• Wer nicht pariert, wird gefloppt.

    Die Fernsehzeitschrift „Auf einen Blick“ aus dem Heinrich Bauer Verlag gehört zu den eher kleingeistigeren Fernsehzeitschriften im Land, die sich mit ihrem „Empört-euch!“-Stil im Magazinteil vornehmlich an die Rentnerfraktion wendet, was auch ganz anschaulich durch den Tenor der Annoncen flankiert wird. Jedenfalls findet sich in jeder Ausgabe dort auf der Doppelseite „Promis der Woche“ eine wöchentlich wechselnde Rubrik, in der der „Top“- und „Flop“-Promi der Woche gekürt wird. Der „Flop“-Promi dieser Woche hat es sich dabei wohl gehörig mit der Redaktion verscherzt:

    „Kim Weisswange
    Anrüchig

    Das ist gar nicht dufte! Letzte Woche gab die Hamburger Parfümeurin Kim Weisswange (47) bekannt, dass sie einen Hochzeitsduft für Prinz William und seine Kate kreiert habe – im Auftrag des Königshauses. Auch auf einen Blick berichtete. Jetzt stellte sich heraus, dass sie gar keine Bestellung erhalten hat, sondern nur ein Standardschreiben, in dem man das „Werbegeschenk“ dankend ablehnte. Peinlich!“

    Tja, das kommt davon, wenn man als Redaktion das mit der Recherche nicht ganz so genau nimmt und abtippselt, was da einem auf den Tisch flattert. Da gaben sich andere Medien in der Thematik dann schon mehr Mühe, beispielsweise das Hamburger Abendblatt. Allerdings befindet sich „Auf einen Blick“ dennoch in ganz brauchbarer Gesellschaft, denn offensichtlich ebenfalls auf den Leim getreten sind unter anderem Welt Online, selbstverständlich auch Bild Hamburg und zur besonderen Krönung auch der Norddeutsche Rundfunk.

  • Der Super-GAU für Sony Computer Entertainment.

    Wie fangen wir an? Mit „Pech gehabt?“ Oder mit „Das hat ja so kommen müssen?“ Oder einfach mit „Stümper“? Ich glaube, es passt alles, auch Tiernamen für die Verantwortlichen. Denn alles, was sich gestern schon als gewaltige Nachrichtenlawine in Sachen PS3-Hack ankündigte und heute in allen Nachrichtenkanälen als Tsunami brandet, war absehbar.

    Der PS3-Hack.

    Dass sich im PlayStation Network etwas wirklich schlimmes zusammenbraut, konnten die alten PlayStation-Hasen ja schon letzte Woche erahnen. Dass es an der fehlenden Performance liegen könnte, weshalb Sony Computer Entertainment das Network vorübergehend gänzlich herunterfährt, war kaum vorstellbar – die Performance prellt ja schon seit vielen Monaten so dermaßen, dass es für Gelegenheitsspieler keinen Spaß mehr macht, die PlayStation einzuschalten, weil die bis dahin notwendigen Updates erst einmal dafür sorgen, dass die nächste halbe Stunde (bestenfalls) Updaten angesagt ist. Und das dauert vor allem deshalb so lange, weil die Downloads mit ISDN-artigen Geschwindigkeiten stattfinden.

    Was sich aber gestern und heute so langsam als Fakten zum Hack herauskristallisiert, toppt wirklich alles: Möglicherweise die gesamte User-Datenbank, inklusive Passwörter, Kaufhistorie und vielleicht sogar Zahlungsinformationen sind mal eben so abgezogen worden. Im Internet. Da draußen, wo inzwischen jeder noch so verrückte Web-Entwickler gelernt hat, dass man sensible Informationen lieber zehn mal verschlüsselt, Passwörter niemals in Klartext ablegt und es noch nicht mal andenkt, den Download von kompletten Benutzerdatenbanken zu ermöglichen. Es dann auch noch nicht mal zu merken, dass möglicherweise Daten entwendet wurden. Yeah. Es würde mich interessieren, was den Mitarbeiter  erwartet, der das hausintern bei Sony Computer Entertainment zu verantworten hat.

    Was aber vor allem im PlayStation-Imperium kaputtgegangen ist, lässt sich nicht mit Zahlen beziffern. Denn das Imperium selbst ist zusammengefallen wie ein Kartenhaus und es wird sich, so prophetisch will ich mal sein, eher die Frage stellen, ob der jetzige GAU so teuer wird, dass sich Sony langfristig aus dem Konsolenmarkt eher verabschiedet, als so weiterwurstelt, wie bisher.

    Geohot und die PS3.

    Geohot, mit (mutmaßlich) richtigem Namen George Hotz, ist ein junger Mensch in den USA, der sich mit moderner Unterhaltungselektronik mehr beschäftigt, als der normale Nutzer, um es einmal freundlich einzuleiten. Manche sehen in Geohot einen gefährlichen Hacker, der Betriebssysteme von Unterhaltungselektronik knackt, um daraus Zaster zu machen und manche sehen in Geohot ein verspieltes Kind mit einem Tick zu viel Bedarf nach Bestätigung durch Fans und Verehrer. Vermutlich liegt irgendwo in der Mitte die Wahrheit, höchstwahrscheinlich ist aber die implizierte Gefährlichkeit von Geohot völlig übertrieben, weil Sendungsbewusstsein im Internet keine Frage der Qualität mehr ist.

