• SimCity 4 unter neueren Windows-Versionen und anderen Bildschirmformaten.

    SimCity 4 ist inzwischen sieben Jahre alt und immer noch eine Legende in Sachen Städtesimulation am PC. Überhaupt reizen mich Computerspiele am PC kaum, eben mit der Ausnahme SimCity und dem Microsoft Flight Simulator. Sieben Jahre alte Software kann man dennoch getrost als „reife“ Software bezeichnen, die ursprünglich einmal unter Windows XP laufen sollte.

    Entwarnung: SimCity 4 läuft auch prima unter Windows Vista und Windows 7. Die Installation von CD/DVD funktioniert problemlos. Womit ich Probleme hatte, sei hier geschildert:

    1. SimCity 4 will bei jedem Start die CD/DVD im Laufwerk sehen. Bei mir ist das CD/DVD-Laufwerk auf dem Laufwerksbuchstaben „B:“, was beim Start von SimCity 4 jedoch Probleme macht. Da jedoch nur die wenigsten PC-Benutzer jemals den Laufwerksbuchstaben ihres CD/DVD-Laufwerks ändern und noch viel weniger Leute auf die Idee kommen, ausgerechnet den Laufwerksbuchstaben „B:“ auszuwählen, ist das Problem wohl nur marginal …
    2. Grafiktreiber: Sind, wie üblich, auf dem aktuellsten Stand zu halten. Zu beachten ist, dass SimCity 4 schon damals mit weitgehend absurden Grafikanforderungen daherkam, so dass auch heute noch für die wirklich vollständige Ansicht eine verhältnismäßig gute Grafikkarte erforderlich ist. Mit einfachen Onboard-Chipsätzen ist jedenfalls auch bei neueren PC nicht viel zu holen.
    3. SimCity kennt in den Einstellungen nur einige wenige Bildschirmauflösungen und kann mit wirklich großen und mit exotischen Bildschirmformaten wie beispielsweise Full-HD (1920 mal 1080 Pixel) von Hause aus mit den angebotenen Auflösungen nur insofern etwas anfangen, dass die Ansicht teilweise erheblich verzerrt erscheint. Muss man aber nicht hinnehmen, denn es gibt zwei Programmstartparameter, mit denen man SimCity 4 mit einer Custom-Auflösung starten kann. Dazu einfach in die Eigenschaften des Programmsymbols gehen und unter „Ziel“ den vorhandenen Programmeintrag rechts um folgendes erweitern, hier für die Auflösung 1920 mal 1080 Pixel: -CustomResolution:enabled -r1920x1080
    4. Das letzte Update ziehen und installieren, das bekommt man im Update-Bereich von SimCity bei Electronic Arts. Das Update ist zwar ebenfalls aus dem Jahre 2003, behebt aber eine ganze Latte von Fehlern. Bei der Auswahl des Updates unbedingt auf die Region achten, aus der die SimCity-4-Version kommt. Europäische und deutsche Versionen sind in der SimCity-4-Sprech „SKU2“.

    Ansonsten läuft alles so, wie man es früher gewohnt war. Wer mit bescheidener Hardware Wunder erwartet, wird enttäuscht sein, allerdings muss es auch nicht mehr unbedingt die allerletzte und neueste Hardware sein. Und die normalerweise erforderlichen 512 MB RAM hat man heutzutage auch problemlos frei. Wer weiter basteln und spielen möchte, dem sei die deutschsprachige Website SimCityPlaza empfohlen, auf der es sehr viel interessante Add-Ons zum Herunterladen gibt. Unter anderem so phantastische Dinge wie „Europa“-Pakete, mit denen sich europäische Straßenmarkierungen, Gebäude und Fahrzeuge hinzufügen lassen. Sicherlich alles Details, aber wer SimCity spielt, der ist genau für das empfänglich. Und es ist teilweise wirklich unglaublich, was die eingefleischte SimCity-4-Community an Dingen produziert, vieles davon selbst noch in jüngster Vergangenheit.

    Zu beachten ist: Es gibt „SimCity 4“ und ein offizielles Add-On namens „SimCity 4 Rush-Hour“. Letzteres ist automatisch dabei, wenn man im Besitz der Version „SimCity 4 Deluxe Edition“ ist, ansonsten braucht man dieses Add-On für die meisten Zusatzpakete von SimCityPlaza, beispielsweise für das „Network Addon Mod“, mit dem man dann Mods in Sachen Straßenverkehr und anderen Verkehrsmitteln importieren kann.

    Wer das Add-On nicht hat, kann bei eBay oder im Amazon.de-Marketplace danach suchen oder lieber gleich die „SimCity 4 Deluxe Edition“, wo dann beides dabei ist. Angenehmerweise bewegt sich der Preis dafür teilweise im einstelligen Euro-Bereich, manchmal findet man das Paket auch in der Grabbelkiste beim Elektrofachmarkt, teilweise ist es aber noch ganz normal im Spieleregal zu finden, weil Electronic Arts diesen Evergreen immer wieder einmal neu auflegt. Wenn es mehr als 20 Euro kostet, kann man aber durchaus mal mit dem Verkaufspersonal reden.

