawatte“ ist jedenfalls kein echter Hammer, denn wenn es einen Sender gibt, bei dem man fest davon überzeugt sein könnte, dass es Standardkrawatten geben könnte, dann ist es genau die ARD.

    So war die Premiere von „Gottschalk Live“ eine Veranstaltung, die so durchgelaufen ist, wie normalerweise das normale ARD-Vorabendprogramm bisher durchgelaufen ist. Nach zehn Minuten hielt Thomas Gottschalk das hohe Tempo der Moderation nicht mehr durch und es ist seiner großen Moderationserfahrung zu verdanken, dass man sich dabei als Zuschauer nicht fremdschämen musste. Was war gleich noch? Wir haben „Social-Media-Frau“ Caro kennengelernt. Und einen ganz hippen Menschen mit gegelten Haaren und einem Drang, etwas sagen zu wollen, aber nicht zu dürfen. Und dann haben wir gelernt, dass Gottschalk keinen Cousin in Polen hat, sondern in Leipzig. Bully Herbig und die erste Werbepause kamen dann genau zur richtigen Zeit. Und dann noch einen Blick auf die Bild-Zeitung und dem heutigen Aufmacher, dass Seal und Heidi oder Heidi und Seal nun nicht mehr zusammenbleiben wollen. Nachricht von gestern. Auch wenn Thomas angeblich mit Heidis Vater telefoniert hat – die so deutlich beworbenen Menschen mit Twitter- & Facebook-Account haut so ein Thema nicht vom Hocker

    Apropos Werbung und Zielgruppe: Immerhin gab es hier Vorschusslorbeeren, am deutlichsten zu sehen mit der Werbung von BMW. Tatsächlich war für so ein Unternehmen wie BMW die Zeit vor der Tagesschau eher kein Zeitraum, um dort einen Spot für die übliche Zielgruppe der 3er-Fahrer zu platzieren. Und es störte noch nicht mal der obligatorische Spot für die samstägliche Tagesschau, obwohl man die ja nun nicht wirklich bewerben muss.

    Die zwei Werbepausen und das eingebettete Wetter (auf so ein Ding muss man auch erst einmal kommen) zersägten dann Gottschalk Einstand gänzlich. Einen entgleitendenden Dialog mit einem Schnellsprecher nach drei Unterbrechungen aufzufangen und in den paar Minuten dann auch noch halbwegs sinnvoll die Produktwerbung für Herbigs Film einzufriemeln, gelingt noch nicht mal Thomas Gottschalk. Zumindest lernt der Zuschauer, dass er immer noch ein Mensch ist und kein Moderationsroboter.

    Und so beschlich mich nach 20 Minuten die gleiche, fast schon vergessene Angst und Ratlosigkeit darüber, wie Thomas Gottschalk diese Sendung, die für ihn eigentlich völlig nichtig und albern ist, zu retten vermag, ähnlich wie vor gefühlten 20 Jahren bei Gottschalks Ausflug in die RTL-Latenight. Nichts passiert, nichts haften geblieben und wenn ich die Sendung nicht aufgezeichnet hätte, hätte ich einige Punkte in diesem Artikel kaum noch zusammenbekommen.

    Wird ein hartes Stück Arbeit, Thomas.

  • HTML-Tabellen in WordPress.

    WordPress kommt mit dem Editor namens TinyMCE daher. Das kann man als Nachteil sehen, denn jedes wirklich gute Content Management System kommt gern mit einem Editor daher, der WYSIWYG-Editieren ermöglicht, also das Template der eigentlichen Website dazu nutzt, im Editor eine Fast-wie-echt-Ansicht zu ermöglichen.

    Nun gut, wir können darüber streiten, ob nun WordPress mit TinyMCE gut bedient ist oder nicht. Ich finde: Ja, es ist soweit ganz gut damit bedient. Und WordPress lebt vor allem davon, dass es in der Entwicklung selten mal gigantomanische Entwicklungszyklen hat, sondern alles nach und nach eingebaut wird.

