• Ich verstehe etwas nicht.

    Das kommt vor, dass ich mal etwas nicht verstehe. Ich bin zwar jemand, der dann versucht, das Problem selbstständig zu klären und zu fixen, aber tatsächlich gelingt mir das nicht immer. Eine solche Frage, die ich mir schon seit einer ganzen Weile frage, ist die, mit welcher Legitimation eigentlich so Dienste wie Blip.fm oder Last.fm funktionieren.

    Ist es nicht so, dass die Musikindustrie den Leuten in P2P-Tauschbörsen nicht ständig auf die Füsse tappt, damit sie urheberrechtlich geschützte Werke nicht so schamlos durch die Gegend verschieben? Bei Blip.fm ist es jedenfalls so, dass sich dort Benutzer („DJ“ dort genannt) aus einer großen Musikdatenbank ein Repertoire zusammenstellen, dass dann andere Benutzer abonnieren können. Geht man auf den Stream, bekommt man die Musik frei Haus in den Webbrowser geliefert.

    „Frei Haus“ ist dabei wörtlich zu verstehen, denn im Quellcode wird tatsächlich eine MP3-Datei als Stream eingesetzt. Kopiert man sich die Adresse heraus und gibt diese in die Adresszeile des Webbrowsers ein, kann man sich tatsächlich die komplette MP3-Datei herunterladen. Und die ist, je nach Anbieter, auch von durchaus anhörbarer Qualität und funktioniert von Anfang bis Ende.

    Wo ist der Haken an der Sache? Ich verstehe es wirklich nicht. Die Musikindustrie und deren wadenbeißende Kettenhunde alias Abmahnanwälte müssten doch eigentlich massiv im Dreieck springen. Davon lese ich aber rein gar nichts.

  • Umfragen manipulieren für Anfänger.

    Über das Umfragensystem der Pforzheimer Zeitung habe ich mich ja schon vor einigen Tagen köstlich amüsiert. Höchste Eisenbahn also, das Ding mal etwas näher anzuschauen, wie denn so die Abwehr von Missbrauchversuchen aussieht.

    Denn auch wenn ein Voting-System an sich relativ einfach ist – man muss halt ein Script haben, dass verschiedene Zähler auf Benutzerinteraktion korrekt um eine Stelle nach oben verschiebt und das Ergebnis auf Knopfdruck anzeigen – muss es vor allem eine Sache können: Wiederholte Stimmenabgaben erkennen und verhindern. Online-Umfragen sind schon per default weit von jeglicher Repräsentation entfernt, da will man sich nicht gleich von jedem Deppen, der die Zurück-Funktion im Browser entdeckt hat, die Umfrage gleich von Anfang an ruinieren lassen.

    Es gibt da zwei logische Ansätze: Client-seitige und server-seitige Prüfung. Erstere ist einfach, weil man den Benutzer gleich bei der Interaktion erwischen kann, beispielsweise per JavaScript, Cookies und AJAX-Abfragen, letzteres ist jedoch erheblich fundierter, weil man auf dem Server beispielsweise IP-Adressen, Browserkennungen, eindeutige Session-ID etc. mitloggen und diese nach Stimmabgaben sperren kann. Idealerweise baut man sich aus beiden Ansätzen ein System zusammen. Empfehlungen, Anleitungen und Beispiel-Scripte gibt es wohl in jedem Handbuch für Webdeveloper. Das System, das die Pforzheimer Zeitung einsetzt ist, mit Verlaub, dumm wie ein Päckchen ATA, denn es setzt nur auf einen Cookie-Check.

    Ist in einer Seite das Umfragemodul eingebunden, prüft ein erstes Script zunächst einmal, ob das Speichern von Cookies im besuchenden Webbrowser möglich ist. Das macht es durch das Setzen eines Cookies namens „PZ_Allow_Survey_XXX“ („XXX“ steht hierbei für eine Zahl, die die Umfrage kennzeichnet). Dieser Cookie verschwindet nach Schließen des Webbrowsers übrigens auch wieder sang- und klanglos, weil seine Gültigkeit in die Vergangenheit datiert ist und Cookies in so einem Fall nach Sitzungsende des Webbrowsers gelöscht werden müssen.

