• Unternehmen und das Duzen in Social Networks.

    Gelegentlich taucht die Frage auf, ob Unternehmen in Social Networks wie Facebook unkonventionell duzen sollen oder nicht. Das heißt: Im besten Falle taucht diese Frage auf, denn entweder wird gesiezt oder es wird geduzt – die Frage, ob oder ob nicht, wird meist gar nicht diskutiert. Und dass es nicht diskutiert wird, bedeutet, dass man eine gewisse Vorsicht walten lassen sollte, wenn man seine Social-Media-Aktivitäten tatsächlich ernsthaft betreiben möchte.

    Wollen „die anderen“ eigentlich gesiezt oder gedutzt werden?

    Im Internet wird gern ein Fehler gemacht, der eigentlich in der realen Welt absolut klar ist. Das Siezen ist bei fremden und erwachsenen Menschen grundsätzlich die korrekte Anspracheform, das Duzen ist es nicht. Man kann sich im Zweifelsfalle (und wenn man in der Lage ist, ein eventuell negatives Echo zu ertragen) auch gleich mit dem Duzen ins Haus fallen, was man aber nur in besonderen Fällen tun dürfte. Oder es wird ein kleinwenig peinlich, so wie auf der Facebook-Seite der Stadtwerke Pforzheim:

    Sprich: Gehe ich in eine Bank, sieze ich dort normalerweise jeden Mitarbeiter, außer ich kenne den Mitarbeiter und duze mich mit ihm. Ich erwarte das im Gegenzug von Bankmitarbeitern genauso. Und zwar völlig unabhängig davon, ob sie mich persönlich am Schalter ansprechen, mich anrufen, mit eine E-Mail schreiben oder in Facebook kontaktieren.

    Bei Menschen ist das noch weitgehend klar. Aber wie ist das mit Unternehmen, also mit „Dingen“, hinter denen eine Gesamtheit von Personen steht? Na? Eigentlich auch logisch, das Siezen ist angesagt, zweifellos. Das „Ihren“ im 2. Person Plural („Wir haben da etwas für euch!“) ist in meinen Augen eine Notlösung, wenn sich ein Unternehmen nicht traut – ja, nicht traut – in einem Umfeld das Siezen einzusetzen. In meinen Augen ist jedoch der 2. Person Plural bei einer eigentlich gewünschten direkten Ansprache nichts anderes wie eine ziemlich mutlose Notlösung.

    Aber wir duzen uns doch alle im Internet!

    Ach, tun wir das? An vielen Stellen tun wir das tatsächlich und zwar vor allem deshalb, weil es sich im Internet so eingebürgert hat. Und eingebürgert hat sich das nicht deshalb, weil wir alle Freunde sind, sondern eingebürgert hat sich das vor allem deshalb, dass dieses zwanglose Duzen aus dem angloamerikanischen Umfeld kommt, denn dort gibt es nur das Du. Wer aber schon mal in Großbritannien oder den USA war, weiß sehr wohl, dass trotz des fehlenden 3. Person Plural es sehr wohl eine sehr fein granulierbare Unterscheidung zwischen Freunden und der Rest der Welt gibt. Diese Granulierung fehlt uns, wir kennen eben hierzu das Du oder das Sie. Schon immer galt in der Netiquette: Im Zweifelsfall ist außerhalb von Foren und Newsgruppen das Siezen die sicherere Ebene.

    Aber, mal ehrlich: Wir duzen uns im Internet nicht überall. Und nein, eigentlich duzen wir uns im Internet inzwischen nur noch an wenigen Stellen, denn wie auch oben schon geschrieben: Der Bankmitarbeiter (sofern er eben nicht mein Freund ist) ist immer noch per Sie. Wer ungezwungen in einem „Sie-Umfeld“ duzt, verletzt Konventionen und das gilt überall. Im echten Leben fällt es nur deutlicher auf.

    Ja, und Unternehmen nun in Social Networks?

    Ganz klar: Per Sie. Sowohl Außenstehende gegenüber dem Unternehmen und vor allem auch in der Kommunikation vom Unternehmen zum Außenstehenden. Und das möglichst konsequent – wird man als Unternehmen geduzt, dann hat man als Unternehmen in seiner Antwort, wenn man es richtig machen möchte, das Sie zu verwenden. Denn hier geht es nicht darum, sich als Unternehmen auf die Ebene des Außenstehenden zu begeben, sondern hier geht es darum, als Unternehmen einen gewissen Level in Sachen Kommunikationsetikette zu erhalten.

    Das Problem dahinter wird spätestens in diesem Gedankenspiel klar: Schüler schreibt an ein Unternehmen in Facebook in der Du-Form und fragt nach, ob es Ausbildungsplätze gibt. Das Unternehmen antwortet, vielleicht sogar in Form eines „echten“ Mitarbeiters, in der Du-Form zurück, ja, es gibt Ausbildungsplätze. Schüler schreibt eine Bewerbung in der Sie-Form. Es kommt zum Bewerbungsgespräch und der Schüler steht vor dem Mitarbeiter, der ihm in Facebook geantwortet hat – und es ist der Chef. Duzen oder Siezen?

    Sicherlich, es bricht keine Welt zusammen, wenn man unkonventionell duzt. Aber es ist genau genommen nicht richtig, Unbekannte einfach zu duzen oder in der 3. Person Plural „anzumachen“. Wer jedoch ernst genommen werden will, muss gewisse Konventionen einhalten und auch konsequent durchziehen. Das Social Web hat hier (noch) keine so fundamental neuen Konventionen in der Kommunikationskultur geschaffen, als man sich da problemlos über jahrhundertealte Gepflogenheiten einfach mal eben so hinwegsetzen könnte.

    Ausnahmen?

    Ja sicher, Ausnahmen bestätigen jede Regel. Und zwar immer dann, wenn man als Unternehmen vor allem junge Menschen als Zielgruppe hat oder Menschen, die „jung gefühlt werden“ wollen. Hier ist das Duzen sicherlich nicht ganz so verboten. Allerdings: Operiert so ein Unternehmen in seiner klassischen Kommunikation per Sie, dann ist auch im Web und in Social Networks das Siezen angesagt. Nichts anderes wäre konsequent.

