Dass ich mit der Pforzheimer Zeitung so meine Problemchen habe, sei dahingestellt. Ich mag die Art der Online-Publizistik nicht, was letztendlich eine Geschmacksfrage ist. Ich gebe auch gern zu, dass meine Maßstäbe für Fernsehen aus der Geschichte meines beruflichen Werdeganges heraus durchaus hoch sind. Das sei alles dahingestellt.
Was allerdings gar nicht geht, ist, dass das Forum der Pforzheimer Zeitung inzwischen gar nicht mehr so belustigend ist, sondern richtig schlimm. Ich hatte noch gelächelt, in der Zwischenzeit packt mit das kalte Grausen – Alltagsrassismus der ersten Güte, politische Agitation einschlägig bekannter Neonazis aus der Region, dazu garniert mit offenkundig falschen Sachargumenten. Und das alles weitgehend unmoderiert in der Online-Präsenz einer Tageszeitung, die ich auch noch abonniere.
Nun könnte ich für meinen Teil sagen, gut, bestelle das Ding ab und lasse die Pforzheimer Zeitung eben Pforzheimer Zeitung sein: Konservatives Kampfblatt mit altbekannten Schwächen in der publizistischen Arbeitsweise. Was solls. Wir leben in einem Bundesland, in dem alte Ministerpräsidenten mit NS-Vergangenheit vorübergehend zu Nazifeinden erklärt werden. In einem Land, das noch nie jemals begriffen hat, dass es schon immer von Einwanderung gelebt hat. In einer Welt, die selten so latent fragil und unvorhersehbar war, wie heute.
Das geht aber nicht. Es ist unsere verdammte Bürgerpflicht, das demokratische Gemeinwesen und den Frieden in der Gesellschaft zu stützen, zu pflegen und dafür zu kämpfen. Ich habe deshalb am Samstag bereits die Redaktion der Pforzheimer Zeitung angeschrieben und darauf weder eine Antwort erhalten, noch eine Reaktion gesehen. Nun habe ich soeben den Chefredakteur der Pforzheimer Zeitung angeschrieben, ihm das Dilemma auf seiner Website erklärt (so weit kommt es schon) und ihn aufgefordert, das zu klären. Und ich habe auch meine bescheidenen Karten auf den Tisch gelegt, die ich ausspielen werde, wenn immer noch nichts passiert und/oder nicht geantwortet wird: Abo kündigen, demokratische Parteien, Institution und Kulturvereine informieren und letzendlich den Presserat anrufen.
Unangenehme Dinge. Wobei mir wirklich sehr anders bei dem Gedanken wird, dass das wohl noch niemand anderes bis jetzt gemacht hat. Ich muss zugeben, dass ich bei solchen Gedanken, also tiefergehenden Überlegungen darüber, wie unsere Gesellschaft in zehn, zwanzig, dreißig Jahren aussehen könnte, danach inzwischen ähnliche Bauchschmerzen verspüre, wie sie Kinder verspüren, wenn sie mit den grässlichen Unvermeidbarkeiten des Lebens – Schmerz, Siechtum, die eigene Endlichkeit, Vernichtungsängste – konfrontiert werden. Ich bin weit davon entfernt, Pessimist zu sein, mir gelingt es aber immer seltener, solche ausgiebigen Gedankenreisen mit optimistischen Gedanken zu beenden. Ich habe mich mein ganzes Leben lang bei solchen Sachen letztendlich auf meine für mich phänomenale Fähigkeit, diese Gedankenreisen mit optimistischen (und gelegentlich auch opportunistischen) Argumenten beenden zu können, verlassen können. Das in diesen gesellschaftlichen Fragen inzwischen immer seltener für mich überzeugend machen zu können, macht mir ehrlich gesagt eine Heidenangst.
Schreibe einen Kommentar