    Mein kleines Problem ist ganz anderer Natur: Es will nicht mehr das „SimCity-Feeling“ aufkommen, das ich früher hatte, wenn ich ohne weiteres stundenlang Wohnungen, Industrien, Geschäfte und Parks für „meine“ Sims baute. Ich bedaure das sehr. An viele der gebauten Städte, teilweise in SimCity 4, aber auch in den Vorgängern SimCity 2000 und SimCity Classic, kann ich mich selbst nach Jahren noch gut erinnern. Schade drum, dass ich vieles aus dieser Zeit nicht in die Gegenwart gerettet habe. Eine gewisse Portion Sentimentalität kann ich da wirklich nicht verbergen.

  • Nichts für Kinder.

    Nachdem die Ministerpräsidenten der Bundesländer eine neue Fassung des Jugendmedienschutzstaatsvertrages unterzeichnet haben, in dem auf eine freiwillige Alterskennzeichnung gesetzt wird, um die Jugend dieses Landes vor den unglaublichen Dingen des bösen Internets zu retten und ich als gesetzestreuer Blogger da natürlich nicht einfach nur dastehen kann, wird dieses Weblog zukünftig nicht mehr jugendfrei sein. Es dürfen ab sofort nur noch Erwachsene mitlesen. Um ein automatisch auslesbares Rating werde ich mich kümmern, bis dahin gilt schon mal die Kennzeichnung rechts oben im Weblog.

    Also, liebe Kinder, bitte beachten: Ab sofort ist hier Ende Gelände. Hier beginnt das böse Internet, hier dürft ihr nicht mehr sein. Ich verbiete es euch. Geht bitte. Sofort.

  • Wie man sich Kunden madig macht.

    Meine Eltern sind so lange ich denken kann Kunden bei der Baden-Württembergischen Bank. Für meinen Vater war es, als er in den sechziger Jahren nach Pforzheim kam, die erste Bank vor Ort, damals noch namentlich die Badische Bank, die dann irgendwann mit den Kollegen auf der anderen Seite fusionierte und zur Baden-Württembergischen Bank verschmolz.

    Über 40 Jahre. Die Damen und Herren, die mit meinen Eltern in der Anfangszeit zu tun hatten, sind längst schon in Rente oder auf dem Friedhof. Auch die nächste und übernächste Generation an Mitarbeitern konnten sich eigentlich über meine Eltern, die alle fiskalen Tugenden eines Baden-Württembergers verinnerlicht haben, nicht beschweren. Immer brav das Geld in die Bank getragen, immer nur ein Konto gehabt, lange Zeit Geld auf dem Sparbuch geparkt und schon viele Jahre ein Schließfach im bankeigenen Tresor gemietet, in dem der bescheidene Familienschmuck und einige andere Habseligkeiten vor sich hinschlummern.

    Nun zieht die Baden-Württembergische Bank in Pforzheim vorläufig um. Weg von der Poststraße, wo die Landesbank Baden-Württemberg, die Mutter der Baden-Württembergischen Bank, ein neues Bankhaus springen lässt und hin zum Gebäude des ehemaligen Bankhauses Steinhart, in dessen Räumen in der Goethestraße die Baden-Württembergische Bank eine Behelfsfiliale gebaut hat. Inklusive einem Tresor. Und in den müssen nun die Inhalte aller Schließfächer transportiert werden.

    Dazu hat die Baden-Württembergische Bank allen Schließfachkunden einen Brief geschrieben und auch eine vorbereitete Rückantwort, in der der gewünschte Termin, an dem man das Schließfach räumen und die Inhalte zum neuen Tresor transportieren möchte, angegeben werden konnte. Das wurde dann auch bestätigt. Dieser Termin war heute.

    Meine Mutter, die nun ebenfalls seit über 40 Jahren diesem Bankhaus bekannt sein dürfte und ungefähr jeden Mitarbeiter, der jemals in diesen 40 Jahren in der Filiale gearbeitet hat, kennt und im übrigen mit meinem Vater gemeinsam die Bankbeziehung pflegt, durfte das heute nicht. Denn sie sei für eine “Schließfachkündigung” (Kündigung?) nicht berechtigt. Sie durfte das Schließfach nicht räumen, obwohl meine Mutter diejenige ist, die in den vergangenen Jahrzehnten quasi allein dieses Schließfach bediente und dort namentlich ein- und ausging. Leeren und kündigen darf nur mein Vater, so die Mitarbeiterin vor Ort.

    Meine Mutter, 60 Jahre alt, nicht mehr ganz so gut zu Fuß, Bullenhitze draußen, 40 Jahre Bankbeziehung mit meinem Vater zusammen, ständig die einzige Person, die auf das Schließfach zugegriffen hat, vor drei Wochen per Fax und per Telefon den Schließfachumzug geplant und geklärt und heute ist sie dann nicht dazu berechtigt.

    Meine Mutter, bescheiden wie nun mal Gastarbeiter der ersten Generation sind, hat sich darüber nur geärgert. Ich wäre jedoch in den Geschäftsräumen der Baden-Württembergischen Bank Pforzheim, bei der ich auch einmal ein Girokonto hatte, sehr anschaulich geplatzt und das wäre ein nicht sehr schönes Erlebnis für die dortigen Mitarbeiter geworden.

    Nun wird also mein Vater am Montag mit zur Baden-Württembergischen Bank Pforzheim gehen und dort nochmal erklären, dass die Frau, die da am Donnerstag das Schließfach leeren wollte, tatsächlich immer noch seine Frau ist. Und meine Mutter, denn ich werde mitgehen, diese Geschichte mal dort aufarbeiten und mich auch nicht sonderlich darum bemühen, die Contenance zu bewahren, wenn mir da einer mit seinem Betriebshandbuch oder sonstirgendetwas formalem daherkommt.