  • Twitter und das zukünftige Geschäftsmodell.

    Glaubt man einem Beitrag des englischsprachigen Weblogs SocialBeat, dann hört das Zeitalter des unbeschwerten Twitterns im August auf. Angeblich testet Twitter ein „Feature“, bei dem Twitter-Nutzern in ihren Timelines so genannte „promoted Tweets“ eingeblendet werden. Sprich: Werbung. So richtig überraschen tut diese Feststellung niemanden wirklich, weder den Autoren des Blog-Artikels, noch mich, noch viele andere Twitter-Nutzer.

    Ich glaube, dass Twitter sich langsam aber sicher überlebt. Und das nicht deshalb, weil die Idee dumm wäre, sondern weil Twitter es jahrelang erfolgreich geschafft hat, sich nicht vernünftig zu entwickeln. Beispiele? Aber gern doch:

    • Eigene Timelines lassen sich auch heute noch nicht sinnvoll auf Serverseite filtern. Entweder man bekommt den gesamten Strom aller der Nutzer, denen man folgt, oder eben gar nichts.
    • Die Listenfunktion von Twitter ist eine Funktion, die überhaupt nicht dazu taugt, Information zu kanalisieren, sondern lediglich eine (halbwegs funktionale) Sache ist, anderen Leuten Themenkreise zu definieren (Liste „Fernsehen“ etc.).
    • Was Twitter ebenfalls nie geschafft hat, ist das Filtern von Applikationen. Was nervt es doch, wenn andere Nutzer ihre Beiträge in allen möglichen Social Networks in Twitter featuren und es für andere Leser keine Möglichkeit gibt, diese Kommentare beispielsweise dadurch sperren zu können, in dem die Quelle, also das entsprechende Twitter-Gateway des Dienstes, für sich sperren zu können.
    • Viel dramatischer ist meiner Meinung nach jedoch das, was früher oder später dann passiert, wenn man vielen Nutzern folgt, die untereinander viel via Replies twittern. Denn Replies bekommen alle die mit, die sowohl dem Absender, als auch dem Empfänger einer Reply ebenfalls folgen. Und das nervt sehr schnell und sehr massiv.
    • Fast schon marginal ist das Thema, dass man eine Direct Message nur Leuten schicken kann, die einem selbst folgen. Diese Funktion, die eigentlich hervorragend dazu dienen könnte, den halbprivaten Quatsch abzufangen, den sich viele Nutzer tagtäglich zutwittern, wird also durch diese künstliche Beschneidung so degradiert, dass viele Nutzer sie gar nicht kennen.

    Tatsächlich ist viel von Twitter inzwischen in Facebook aufgegangen. Dass Twitter zu Facebook noch nicht gänzlich alle Nutzer verloren hat, mag daran liegen, dass Facebook sich scheinbar grundsätzlich dämlich anstellt, wenn es darum geht, Information auch Leuten zur Verfügung zu stellen, die nicht bei Facebook angemeldet sind, denn das ist (noch) das große Plus von Twitter. Ich muss mit niemandem Freund sein, um ihn bei Twitter lesen zu können und (noch) muss ich mich noch nicht mal bei Twitter anmelden, um den Inhalt der meisten Twitter-Nutzer mitlesen zu können. Und das, was Twitter mit Direct Messages einst einführte, das fangen heutzutage so Dienste wie WhatsApp ab und zukünftig auf der iPhone/iPad-Plattform der zukünftige hauseigene Apple-Dienst. Und für das, was am Ende in Sachen Social-Network-Bedarf übrigbleibt, gibt es ja dann noch Goole+.

    Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Unglücklicherweise fürchte ich, dass die Monetarisierungsversuche von Twitter versanden werden und Twitter – immerhin erstaunlich spät – irgendwann in den nächsten Monaten aufgekauft und endgelagert wird. Die Web-2.0-Blase hat in einigen Details (Groupon, Facebook) gewaltige Größen angenommen und selbst wenn diese Blase nicht platzt sondern langsam und halbwegs kontrolliert Luft verlieren wird – für gänzlich neue Finanzierungsrunden für Dienste, die seit Jahren nach der richtigen Finanzierung suchen, wird es eng werden. Und wie man die „promoted Tweets“ den Nutzern erklären will, die seit Jahren twittern, viel twittern, auf vielen Diensten schreiben und von Twitter erstaunlich wenig abhängig sind, das wird ein spannendes Thema.

  • Der politische Föhn zu so genannten Facebook-Partys.

    Ja ist denn schon wieder Sommer? Ja, ist. Und die politische Sommerloch-Saison beginnt auch schon extrem früh. Den Start machen Länderinnenminister mit ihrer Forderung, so genannte Facebook-Partys zu verbieten. Partys also, die über Facebook organisiert werden und bei denen der Initiator der Party vergisst (oder in Kauf nimmt), die Einladung nur einer geschlossenen Benutzergruppe anzubieten und öffentlich macht.

    Sommerloch deshalb, weil es natürlich völlig abstrus ist, solche Art von Partys zu verbieten, so ärgerlich im Einzelfall bei einer möglicherweise ausufernden „Graswurzel-Party“ die Randale aussehen kann. Facebook-Partys verbieten zu wollen hieße, ein Entgegenkommen von Seiten Facebooks zu erwarten. Oder eine Verpflichtung zu entwickeln, mit der Facebook-Partys in irgendeiner Form genehmigungspflichtig würden. Und sehr schnell wären wir bei einer Diskussion, was wir denn eigentlich bei uns im zivilisierten Deutschland rein faktisch eigentlich bei der Nutzung von Facebook noch dürften, was wir in Staaten, in denen ein demokratischer Frühling stattfindet, ja genau wünschenswert ist.