    Der Besucher kann nun an der Umfrage teilnehmen, also den passenden Radiobutton auswählen und auf „Absenden“ drücken. Die Übertragung erfolgt hierbei per AJAX im Hintergrund, so dass die Seite komfortablerweise nicht neu geladen werden muss. Hat er nun seine Stimme abgegeben, setzt das Votingscript einen weiteren Cookie namens „PZ_Survey_XXX“ mit einer Gültigkeit von etwa fünf Monaten in die Zukunft. Das ist dann der Cookie, den das Script zum Abstimmen sucht; findet er dieses Cookie, lässt es die Stimmabgabe nicht zu. So lange, bis eben das letztere Cookie schlicht gelöscht wird. Und das geht zum Beispiel beim Firefox kinderleicht, in dem man bei der Cookie-Suche lediglich „pz-news“ eingibt und auf den Löschbutton klickt. Fertig. Und weil man im Firefox eleganterweise das Fenster zum Verwalten von Cookies schön neben das Browser-Fenster drapieren kann, muss man auch gar nicht so viel herumklicken.

    Die wirklichen Noobs würden sich natürlich ein hübsches Batchscript schreiben und den Cookie-Besitz schlicht über die die HTTP-Anfrage faken. Solche pupsigen Sachen sind dann aber nichts mehr für Nerds, das ist schlicht unter unserer Würde. 🙂

    Warnung: Reißt euch zusammen und haltet eure Griffel weg.

  • Näheres in Sachen Flight Simulator.

    In der Zwischenzeit gibt es im Drama um das Spielestudio Aces, das verantwortlich für den Microsoft Flight Simulator zeichnet und das scheinbar rigoros von Microsoft geschlossen wurde, nähere und erhellende Informationen, je nachdem, aus welcher Sicht man das betrachten möchte.

    Fakt ist wohl, dass man sich bei Aces wohl grundsätzlich in Sachen Arbeitspensum verhoben hat. Grund ist, dass neben der Entwicklung des Flight Simulator 11 auch noch andere Projekte mit gleicher Priorität am Start waren, darunter der Train Simulator 2. Man hat dann bei Aces im Laufe des vergangenen Jahres immer mehr Entwickler benötigt, bis dann eben gegen Ende des letzten Jahres die Finanzkrise dazukam, die dazu führte, dass Microsoft einen grundsätzlichen Konsolidierungskurs einschlug und der im Januar nun bedeutete, dass Aces die Schotten dicht machen muss.

    Der Train Simulator ist im Prinzip der Pendant zum Flugsimulator, nur eben für den ambitionierten Lokomotivführer. Der basiert zwar weitgehend auch auf der Rendering-Engine des Flight Simulators, ist aber dennoch grundsätzlich ein anderes Produkt. Gewesen. Denn der Train Simulator ist vorläufig Geschichte, dieser fällt der Aces-Schließung wohl definitiv zum Opfer.

    In Sachen Flight Simulator gibt sich Microsoft offenkundig große Mühe, der Community beschwichtigend deutlich zu machen, dass dieser nicht eingestampft wird und auch die Entwicklung eines Nachfolgers des Flight Simulator X weiter forciert wird.

  • Wohin mit Laufwerksabdeckungen & Co.?

    Ihr kennt das: Da hat man einen PC, schraubt gelegentlich daran herum. Hier mal ein weiteres Laufwerk, da mal eine neue Karte. Übrig bleiben bei solchen Aktionen Laufwerksabdeckungen und Slotbleche. Dinger, die durchaus ihre Berechtigung im Gehäuseaufbau haben. Sie dienen nämlich weniger dem Staubschutz (ein moderner PC ist durch seine eingebauten Lüfter schon von Hause aus ein Staubfänger), sondern eher zum Abschotten des Temperaturniveaus und zum Bilden eines definierten Wegs für den Luftstrom. Tatsächlich ist es nämlich so, dass beispielsweise abgenommene Seitenteile eine erheblich schlechtere Kühlleistung der Lüfter zur Folge haben. Es ist im Sommer deshalb beispielsweise auch eine ganz schlechte Idee, einen PC, dessen Lüfter lauter dreht, als im Winter, vermeintlich damit zu helfen, indem man ihm die Seitenteile abnimmt.