    Es wird Zeit, die Bank zu wechseln. Wenn die Bank ihren Kunden auf den Zeiger geht und sie schikaniert, dann ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass es da einigen Leuten viel zu gut geht.

  • Polit-Proleten der Kristina Schröder auf Twitter.

    Dr. Kristina Schröder geb. Köhler als eine besonders begabte Politikerin festzustellen, fällt mir, der nun wirklich über eine ausgiebig gute Fähigkeit zum Phantasieren verfügt, ausgesprochen schwer. Spitzenpolitiker bringen im Normalfall, wenn sie Karriere machen wollen, eine Aura mit, leuchtende Augen, ein festtackerbares Lächeln oder wenigstens eine vernünftige Körperhaltung, wenn sie am Tisch sitzen und daran interessiert sind, ihre Meinung in die Blöcke der Journalisten hineindiktiert zu bekommen. Sieht man Frau Schröder an einer Bank mit anderen Politikern, hat man das betroffene Gefühl, dass da eine Referentin sitzt, eine Pressesprecherin des CDU-Kreisverbandes oder irgendjemand aus dem hiesigen CDU-Gemeinderat, nicht die Bundesfamilienministerin.

    Ansichtssachen. Wir lernen ständig in den letzten Tagen, dass es offensichtlich gar nicht mehr notwendig ist, besonders talentiert zu sein, um sich für ein Spitzenamt zu bewerben. Talent könnte ja immerhin dazu führen, dass der besonders geförderte Jungpolitiker möglicherweise eigene Gedanken entwickelt und das geht ja nun wirklich gar nicht. Wo kämen wir denn da hin?

    Wenn ich ehrlich bin, ist der Name mir nur deshalb ein Begriff, weil Frau Schröder nun Bundesfamilienministerin ist und weil Frau Schröder twittert. Und der letztgenannte Umstand ist mir auch nur deshalb bekannt, weil sie es eben tut und das leider nicht besonders originell, sondern mit, nennen wir es mal so, wie es ist, dem „Westerwelle-Fön“. Warme Luft. Und ihren Twitter-Nickname hat sie auch noch nicht geändert, obwohl eine Änderung ohne Verlust ihrer Follower passieren würde, aber das ist eine Randnotiz zum jetzt folgenden Treppenwitz.

    Da hat sich doch Frau Schröder gedacht, als ihre Chefin stolz verkündete, dass wir alle die Gürtel enger schnallen müssen, „weil wir ja über die Verhältnisse gelebt haben“, Mensch, twitter ich doch schnell mal etwas dazu, immerhin habe ich ja ein Ressort. Und das geht dann im Bezug auf das Elterngeld, das von der Idee her zum Ressort des Bundesfamilienministeriums gehört und das einschneidende Kürzungen im Rahmen des aktuellen Sparpaketes der Bundesregierung erfahren soll, so:

    In der Tat ist die „Elterngeldstreichung“, die eigentlich keine ist, sondern eine ziemlich unsozial definierte Kürzung, einschneidend. Und eigentlich müsste es heißen: „Natürlich ist die Elterngeldstreichung für Hartz IV-Empfänger besonders hart.“ Das fehlende Wort wäre sogar noch innerhalb der 140-Zeichen-Grenze von Twitter. Denn die Kürzung betrifft vor allem diejenigen, die wenig verdienen, da die Bemessungsgrundlage für das Elterngeld abgesenkt wird. Das heißt: Wer wenig vorher verdient hat, erhält auch weniger Elterngeld. Wer sehr viel verdient, den stört das nicht, da die Höchstgrenze von 1.800 Euro dabei nicht angetastet wird.

    Zumindest passt dieses Herumpfuschen am Elterngeld nun besser zu einem der übelsten Vorurteile der Konservativen, denen am Elterngeld schon immer störte, dass damit ja nicht nur reiche Eltern ein adäquates Ausfallgeld für das Kindermachen bekommen, sondern auch einkommenschwache Bevölkerungsgruppen. So wird das jetzt dann eben so, dass sich das Kindermachen für Arme hoffentlich nicht mehr ganz so lohnt, nicht?

    Aber Frau Schröder fehlt das staatstragende, womit sie sich in eine Reihe mit anderen Spitzenpolitikern aus der derzeitigen Bundesregierung aufstellt. Weil man offenkundig harte Kost irgendwie auch gut verdaulich unters Volk bringen muss und Frau Schröder offensichtlich immer noch nicht so ganz den Unterschied zwischen BILD-Zeitung und Twitter erkannt hat, gibt es vier Minuten später auch gleich ein Beispiel auf niederem Stammtischniveau mit inkludierter Suggestivfrage:

    <sarkasmus staerke=“derb, rau“>
    Genau! Diese Scheiß-Hartz-IV-Empfänger, diese Schmarotzer! Kindermachen und sich das auch noch vom Staat bezahlen lassen! Netto! Ja, Frau Schröder, immer drauf! Diese spätrömische Dekadenz! Schaffen soll das Pack und die Balgen, die eh nix werden, gefälligst selbst durchbringen!
    </sarkasmus>