    Nein, natürlich geht es bei den Innenministern, die die Idee eines Verbotes von Facebook-Partys zumindest für nicht komplett bescheuert halten, um ganz profane Dinge – nämlich um das Absichern des eigenen Hinterns. Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann hat es in den Tagesthemen auf den Punkt gebracht:

    „Wenn zum Beispiel klar ist, dass ein Platz nicht geeignet ist, um mehrere Tausend Jugendliche aufzunehmen, dann muss so eine Veranstaltung verboten werden, weil es sonst zu solchen Eskalationen kommt wie in Duisburg und insofern gibt es da eine klare Rechtsgrundlage, dies zu verbieten.“

    Wir denken nach: Die Loveparade in Duisburg war eine behördlich genehmigte und polizeilich flankierte Veranstaltung, die schon in der Vorplanung mit aberwitzigen Besucherzahlen geplant wurde und offensichtlich unter hohem politischen Druck des Duisburger Oberbürgermeisters durchgedrückt wurde, obwohl offensichtliche Sicherheitsmängel existierten und einfach akzeptiert wurden. Zudem reden wir bei der Loveparade von Besucherzahlen, die mindestens um den Faktor 1000 höher waren, als die wildeste Facebook-Party bisher.

    Selbstverständlich sollte man Gefahren, von denen man im Voraus Kenntnis erlangt, abwehren, dazu haben wir einen gesunden Menschenverstand und dazu haben wir im Ernstfall, wenn die Horden kommen eine Polizei. Wir müssen eben aber auch akzeptieren, dass es Menschen gibt, die sich treffen, die sich möglicherweise in größeren Zahlen organisieren und die möglicherweise auch nicht alle dabei nüchtern sind. Wir nenne das: Gesellschaft.

    Wenn wir eine polemische Diskussion zu Facebook-Partys tatsächlich bis zu Ultima Ratio durchziehen, dann frage ich mich, was eigentlich noch die Veranstaltung einer Dorffeier, eines Vereinsfestes oder eines Grillnachmittags mit dem Fußballverein rechtfertigt. Nur damit Innenpolitiker das Risiko „Mensch“ noch besser kontrollieren können und den seit Jahren dezimierten Personalstand der Polizeikräfte noch einigermaßen jongliert bekommen, einfach mal in Kauf nehmen, dass das hohe Gut der Versammlungsfreiheit kastriert wird?

    Ja, wo sind wir denn? Erde an Politik! Schaltet eure Birne ein! Und denkt für einen winzigen Moment darüber nach, was für eine Wirkung abenteuerliches Geschwätz über Nebenwirkungen Neuer Medien haben kann, wenn man diese Technik und deren Wechselwirkungen nicht versteht.

  • Google+ und das Ausgesperrtsein von Google-Apps-Nutzern.

    Quasi stündlich trudeln in meinem Googlemail-Postfach Nachrichten darüber ein, dass ich bei irgendwelchen Leuten in ihrem Google+, dem neuen Social Network von Google, in ihre Kreise aufgenommen worden sei. Ich möchte kurz erklären, warum ich auf keine dieser Nachrichten reagiere:

    Das Problem: Mein bisheriges Google-Konto ist eigentlich ein Auslaufmodell, weil ich seit einiger Zeit mein Hauptkonto innerhalb von Google Apps mit meiner eigenen Domain nutze. Und jetzt wird es etwas obskur: Für die Nutzung von Google+ braucht es den Dienst Google Profile, in dem der Kontoinhaber sein eigenes Profil erstellt und pflegt. Und genau dieses Google Profile gibt es immer noch nicht für Nutzer, die ein Google-Apps-Konto nutzen.

    Das hat wohl inzwischen auch das Google-Apps-Team mitbekommen, das nach eigenen Aussagen schwer schuftet, Google Profiles auch für Apps-Nutzer anzubieten – übrigens eine Geschichte, die schon seit Februar 2010 (!) angekündigt wird. Und ironischerweise ist das Profiling ja eigentlich genau eine Killerfunktion innerhalb eines Netzwerkes. Google Profiles wäre also im Apps-Umfeld tatsächlich mehr als zu Hause – wenn es denn eben schon funktionieren würde.

    So nutze ich also zur Zeit weder Google Profiles, noch Google+ und erstaunlicherweise ist bei mir körperlich und geistig immer noch alles in Ordnung. Es braucht mich also derzeit niemand einzuladen. So bald ich mit meinem Apps-Account Google+ nutzen kann, kümmere ich mich darum.

     

  • Nachbetrachtungen zum Samsung Galaxy S2.

    Nun sind gut vier Wochen nach dem Kauf meines Samsung Galaxy S2 durch und es wird Zeit für ein paar kleine Nachbetrachtungen in Sachen Mobiltelefon und auch Android, sozusagen als Fortsetzung zu meiner Erstbetrachtung, die ich ein paar Tage nach dem Kauf geschrieben habe.

    Haptik und Handling

    Also gut, Samsung baut keine iPhones. Es gibt deshalb wenig Metall und keinen Glasrücken. Es fühlt sich vermutlich nicht so hochwertig an, wie es einige Besitzer von ihren iPhones kennen. Ich erspare mir hier Gehässigkeiten, denn für mich sind solche Fragen einfach nicht diskutabel – ein Smartphone, das ich ständig in den Händen haben soll, braucht gute innere Werte und ein robustes Äußeres, der Rest ist mir weitgehend egal, wenn es nicht ganz so hässlich daherkommt. Das Samsung Galaxy S2 ist äußerlich sicherlich keine vollendete Schönheit, allerdings soweit ganz brauchbar. Plastik muss man nicht lieben, Plastik kann jedoch etwas aushalten.

    Was bei mir tatsächlich bis an die Grenzen des Erträglichen geht, sind die Formfaktoren. Das Display ist riesig, warf aber auch wirklich keinen Millimeter mehr größer sein. Mit 0,8 Millimeter „Dicke“ ist es mir bei den Dimensionen fast schon zu dünn. Und was es gar nicht ist (übrigens auch nicht das iPhone 4): Griffig. Erst die zusätzlich gekaufte Silikonhülle sorgt dafür, dass es mir quasi in der Hand klebt. Ich lege da großen Wert auf sowas.