    Was wiederum viele Nutzer von WordPress am Editor stört, ist eigentlich gar keine echte TinyMCE-Schuld: Fehlende Features. Tatsächlich ist TinyMCE in WordPress in einer eher abgespeckten Variante am Start. Einer der Dinge, die am schmerzlichsten vermisst werden, sind zweifellos die Möglichkeiten, eine HTML-Tabelle in einem Artikel zu integrieren. Das kann man, wenn man den WordPress-eigenen TinyMCE-Verschnitt nutzt, nur dadurch, in dem man ein HTML-Tabellenkonstrukt über die HTML-Ansicht in den Editor hineinklatscht und den dann entsprechend editiert. So ätzend, dass man im Zweifelsfall tatsächlich eher darauf verzichtet, HTML-Tabellen in Artikel zu nutzen. Ich spreche aus Erfahrung und das nicht nur mit meinem Blog, sondern auch mit Kundenprojekten, in denen mitunter sehr schwer vermittelbar ist, dass derWordPress-Editor HTML-Tabellen aus nicht nachvollziehbaren Gründen von Hause aus nicht mag.

    Eine elegante Lösung gibt es, wie immer (und die eigentliche Stärke von WordPress) per Plugin. Und da gibt es gleich eine ganze Reihe von Plugins, die sich dem Thema HTML-Tabellen widmen. Der tatsächlich eleganteste Weg ist aber, WordPress per Plugin eine „richtige“ Version von TinyMCE zu spendieren. Willkommen bei TinyMCE Advanced!

    TinyMCE Advanced ermöglicht nicht nur eine vollständig selbstdefinierbare Anordnung und Zusammenstellung der üblichen Buttons im Editor (mal ganz ehrlich… wer braucht schon das Symbol für die Rechtschreibprüfung?), sondern liefert auch eine Reihe von TinyMCE-Erweiterungen mit. Unter anderem eine für das Einfügen von HTML-Tabellen. Das folgende Bild spricht Bände:

    Ich habe mir tatsächlich meine Symbolleiste gleich so zusammengeklickt, dass die zweite Reihe nur noch die HTML-Tabellenerweiterungen enthält und die Auswahl für die Überschriften in die erste Reihe gewandert ist. Dafür sind dann in der ersten Reihe so sinnarme Dinge wie die Rechtschreibprüfung oder die Suchfunktion weggefallen. Braucht kein Schwein bzw. das Schwein Besim nicht. (Anmerkung: Rechtschreibprüfung deshalb nicht, weil das Firefox für mich übernimmt).

    Installation? Sehr einfach. Im WordPress-Dashboard in die Plugins-Rubrik wechseln (links in der Navigation der Stecker) und dort „Installieren“ wählen. Dann in der Plugin-Suche „TinyMCE Advanced“ eingeben, auswählen und automatisch installieren lassen. Die individuellen Einstellungen kann man dann, wenn das Plugin installiert ist, bequem in den WordPress-Einstellungen vornehmen, dort gibt es dann nämlich eine eigene Einstellungsseite für TinyMCE Advanced. Und diese Einstellungsseite ist auch wunderbar klickibunti, so dass auch Automatikfahrer zu schnellen Erfolgen kommen. Und wer absolut nicht klarkommt, kann auf dieser Einstellungsseite die gemachten Einstellungen auch wieder mit einem Klick zurücksetzen. Und wer dann doch lieber wieder kuppeln mag, kann auch einfach das Plugin wieder deinstallieren und lebt einfach so weiter, wie vorher.

  • Und am Ende will es, wie immer, keiner gewesen sein.

    Die CSU steckt im Wahlkampf. Nicht im Bund, sondern in Bayern. Nächstes Jahr wird der Landtag neu gewählt und es steht zu befürchten, dass die CSU verlieren wird. Nicht einfach nur Stimmen, sondern die Regierungsmehrheit, wenn ganz so nebenbei der jetzige Koalitionspartner FDP gänzlich den Laden zumachen muss.