    Vielen bekannt ist Geohot durch das Jailbreaking des iPhone-Betriebssystems, deren Szene er jahrelang mit Begeisterung anführte. „Anführen“ ist auch hier vielleicht der falsche Begriff, denn eher war er derjenige, der auf spielerische Weise vermutlich während Mittagessen und Nachtisch das iPhone-Betriebssystem knackte, kurz am Nachmittag ein Progrämmchen dazu schrieb und am Abend dann über die Szene verteilen ließ. Dass er vornehmlich auf Zaster schielt, entkräftet genau diese „antikapitalistische“ Vorgehensweise. Dass er sich vor ziemlich genau einem Jahr öffentlich von der iPhone-Welt vorübergehend verabschiedete und sich dem Knacken des PS3-Betriebssystems widmen wollte, konnte daher auch nur die Laien wirklich erschüttern, denn die Frage, die sich hier stellte, war nicht die, ob er die PS3 geknackt bekommen würde, sondern ob er es noch bis zum Abendessen schafft.

    Der Angriffspunkt war ausgerechnet der Punkt, auf den Sony bei der PS3 einst sehr stolz war: Die Fähigkeit der PS3, in einer virtuellen Box ein Linux zu fahren und die PS3 als Nebenprodukt als eine Art „Supercomputer“ zu positionieren. Das war natürlich in allen Belangen völlig übertrieben, denn das Linux ließ keinen direkten Zugriff auf die Subprozessoren zu und auch nicht auf die grafischen Prozessoren. Das Linux lief dementsprechend lahm auf einer eigentlich ganz flotten Kiste, die aber mit 256 Megabyte RAM, die sich spielekonsolen-like nicht erweitern lassen, schon im Jahr 2007 nicht zukunftsfähig war. Zusammen mit dem Stromverbrauch von weit über 150 Watt im Normalbetrieb (ein normaler PC begnügt sich mit 70 bis 100 Watt) war die Linux-Fähigkeit der PS3 ein Marketing-Gag, mehr nicht.

    Geohot (und übrigens auch andere Hacker) loteten die virtuelle Box der PS3 aus und fanden nach und nach Möglichkeiten, über Schlampigkeiten in der virtuellen Maschine auf die PS3 zuzugreifen. Und das ist fatal in einer Welt, die der Hersteller abgeschlossen sehen will, denn Spielekonsolen leben vom Paradigma der Unverfälschbarkeit, der Abgeschlossenheit und der daraus implizierten Verbindlichkeit. Zwar muss ein Betreiber einer solch abgeschlossenen Umgebung immer damit rechnen, dass sich auch Hacker für die Innereien interessieren, aber man will das eben nicht. Die Frage ist, wie man als Hersteller auf dieses Phänomen reagiert: Akzeptieren und Vorkehrungen treffen, dass das Unfassbare (nämlich das Hacken) unvermeidlich ist oder so tun, als wäre alles sicher und schlussendlich der Holzhammer die bessere Wahl ist?

    Sony Computer Entertainment und das Selbstverständnis.

    Die Sub-Überschrift lässt es schon anklingen – Sony Computer Entertainment wählte zunächst die zweite Variante. Sie entfernten kurzerhand die Möglichkeit, Linux auf der PS3 nutzen zu können. Und sie schickten Anwälte, um Geohot zu verklagen. Das mag aus juristischer Sicht das Richtige gewesen zu sein, aber wer sich auch nur eine halbe Stunde mit der Ethik des Hackens beschäftigt und wer sich dann vielleicht auch noch mal kurz angeschaut hätte, wie Apple das Thema Jailbreaking öffentlich abhandelt (nämlich gar nicht) und sich vielleicht auch noch angeschaut hätte, wie Microsoft darauf reagierte, als Geohot einst erklärte, dass er Windows Mobile nun mal antesten wolle (Microsoft spendierte sogar Gerätschaften und kündigte an, dass man von der Arbeit von Geohot lernen wolle), dann hätte man von Anfang an merken müssen, dass Anwälte nicht das richtige Mittel der Wahl sind.

    Das Problem beim Hacken und der Reaktion darauf sind nämlich nicht die Hacker selbst, sondern deren Fans und Bewunderer. Das sind nämlich eben nicht einfach nur die dickbäuchigen, weißhäutigen, asexuellen Autisten aus dem Klischee, sondern das sind Leute wie du oder ich mit den unterschiedlichsten Begründungen, warum sie Hacken gut finden, tolerieren oder zumindest nicht so schlecht finden, als dass man mit Kanonen auf Spatzen schießen müsste. Der Versuch, Geohot mit millionenschweren Klagen zu treffen, schlug daher genau in dem Moment fehl, als diese Vorgehensweise von Sony verkündet wurde. Von einem Unternehmen, dass als Hersteller von Spielekonsolen „Subversivität“ als zentrale Unternehmenseigenschaft suggerieren muss, um überhaupt als ernstzunehmender Hersteller anerkannt zu werden.