    Display

    Fast immer, wenn jemand mal fragte, ob er mal mein Telefon sehen könne, war das vor allem wegen dem Display. AMOLED-Displays gibt es noch nicht so verbreitet und diese Displaytechnologie, bei der die Beleuchtung nicht mit einer gesonderten Leuchtquelle erzeugt wird, sondern mit dem Display selbst, hat durchaus ein paar Anfangsschwierigkeiten hinter sich. Die erhebliche Energieeinsparung erkauft man sich nämlich durch spezielle Eigenschaften.

    Um es klar zu sagen: Wenn das Display auf voller Leuchtstärke steht oder zumindest mit 50 % das Display beleuchtet, dann ist das Display phantastisch ausgeleuchtet und brillant. Es macht Spaß, sich so beleuchtet mit dem Telefon zu beschäftigen. Wenn die Helligkeit heruntergeregelt wird (ob nun manuell oder durch einen eingeschalteten Lichtsensor), dann werden Schwächen sichtbar, nämlich in Form eines leichten Gelbstiches, der auf der linken Seite des Displays stärker ausgeprägt ist, als rechts. Alles nicht wirklich weltbewegend und ein „Systemproblem“ von AMOLED-Displays, das man schlicht in Kauf nehmen muss. Und es ist wirklich ein Luxusproblem, ich liebe das Display.

    Kamera

    Die Kamera des Samsung Galaxy S2 macht Spaß und das kann man von wirklich nur sehr wenig Smartphones sagen. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Smartphone mit einer zwangsläufig kleinen Fitzelkamera so ein erstaunlich gutes Bild liefern kann, wie die verbaute 8-Megapixel-Kamera. Die Kamera ist schnell einsatzbereit, die Optik erstaunlich gut, die Farben brillant (und mitunter ein wenig zu gesättigt) und das Bild auch schnell im Kasten. Und als Videokamera schafft die Kamera tatsächlich 1080p in einer so erstaunlichen Qualität, die einige Camcorder locker in den Schatten stellt.

    Vieles gut, aber nicht alles perfekt. Die Makrofunktion beispielsweise ist relativ bescheiden. Der maximale Annäherungspunkt liegt bei 10 bis 12 Zentimeter, das können andere Handykameras besser. Und eigentlich auch das Samsung Galaxy S2, denn der Autofokus stellt auch kurzfristig scharf, um dann eben nicht scharfstellen zu können. Auch nicht so hübsch ist die Panoramafunktion, die zwar recht gut ein Panoramabild näht, das aber nur in einer bescheidenen Auflösung vorliegt. Ebenfalls etwas mäßig ist die Bildleistung im Dämmerlicht, aber auch das ist Luxusgemecker. Die Kameraleistung ist summierend gesehen gut.

    Android

    Letztendlich war Android der Punkt, weshalb ich (ja, ich mag diese Logik) mich für ein Android-powered Smartphone entschieden habe. Apple iOS ist mir zu eng und zu unflexibel, die fehlende Möglichkeit dort für eine zentrale Ablage von Logins und keine zentrale Dateiablage sind schlicht Schikanen eines Herstellers, der manisch alles unter Kontrolle haben will und dabei in Kauf nimmt, dass er seinen Kunden bevormundet. Android macht es an vielen Stellen besser, nicht unbedingt einfacher, aber erheblich flexibler.

    In Sachen Apps fehlt mir nichts – ganz im Gegenteil. Da ich schon vorher sehr viele Google-Dienste genutzt habe, bin ich unter Android quasi zu Hause. So Dinge wie Google Calendar, Google Contacts, Google Reader, Google Maps, Google Docs laufen mit den offiziellen Android-Apps einfach perfekt. Selbst für das immer noch von Google etwas stiefmütterlich behandelte Google Tasks, was ich so gern nutze, gibt es mit einer kostenlosen App namens „GTasks“ eine funktionierende Lösung.

    An Tempo gibt es nichts zu bemängeln, das Galaxy S2 und Android 2.3.3 harmonieren perfekt. Nichts ruckelt, alles blendet sauber ineinander über, die Auslastung des 1 GB großen RAM-Speichers ist moderat. Apps sind schnell aufgerufen. Ich hatte mich eigentlich darauf vorbereitet, dass es ganz zu Beginn eines solchen Flagschiffes deutlich „hinterzimmiger“ zugeht, aber das Ding ist da.

    Was bei Android nervt, sind ein paar undurchdachte Dinge. Zum Beispiel Töne: Ist der Akku aufgeladen, gibt es einen Signalton. Tagsüber mag das noch durchgehen, nachts ist sowas aber Käse, weil das Geräusch dazu reicht, um aufgeweckt zu werden. Oder auch die Unmöglichkeit, das Kameraauslösegeräusch abzuschalten – geht schlicht und einfach nicht. Plem-plem, um es mal direkt zu sagen. Sehr gewöhnungsbedürftig ist auch die automatische Rechtschreibkorrektur der Tastatur, die man am besten schnell wieder ausschaltet. Hier ist sicherlich noch genügend Entwicklungspotential.

    Die Firmware-Updatepolitik ist derzeit so, dass etwa alle vier Wochen mit einem offiziellen Firmware-Update von Samsung gerechnet werden kann. Direkt ausgeliefert werden hierbei die wenigsten Updates, es gibt jedoch genügend Boards, auf denen man Anleitungen und Links bekommt, wie man sein Smartphone upgedated bekommt.

    Akkulaufzeit

    Die Akkulaufzeit ist wohlwollend gut. Bei intensiver Nutzung kommt man sehr bequem durch den Tag, bei meinem mittelmäßigen Pensum sind zwei volle Tage locker drin. Der Akku ist zwar austauschbar, allerdings ist nicht vorgesehen, dass man zwischen Akkus schnell wechseln kann, da ist schon die Rückwandabnahme eine Bastelei. Dazu kommt, dass das Smartphone-Herunter- und Hochfahren nun mal einen Moment länger dauert, als bei einem einfachen Mobiltelefon.

    Wem die Akkuleistung nicht reicht, wird wohl bald mit einem größeren Akku und einer erweiterten Rückwand rechnen können, dies wird auf der Samsung-Website zumindest schon mal angekündigt.