    Werden Laufwerksabdeckungen und Slotbleche nicht gebraucht, gehören sie in normalen Haushalten normalerweise umgehend zur Phalanx des Krempels, der regelmäßige Tourneen durch die gesamte Wohnung abhält, bis alles irgendwann im Müll landet. Und wenn man dann mal den PC weitergeben möchte und die wertvollen Teile vorher ausbaut, hat man es mit einem buchstäblich zahnlosen Gehäuse zu tun.

    Gute EDV-Abteilungen heben solche Teile auf, denn sie sind als Ersatzteile nicht mehr zu normalen Preisen nachbestellbar, wenn überhaupt. Es geht aber auch viel einfacher, vor allem für einzelne Gehäuse: Slotblech und Laufwerksabdeckung ausbauen und mit Tesafilm im Gehäuseinnern auf den Boden kleben.

  • QYPE-Sucht, oder: Vorahnungen aus alten Zeiten.

    Ich gebe zu, ich habe am Montagabend gesehen, dass es bei QYPE, dem Empfehlungsnetzwerk für “Events” und “Locations”, diversen Nippes fürs Schreiben gibt: Für 250 Punkte gibt es ein T-Shirt, für 500 Punkte einen USB-Stick und für 1.000 Punkte einen Apple iPod Shuffle. Ich habe zwar für alle drei Dinge keinen sonderlich deutlichen Bedarf, allerdings ist eine gut gefüllte Kiste mit Geschenken und Tauschwaren nicht nur bei den Ferengi ein gern betriebenes Hobby. Und in den jetzigen Zeiten können solche Werbegeschenke ja auch durchaus historisch wertvoll werden. *hüstel*

    Interessant bei QYPE ist, dass man sehr schnell zu Punkten kommen kann, wenn man schreiben kann, in einer Stadt wohnt, in der es durchaus genügend Locations gibt, aber wenig QYPE-Teilnehmer und wenn man etwas Zeit mitbringt. Für Empfehlungen zu Restaurants & anderen Locations, zu denen noch keiner etwas geschrieben hat, gibt es 20 Punkte, für alle anderen Empfehlungen immerhin noch 8. Rein rechnerisch ist man also mit 50 Erstempfehlungen schon bei 1.000 Punkten. Ich habe dann knapp fünf Stunden und rund 70 Empfehlungen dazu gebraucht. Kein schlechter Tauschhandel, zumal ich Pforzheims Gastronomie und Dienstleistungssektor in QYPE gleich um mehrere Locations, die bisher noch fehlten, bereichert habe.

    Während man da so vor sich hin tippt, ist mir mit einem durchaus leicht wehleidigem Gefühl leider sehr bewußt geworden, dass die Idee von QYPE auch durchaus die Idee von Timo und mir hätte gewesen sein können. Ich kann mich da noch dunkel an ein Gespräch anno 1999 erinnern, als ich damals während einem Kneipenbesuch die Daten der Kneipe in meinen damals brandneuen Palmpilot eingegeben habe. Wäre es nicht schick, so wir zwei Helden damals, wenn man solche Gastronomietipps nicht irgendwo zentral im Internet ablegen könnte und viele andere Menschen das auch tun könnten, um auf diese Weise eine große Gastronomiedatenbank zu bilden?

    Schrecklich, wir waren ja durchaus innovativ. Das erinnert mich mit leichter Gänsehaut auch an meine ersten, handfesten Versuche mit Hypertext im Jahre 1990 auf meinem Amiga, als ich weder das Internet kannte, noch überhaupt die Idee, mit Hypertext nicht nur Information für mich aufzubereiten, sondern auch für andere.