    Das Echo war dann dementsprechend: Selbst diejenigen, die von Hacken und dessen Ethik keine Ahnung haben, die Geohot nicht kannten und gar nicht so recht wissen, was da in ihrer Playstation passiert, waren von der mehr oder weniger wahren Epik, dass hier ein milliardenschwerer Konzern einen kleinen Jungen abstechen will, der nichts anderes getan hat, als Programmierfehler zu finden, greif- und erschütterbar. Und damit nahm das Elend für Sony Computer Entertainment und für seinen Mutterkonzern seinen Lauf. Die Details, wer wann wie etwas dazu beigetragen hat, dass es zum jetzigen GAU gekommen ist, ist dabei ironischerweise völlig uninteressant. Und es ist auch völlig unwichtig geworden, dass sich in der Zwischenzeit Sony Computer Entertainment – aus welchen Gründen auch immer – mit George Hotz darüber geeinigt hat, dass man den Burschen nicht finanziell erledigt, man lieber so tut, als ob alles wieder heile ist und darüber dann auch bemerkenswert schlecht bloggt. Denn da war der Karren schon längst polternd auf dem Weg nach unten.

    Sind wir gut oder sind wir gut?

    Ein großer Fehler ist es, ich habe es schon anklingen lassen, sich beim Vermitteln einer „neuen Welt“ auf die Kampfmittel der „alten Welt“ zu beschränken. Das gilt für alles: Marketing, Verkauf, Support, Rechtliches. Wenn man sich den Erfolg großer Computerspiele anschaut, dann sieht man durchweg ein Stilmittel: Wir hören dir zu! Du, der Computerspieler, du willst spielen und in eine andere Welt abtauchen und wir machen das möglich – mit dir zusammen sind wir stark! Und so weiter und so fort. Sicherlich alles viel Marketing-Blabla, das einen sehr an so Geschichten wie The Matrix erinnert, aber Computerspielen hat – gerade für Erwachsene – sehr viel damit zu tun, etwas anderes zu tun, als zu Joggen oder Kaninchen zu züchten. Wenn ich an der Spielekonsole spiele, bin ich schon für den Familienbetrieb nicht mehr zu gebrauchen und gelte da als Verrückter – es wäre schön, wenn der Hersteller des Spieles und gern auch der Spielekonsole das berücksichtigt und sei es nur in der Vermittlung einer Illusion, dass man dazugehört. Das eine gehört untrennbar zum anderen dazu.

    Schaue ich mir die XBox oder die Wii an, dann schaue ich da in zwei Spielekonsolenwelten hinein, die es beide begriffen haben. Sie lassen Raum für Individualität, sie lassen die Benutzer Avatare erstellen, sie binden diese Welt mehr oder weniger nahtlos in die Computerspiele. Man kommt in eine Welt hinein, in der man willkommen ist, weil man gleichgesinnt zu sein scheint. Schafft man diese Illusion, ist das die Basis. Schafft man es nicht, bleibt es das, was Atari & Co. letztendlich einmal den Kopf gekostet hat. Sony Computer Entertainment hat es bisher nicht geschafft, selbst nicht mit dem sagenumwobenen PlayStation Home, einem Second-Life-Verschnitt, das zu einer Zeit erfunden wurde, als man noch glaubte, man müsse einfach eine 3D-Welt machen, um Community zu schaffen.

    Am bedauerlichsten ist der Umstand, dass dies ausgerechnet Sony passiert, mit der PlayStation. Da stecken 16 Jahre Konsolenerfahrung dahinter, die PlayStation ist Begründerin der modernen Spielekonsolenwelt und die Hardware hat zu ihrer jeweiligen Veröffentlichung immer Maßstäbe gesetzt. Man hatte immer nur das Gefühl, dass das Management nicht in der Gegenwart angekommen ist. Und jetzt den finalen Beweis dafür. Vielleicht wird es ja nun besser. Vielleicht.

  • Aus dem Auge, aus dem Sinn – vom Unsinn der CO2-Einlagerungen.

    Ich bin kein Fan der Zeitungen, die man als kostenloses Beiwerk zu einer Parteimitgliedschaft bekommt, völlig unabhängig davon, welche Partei das ist. Bei der SPD ist diese Parteizeitung der „Vorwärts“. Eigentlich eine Zeitung, die eine 134 Jahre alte Tradition aufzuweisen hat und sich lange Zeit als vordenkende Zeitung verstand, die die Sozialdemokratie intellektuell begleitete. Heute ist der Vorwärts freilich nur noch ein müder Abklatsch davon, der sich als applausflankierendes Jubelblatt versteht. Beiwerk eben. Steckt jeden Monat im Briefkasten, hat mitunter interessante Aufsätze, ist gestalterisch gut gemacht, aber der überwiegende Rest ist eben Hühnerragout, genau gemixt für die Parteibasis.