    Nochmal kaufen?

    Absolut, ja. Das Samsung Galaxy S2 ist sicherlich nicht perfekt, macht aber Spaß. Aktuell pendelt es sich preislich auf 500 Euro ein. Bei 450 Euro würde ich es als gut angesiedelt sehen.

  • WordPress MU.

    Die Zeiten, in denen ich für eine Blog-Operation mal eben so dieses kleine, bescheidene Weblog für Stunden oder gar Tage lahmlegen konnte, scheinen vorbei. Sonst hätte der geneigte Leser gemerkt, dass gestern Abend ein Großumzug stattfand und das weitgehend ohne Ausfälle. Gestatten, dieses Weblog ist nicht mehr auf einer WordPress-Einzelinstallation zu Hause und schnattert auch nicht mehr im Chor mit den vielen anderen Einzelinstallationen auf meinem Hostingaccount, sondern alle sind jetzt Eins; alle sind jetzt in einer WordPress-Multiuser-Installation zu Hause. Hier spielt nun WordPress MU die Geige.

    Im Prinzip ist WordPress MU ein ganz normales WordPress, das jedoch nicht nur ein Blog beheimatet, sondern beliebig viele. Dazu bohrt ein entsprechend konfiguriertes WordPress die Datenbankinstallation so auf, dass für mehrere Blog-Instanzen dort Tabellen angelegt werden können. Die gesamte Multiuser-Funktionalität bringt also WordPress (inzwischen) von Hause aus mit. Und tatsächlich funktionieren inzwischen auch die meisten Plugins und Themes mit der Multiuser-Umgebung, bis auf wenige Ausnahmen, für die es aber, wenn man entsprechend sucht, auch Alternativen gibt.

    Die Vorteile einer Multiuser-Umgebung überwiegen deutlich:

    • WordPress MU läuft deutlich flotter, als eine Einzelplatzinstallation. Warum das so ist und ob das tatsächlich mehr als nur ein gefühlter Eindruck ist… i dunno.
    • Eine gemeinsame Benutzerdatenbank für alle Instanzen, was sich sehr schön vor allem dort macht, wo ein Autor auf mehreren Parketts zu tanzen hat.
    • Etablierung einer einheitlichen Umgebung mit einem definierten Satz an Plugins. Jeder, der ein WordPress aufsetzt, kennt die Zeit, die man dazu verschwendet, die vielen essentiellen Plugins zu installieren, die man so braucht. Wenn ich hier ein neues Blog einrichte, greife ich auf den bereits installierten Plugin-Bestand zu und schalte mir nur das dazu, was ich in der Instanz auch wirklich brauche.
    • Es gibt nur noch eine WordPress-Installation zu pflegen, der Update-Aufwand für WordPress und die mehr oder weniger vielen Plugins beschränkt sich nur noch auf diese eine Installation.

    Der Zweck dieses Spaßes, an dem ich schon zwei Wochen arbeite und bei dem, wie sich das gehört, zuerst ein Kunden-Weblog daran glauben musste, bevor der Administrator sein eigenes Spielzeug umzieht, ist das Aufblasen und der Testflug eines Versuchsballons. In der Tat ist es so, dass im Providerumfeld beim Anbieten von Diensten (dem so genannten Application Service Providing) die Wertschöpfung schon beim Hosting des Dienstes beginnt. Je effizienter das Hosting ist, desto performanter laufen die Dienste, desto schneller sind sie eingerichtet und desto weniger Pflegeaufwand hat man mit ihnen.

    Tatsächlich haben auch wir mit WordPress-Einzelinstallationen angefangen (man kennt das ja, „mach‘ mal schnell ein WordPress klar“), aber eine Multiuser-Umgebung ist letztendlich eine unumgehbare Pflicht. Je früher man das erkennt, desto schmerzärmer wird es.

  • Domain Name System – und der Zaster siegt.

    Über das Domain Name System zu schreiben, ist schon seit einigen Jahren eine Geschichte, die sich in zwei immer grundsätzlicheren Aspekten auftrennt: Die reine Technik zum Domain Name System, also die Namensauflösung, das Bilden von DNS-Zonen, nslookup, BIND und so weiter. Das ist alles recht ausgefeilte, auf Dezentralität ausgerichtete Technik, inzwischen gemütliche zwei Jahrzehnte alt und nach wie vor einer der intelligentesten Erfindungen, die das Internet erst so nutzbar machen, wie wir es kennen.

    Der andere Aspekt ist das, womit die meisten Nichttechniker zu tun haben, den Domain-Namen. Also so Sachen wie netplanet.org, die sich bei Registrierungsstellen bzw. bei Internet Providern für mehr oder weniger viel Geld registrieren lassen und die als Basis für jegliche sinnvolle Technik dient, bei der Menschen möglichst verständlich Namen in ihren Webbrowser eintippen können sollen.

    Die letztere Welt ist schon seit langem eine kaputte Welt, bei der es nur um Gewinnmaximierung geht. Alles aufzuzählen, was mit der Neueinrichtung von Top-Level-Domains zusammenhängt, hier aufzuschreiben, wäre ein Werk, das mich locker bis zum Ende des Jahres an Arbeitszeit kosten würde. Ständig prallten zu diesem Thema die Ansichten von Technikern, Politikern, Rechtsanwälten, Geschäftsleuten und auch raffgierigen Geschäftemachern aneinander und zustandegekommen ist hier nicht wirklich viel außer vier Handvoll neuer Top-Level-Domains. Und schon diese wenigen generischen Top-Level-Domains wie .com, .net, .org, .info oder .biz haben vor allem eines gezeigt. Der Namensraum ist nach wie vor unendlich, die Großunternehmen registrieren für jedes Geld dieser Welt ihren Domainnamen, kleinere Unternehmen suchen sich mitunter die Finger wund und der Rest fischt herum.

    Der Ausverkauf der Namensräume

    Nein, die Domain-Welt ist kaputt. Und mit der heutigen Entscheidung der ICANN, dass die Neuanlage von weiteren Top-Level-Domains letztendlich nur noch eine Frage ist, ob der Registrar, der das möchte, rund 200.000 US-Dollar auf den Tisch legt, ist nicht nur die Domain-Welt vollens auf dem Weg in den Eimer, sondern auch das Domain Name System. Und das nicht nur deshalb, weil der Zaster über die Technik siegt.

