Gestern hatte ich wieder das Vergnügen, den Opel Ampera vorstellen zu dürfen, diesmal auf dem E-Mobilitätstag des Motorsportclubs Mühlacker. Solche E-Mobilitätstage sind kleine und beschauliche Veranstaltungen mit meist wenig Publikum, die dafür aber ausschließlich wegen Elektromobilen vorbeischauen, dementsprechend spannend ist so ein Publikum für mich. Hier geht es weniger darum, Angebote für Finanzierungen zu geben, sondern eher um die Technik und die Möglichkeiten dahinter.
Das so genannte Paradepferd der Veranstaltung war ein Porsche Panamera e-Hybrid, den so so noch nicht zu kaufen gibt. Mit Porsche kann ich relativ wenig anfangen, ein röhrender Boxermotor ist in meinen Ohren erst einmal laut. In Gran Turismo kann man damit so manch Rennen gewinnen, auf realen Straßen ist ein Porsche in erster Linie eine Art Penisverlängerung. Wer es braucht, der soll sich sowas kaufen.
Der Panamera e-Hybrid ist allerdings purer Zynismus. Das fängt schon mal mit der Energieffizienzklasse an, denn da kommt der Bolide mit einem glatten „G“ daher – die schlechteste Effizienzklasse. Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich das sah. Gut, ist eben ein Porsche. Aber als Fahrzeug mit einem wie auch immer angeordneten Elektromotor im Antriebsstrang den schlechtesten Energieeffizenzwert aller Autos zu bringen, ist schon eine Meisterleistung. Zum Vergleich: Die meisten Elektrofahrzeuge kommen mit einem „A“ oder besser daher und selbst der Opel Ampera, der als Reichweitenverlängerer einen Benzinmotor mit sich trägt, erreicht ein „A+“.
Nun gehören Hybridfahrzeuge in (nicht nur) meinen Augen zu Mogelpackungen. Denn das Hybridkonzept besagt, dass der Antrieb sowohl elektrisch, als auch herkömmlich erfolgt. Sprich: Der Benzinmotor ist direkt im Antriebsstrang eingebunden und treibt das Fahrzeug an, wenn es der Elektroantrieb nicht tut. In der Regel macht der Benziner das dann, wenn die Batterie für den Elektroantrieb leer ist. Und weil das bei einem Hybridfahrzeug dank der meist winzig kleinen Batterien recht oft vorkommt, ist das Hybrid-Konzept eher ein Ansatz aus den vergangenen Jahren. Ein Elektrofahrzeug, das elektrisch weniger als 50 Kilometer an den Tag legt, ist in Sachen Praxisorientierung hart an der Grenze des Zynismus und bei einem Porsche erst recht. Denn der kommt bei moderater Fahrzweise elektrisch gerade mal 36 Kilometer – nach Aussage von Porsche – weit. Mit einer Batterie, die halb so groß ist, wie die vom Opel Ampera.
Der pure Zynismus liest sich aber heraus, wenn man sich die Konzeptpapiere anschaut und über einen Betriebmodus stolpert, den Porsche „e-Charge“ nennt. Denn dort wird der Hybrid des Panamera e-Hybrid folgendermaßen angepriesen:
„Die Hochvolt-Batterie wird während des Fahrens durch den Verbrennungsmotor geladen, der dazu mehr Leistung erzeugt (Prinzip der Lastpunktverschiebung). Das ist nützlich für das Laden während der Fahrt, z. B. auf Autobahnen, etwa wenn im Anschluss eine Stadtroute folgt, die elektrisch gefahren werden soll.“
Auf Deutsch: Wenn der Panamera-Besitzer die Batterie leergefahren hat, darf er etwas für sein grünes Gewissen tun und die Batterie laden – und zwar völlig ineffizient mit dem Benzinmotor, der von Hause aus einen Wirkungsgrad von kaum mehr als 40 % hat und einen modernen Akku in etwa so effizient wie ein altes, muffiges Kohlekraftwerk auflädt. Aber – das soll man ja auf der Autobahn machen, wo es eh keinen stört, wie ineffizient man fährt, denn im grünen Stadtviertel des Porsche-Besitzers kann man ja dann in den Elektromodus umschalten und so tun, als ob man umweltbewusst daherkommen würde.
Beschämend und peinlich, was Porsche hier abliefert. Deutsche Ingenieurskunst sucht man in Sachen Elektromobilität weiterhin immer noch vergeblich. Den Zug lassen wir hier vollkommen an uns vorbeifahren.
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