    Oder eine andere Geschichte im Jahre 1993, als ich an einem IBM-Wettbewerb im Zeichen von “Leonardo da Vinci” teilgenommen habe und man unter anderem einen Essay darüber schreiben sollte, wie man sich die Zukunft vorstellen würde. Da habe ich doch tatsächlich das TabletPC-Konzept in einem edukativen Umfeld entwickelt bzw. glatt die One-Laptop-per-Child-Idee ausgegoren. Jedem Schüler einen tragbaren, einfachen Rechner, das ihn dann als Buch- und Schulheftersatz durchs Schulleben begleitet. Schulbücher gibt es als Chips, die Hausaufgaben per Netzwerk. Und das, was mich am meisten im Nachhinein entsetzt: Ich habe die Dinger in meinem Essay als “Personal Digital Assistants” bezeichnet, ohne dass ich ahnen konnte, dass das später ein Name für eine ganze Gattung von Minicomputern wird.

    Leider finde ich keine Version dieses Aufsatzes mehr in meinen Unterlagen. Einerseits bin ich unendlich traurig darüber, dass nicht mehr zu finden. Andererseits ist es vielleicht besser so.

  • Eine kleine Erfolgsgeschichte.

    Das SPD-Blog Baden-Württemberg war schon immer ein seltsames Ding. Schon zu Beginn meiner Zeit, als ich im Dezember das Blog das erste Mal sah, wunderte ich mich, wie schnell man da zum Schreiben kam. Einfach mal angemeldet, sofort freigeschaltet und dann einfach mal Schreiben, was ich auch gleich schamlos dazu ausgenutzt habe, im Vorfeld des Landtagswahlkampfes den Spitzenkandidaten der Konkurrenz ins Visier zu nehmen. 😉

    Nach der Landtagwahl 2006 kam auch im Blog etwas die Katerstimmung auf. Einige Initiatoren waren anderweitig mit Projekten beschäftigt, anderer hatten schlicht keine Lust (darunter zähle auch ich) und im Laufe der Zeit wurde dann auch die vorhandene WordPress-Installation immer älter und älter.

    Die Unkompliziertheit des Blogs war einer der wichtigsten Punkte des Blogs. Die Internet-Aktivitäten des Landesverbandes waren zum damaligen Zeitpunkt bescheiden, die Landesverbandsseite mehr schlecht als recht und dass dann auch noch Leute aus der Basis auf einer halboffiziellen Website des Landesverbandes einfach mal so schreiben konnten, das war schon etwas besonderes. Und obwohl in der Zwischenzeit der baden-württembergische Landesverband in Sachen Webpräsenzen in den Gliederungen und Arbeitsgemeinschaften bundesweit zu den besten Landesverbänden gehört, hat das Blog immer noch seinen eigenen Charme.

    Im letzten Jahr hat dann Dirk Baranek in unseren regelmäßigen Gesprächen über die Internet-Aktivitäten des Landesverbandes das Thema des etwas anstaubenden Blogs angesprochen. Man muss es wie im klassischen Projektmanagement angehen, denn nichts anderes geht an dieser Stelle, wenn mehrere Menschen etwas bewerkstelligen sollten. Wir haben dann eine Art Frühjahrsputz begonnen (was von der Zeit her eher ein „Herbstputz“ war), WordPress aktualisiert, dem ganzen Ding eine neue Tapete verpasst und begonnen.

    Schön ist es, wenn zwei Leute ein redaktionelles Tandem besteigen und einfach „Diskussionsgras“ aussäen. Das hat dann erstaunlicherweise sofort vom ersten Tag an funktioniert, was zeigte, dass das Blog noch in genügend RSS-Readern vor sich hinschlummerte. Dann noch etwas die sozialdemokratische Bloggerbasis informieren und schon waren wir wieder im Geschäft. Den virtuellen Defibrillator, den wir für alle Fälle im Schrank hatten, brauchten wir dann schon mal gar nicht. Und wir haben weder einen Artikelplan, noch eine Redaktionssitzung.