    Sondern weil der Zaster über die Übersichtlichkeit siegt. Werden Sie zukünftig noch problemlos erkennen können, ob Ihre Bank unter dem Namen „ihrebank.de“ zu erreichen ist oder unter „ihre.bank“? Oder „ihrebank.banken“? Oder „ihrebank.de.web“? Technisch sind das alles unterschiedliche Namensräume und mit der völligen Freigabe des Top-Level-Namensraumes auch letztendlich nur noch eine Frage der Zeit. Unternehmen werden sich zukünftig bei immer mehr Domain-Dienstleistern und Registraren um Domain-Registrierungen bemühen müssen. Dass nun vermutlich ein neues Berufsbild eines „Domain-Namen-Kaufmannes“ entstehen könnte, der nichts anderes macht, als Domain-Namen zu registrieren, ist ein bizarres Seitenstechen, über das man noch verkrampft lachen könnte.

    Das Ergebnis wird jedoch sein, dass niemand mehr wirklich weiß, was er so eintippt, wenn er nicht genau die Adresse abtippt. Suchmaschinenergebnisse werden zwar weiterhin genau sein, die Interpretation bleibt jedem Benutzer allerdings selbst überlassen. Der Mißbrauch mit gefakten Domain-Namen wird anwachsen und die Gegenmaßnahmen werden davon abhängig sein, ob der Verwalter einer bestimmten Top-Level-Domain flott ist oder auch nicht. Auf Namensstreitigkeiten spezialisierte Rechtsanwälte werden heute vermutlich vor Glück stundenlange Freudentänze aufgeführt haben. Ja, sicherlich, man könnte den Worten der ICANN, dass die jetzigen Entwürfe für zukünftige Registrare auch erweiterte Regelungen für den Markenschutz beinhalten, aber Markenverletzungen muss man ahnden. Selten hat die Branche der Juristerei so einen Becken mit ewig nachwachsendem Frischfisch vor die Tür gestellt bekommen, wie nun.

    Ob nun nach dieser Einbiegung in die Einbahnstraße alles gut wird, bleibt abzuwarten. Zumindest ist die jetzige Entscheidung der ICANN eine Kapitulation vor den letzten Versuchen, eine noch ansatzweise erkennbare Regulierung in der Domain-Welt beizubehalten. Und wir lernen, dass man die Domain-Welt also durchaus noch kaputter bekommen kann, als es schon heute ist. Das Domain Name System wird sicherlich nicht zusammenbrechen. Es wird jedoch mit ziemlicher Sicherheit die Online-Welt ein Stück unübersichtlicher machen, als sie es in den nächsten Jahren mit der großflächigen Migration auf IPv6 und den damit verbundenen milliardenschweren Investitionen schon wird. We will see.

  • Multi-Winken.

    Wenn ich zu meinem Autohaus muss, laufe ich dorthin ganz gern. Diesen Anachronismus kann ich mir leisten, denn oft bringt man ein Auto dorthin und lässt es dort. Zur Inspektion zum Beispiel. So am Donnerstag. Nachmittags habe ich es dann abholen wollen und bin eben gelaufen.

    Auf dem Weg von meinem Wohnort zum Autohaus muss ich am Klinikum unserer Stadt vorbei. Der Behandlungsbau, ein Zweckbau aus den Achtzigern, liegt an der Straßenseite, etwa 20 Meter zurückgesetzt. In den sechs von der Straßenseite aus sichtbaren Operationssälen war Donnerstag Hochbetrieb, alle sechs Säle waren hell erleuchtet.

    Beim Operationsbetrieb ist es wohl so, dass man sich regelmäßig abwechselt oder der ein oder andere Mitarbeiter immer wieder etwas Luft während dem Operieren hat. Jedenfalls stehen immer wieder mal Leute am Fenster von Operationssälen und schauen gelangweilt hinaus. Vielleicht auch einfach eine gute Möglichkeit, den Blick hinausschweifen zu lassen, wenn man die ganze Zeit in eine blutige Höhle oder auf Apparaturen schauen muss.

    In den etwa zwei Minuten, in denen der Behandlungsbau bei meinem Vorbeilaufen rechts im Blickfeld war, standen insgesamt sieben Leute in drei Operationssälen an ihren großen, natürlich fest geschlossenen Fenstern und schauten alle gelangweilt hinaus, während hinter ihnen offensichtlich die restliche Kollegenschaft noch um den Operationstisch stand.

    Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob es ein Reflex war oder einfach nur das Kind in mir, das für solche Aktionen immer zu haben ist – ich winkte einfach mal rüber zum Behandlungsbau. Nicht besonders auffällig und auch weiterhin noch im Laufen, also eher so ein gestresst wirkendes, aber völlig überraschendes Winken. Und alle sieben Menschen, in drei unterschiedlichen Operationssälen auf zwei unterschiedlichen Stockwerken winkten zurück, vermutlich ebenso überrascht, wie ich.

    Zurückwinken ist sicherlich einer der nettesten Reflexe, die der denkende Mensch im Repertoire hat. Den unterdrücken wir viel zu oft.

  • Die Notwendigkeit einer Passwortverwaltung.

    Ich habe gerade einmal geschaut: Der letzte Artikel, in dem ich über Passwortverwaltung mit KeePass geschrieben habe, stammt vom Juli 2007, also glatte vier Jahre her und einer der ersten Artikel in diesem kleinen, bescheidenen Weblog. An der Anleitung selbst hat sich nicht viel geändert und ich nutze KeePass immer noch als meine zentrale Passwortverwaltung, über alle Gerätegrenzen hinweg. Windows, Windows Mobile, iPhone und nun Android und alles mit ein und derselben Passwortdatei.