    Der Herr Uhl, Bundestagsabgeordneter aus München und innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der ist ja ein ganz Erzkonservativer. Quasi jede Straftat in unserem Land führt bei ihm in der Schnellanalyse zur Forderung, dass dringend und sofort die Vorratsdatenspeicherung wieder eingeführt werden müsse, denn dann wird alles besser. Diese uhlschen Reflexe ist man ja schon so gewohnt, dass diese ständigen Angriffe gegenüber dem Grundsatz, dass jeder Bürger ja erst einmal unschuldig ist, gar nicht mehr auffallen.

    Viel interessanter bei so Personen ist, was sie im kleineren Kreise so von sich geben. Zum Beispiel, wie das MiMagazin berichtet, bei einer Podiumsdiskussion an der Jesuiten-Hochschule in München zum Thema der Bedeutung der Ausländerpolitik. Da heißt es dann:

    „‚Eine gute und vernünftige Einwanderungspolitik muss zum Ziel haben, dass keine Kampfgruppen am rechten Rand entstehen‘, sagte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion [Hans-Peter Uhl] einer Meldung KNA zufolge. Der soziale Frieden dürfe nicht gefährdet werden, habe Uhl gewarnt. Es nütze nichts, wenn man die ganze Welt umarme, dabei aber die eigenen Bürger aus den Augen verliere.“

    Das ist eine gewagte Feststellung, die einen sehr wenig anderen Interpretationsraum lässt als die Aussage, dass eine falsche Einwanderungspolitik zumindest teilweise schuld daran ist, dass es in Deutschland rechte Kampfgruppen gibt. Oder, deutlicher gesagt: Der Ausländer hat halt im Zweifelsfall eben Pech gehabt, wenn er von einem Nazi hinterrücks erschossen wird. So erschreckend einfach ist die Welt des Herrn Uhl. Und wir wollen es nochmal durchaus herausstreichen: Er ist kein Hinterbänkler, was ja dennoch schlimm genug wäre, sondern innenpolitischer Sprecher der größten Fraktion im Deutschen Bundestag.

    So ein bisschen Sarrazin geht immer. Das kommende Superwahljahr 2013, das für die CSU in Sachen Landtags- und Bundestagswahlkampf ein Schicksalsjahr werden dürfte, lässt vermutlich schon sehr anschaulich grüßen.

  • Obama 2012 – Grassroots-Volunteering per Telefon.

    Zum Partybuilder als zentrales Werkzeug zur Mobilisierung und Verwaltung von Mitstreitern habe ich schon im letzten Artikel meines kleinen Obama-2012-Dossiers etwas geschrieben. Es war also an der Zeit, das Thema Grassroots-Volunteering auch selbst auszuprobieren, also an der nach dem Schneeballsystem organisierten Art und Weise der Rekrutierung von Mitstreitern teilzunehmen. Und das geht bestechend einfach.

    Volunteering im Liveexperiment

    Ich habe mich dazu einfach einmal eingeloggt in die Obama-2012-Website und bin in das Volunteering-Tools gewechselt. Single-Sign-On, der Einstieg ist also so arm an Hürden, wie nur möglich. Und man ist dann auch mittendrin, denn passend zur Uhrzeit wird dort angezeigt, in welchen US-Bundesstaaten ein Anruf gerade am sinnvollsten ist und mit einem Klick auf einen Bundesstaat ist man auch sofort mittendrin im Anruf-Tool. Für deutsche Datenschutzverhältnisse ein absoluter Horror, in den USA aber zumindest in der politischen Arbeit ein unverzichtbares und sogar akzeptiertes Mittel zur Information:

    Links erscheint die Rufnummer und der Name der anzurufenden Person (Rufnummer und Nachname von mir geschwärzt) und rechts ist ein Textvorschlag als Leitfaden (die volle Ansicht der Seite gibt es ganz unten im Artikel als Anhang). Das ist so perplex einfach, dass ich tatsächlich zum Hörer gegriffen habe und die Telefonnummer des beschriebenen Anthony in Conneticut gewählt habe, rein aus Neugier. Vermutlich ist es aber genau diese extrem niedrige Einstiegshürde, die dafür sorgt, einfach in die Kampagne einzusteigen, ohne es sich beim Ausfüllen von ellenlangen Mitgliedsformularen vielleicht noch einmal anders zu überlegen.