    Der Nebeneffekt ist, dass das offensive Bloggen offensichtlich ansteckend wird. Kaum machen ein paar die Speerspitze, trauen sich die anderen auch aufs Boot. Mit Ute Vogt und Jörg Tauss sind es immerhin die Landesvorsitzende und der Landesgeneralsekretär, die nun auch das Blog geentert haben. Es funktioniert. Man muss säen. Nicht einfach nur das Holz und den Bauplan hinstellen sondern konkret anfangen, das Schiff zu bauen und dabei davon zu sprechen, was am Ende mit diesem Schiff gehen kann.

    Mit gutem Gewissen können Dirk und ich sagen, dass das Blog wieder auf bestem Wege ist. Und es zeigt sich, dass ein thematisch eng begrenztes Blog auch nach einer Ruhephase wieder zu Leben erweckt werden kann, wenn man konsequent Gas gibt und eine Projektleitung hinstellt.

  • Wann ist authentisch authentisch?

    netzpolitik.org ist an sich eine interessante Geschichte von Leuten, die offensichtlich verstehen, wie Politik funktioniert und wie Politik zusammen mit dem Internet und übrigens auch das Internet zusammen mit Politik funktionieren kann. Es gibt allerdings auch Überraschungen.

    So wundert man sich, dass Thorsten Schäfer-Gümbel möglicherweise für seine Twitter-Aktivitäten einen Berater hat, der ihm mindestens einen Twitter-Artikel vorgeschrieben oder möglicherweise den Artikel in seinem Namen auch abgesendet hat. Inhaltlich geht es um eine kleine Aktion, in der Thorsten Schäfer-Gümbel ankündigt, den 2014. Twitter-Follower zu einem Essen einzuladen, um mit ihm über dies und das in Sachen Politik zu schnacken. Denn nach Recherchen wurde genau dieser Tweet vorher von einem User namens „oliverbarracuda“ gesendet und die Agentur Barracuda gehörte im Wahlkampf von Thorsten Schäfer-Gümbel zu den externen Beratern im Wahlkampf.

    Wie auch immer: Ist das jetzt tatsächlich ein Hammer, dass ein Politiker für seine PR-Aktivitäten und seine Wahlkämpfe externe Berater einbindet? Beziehungsweise glaubt tatsächlich jemand, Politiker außerhalb der Kreisklasse schaffen einen überzeugenden, Personenwahlkampf ganz allein und klebt möglicherweise seine Plakate selbst? Oder mal ganz themenwechslerisch gefragt: Wird Werbung für ein Waschmittel auch von den Leuten gemacht, die das Waschmittel tatsächlich herstellen? Wann ist etwas authentisch?

    Politik ist, zumindest in der Demokratie, ein Mannschaftssport. Ebenso sind auch Wahlkämpfe Teamarbeit, die, wenn sie gut sein sollen, auch gar nicht vom jeweiligen Kandidaten selbst geleitet werden. Überall lebt ein Wahlkampf von der Kommunikation von Inhalten und das geschieht in den allermeisten Fällen in einer stellvertretenden Situation. Ich bin nicht der Kanzlerkandidat, für dessen Werte ich letztendlich auch eintreten könnte. Ich bin auch nicht jemand, der alle Dinge gut findet, die in einem Partei- oder Wahlprogramm steht. Dennoch trage ich es in der Gesamtheit mit, wenn ich in einem Wahlkampf mitmache. Und wenn sich da jetzt schon in einer Steilvorlage sieht und den Kommentar vorbereitet: Das ganze, moderne Leben besteht aus Fragen, wann bei einer Sache die Menge der Vorteile so über die Nachteile überwiegen, dass man dafür eintreten kann. Denkt dran, wenn das nächste Mal die Blase drückt, während ein spannendes Fußballspiel läuft. That’s it.