    Warum eine professionelle Passwortverwaltung? Ein paar Argumente:

    • Man hat immer mehr Passwörter zu verwalten, als man glaubt.
      Glauben Sie nicht? Ist aber so. Wenn ich aktuell in meine KeePass-Datenbank schaue, dann sind da rund 200 Login-Einträge verzeichnet. Einfache Kundennummern, aber auch Zugänge zu allen von mir genutzten Diensten und auch Kundenpasswörter (sofern ich die wissen muss). Eine solche Basis an Passwörtern merkt sich niemand im Kopf.
    • Passwörter bzw. Logins werden immer mehr. Und mehr. Und mehr.
      Auch das ist ein Phänomen. Ich habe einmal online angefangen, da musste ich nur zwei Passwörter kennen: Das von der Modemeinwahl und das für mein E-Mail-Postfach. Heute kommen Logins quasi täglich dazu und Logins werden immer mehr. Sicherlich gibt es bei immer mehr Diensten die Möglichkeit, sich mit dem obligatorischen Facebook-Login anzumelden aber was würden sie davon halten, wenn Sie in Ihren geliebten Supermarkt nur noch hineinkommen würden, wenn Sie sich einmalig mit ihrem Haustürschlüssel registrieren und den dort auch immer zum Türöffnen einsetzen müssten?
    • Sie müssen mit anderen Leuten Passwörter teilen?
      Okay, zugegeben, das müssen die meisten Passwortbesitzer nicht, im geschäftlichen Umfeld lässt es sich jedoch nicht vermeiden, für zentrale Logins Passwörter zu vergeben, die mehrere Menschen wissen müssen und die – jetzt wird es spannend – auch unabhängig voneinander recherchierbar sein sollen. Dass nur einer das Passwort kennt und der andere ihn ja fragen könnte, prellt spätestens dann, wenn der Passwortwisser nachts aus dem Bett geklingelt werden muss oder der Passwortwisser einfach verunglückt und das Passwort nicht nennen kann.
    • Passwörter müssen zwangsläufig immer komplexer werden.
      Moderne Rechenpower ermöglicht das Ausprobieren von kompletten Zeichenräumen in immer kürzeren Zeiten. Schon heute sind sechsstellige Passwörter ein No-Go, selbst mit Zeichen aus dem Groß- und Klein-Alphabet, Zahlen und Sonderzeichen. Acht Stellen sind aktuell das Mindestmaß, zehn und mehr Zeichen wünschenswert. Das merken Sie sich weiterhin alles im Kopf?
    • Ein Passwort für alles?
      Super Sache – einfach ein Passwort für alle Dienste. Wird ja schon niemand wissen, wo man noch alles ist. Das wissen mehr Leute, als sie denken und der Rest probiert es einfach aus. Facebook, Twitter, PayPal, YouTube, StudiVZ, Ihr Mailprovider. Wo Sie überall sind, kann Ihr Bekanntenkreis mit relativ wenig Aufwand herausbekommen und wenn man es darauf anlegt, sich auch gleich überall einloggen, wenn Sie überall das gleiche Passwort einsetzen.
    • Passwortverwaltung als Zettelwirtschaft?
      Immerhin. Mit einer Zettelwirtschaft ist die Chance, unterschiedliche Passworte zu nutzen, deutlich höher, allerdings wird alles nicht wirklich besser, wenn alle Passwörter schön aufgereiht auf gelben Zettelchen rund um den Bildschirm kleben. Und auch die Schreibunterlage ist kein besseres „Versteck“. Wo Zugangsdaten im Klartext stehen, ist es gefährlich.
    • Passwortnutzung evaluieren?
      Sony hat es nach dem PS3-Hack von seinen Nutzern gefordert: Das Zugangspasswort zum PlayStation Network ändern und, falls dieses Passwort auch bei anderen Diensten eingesetzt wurde, dort entsprechend auch zu ändern. Aber wie soll man das herausfinden, wenn man nicht ein Elefantengedächtnis hat? Eine Passwortverwaltung kann das, wenn dort eine Suche auch nach Passwörtern möglich ist. So habe ich z.B. herausgefunden, dass ich tatsächlich das Passwort für das PlayStation Network auch für einen Login für einen gänzlich anderen Dienst genutzt hatte.
    • Mobilität rulez!
      Auch so eine Mär der modernen Welt: Menschen, die daherkommen und sagen, sie bräuchten unterwegs keine Passwörter. Gut, kann man tatsächlich so handhaben, dann funktioniert aber mobiles Internet eben nicht mehr. Ohne einige Passwörter wäre ich auch unterwegs im Zweifelsfall aufgeschmissen und so muss eben eine gute Passwortverwaltung auch mobil sein können. Und zwar nomadisch mobil, also mit einer verschlüsselten Datenbank auf den Geräten und nicht einer Passwortverwaltung im Web. Denn dann können Sie Ihre Passwörter auch gleich twittern und behaupten, bei Twitter seien sie ja in der Cloud und immer zugänglich.
    • Passwörter gehen ja noch – aber was machen Sie mit Schlüsseldateien? TAN-Listen?
      Ich bin kein Fan davon, auf dem Handy Bankgeschäfte zu erledigen. Aber zu wissen, dass dies ginge, beruhigt erstaunlicherweise. Mit zusätzlichen Lesegeräten, „Chip-TAN“ und TAN-Listen ist das alles schwierig und ein einfacher Scan der TAN-Liste als Bild ist inakzeptabel unsicher. Eine sichere Passwortverwaltung hat auch Platz hierfür und ist, bei entsprechend komplexem Passwort der Passwortverwaltung, sicherer, als die zu Hause abgeheftete TAN-Liste.
  • Alternative Währungen am Beispiel von Panini-Stickern.

    Das Thema Bitcoin hat als alternative Währung ja vor einigen Tagen ziemliche Wellen geschlagen. Während nur einige wenige Medien sich die Mühen gemacht habe, einmal die Idee des Bitcoins näher zu beleuchten, hat sich der Mainstream der Massenmedien sich darauf beschränkt, einschlägige Pressemitteilungen von Verbänden abzudrucken, die vor dem Bitcoin warnen und so ziemlich alles Böse dieser Erde sicherheitshalber damit in Verbindung bringen, um die Bevölkerung davon abzuschrecken – als ob der Euro eine bombensichere Währung wäre und der US-Dollar nur zu redlichen Tauschgeschäften genutzt würde. Dabei zieht genau das Hauptargument, dass es nun einmal nur eine allgemein akzeptierte Währung geben kann, völliger Nonsens. Wir sind umgeben von zig alternativen Währungen. Manpower, Eier, die sich die Nachbarin zum Kuchenbacken ausleihen möchte, der Autoschlüssel. Und so weiter.