    Was mich am meisten stört, sind die Anzeigen im Vorwärts. Man kann ungefähr einen Leitsatz aus der Beobachtung basteln, dass jede Anzeige, die mindestens eine halbe Seite groß ist, für jemanden wirbt, mit dem die Sozialdemokratie einen Diskurs hat. Nun gilt der Grundsatz, dass der journalistische Teil wenig mit den Anzeigen zu tun hat und ich unterstelle keinesfalls der Vorwärts-Redaktion, dass sie im Sinne ihrer Anzeigenkunden schreibt, aber die Werbetreibenden wissen schon sehr genau, welche Sprache sie setzen müssen, ob das nun Anzeigen von Tabakherstellern sind, Privatversicherer oder Energieversorger. Vattenfall zum Beispiel. Vattenfall hat sich in der aktuellen Vorwärts-Ausgabe die letzte Seite gesichert und schreibt folgendes in ihrer Anzeige, gesetzt auf einem überdimensionalen Erdglobus:

    Um hier oben etwas zu bewirken, gehen wir in die Tiefe.
    Für unseren Planeten wäre es das Beste, wenn kein zusätzliches CO2 mehr in die Atmosphäre gelangt. Genau dafür hat Vattenfall eine zukunftsweisende Technologie für die Energieerzeugung entwickelt: CCS (Carbon Capture and Storage). Dabei wird das CO2 im Kraftwerk abgeschieden, verdichtet und dauerhaft gespeichert – tief unter der Erde.“

    Klarer Fall von dem klassischen Versuch, das Phänomen „Aus dem Auge, aus dem Sinn“ als Lösung zu verkaufen, die Stromerzeugung durch fossile Brennstoffe weiter zu forcieren.

    Warum es Quatsch ist, CO2 in die Erde zu verlagern.

    Eigentlich gibt es ja alles. Endlager, genügend Kohlendioxid, Energiehunger, den Neubau von zig Kohlekraftwerken. Also warum nicht?

    • Emissionen nicht zu verwerten bzw. zu vermeiden, sondern wegzusperren, hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun. Vor allem nicht, wenn sich die weggelagerten Stoffe bei der Lagerung nicht zersetzen. Im Prinzip sind wir bei der CO2-Einlagerungen daher keinen Deut weiter, als bei der Art und Weise, wie wir seit Jahrzehnten mit dem Atommüll verfahren: „Schaun mer mal.“
    • Die Einlagerungsstätten für CO2 sind endlich. Überschaubar endlich. Zwar gibt es auch auf deutschem Gebiet grundsätzlich brauchbare Stätten, bedingt durch früheren Bergbau bzw. Rohstoffförderung auf hoher See und es stimmt auch, dass man bei der Lagerung von Gasen in solchen Lagerstätten Erfahrungen hat, da solche Minen schon für die Zwischenlagerung von Erdgas eingesetzt wird. Allerdings reichen diese Lagerstätten logischerweise nur für einen begrenzten Zeitraum. Von 20 bis 60 Jahren spricht man hier, dann sind die bestehenden, potentiellen Lager voll – wenn die Energieerzeugung durch fossile Brennstoffe auf dem jetzigen Level bleibt.
    • Die Trennung von Kohlendioxid aus den Emissionen von Kraftwerken kostet selbst Energie und zwar richtig messbar – um rund 10 % sinkt die Energieeffizienz von Kraftwerken, die CO2 aus ihren Emissionen filtern. Und wir reden bei der Energieerzeugung nicht von einer Basis von 100 %, sondern von etwa 40 % bei einem durchschnittlichen Kohlekraftwerk. Der große Rest, der bei der Stromerzeugung anfällt, ist Wärme, die man bei modernen Kraftwerken durch Kraft-Wärme-Kopplung teilweise noch nutzen kann, ansonsten aber in die Atmosphäre und in das Kühlwasser geht. Kohlekraftwerke heizen also vornehmlich ihre Umgebung und erzeugen nebenbei noch etwas Strom. Bei Gaskraftwerken sieht es etwas besser aus, hier liegt die Energieeffizienz zwischen 50 und 60 %, zudem besitzen Gaskraftwerke den Vorteil, dass sie verhältnismäßig wenig Vorlauf brauchen, das kann man für gewöhnlich in so eine Rechnung einrechnen.
    • Niemand weiß, was das CO2 im Erdboden langfristig macht. Sorgt der hohe Druck für Bergbewegungen? Was passiert, wenn es unterirdische Einstürze gibt? Was passiert, wenn oben schlicht der Schachtdeckel abfliegt? Es wird hier suggeriert, dass eine quasi fertig entwickelte und mutmaßlich sichere Technik nur noch darauf wartet, eingesetzt zu werden.

    Nein, ist es alles nicht. Das Einlagern von Kohlendioxid in die letzten Löcher ist nichts anderes, als wenn man dort Atommüll hineinstopft und darauf hofft, dass die nächsten Generationen keine Fragen stellen. Mit Nachhaltigkeit hat das alles nichts zu tun, noch nicht mal ansatzweise.

  • Facebook-Geburtstage im Google Calendar abonnieren.

    Über Facebook kann man schimpfen und sich ärgern – in einer Sache ist es jedoch sehr brauchbar: Beim Geburtstagsmanagement. Ich sammle zwar bei den mir wichtigen Kontakten deren Geburtstage in meiner Adressverwaltung, dort findet sich aber nicht automatisch jeder, den ich auch in Facebook als Freund habe. Menschen in Facebook zu gratulieren, ist auch nicht schlecht, aber man merkt es halt eben erst dann, wenn man auch tatsächlich in Facebook schaut, wer heute Geburtstag hat (oder sich per E-Mail benachrichtigen lässt). Was aber auch geht, wenn man einen Kalender einsetzt, in dem man externe Kalender per iCal einbinden kann: Die Facebook-Geburtstagsliste abonnieren. Und das geht, wenn man weiß, wohin man zu gehen hat.