    Das Integrative, das Versöhnende, die dialogorientiere Arbeitsweise, die eine Ministerin auszeichnen sollte, die gibt es bei Frau Schröder – vermutlich (weil ich ja nicht wirklich Frau Schröder auf meinem Politradar habe) – nur in den klassischen Medien. Da man in Twitter aber einfach Müll reingrunzen muss, kommt dann wohl obiges dabei heraus. Und weil uns ja nur Frau Schröder aus diesem Dilemma mit dem unkontrolliert kindgebärenden Prekariat helfen kann, kommt zwei Minuten später eine klare Ansage:

    Tjaha, Frau Schröder, immer im Kampf gegen Ungerechtigkeiten, nicht? Übrigens die Frau Schröder, die noch als Frau Köhler erheblich lauter gegen so Sachen wie den Mindestlohn für Dienstleistungsverhältnisse kämpfte und der nun wirklich einer der funktionsfähigsten Werkzeuge ist, Arbeitnehmern, die auf die Arbeit angewiesen sind, Löhne zu sichern, von denen sie dann leben können und eben nicht auf zusätzliche Leistungen des Staates angewiesen sind.

    Aber ist ja klar, 140 Zeichen maximal in einer Twitter-Nachricht, da muss man natürlich schon das eine oder andere weglassen.

    Dass Frau Schröder den größten Unterschied zwischen einer Zeitung und Twitter nicht kennt, nämlich den Unterschied, dass dem Leser einer aktuellen Zeitung der abgesonderte Mist eines Politikers, der in der gestrigen Ausgabe erschien, nicht interessiert, in Twitter aber dummerweise alle Nachrichten erhalten bleiben, beweist ausgerechnet die Twitter-Nachricht, die unmittelbar die letzte Nachricht ist, bevor sie die obigen drei Nachrichten abgesendet hat, zwei Tage vorher:

    Deutschland, dein Regierungspersonal. Du hast es dir verdient.

  • Patchworking-Schablonieren.

    So lange ich zurückdenken kann, war meine Mutter immer mit Handarbeiten beschäftigt. Ob Sticken, stricken, häkeln, nähen, basteln und was weiß ich… meine Mutter ist immer dabei. Ein größeres Steckenpferd ist da seit einigen Jahren das Patchworking bzw. das Quilten. Vereinfacht gesagt werden hierbei große Motive aus verschiedenen Stoffteilen zusammengenäht und ergeben ein größeres Machwerk. Hierbei gibt es zwei große Tendenzen, nämlich die Quilter, die ganze Motive aus Patchworks zusammenbauen und die, die vor allem geometrische Einzelteile farblich zusammenbauen.

    Meine Mutter gehört zur letzteren Truppe und hier gehört sie zu den Leuten, die vor allem mit Hexagonen arbeiten, also mit Secksecken. Dazu wird ein Karton in der passenden Größe ausgeschnitten, mit Stoff umgeschlagen und die Kanten auf der Rückseite vernäht. Aus diesen Einzelteilen werden dann eigene Motive zusammengestellt, die Hexagone miteinander vernäht und am Ende werden dann die Kartons alle wieder herausgefummelt. Die einzelnen Hexagone und zusammengenähte Fragmente sehen so aus. Das Pfennigstück gibt mal einen Hinweis darauf, in welchen Dimensionen da operiert wird:

    Von diesen einzelnen Hexagonen hat meine Mutter inzwischen, in verschiedenen Größen gemacht: 6.000 Stück. Darunter relativ große mit einer Kantenlänge von einem Zentimeter, aber auch welche mit einer Kantenlänge von 0,25 Inch (6 mm). Und das ist dann ein richtiges Fummelgeschäft. Zum Herantasten an die Dimensionen: Ich habe im Adobe Illustrator eine A4-Vorlage mit Hexagonen erstellt, von denen dann am Ende auf die Schablone bequem 300 Stück passen, die man dann ausschneiden und verarbeiten kann. Einer der wenigen Mutter-Sohn-Schnittstellen, bei denen auf beiden Seiten der Enthusiasmus und das unbedingte Muss zur Präzision gefragt ist. 🙂

    Aussehen tut diese Schablone, die man dann als Adobe-Illustrator-Datei bequem im Adobe Reader anzeigen und ausdrucken kann, folgendermaßen:

    Hier ist dann wichtig, dass zum einen Dimensionen der einzelnen Hexagone stimmt und die dann so angeordnet sind, dass man möglichst wenig Schnittaufwand hat. Sinnvoll ist das Schneiden in senkrechte Streifen und dann das Abschneiden von einzelnen Rohlingen, denen dann die letzten Ecken abgeschnitten werden – ein Job, den meine Mutter übrigens selbst macht und niemanden die Schere dazu in die Hand geben mag.

    Hexagone sind da natürlich mit deutlich mehr Aufwand verbunden, als beispielsweise Dreiecke oder Quader, allerdings sind Dreiecke höchst fummelig und im Verbund nicht schön anzusehen und Quader beim Patchworken nicht sehr flexibel. Anderes geht dann auch schon nicht mehr, wenn man ohne andere Objekte quilten will, es würde beim puzzeln immer Raum übrigbleiben, den man mit anderen Objekten stopfen müsste, was logistisch und optisch unmöglich wäre.