    Um nochmal auf einen modernen Wahlkampf zurückzukommen: Ich halte es in einem modernen Wahlkampf für inzwischen eminent wichtig, darzustellen, dass es nicht nur einen Kandidaten und eine Partei gibt, sondern dass es einen Kandidaten und viele Menschen gibt. Menschen haben Meinungen, keine Parteien. Genau das ist ein zentrales Credo des Wahlkampfes von Barack Obama gewesen und mir kann wirklich keiner erzählen, dass Barack Obama seinen Twitter-Stream selbst befüllt hat.

    Muss er aber auch gar nicht wirklich getan haben, denn viel wichtiger ist für mich als politischer Mensch, dass Barack Obama weiß, dass er einen Twitter-Stream hat und vor allem auch weiß, dass dieser Kommunikationsweg nicht One-Way ist. Denn dann verstehen wir und dann versteht auch er. Und deshalb können auf echten Wahlkampf- und Parteienblogs auch echte Namen von Menschen aus den Wahlkampfteams oder der jeweiligen Partei stehen, weil sie eine Mission und Vision eines Menschen oder einer Partei mit vertreten.

    Das ist dann auch meine Message an die lästernden Kiddies vom „Webcamp09“ der CDU Hessen, denn während Thorsten Schäfer-Gümbel zumindest zu einem großen Teil nachweislich selbst twittert, glaube ich kaum, dass Roland Koch überhaupt weiß, was Twitter eigentlich ist. Viel schlimmer dabei ist, dass man es einem Roland Koch abnehmen würde, authentisch sein zu wollen, nur weil er möglicherweise irgendwann einen Twitter-Stream hat.

    Und spätestens dann ist ein „Webcamp09“ nichts anderes wie eine lausige Wahlkampfstrategie von einigen aufgedrehten und schlecht gekämmten Schreihälsen, die glauben, man müsse nur die Begriffe „Camp“, „WordPress“ und „Twitter“ in eine Büchse werfen, ordentlich schütteln, laut schreien und dann gewinnen. Denn aus der Warte betrachtet, hat die Strategie eigentlich granatenmäßig versagt, wenn man berücksichtigt, dass bei der jetzigen Hessen-Wahl die CDU am ihrem Ergebnis praktisch nichts verändern konnte.

    Mir kommt da immer das lustig-bunte Wahlkampfteam des Günther Oettinger im Landtagswahlkampf 2006 in den Sinn, das aus einem Haufen junger Leute bestand, die wie die Duracell-Hasen die Umgebung von Infoständen mit dem Spitzenkandidaten unsicher gemacht haben. Und was waren sie: Gekaufte PR-Hasen von einer Agentur aus Hamburg, die noch nicht mal in der Jungen Union oder in der CDU Mitglied waren.

    Wann ist authentisch nochmal authentisch?

  • James Bond auf Bluray.

    Seit einer Weile gibt es in Sachen Bluray für James-Bond-Fans (oder auch umgekert, je nachdem) ein richtiges Highlight und auch Schnäppchen zu machen. Und man kann nur sagen, dass es MGM Home Entertainment an dieser Stelle wirklich richtig macht.

    Es geht darum, dass man bei MGM Home Entertainment offenbar daran arbeitet, die gesamte James-Bond-Reihe auf Bluray in HD zu veröffentlichen. Wer weiß, dass HD mehr als viermal so viel Pixel übertragen kann, wie eine DVD, kann erahnen, dass das zwar mit neueren Filmen ganz gut funktioniert, bei alten Schinken jedoch ein wirkliches Problem ist: Vierzig Jahre gehen nun eben auch nicht an einem Film einfach mal so vorbei und das Alter eines Filmes sieht man unter HD dann eben gleich um ein Vielfaches deutlicher.

    Also, haben sich die Leute bei MGM Home Entertainment gesagt, müssen die alten Schinken zum digitalen Friseur und dafür gibt es so Unternehmen wie Lowry Digital in Kalifornien, die das Filmmaterial digitalisieren, reparieren, retuschieren, farblich aufhübschen und von dieser gesamten Arbeit einen HD-Master erstellen, der dann als Basis für HD-Produkte dient.