    1. Die Liste der Geburtstage seiner Freunde findet man in Facebook von der Startseite aus. Dort gibt es links den Punkt „Veranstaltungen“.
    2. Klickt man auf „Veranstaltungen“, gibt es als Unterpunkt unter anderem den Punkt „Geburtstage“. Da drauf klicken. Die Liste der Geburtstage erscheint. Diese Seite bis ganz nach unten scrollen, dort gibt es dann einen Link namens „Geburtstage exportieren“.
    3. Ein Klick auf den Link öffnet ein Fenster, auf dem sich dann der iCal-Link befindet.

    Falls auf dem Rechner eine iCal-fähige Anwendung installiert ist und der Webbrowser dann auch etwas mit der Dateiendung anfangen kann (Outlook kann das beispielsweise), wird der Kalender automatisch dort abonniert. Aber auch mit dem Google Calendar funktioniert der iCal-Kalenderabonnement problemlos:

    1. Die ersten drei Schritte des obigen Vorgehens.
    2. Im Fenster mit dem iCal-Link nicht auf den Link klicken, sondern den Link in die Zwischenablage kopieren.
    3. Im Google Calendar links bei der Auflistung der verschiedenen Kalender unten auf den kleinen Link namens „Hinzufügen“ klicken und als Option „Über URL hinzufügen“ wählen. Die Option, dass dieser neue Kalender öffentlich zugänglich sein soll, selbstverständlich nicht anhaken.
    4. Im erscheinenden Fenster in die Textbox einfach den Link, der sich in der Zwischenablage befindet, einkleben, auf „Kalender hinzufügen“ klicken, einen Moment die Synchronisation abwarten und gut. Unter dem Titel „Friend’s Birthdays“ sind nun die Geburtstage der Facebook-Freunde eingebunden.

    Und wie es sich gehört, gibt es leider auch ein paar Haken an der ganzen Geschichte, die jedoch tolerierbar sind:

    • Der Kalender wird bei eingeblendetem Geburtstagskalender sehr schnell sehr übersichtlich. In den Sommermonaten, in denen mein Freundschaftskreis seltsamerweise eher weniger seine Geburtstage feiert, mag das noch gehen, der Blick in den November war jedoch ein Schlag ins Kontor… alles voll mit Geburtstagen! Hier kann man sich abhelfen, in dem man Gebrauch von der Möglichkeit macht, einzelne Kalender mit einem Klick auf den Titel vorübergehend ein- und auszublenden.
    • Der eingebundene iCal-Terminkalender ist auf GMT-Zeit festgelegt. Das wäre kein Problem, allerdings kennt die Greenwich Mean Time keine Sommerzeit, so dass jeweils in der letzten Woche im März und im Oktober die Geburtstage schon am Vortag um 23 Uhr beginnen. Muss man eben wissen.

    Wichtig zu wissen ist auch, dass der so eingebundene Kalender nur eingebunden ist, die Termine also nicht in den eigenen Kalender kopiert werden. Das kann man bei einzelnen Terminen machen, davor ist jedoch abzuraten, wenn man nicht doppelte Termine haben möchte. In meinem Fall ist ein Abo eines ansonsten unabhängigen Kalenders absolut perfekt.

  • Braucht es einen Blogger-Verband?

    Kurzum: Ja, den braucht es. Und zwar deshalb, weil Blogger am ehesten das vertreten, was wir als Möglichkeit zur Äußerung der freien Meinung verstehen und weil wir dringend dafür sorgen müssen, Bloggen auch „greifbar“ zu machen für Leute, die gar kein Interesse daran haben, Blogs als eigene Kommunikationsform anzusehen. Es geht nicht um das „wollen, um zu dürfen“, sondern um das „müssen, um zu bleiben“.

    Kann Egomanie ein Hinderungsgrund für eine Interessensvertretung sein?

    Auch hier kurz eingeleitet: Kann, muss aber nicht. Egomanie taucht da auf, wo Menschen ohne viel Hintergrund Angst davor haben, dass andere Menschen das bemerken könnten. Jede Interessensvertretung lebt davon, dass es Menschen gibt, die mehr oder weniger Input hineinstecken und in diametraler Menge davon profitieren – man steckt entweder mehr hinein und bekommt weniger heraus oder man steckt weniger hinein und bekommt mehr heraus. Niemals gibt es einen Gleichstand. Und genau deswegen will man eine Interessensvertretung.

    Häufig wird die Idee eines Blogger-Verbandes mit der Idee einer Gewerkschaft oder einer Konstruktion wie eines Verbandes wie dem Deutschen Journalistenverband o.ä. verglichen. Sicherlich, da gibt es ein paar Ähnlichkeiten von der Idee her, allerdings einen sehr großen Unterschied: Es geht bei einem Blogger-Verband bei den allermeisten potentiellen Interessenten nicht um Geld, weil für die meisten Blogger schlicht keines zu erwirtschaften ist. So lange Bloggen nicht auch breitenwirksam Einkommen von vierstelligen Größen ermöglicht, ist das Thema Monetarisierung ein eher homöopathisches für die meisten Blogger.