    Wer die Vorlage als Adobe-Illustrator-Datei kostenlos haben möchte (kann man eben in jedem Adobe Reader öffnen und ausdrucken), nehme einfach über das Kontaktformular Kontakt mit mir auf.

  • Schlechte Kundenkommunikation.

    Ein Kunde von mir, der eine monatliche Rechnung über einen eher lächerlichen Betrag bekommt, ist ein Unternehmen. Da dieser Kunde eine elektronisch signierte Rechnung erhält, sende ich diese Rechnung seit Jahr und Tag an die Mailadresse meines Ansprechpartners. Dass ich von diesem Ansprechpartner seit dem Erstkontakt vor gut zwei Jahren keine Rückmeldung erhalten habe, ist soweit nichts weltbewegendes, immerhin wird ja die Rechnung bezahlt. Und hier und da bekomme ich von seinen Kollegen E-Mails, wenn es darum geht, dass irgendetwas geändert werden muss.

    Wenn ich aber dann über die Hintertüre erfahre, dass mein eigentlicher Ansprechpartner, an den ich seit eben über zwei Jahren meine Rechnungen schicke, schon seit ungefähr eben auch zwei Jahren dort nicht mehr beschäftigt ist, dann finde ich das ein ziemlich unschickliches Verhalten, bei dem sich nicht nur seine Kollegen ziemlich blöd fühlen dürften, sondern ich mich auch, denn jedes Mal schreibe ich mit freundlichen Grüßen, wünsche schöne Urlaubszeit, frohe Weihnachten und ein schönes Osterfest und genau der Mensch, dem ich das wünsche, ist schon lange nicht mehr da.

    Wenn man als Unternehmen schon Keyaccounting pflegt und in der Kunden- und Lieferantenarbeit mit festen Ansprechpartnern arbeitet, dann ist es sicherlich nicht zu viel verlangt, wenn man eben alle kurz informiert. Das macht einfach einen guten Eindruck und gibt nicht den Außenstehenden das Gefühl, als hätte man sich niemals um seine Kundenkartei gekümmert.

  • O2-MultiSIM als Turbo-Sparbüchse.

    Durch Zufall bin ich dahintergekommen, dass O2 eben seinen unschlagbar günstigen Preisen in Sachen mobiles Internet noch eine weitere Sparbüchse im Angebot hat und die nennt sich “O2-MultiSIM”. Denn die hat es in sich und das ist vor allem für all die Leute interessant, die neben einem Smartphone noch weitere Geräte per GSM bzw. 3G ins Netz bringen wollen/müssen. Geht bloß keine weiteren SIM-Karten kaufen, wenn ihr einen O2-Vertrag habt!

    MultiSIM heißt, dass ein Vertrag nicht auf eine SIM-Karte beschränkt ist, sondern mehrere gleichzeitig eingesetzt werden können. Bei O2-Privatkundenverträgen sind das maximal 3 SIM-Karten pro Vertrag, die selektiv bei Bedarf hinzubestellt werden können. Allerdings ist es einmalig erforderlich, die bestehende SIM-Karte gegen einen Satz MultiSIM-Karten auszutauschen, wenn die ursprüngliche SIM-Karte eine Einzelkarte ist. Das kostet einmalig 25 Euro inkl. Mehrwertsteuer.

    So, der Spaß beginnt im Detail, denn alle MultiSIM-Karten teilen sich zusammen die Vertragsbestandteile. Hat man also in seinem O2-Vertrag also als Zusatzpaket zum Telefonbasispaket noch ein Internet-Pack hinzugebucht, dann gilt dieses Pack für alle MultiSIM-Karten gemeinsam. In meinem Fall habe ich also ein Telefonbasispaket mit 60 Inklusivminuten (gibt es so glaube ich auch schon gar nicht mehr), das mich 5 Euro monatlich kostet. Dazu habe ich einen Internet-Pack-M hinzugebucht für 10 Euro zusätzlich, der mir eine Internet-Flat bietet, die bis 200 MB Datentransfer pro Monat UMTS-Geschwindigkeiten liefert und dann immer noch GPRS-Tempo liefert. Reicht für meine Zwecke vollkommen.

    Mit meiner zweiten MultiSIM-Karte, die ich nun zur Verfügung habe, binde ich ein weiteres Smartphone, dass ich nicht zum Telefonieren brauche, nun einfach ebenfalls an und beide MultiSIM-Karten teilen sich den einen Internet-Pack. Und beide SIM-Karten können problemlos gleichzeitig eingebucht sein!

    Die weit verbreitete Denke, dass bei mehreren MultiSIM-Karten nicht klar ist, welches eingebuchte Gerät dann klingelt, ist übrigens zumindest bei O2 kein Thema, da im Kundenbereich für jede Karte eingestellt werden kann, wo Telefongespräche hingehen. Dort lässt sich also problemlos einstellen, dass Telefongespräche immer nur auf die Erstkarte gehen und niemals auf die Zweitkarte, auch dann nicht, wenn die Erstkarte nicht eingebucht ist.

    Sprich: Ich zahle nach wie vor jeden Monat 15 Euro, die 60 Anrufminuten reichen mir und die Internet-Flat nutze ich völlig legal mit mehreren Smartphones – oder mit einem Netbook – oder mit einem iPad – oder oder.