    Das Ergebnis davon ist schlicht der Hammer. Der Klassiker „James Bond jagt Dr. No“ ist derartig gut und doch behutsam nachbearbeitet, dass man durchaus denken könnte, dass es sich um einen niegelnagelneuen Film handelt – bis Sean Connery in jungen Jahren auftaucht und diese Illusion auf seine Weise abhängt. Keine Staubfehler mehr, keine zappelnden Haare am Bildrand, grandiose Farben und vor allem ein kristallklarer Ton. Ich kenne zwar alle Folgen, allerdings ist der nochmalige Genuss in HD eine ganz andere Dimension.

    Aktuell gibt es nun sechs James-Bond-Filme („Casino Royale“ mal ausgenommen, der existierte bereits vorher): James Bond jagt Dr. No, Liebesgrüsse aus Moskau, Feuerball, Leben und sterben lassen, In tödlicher Mission und Stirb an einem anderen Tag. Jede Folge kostet um die 25 Euro als Einzelprodukt mit einem Booklet. Unterm Strich also 150 Euro.

    Der Clou ist, dass man mitdenkt: Gibt es Leute, die weniger Wert auf das Einzelprodukt mit Booklet legen, lieber etwas mehr Geld auf einmal auf den Tisch legen und dafür dann aber Geld gegenüber dem Einzelprodukt sparen wollen? Ja, gibt es. Und so gibt es dann die sechs Folgen in zwei einzelnen Sammelboxen mit je drei Folgen (Box 1 und Box 2), die jeweils um die 50 Euro kosten.

    Und das Spiel haben sie dann noch weiter gedacht und noch eine übergreifendes Bundle entwickelt, die beide einzelne Sammelboxen und damit alle sechs Folgen enthält und die dann 90 Euro kostet. Macht umgerechnet mit einem Preis von 15 Euro pro Folge eine Ersparnis von schlappen 10 Euro – pro Folge. Und damit kosten sechs James-Bond-Folgen auf Bluray so viel, wie drei The-Matrix-Folgen.

    Das ist schlicht ein fertig gedachtes Konzept für Sammler, Fans und einfach nur Konsumenten. So freut man sich gern auf die nächsten Sammelboxen, die leider dank des Remasterings nicht ganz so flott erscheinen, wie man das gern hätte.

  • Was kostet es, eine Festplatte sicher zu leeren?

    Kurz gefasst: Wenig. Ich habe mir vor einiger Zeit ein Adapterpaket von Delock namens Converter USB 2.0 zu SATA/IDE gekauft. Kostet um die 20 bis 25 Euro im Computerfachhandel und mit dem Ding lassen sich IDE- und SATA-Festplatten bequem per USB an den Rechner anschließen. Ein Booten ist auch möglich, aber das ist an dieser Stelle gar nicht gewünscht. Festplatte auf den Tisch legen, Adapter und Netzteil anschließen, Adapter dann an den PC und das Netzsteil zur Steckdose, fertig. Unter Windows XP/Vista wird beim erstmaligen Einsatz des Adapters ein Treiber installiert und prompt erscheint die Festplatte bzw. deren Laufwerke so, wie ein normaler Datenträger. Das Anschließen funktioniert also problemlos auch schon an einem laufenden System. Zu beachten ist hierbei unbedingt, die Festplatte während dem Betrieb möglichst ruhig zu halten. Nicht verschieben, nicht wackeln, einfach nur liegen lassen.

    Der nächste Schritt ist nun, die Festplatte über die Laufwerksverwaltung (Systemsteuerung, dann Verwaltung, dann Computerverwaltung und schließlich Datenträgerverwaltung) zu formatieren. Dabei ruhig etwas genauer hinsehen, um nicht versehentlich einen angeschlossenen USB-Stick oder gar die eigene Systemfestplatte plattzumachen. Bei der Formatierung genügt übrigens eine Schnellformatierung, im nächsten Schritt werden wir den Inhalt der Festplatte nochmal manuell ausradieren.