    Ein sehr anschauliches Beispiel für alternative Währungen mit all ihren Vor- und Nachteilen ist ausgerechnet eine, mit der praktisch alle Kinder in Kontakt kommen und sehr schnell die Thematik von Geld lernen, ohne wirklich zu verstehen: Die Panini-Sticker, bevorzugt vor Fußballweltmeisterschaften. Und bevor man jetzt darüber lächelt, lohnt sich eine nähere Betrachtung, denn es ist faszinierend.

    Nehmen wir als Beispiel das aktuelle Panini-Sammelalbum zur diesjährigen Fußballweltmeisterschaft der Frauen: Das (leere) Sammelalbum kostet günstige (und vermutlich hochsubventionierte) 2 Euro, üblicherweise gibt es das leere Sammelalbum aber bei vielen Verkaufsstellen kostenlos. Platz gibt es darin für 336 Sticker, davon 24 „Glanz-Sticker“, die immer den Ruf hatten, besonders selten zu sein, was sie aber nicht waren. Sie sahen nur besonders aus und erweckten den Eindruck des Seltenen.

    Die eigentliche Währung sind also die Sticker. Der Hauptweg dieser Währung ist der Tausch von echtem Geld gegen Stickertütchen. Die kosten einzeln 60 Cent und beinhalten 5 Sticker. Rein theoretisch würde also das vollgeklebte Album also kosten:

    1. Ein Album zu 2 Euro.
    2. 60 Cent geteilt durch fünf mal 336, also 40,32 Euro.

    Knapp 43 Euro und das Album ist bezahlt, wenn man das unwahrscheinliche Glück hätte, beim Kauf von 68 Tütchen nur vier Dubletten zu haben. Hat niemand. Also gibt es hier nun mehrere Wege, aus diesem Dilemma zu kommen:

    • So lange Stickertütchen kaufen, bis das Album voll ist.
    • Vorhandene Dubletten an Stickern mit anderen Nutzern gegen noch fehlende Sticker tauschen.

    Hier kommt nun Statistik ins Spiel, die man leider nicht sonderlich gut berechnen kann. Das liegt vor allem daran, dass Panini zwar behauptet, dass keine der 336 Sticker weniger oder mehr gedruckt wird, aber der Kollege Zufall bringt hier schon genügend Chaos (im besten Sinne) in den Markt.

    Und plötzlich sind die Sticker nicht einfach mehr nur einseitig mit Klebstoff versehenes Papier, sondern eine echte Alternativwährung, die alle wichtigen Eigenschaften einer Währung mitbringen:

    • Sie hat eine feste Koppelung an echtes Geld, nämlich der Preis für ein Tütchen Sticker.
    • Sie ist eine multinationale Währung, denn die Panini-Sammelalben gibt es in vielen Ländern gleichzeitig.
    • Sie ist fälschungssicher und Fälschungen sind sehr einfach erkennbar und würden zudem auch nicht akzeptiert.
    • Sie entwertet sich gleichmäßig, in dem Sticker in Sammelalben geklebt werden.
    • Sie hat ein fest definiertes Ende, nämlich das Ende der Veranstaltung, also z.B. der Fußballweltmeisterschaft. Danach gibt es keine neuen Sticker mehr und der Tauschmarkt bricht mangels Interesse schlagartig zusammen.

    Und dann geht es los.

    Der klassische Sammler

    Der klassische Sammler ist der echte Endkunde, der ein Sammelalbum hat und mit möglichst wenig Geldeinsatz das Album vollbekommen möchte. Mit dem theoretischen Minimaleinsatz von 42,32 Euro wird vor dem Ende der Sticker-Saison wohl keiner auskommen, zu erwarten ist bei halbwegs geschicktem Tauschen mindestens der doppelte bis dreifache Einsatz – mit 80 bis 120 Euro wird man wohl rechnen müssen.

    Die charakteristische Eigenschaft des klassischen Sammlers ist aber, dass er mehr oder weniger nur sein Sammelalbum vollbekommen möchte, koste es weitgehend, was es wolle.

    Der Banker

    Der Banker in der Sammelstickermarktwirtschaft gehört zu den ganz gewitzten Zeitgenossen. Die Banker gliedern sich in zwei Gruppen auf: Die eine Gruppe sind ehemalige Sammler, die ihr Album voll haben, nun noch auf einem Berg Sticker sitzen und die irgendwie noch losbekommen wollen. Die andere Gruppe der Banker sind die ganz Harten, die sich darauf spezialisiert haben, mit Stickern zu handeln und gar kein eigenes Sammelalbum bestücken wollen. Die Banker kennzeichnet, dass sie keine Konsumenten sind, sondern Händler.

    Und da wird die Sticker-Welt plötzlich zu einer richtig harten Währung und lässt sogar richtige Schlitzohren an Händler entstehen, die sehr genau den Bedarf ihrer Kunden detektieren und daraus maximalen Profit herausschlagen können. Im redlichsten Fall sind das dann Kunden, die für einen gesuchten Aufkleber gleich eine ganze Reihe von anderen Stickern eintauschen sollen oder es wird gleich Geld bzw. eine andere Ware fällig. Zu meiner Schulzeit war es beispielsweise gern gesehen, für eine Reihe von Stickern ein Brötchen beim Schulbäcker springen zu lassen. Zehn Sticker für ein Brötchen (40 Pfennige) waren eigentlich ein echtes Schnäppchen. Moralisch sicherlich sehr fragwürdig, aber hier haben eben Sticker den Rang einer alternativen Währung und keiner der damals Beteiligten hätte daran irgendetwas unredliches gefunden.

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