    Einziger, kleiner Haken bei der Bestellung der MultiSIM: Wenn ihr ein iPad oder ein zukünftiges iPhone 4G (oder wie immer das auch heißen mag) mit einer SIM-Karte versorgen wollt, dann bestellt die O2-MultiSIM unbedingt an der Hotline oder in einem O2-Shop. Online lässt sich nämlich derzeit bei O2 die “Micro SIM” noch nicht bestellen, die Apple für seine neuen Gerätschaften braucht.

    Das heißt im Klartext für alle die, die gerade ein iPad bestellen und O2-Vertragskunde sind: Spart euch die 2 Cent für die O2-SIM-Karte, die braucht ihr nicht. Bestellt bei O2 auf der Hotline eine MultiSIM für euren Vertrag und da gleich zwei SIM-Karten, wobei ihr ausdrücklich dazu sagt, dass die zweite Karte eine „Micro SIM“ sein soll und für ein iPad/iPhone 4G gedacht ist. Der Spaß kostet euch dann also einmalig 25 Euro und euer Zweitgerät geht faktisch kostenlos ins Netz.

    O2 can do. In der Tat!

  • flattr-Testing.

    Probieren geht über mit Studieren. Aus diesem Grund habe ich in mein Weblog hier flattr eingebaut. Das ist insofern relativ unproblematisch, weil es für WordPress ein Plug-In namens „flattr“ gibt, mit dem der flattr-Button sehr einfach unter jeden Artikel eingehängt werden kann. Ein weiteres Plug-In namens „flattRSS“ bindet den flattr-Button zusätzlich auch in den RSS-Feed ein.

    Wie funktioniert flattr?

    Warum ich nach 12 Jahren Webpublishing ausgerechnet jetzt teste, liegt an der Einfachheit von flattr. Ein flattr-Nutzer lädt auf sein flattr-Konto einen Betrag per PayPal. Im nächsten Schritt definiert er, wie viel Geld er monatlich per flattr verteilen möchte, beispielsweise fünf Euro. Klickt er nun auf Websites, Blogs etc. auf flattr-Buttons, dann werden all diese Klicks als Divisor für den monatlichen Betrag gezählt. Hat also der Nutzer zehn Websites ausgewählt, werden die fünf Euro durch zehn geteilt und jeder erhält demnach 50 Cent.

    Warum tue ich das?

    Hauptsächlich, um zu testen. Weniger, ob das technisch funktioniert (das scheint ja zu funktionieren), sondern um zu testen, ob es überhaupt ansatzweise möglich ist, auf diese Weise Menschen dazu zu bewegen, auf einen Button zu drücken und Geld für das Lesen von Artikeln zu bezahlen. Ich bin da üblicherweise skeptisch, allerdings muss man es sinnvollerweise testen.

    Dass der flattr-Button auch im RSS-Feed steckt, wird sicherlich den ein oder anderen nerven. Allerdings: Der RSS-Feed meines Weblogs war immer und bleibt zukünftig auch werbefrei und mein RSS-Feed hat alle Artikel immer vollständig enthalten, was auch weiterhin so bleiben wird. Das ist der Deal.

    Was machen wir mit dem Geld?

    Eine fette Party. Die wollte ich schon immer mal machen und dazu einfach mal das Internet einladen und abwarten, wer alles kommt. Die Idee ist übrigens ernsthaft, daran habe ich mit einigen Freunden schon mal geistig daran gearbeitet und keiner fand die Idee so bescheuert, dass man sie sofort vergessen sollte. Dass allein flattr zur Finanzierung reicht, sei dahingestellt, die Hoffnung stirbt immer zuletzt und Partyhosts sind immer die Deppen der Nation, sie zahlen so oder so drauf.

    flattr ist ja invite-only!

    Stimmt. Ich hätte drei Einladungscodes hier. Die ersten Kommentatoren bekommen jeweils, wenn sie einen wollen. First come, first serve. Wer zu spät kommt – auch nicht schlimm. Auf der flattr-Website registrieren und ein paar Tage warten.

  • Wo fängt Netzneutralität an und wo hört sie auf?

    In den Blogs netzwertig.com (“Verletzt Skype die Netzneutralität?”) und neunetz.com (“Verletzt Skype die Netzneutralität? Nein.”) ist mein Artikel mit meiner gestellten Frage, ob Skype auf dem iPhone die Netzneutralität verletzt, mit eigenen Fragestellungen aufgeschlagen, die ich hochinteressant finde. Im Artikel auf netzwertig.com hat sich dazu ein größerer Kommentarbaum entwickelt, bei dem dann irgendwann dem Artikelautor Martin Weigert die Hutschnur platzte (was ich nachvollziehen kann). Ich hole deshalb nochmal an dieser Stelle aus und erläutere, was mich an der Netzneutralitätsdebatte, wie sie im Mainstream geführt wird, ernsthaft quält.

    Ich muss zugeben, dass mich von Anfang an, als der Begriff “Netzneutralität” den Boden der großflächigeren Diskussion erreicht hat, die Nutzung des Begriffes irritiert hat. Wirklich bewusst geworden ist mir das dann dieses Jahr auf der re:publica 2010, auf der es einen ganzen Thementag dazu gab und an dem mir dann klar wurde, dass es bei der Begriffsdefinition offensichtlich Unterschiede zwischen Netztechnikern – zu denen ich mich nach wie vor zähle – und dem Rest der Online-Welt gibt. Wir reden auf sehr hoher und sehr komplex-abstrakter Ebene teilweise wirklich aneinander vorbei, was Gegner der Netzneutralität treffend verstanden haben.