    Anthony, 64 Jahre alt, angenehme und kultiviert klingende Stimme, war dann auch tatsächlich zu Hause. Glücklicherweise jemand, der den Demokraten freundlich zugeneigt ist. Ich habe mit dann tatsächlich in den ersten Sätzen an die Textvorlage gehalten und das mit meinem unüberhörbar europäischen Englisch, aber der Anrufer war dabei und ließ sich geduldig auf meinen Monolog zum Beschäftigungspakt, den Obama gerade forcierte und in der Obama-Kampagne „gefahren“ wird, ein.

    Auf die Zielfrage hin, ob Anthony interessiert wäre, von einem lokalen Kampagnenleiter zwecks einer Mitarbeit in den nächsten Tagen angerufen zu werden (ganz unten in der Textwüste), antwortete er mit einem Ja und damit war auch genau das erreicht, was mit diesem Volunteering-Call bezweckt war – abgrasen einer riesigen Telefonliste nach dem Schneeballprinzip und mit einem standardisierten Text Interessenten herauskämmen, die dann vom heißen Kern der Kampagnenleitung nochmals direkt angegangen werden.

    Anthony hat natürlich gemerkt, dass ich als Anrufer nun nicht unbedingt sehr us-amerikanisch klinge und fragte vorsichtig nach, woher ich komme. Auf die Antwort, dass ich in Deutschland wohne und ich im Team von Obama 2012 mitarbeite (was ja so gar nicht mal gelogen ist), war er nun überhaupt nicht vorbereitet:

    „Are you kidding? You’re calling from Germany? What the hell is driving you to fight for Barack Obama out of Germany? Let me think: Is it not dark night in Germany at this time? How old are you?“

    Sehr spannend. Immerhin war er so perplex darüber, dass ihn ausgerechnet jemand aus Deutschland anrief und ihn fragte, ob er nicht für Obama 2012 mitarbeiten möchte, dass er daraufhin abschließend erwiderte, dass er sehr gespannt auf den Rückruf ist und sich eine Mitarbeit sehr gut vorstellen könne. „God bless you in Germany.“ Ich werde es mir bei dieser Gelegenheit merken.

    Die Einfachheit des Anrufes und die Qualität der Datensammlung

    Die bestechende Effizienz des Anruf-Tools ist der genau definierte Rahmen, in dem sich Anrufer und Anzurufende bewegen. Der Text ist vorgegeben, ebenso die Auswahlmöglichkeiten und auch „Havarietexte“, also Texte, die dann gesprochen werden sollen, wenn der Anruf abzugleiten droht. Zudem hat der Anrufer vorgegebene Möglichkeiten zur Anrufbewertung, so dass er, selbst wenn er nicht geübt ist, sehr schnell und effizient so einen „Cold Call“ ausführen kann.

    Es ist aber nicht nur die Art der Dialogführung, sondern die Idee dahinter, die den Charme der Mitstreitersuche ausmacht. Es sitzen (nicht nur) professionell bezahlte Kräfte in Callcentern im System, sondern so Leute wie du und ich, die sich in irgendeiner Form mit der Idee, der Partei oder des Protagonisten identifizieren können. Leuten „von unten“ hat man grundsätzlich weniger entgegenzusetzen, als wenn die Kontaktaufnahme „von oben“ erfolgt.

    Das bestechenste Argument ist aber dann tatsächlich das, was am Ende dabei herauskommt, nämlich die Datenbasis und Datenqualität. Darüber weiß man natürlich als Anrufer herzlich wenig und wird auch kaum etwas dazu erfahren, dennoch kann man getrost davon ausgehen, dass mit keinem anderen Ansatz eine so schnelle „Anrufwelle“ erzeugt werden kann, wie mit dieser Graswurzelmethode. Und durch die Möglichkeiten des Feedbacks lässt sich eine Qualität der Datenbasis halten, die mit anderen Methoden unerreichbar ist.

    Kompletter Screenshot einer Anrufseite im Anruf-Tool des Partybuilders:


    Alle Teile meines Dossiers zu Obama 2012 unter dem Stichwort „Obama 2012“.

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