    Das Geld kann es also nicht sein, also muss es der Idealismus tun. Der Idealismus, gemeinsam für eine Sache zu kämpfen, sei es eine Technologie, eine Dienstleistung, eine Vorgehensweise oder schlicht ein Lifestyle. Das Bloggen ist von allem etwas und die größte Kunst wird es sein, auch für die kleinen Blogger eine adäquate Interessensvertretung darzustellen, die vielleicht nur ein Hobbyblog schreiben, möglicherweise frei von jeglichem Monetarisierungsversuch und auch frei von jedem Sinn und Zweck. Aber nur so ein Ansatz würde einen Blogger-Verband davor bewahren, ein Eliteverein zu werden. Denn genau das darf es nicht werden, will man den Urbegrifflichkeiten des Web 2.0 nicht untreu werden. Auch virtuelle Gemeindeblättchen haben ihren Raum in den Weiten des Webs.

    Sicherlich kann ich es mir jederzeit erlauben, gewisse Personen in der so genannten Blogosphäre besonders gut und auch besonders nicht gut zu leiden. Das darf aber nicht der Grund sein, einer Interessensvertretung nicht beitreten zu können, denn im Idealfall muss eine Interessensvertretung Meinungen vertreten und nicht die Namen von bestimmten Personen.

    Und die „Digitale Gesellschaft„?

    Eine Totgeburt, leider. Weil das Pferd von hinten aufgezäumt wird. Eigentlich will man einen Lobbyverband, weil das augenscheinlich mal jemandem gesagt wurde, dass man so etwas braucht. Eigentlich will man auch einen Verein, weil wieder andere gesagt haben, dass so etwas Sinn machen könnte. Andere wollen eine Interessensvertretung, weil das vielleicht auch irgendjemand mal erwähnt hat. Und eigentlich… ja, eigentlich. Eigentlich ist genau „eigentlich“ das Problem dabei.

    Eine Interessensvertretung funktioniert so, dass es Menschen geben muss, die eine bestimmte Sache gut oder schlecht finden und sich dafür einsetzen möchten. Die Interessensvertretung übernimmt dafür eine Art Trichterfunktion, um das Meinungsbild der Personen, die an der Interessensvertretung partizipieren möchten, meinungsgerecht aufzubereiten und an die richtigen Stellen zu leiten. Das Wort „Partizipation“ ist dabei ein sehr wichtiges, denn man kann zwar auf Meinung eines Souveräns verzichten, wenn man abgebrüht genug ist, aber man braucht zwingend die „User-Basis“ des Souveräns, um überhaupt erst einmal so etwas wie eine Interessensvertretung darzustellen. Eine Interessensvertretung entsteht per se nicht dadurch, dass sich Schwergewichte zusammentun und ihre Kompetenz daraus ableiten, dass sie die lautesten sein wollen.

    Demzufolge ist der Start der „Digitalen Gesellschaft“ eine Nullnummer. Einen Verband gründen ohne inhaltliche Diskussion und die Frage nach einem Eintritt als stimmberechtigtes Mitglied dadurch zu beantworten, dass das erst einmal nicht vorgesehen ist, weil man zuerst die Strukturen aufbauen möchte, ist völlig inakzeptabel und zerstört Porzellan, dass noch gar nicht richtig geformt ist. Und noch viel schlimmer ist eine andere Gesetzmäßigkeit: Wer einen Verband nach Gutsherrenart aufbauen will, hat quasi keine Chance mehr, argumentativ einzulenken. Selbst wenn die jetzige Führung sich besinnen würde und vereinsmäßige Strukturen haben wollte – es nimmt ihnen keiner mehr ab. Death on arrival. Ich kann mich nicht in einer Interessensvertretung wiederfinden, die von den Machern eigentlich mal so konzipiert war, dass man mich eigentlich gar nicht wollte. So einen Opportunismus kann man sich nicht leisten, wenn man eben keinen millionenschweren Etat hat, das von einer PR-Agentur wieder geraderichten zu lassen und man kein Interesse daran hat, Vertrauen in der Gesellschaft zu bewahren.

    Sprich: Nächster Versuch, bitte. Nicht im Vorfeld einer re-publica, nicht von einer Truppe, die Lobbyarbeit vor partizipativer Meinungsbildung ansiedelt und bitte von Leuten, die sich nicht ganz so wichtig nehmen, wie notwendig.

  • Der Birthday-Burst 2011.

    Der diesjährige Birthday-Burst, also mein selbst entwickelter Fachbegriff für die Lawine an Gratulationen und Glückwünschen am eigenen Geburtstag, hat sich an meinem gestrigen Geburtstag eindeutig zugunsten von Facebook verschoben. Wenn auch vermutlich deshalb, weil ich nicht mehr bei wer-kennt-wen.de dabei bin, andererseits viele Menschen, die einst dort dabei waren, inzwischen auch bei Facebook sind.

    Wie auch immer – die diesjährige Statistik:

    • 61 Glückwünsche via Facebook.
    • 12 Glückwünsche via Twitter.
    • 9 Glückwünsche via Telefonanruf.
    • 2 Glückwünsche per Geburtstagskarte via Brief.
    • 1 Glückwunsch via Xing.
    • 1 Glückwunsch via E-Mail.
    • 1 Hausbesuch von Kollege Oliver.

    Gar nicht mehr dabei als Glückwunschmedium war dieses Jahr die SMS. Eigentlich schade, ich mag die SMS, wenn sie nur nicht so verhältnismäßig teuer wäre. Aber das ist vermutlich das Ergebnis für ein an sich brauchbares Kommunikationsmedium, das allerdings in einer kleinen Nische mit anderen Konkurrenten zu kämpfen hat und viel zu stark kostenmäßig reglementiert ist.