    Netzneutralität aus Sicht des “normalen” Onliners

    Die Netzneutralität aus Sicht des “normalen” Onliners ist meiner Meinung nach beschränkt auf einen Aspekt einer übergeordneten Entität, die Netzneutralität darstellt. Für den normalen Onliner besteht Netzneutralität darin, dass der Zugang zum Internet frei von jeglichen Reglementierungen des Internet-Providers sein muss, die nur dazu dienen, bestimmte, nicht technisch bedingte Servicelevels zu etablieren. Also eine Art “AOL-isierung” des Internets – die Websites einiger Websites von zahlenden Inhaltsanbietern sind kostenlos, für den Zugriff anderer Websites, von denen der Internet-Provider vorgibt, dass deren Datenaufkommen sie zu viel kostet, muss dann entweder eine Art “Maut” bezahlt werden, ansonsten gibt es diese Inhalte entweder gar nicht oder äußerst langsam.

    In meinen und in vielen anderen Augen ist das ein Versuch der Provider-Branche, Geld mit verlockenden Angeboten zu generieren, die sie gar nicht erzeugen und für deren Qualität sie auch gar nichts beitragen. Die immer wieder gern genommene Mär, dass Provider Netze ohne Aufhebung der Netzneutralität irgendwann nicht mehr bezahlen könnten, ist ein hausgemachtes Thema, denn irgendwo kommt ja der Traffic, der zum Konsumenten geliefert wird, ja herein. Wer dort rabattiert und wer auch beim Konsumenten rabattiert, weil er an beiden Enden zweifellos im harten Wettbewerb steht, muss halt zuschauen, wie er das regelt oder eben auch nicht. Dann aber bitte gänzlich und nicht auf die Art und Weise, besonders interessante Angebote künstlich abzubremsen und ein Kassenhäuschen aufzustellen.

    Netzneutralität aus Sicht der Netztechnik

    Aus Sicht eines Netztechnikers sehe ich das Thema Internet von Hause aus nüchterner und unbunter – das Maß der Dinge ist das Schichtenmodell. Und das Schichtenmodell besagt, dass nur die unterste Ebene wirklich die physikalische Unterscheidung darstellt, wie die darin eingekapselte Nutzlast übertragen wird. Das eigentliche IP bzw. das darin eingekapselte TCP bzw. die darin eingekapselte Nutzlast in Form von darauf basierenden Protokollnutzlasten, das ist davon unabhängig, ob es in Ethernet, PPP over Ethernet, per WLAN, per 3G, per GSM oder per Brieftaube übertragen wird.

    Per Brieftaube ist es sicherlich teurer (und langsamer) als per 3G und das wiederum teurer als per WLAN, aber das bezahle ich als Konsument ja schon durch die Gelder, die ich an den jeweiligen Provider bezahle.

    Wenn jetzt aber jemand daherkommt wie eben beispielsweise der VoIP-Anbieter Skype, der zukünftig möglicherweise von iPhone-Nutzern Geld verlangen möchte, wenn sie an sich kostenlose skype-interne Gespräche über 3G führen möchten, dann verzerrt eben Skype an dieser Stelle diese gebotene Netz-Neutralität und suggeriert, dass der Skype-Datenverkehr über 3G in irgendeiner Form teurer sein soll, als per WLAN, was aus Sicht von Skype als Inhaltslieferant, der in der Regel mit keinem Netz wirklich direkt zu tun hat, das den Internet-Zugriff zu seinen Endkunden realisiert, Nonsens ist.

    Für mich als Netztechniker ist hier demnach ebenfalls eine Netzneutralität verletzt. Hier eben nicht von einem Internet Provider, sondern von einem Inhaltsanbieter, der hierzu seinen Client auf bestimmten Endgeräten modifiziert und einen diesbezüglichen Schalter einbaut – der im übrigen dadurch umgangen werden kann, wenn das Endgerät dem Client vorgaukelt, nicht per 3G verbunden zu sein, sondern per WLAN. Solche Software lässt Apple selbstverständlich nicht als offizielle Anwendung zu, mit bestimmter Software aus dem Jailbreak-Depository Cydia ist das aber schon seit längerem möglich und das war bisher auch die einzig funktionierende Möglichkeit, mit dem Skype-Client per 3G überhaupt zu telefonieren.

    Und nun, Netzneutralität, was machen wir mit dir?

    Wir müssen sie weiter thematisieren, keine Frage. Und zwar müssen wir tatsächlich jeden darauf hinweisen, sich an die normalen und bisherigen Spielregeln der Netzneutralität zu halten, der auf irgendeine Weise versucht, bestimmte Übertragungswege im Internet zu drosseln oder davor Kassenhäuschen zu setzen, der im Grunde genommen mit diesem Übertragungsweg überhaupt nichts zu tun hat, also ihn entweder nicht bezahlen muss (wie eben Inhaltsanbieter) oder ihn nicht mehr bezahlen kann, weil er vorne beim Inhaltslieferanten oder hinten beim Endkunden zu wenig Geld verlangt, um das Backbone zu finanzieren.