    Das machen wir unter Windows mit einem Tool namens Eraser, den es als Open Source gibt. Bitte beim Download angeben, ob das eigene Windows ein x86 oder ein x64 (64-Bit-Version), die entsprechende „Stable“-Version herunterladen und ausführen – damit wird Eraser installiert.

    Nach der Installation findet sich Eraser im Programmmenü und kann aufgerufen werden. Links auf „On-Demand“ für einen einmaligen Löschvorgang klicken, einen neuen Task einrichten, die richtige (!) Festplatte aussuchen und los geht es. Standardmäßig wird der leere Bereich („Unused disk space“) der Festplatte in einem Durchgang mit Pseudodaten überschrieben. Das reicht nach gängiger Lehrmeinung aus. Wer unter Paranoia leidet, kann auch mit den Erase-Einstellungen spielen und Verfahren mit bis zu siebenfachen Durchgängen auswählen, das dauert dann natürlich auch dementsprechend.

    Zur Dauer: Auf meinem Athlon Dualcore x64 mit einem Vista x64 dauert das Löschen mit einem Löschdurchgang bei einer 40-GB-Festplatte genau 31 Minuten. Eine halbe Stunde für ein deutlich besseres Gewissen, wenn man eine Festplatte weitergeben möchte.

  • Nikon D700.

    Auf Nikon war ja jahrelang in der Hinsicht Verlass, dass sie sich konsequent weigerten, in der Sparte der digitalen Spiegelreflexkameras bei der Größe des CMOS auf das Format 36 mal 24 Millimeter zu gehen, wie man es vom klassischen Kleinbildformat aus der Zeit des analogen Filmes noch kennt. Stattdessen wurde lange Zeit das DX-Format beworben, was deutlich kleiner ist und den unangenehmen Nebeneffekt hatte, dass sich bei vorhandenen Objektiven, die zwar über das F-Bajonett anschließbar waren, die Brennweite verlängerte. Mit der professionellen D3 und der semiprofessionellen D700 geht Nikon meiner Meinung nach wieder den korrekten Weg und nutzt für den CMOS das Kleinbildformat.

    Ich gebe zu, es war wieder ein grober Fehler, die D700 getestet zu haben, denn sie ist eine überzeugende Kamera . Nikon-typisch gut durchdacht, einfach griffig, mit einem zusätzlichen Handgriff, der gleichzeitig als Akkupack dient, erweiterbar und da ist die D700 plötzlich dort, wo meine legendäre F100 ist: Nicht das allerschärfste Teil auf der Welt, allerdings mit nur wenigen Abstrichen auf einem hohen Level. Und meine F100 habe ich – obwohl ich aus Zeitgründen nicht sehr viel fotografieren konnte – in wirklich jede rotzige Pfütze reingehalten, die sich ergab: Keine Mucken. Ebenso die Nikkor-Objektive, die ja nun ein deutliches Stück teurer sind, als die Scherben der Dritthersteller, aber auch nach Jahren so funktionieren, wie am ersten Tag, ohne Wackeleien bei der Friktion.

    Das wirklich Blöde an der Sache ist, dass ich als potentieller Käufer mit einer bestehenden Ausrüstung praktisch Null Verhandlungsbasis habe. Beim Kauf einer Kamerabodys und einem Markenobjektiv, das nicht gleich die letzte Scherbe ist, ist es üblich, dass man verhandeln kann. Beim Kauf meiner F100 waren damals zehn Prozent Rabatt drin, als ich den Body zusammen mit einem Nikkor 24-120 gekauft habe (einem übrigens wirklich universellen Zoom-Bereich).

    Ich brauche aber weder ein Objektiv, noch brauche ich einen Blitz, noch brauche ich einen Trageriemen, noch brauche ich eine Tragetasche. Selbst mit dem allerletzten Notnagel, dem Schenken eines größeren Gutscheinpaketes für Film und Entwicklung, kommt man heutzutage im Zeitalter der digitalen Kameras nicht mehr sehr weit.

    Mal abwarten und Tee trinken, es pressiert ja keinen Meter. 🙂

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