    Ansonsten: Herzlichen Dank euch allen! Ich habe mir vorgenommen, jedem Gratulant einzeln zu danken, was mir auch gelungen sein dürfte. Im übrigen eine wirklich harte, wenn auch schöne Arbeit. Und wenn einer meint, Social Networks würden zur Vereinsamung der Menschen führen: Ich habe bei keinem vorherigen Geburtstag so viele Glückwünsche empfangen dürfen. Das beantwortet diese Frage weitgehend.

  • Der Uhrenbeweger.

    Wer sich für einen guten Uhrmacher hält, so wie es mein Vater tut, der hat allerlei Technik im Hause stehen. Was für andere eine Surroundanlage ist, ist für meinen Vater ein Uhrenbeweger. Und so sieht ein Profimodell in Aktion aus:

    Wenn es einen technischen Bereich gibt, in dem sich in den letzten Jahrzehnten am meisten getan hat, dann ist es zweifellos die Uhrenindustrie. Und da rede ich gar nicht mal von Digitaluhren, sondern eben von Automatikuhren. Uhren, die keine Batterie brauchen. Uhren, die kinetisch geladen werden, nämlich durch den Träger, der beispielsweise beim Laufen ständig mit dem Armen herumschlenkert und dabei in seiner Uhr ein Gewicht bewegt, das wiederum eine Feder aufzieht. Nicht-digitale Hightech, die durchaus begeistern kann, weil sie einfach läuft und läuft und eine bemerkenswert gute Energiebilanz hat.

    Diese technischen Entwicklungen führen übrigens dazu, dass Uhrmacher überproportional häufig glauben, sie könnten prinzipiell alles reparieren.. Kirchturmuhren, Autos, Computer, Blinddärme. Man muss sie dann gelegentlich einbremsen, bevor sie richtig etwas kaputtmachen. Das zumindest haben sie mit EDV-Leuten gemein. 😉

  • Steckdosenmangel.

    Es scheint da ein Grundgesetz der modernen Zeit zu geben: Egal, wie viele Steckdosen du zur Verfügung hast, es sind immer zu wenige. Es gab mal eine lang andauernde Zeit, da genügten tatsächlich zwei Steckdosen für die Stromversorgung: Für den Computer und für den Bildschirm. Heute sieht das so aus, nämlich bei mir unter dem Tisch:

    Und das ist nur ein Steckdosenverteiler, denn in der Gesamtheit brauchen folgende Geräte Strom: Der Computer, der Bildschirm, die Lautsprecher, das NAS, der Ethernet-Switch, der Homeplug-Adapter, der Drucker und die Schreibtischlampe. An dieser Stelle geht es gar nicht mal um den Stromverbrauch, denn selten sind alle Geräte gleichzeitig an. Vielmehr geht es darum, dass ich schon eine 5-fach-Steckdosenleiste am Start habe und nun eigentlich eine 8-fach-Steckdosenleiste brauche. Mindestens.

    Früher einmal war der neuralgische Punkt zur Strommassenversorgung hinter dem Fernseher. Lange Zeit brauchte man hier zwei Steckdosen, nämlich für den Fernseher und die obligatorische Stehlampe. In den 80er-Jahren musste die Lampe dann kurzerhand ausquartiert werden, weil der Videorecorder die Steckdose benötigte. Dann brauchte man irgendwann mindestens noch eine Steckdose für den Satellitenreceiver, später kam dann auch noch die HiFi-Anlage dazu, die zum Fernseher geschoben wurde, weil deren Soundanlage nun auch (und vor allem) beim Fernsehen benötigt wird.

    3-fach-Steckdosenleisten gehören heutzutage zum klassischen Verlängerungskabelersatz. 5-Fach-Steckdosenleisten sind Standard, 8-fach-Leisten dann schon ambitioniert und die 10-fach-Steckdosenleiste schwer am Kommen. Für eine 4-fach- und eine 8-fach-Leiste mit Schalter bin ich gerade 25 Euro losgeworden und das war ein Schnäppchen.

  • Was war eigentlich gleich nochmal Second Life?

    Erinnert sich der geneigte Leser noch an Second Life? Damals, so um das Jahr 2007 herum, war das mal der absolute Hype. Second Life, die virtuelle 3D-Welt, war irgendetwas zwischen einem inzwischen 8 Jahre alten Dienst, der quasi jeden Rechner als unterdimensioniert ansah und einen völlig unbedienbaren Client mitbrachte, mit dem man sich im Cyberspace nicht wirklich bewegte, sondern herumstakste. Meine Anmeldung datiert vom 30. Oktober 2007 und ich kann mich sehr gut erinnern, dass meine damalige Second-Life-Experimentierphase am 2. November 2007 auch schon wieder endete. Mein damaliger Rechner war schlicht nicht brauchbar und irgendwie war auch kaum mehr mit Second Life anzufangen, als andauernd von anderen Avataren zu hören, wie schön doch das Fliegen sei.

    Heute habe ich mal aus lauter Neugier einen zweiten Anlauf getan. Und einen Unterschied gibt es: Die Testphase endete nicht 2 Tage später, sondern 2 Stunden – Second Life ist, so weit ich das beurteilen kann, tot. Weit toter als beispielsweise PlayStation Home, die virtuelle Welt auf der PS3, die zwar nicht gänzlich tot ist, sich aber an Gehirntote richtet.