    So einfach und doch so schwierig. Doch wenn hier die Dämme reißen und wir die Netzneutralitätsthematik nicht so umfassend anpacken, wie es geboten wäre, dann wird das Internet zukünftig nicht mehr das, was es heute darstellt. Genügend bedenkliche und negative Entwicklungen gibt es dazu zuhauf.

  • (Launischer) Offener Brief zum Rücktritt von Horst Köhler.

    Lieber Horst Köhler,

    pardon, was ist das für ein Jammerspiel, das du seit Monaten aufführst und das heute in deinem Rücktritt gipfelt? Seit Monaten sieht man dich immer weniger in deiner sehr wichtigen Aufgabe, eine moralische Instanz in unserem Staat zu repräsentieren, stattdessen liest man immer mehr davon, wie drunter und drüber es in deinem Schloss zugehen soll. Ein Kommen und Gehen von Redenschreibern und Verantwortlichen und man munkelt erstaunlich laut, dass du bettelnd um Themen und Reden durchs Gebäude wankst.

    Dummerweise ist dieses erschreckende Szenario glaubhaft. Der SPIEGEL, nun nicht unbedingt wirklich bekannt dafür, besonders sanft mit unerträglichen Vakuen in wichtigen politischen Ämtern umzugehen, prangert dieses Kasperletheater schon seit vielen Monaten an und erst in der heute erschienen Ausgabe gibt es auf Seite 24 einen Artikel, der treffender nicht überschrieben werden konnte: „Horst Lübke.“

    Ich erwarte von einem Bundespräsidenten, dass er den Staat repräsentiert, Akzente setzt, Reden hält und eben eine moralische Instanz darstellt, die sehr viel damit zu tun hat, wie wir unsere Gesellschaft vorstellen und an welchen ethisch verantwortbaren Seilen gezogen werden muss. Wenn der Bundespräsident verstummt, wenn er offensichtlich nicht mehr selbst spricht, wenn offenkundig seine öffentlichkeitsarbeitende Belegschaft flüchtet und wenn dann auch noch dieser Bundespräsident erschreckende Ansichten in die Mikrofone plaudert, wenn eben kein weichspülender Spin Doctor vorher die Worte zurechtdengelt, dann ist etwas faul im Staate Deutschland. Und so ein Machtvakuum können wir uns mit der jetzigen Bundesregierung, die schon alles dafür tut, so wankelmütig, unkoordiniert, machtgeil und klientelbewusst wie möglich zu sein, nun absolut nicht mehr leisten.

    Eines stößt mir wirklich auf, lieber Horst Köhler: Du begründest deinen Rücktritt vor allem damit, dass es an der Autorität am Amt des Bundespräsidenten fehlen würde. Zu dieser Feststellung kommst du offensichtlich dadurch, dass dir für die unglaubliche Aussage, dass wir als Staat uns es auch leisten müssen, unsere Wirtschaftsinteressen im Ausland zur Not auch mit militärischer Gewalt durchzusetzen, nicht einfach nur Hohn und Spot entgegenschlug, sondern echte und in meinen Augen sehr richtige und wichtige Kritik, die in den meisten Fällen, in denen ich diese Kritiken gelesen habe, mit der gebotenen Sachlichkeit unterstrichen war, die es eben eine Antwort auf eine offizielle Äußerung des Bundespräsidenten gebietet.

    Wenn ein Bundespräsident jedoch, so wie du es gerade darstellst, nicht mehr kritikfähig sein kann oder will, dann wankt die moralische Instanz gewaltig. Der Bundespräsident ist, laut Verfassung, der Erste Mann im Staat, er ist ein Mensch, er hat eigentlich nicht viel im Staat zu melden. Aber draußen, außerhalb von Deutschland, da hört man auf die Worte eines solchen Staatsmannes. Und da will ich nicht solche Worte stehengelassen sehen, dass wir Deutschen möglicherweise zukünftig gern mal zur Bombe greifen, wenn der Ölhahn klemmt. Das ist nicht die moderne Bundesrepublik Deutschland. Nicht mit ihrer Geschichte. Nicht mit ihrer nach wie vor kritischen Gesellschaft gegenüber Machtpolitik. Und nicht im Hinblick darauf, dass Deutschland nach wie vor Exportweltmeister ist und das nicht mit Waffengewalt geschafft hat, sondern mit Innovation und Arbeit.

    In diesem Sinne: Danke für den Fisch. Dass es für dich eine Ehre war, das Amt bekleidet haben zu dürfen, ist aus meiner Sicht eine traurige und hilflose Floskel, die aussagt, dass das Amt einfach nur ein Amt für dich war und mehr nicht. Auch wenn ich immer Respekt davor habe, wenn jemand ein politisches Amt selbstständig aufgibt: Selten war ich so enttäuscht darüber, dass ein Politiker, von dem viele Leute anfangs sagten, dass er ein besonderer Politiker sein würde, weil er eben kein klassischer Politiker ist, mit so einem Nachsatz die Kurve kratzt.

    Denn wenn dein Amt dir wirklich etwas bedeutet hätte, hättest du die Kritik aufgenommen, verarbeitet und die Schuld über das Missverständnis nicht einfach den bösen Journalisten und den Hinterfragern in die Schuhe geschoben. Eine kritikfähige und im Ernstfall auch eine zurückrudernde Haltung – nur das ist eine Haltung, die das Amt des Bundespräsidenten verträgt.

    Aufrichtig enttäuscht und dennoch respektvoll,
    dein Besim

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