    Immerhin, der Second-Life-Client ist mit seinen 24,5 Megabyte immer noch verhältnismäßig schlank und nach dem Start findet man sich in einem deutlich benutzerfreundlichen Modus wieder. Eine vorherige Ausbildung als 3D-Objektentwickler ist also nicht mehr unbedingt erforderlich. Das Laufen ist also ganz einfach möglich, mit Maus und Pfeiltasten. Nur: Wohin laufen? Eigentlich gibt es nichts mehr, wohin man hinlaufen wollte.

    Mit den „Destinations“ hat man offensichtlich einen weiteren Makel behoben, nämlich die Frage, wohin man eigentlich nach dem Start auf der Anfängerinsel hingehen möchte. Science-Fiction-Welten gibt es, „reale“ Welten, die mehr oder weniger realen Orten nachempfunden sind und so weiter und so fort. In viele Destinationen kann man sogar gehen (einige funktionieren schlicht nicht), allerdings findet man sich in den meisten gänzlich allein. Der Besuch im virtuellen Köln war eine recht spaßfreie Geschichte, denn neben dem Hintergrundgedödel von Eins Live und der Möglichkeit, am virtuellen Kölsch-Fass gemütlich ein Glas einzustecken, ist man dort allein. Eine weitere Person fand sich auf dem Gelände und der Mensch, der mutmaßlich zu diesem Avatar gehört, war entweder am schlafen oder tot, denn nichts tat sich.

    Hat sich das Thema Second Life erledigt? Wollen wir gar nicht in den „3D-Cyberspace“ gehen? Wo sind die ganzen Experimentierflächen diverser Unternehmen, Parteien, Prediger geblieben?

  • The Good Guy and the Bad Guy.

    Die Revolutionen im Mittleren Osten und in Nordafrika haben ja entwaffnend freundliche, zumindest wenig stressige Namen: „Jasmin-Revolution(en)“, „Tag(e) des Zornes“, „Tag der Würde“. Und dann auch noch so friedlich anmutende Aktionen wie Platzbesetzungen, teilweise waffenfreie Demonstrationen, in Libyen eine fast schon freundlich anmutende, weil mutig aussehende „Turnschuharmee“ und so weiter. Und wir finden das alles sehr, sehr spannend, weil sich hier augenscheinlich Völker gegenüber ihren Despoten aufbegehren und ihren Kampf mit ach so demokratischen Werkzeugen wie Twitter und Facebook organisieren

    Wie wollen wir das eigentlich nennen? Graswurzelkampf? Bürgerkrieg 2.0? Social Revolution? Micro War?

    Es tut mir ja fast schon leid, wenn ich da einigen vor Kraft strotzenden Bloggern und Microbloggern gehörig in die Parade fahre und die Frage stelle: Was legitimiert Krieg eigentlich? Das Wehren gegen Ungerechtigkeiten? Die Mittel? Wir machen uns vor Rührung fast in die Hosen, wenn wir uns vorstellen, dass sich bis dato geknechtete Menschen mit Facebook & Co. organisieren, um für Freiheit zu kämpfen. Wie wollen wir aber zur irgendwann aufkommenden Frage stehen, wie wir damit umgehen wollen, wenn über Social Networking tatsächlich „guter, alter“ blutiger Bürgerkrieg organisiert wird? Wenn in einer Facebook-Gruppe Frontverläufe geplant werden oder über Twitter Armeen befehligt werden? Finden wir das dann immer noch revolutionär und rührend?

    Sehr spannend finde ich da ein Phänomen, das mir heute aufgefallen ist. Auf NHK World, dem internationalen Programm des japanischen Senders NHK, verfolgte ich eine Pressekonferenz irgendeines völlig überforderten Tepco-Managers, der irgendwelche Kommentare zum neuerlichen Nachbeben abgab. Belangloses Zeug, das NHK live in die Welt transportiert hat und vor Ort vermutlich von anderen Journalisten in Tickermeldungen und Zeitungsartikel geklopft wird – oder aber von fleißigen Menschen an ganz anderen Orten dieser Welt direkt von der Live-Schaltung aus NHK World in Twitter, Facebook & Co. eingespeist wird. Sprich: Der Graswurzeljournalismus ist hier problemlos erheblich schneller mit dem Verklopfen einer Nachricht, als vor Ort sitzende Journalisten, die vielleicht gerade mit einem maroden Handynetz kämpfen.

    Wenn wir das jetzt auf so genannte Revolutionen herunterbrechen, die nichts anderes als Bürgerkriege sind, dann stellt sich hier die Frage, ob man einfach mal so eben auf einer Seite sein kann, nur weil sich die eine Seite attraktiver (nicht unbedingt besser) organisiert. Krieg ist in erster Linie sehr stark einseitige, überzeichnete und gewalttätige Propaganda, nichts anderes passiert in den vielen arabischen Krisengebieten. Revolutionen werden nicht dadurch hübscher, in dem sie teilweise transparenter und vielleicht authentischer wirkend in den Mitteln und Werkzeugen dargestellt und organisiert werden, die wir für unsere tägliche, seichte Unterhaltung nutzen.

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