• Post vom Pentagon.

    Als jemand, der schon sehr lange seine E-Mail-Adresse besitzt – nun immerhin 15 Jahre – habe ich schon immer mit viel Spam zu kämpfen gehabt. In der Zwischenzeit übernimmt das der Mailfilter meines Providers und das macht er erstaunlich gut und zuverlässig, obwohl ich mitunter auch recht exotischen Spam bekomme, beispielsweise seit Jahren aus Brasilien.

    Seit einigen Wochen habe ich auch wieder einmal den Hauptpreis in der Spam-Szene gewonnen: Ein Spammer verwendet für seinen Müll meine E-Mail-Adresse als Absender. Das machen diese hosenscheißenden Kastraten ja grundsätzlich immer, um nicht selbst von den Rückläufern und Unzustellbarkeitsnachrichten beworfen zu werden und genau diese Unzustellbarkeitsnachrichten sind das eigentliche Übel der E-Mail-Welt.

    Eigentlich waren und sind Unzustellbarkeitsnachrichten gut, denn sie weisen den Absender darauf hin, dass er beispielsweise eine E-Mail-Adresse angegeben hat, die auf dem Zielserver beispielsweise nicht vorhanden sind. Das ist im Zeitalter der Freemailer zwar nicht mehr sonderlich informativ, weil es zehntausende von Herr Müller geben wird, die ähnlichlautende E-Mail-Adressen haben, aber immerhin. Man hat es ja einst gut gemeint.

    Wer es immer wieder nicht gut meint, sind Administratoren von Mailservern, die nicht begriffen haben, dass man zwar gern Unzustellbarkeitsnachrichten versenden darf, aber bitteschön keinesfalls und niemals auf offensichtlichen und höchstwahrscheinlich auch erkannten Spam. Denn die Absenderangaben bei Spam stimmen meist eh nicht und wenn dem angegebenen Absender dann tausendfach Unzustellbarkeitsnachrichten aus aller Welt erreichen, dann nervt das.

    Das haben in der Zwischenzeit auch überwältigend viele Administratoren begriffen. Allerdings noch nicht alle. Dazu gehören offensichtlich auch die Administratoren des Pentagon, dem US-amerikanischen Verteidigungsministeriums. Von deren Mailserver habe ich nämlich heute eine Unzustellbarkeitsnachricht erhalten:

    Das wirklich spannende an dieser Unzustellbarkeitsnachricht ist, dass nicht nur die Mailadministratoren für den obigen Konfigurationsfehler getrost als Vollidioten bezeichnet werden dürfen, sondern auch der Empfänger der Spam-Nachricht. Denn dieser hat die Spam nicht auf seine dienstliche Adresse bekommen, sondern auf seine Hotmail-Mailadresse namens „hot4umarriedlatino@hotmail.com“.

    So, und wie kommt nun der Pentagon-Mailserver ins Spiel? Offensichtlich dadurch, dass der durchgeknallte Mitarbeiter so furchtbar intelligent ist, seine Hotmail-Post auf seine dienstliche Mailadresse weiterzuleiten, die wiederum aus welchen Gründen auch immer die Spam-Nachricht nicht annehmen mag und das natürlich dann dem Absender der Spam-Nachricht mitteilen muss. Also mir.

  • „Herzrasen“.

    Okay, ich bin da beim Thema Herzrasen etwas voreingenommen und deshalb ist meine Empörung darüber, dass die Deutsche Telekom ihre Bundesliga-App eben genau so nennt, vielleicht nicht für jeden verständlich. Aber „Herzrasen“ als Namen für eine Sport-App zu nehmen, ist einfach geschmacklos.

    Das vor allem deshalb, weil Herzrasen in Form von Tachykardien gern die Vorstufe von Kammerflimmern ist und genau diese lebensgefährliche Akutkrankheit dafür sorgt, dass immer wieder Spitzensportler – auch Fußballer – auf dem Platz am Plötzlichen Herztod sterben, weil Kammerflimmern in der Regel zum Zusammenbruch des Blutkreislaufes führt und nicht schnell genug geholfen wird, beispielsweise weil die Rettungskräfte zu spät reagieren oder kein Defibrillator greifbar ist.

    Sorry, Deutsche Telekom. Nur Gestörte können deshalb ihre Bundesliga-App „Herzrasen“ nennen.

  • Die ausgebaute Festplatte des Stefan M.

    Dass Stefan Mappus eine Kategorie von Politiker ist, die ich besonders abstoßend finde, ist ja nun nicht wirklich etwas neues. Politiker mit einem übertrieben aufgeblähtem Ego, einem unglaublichen Selbstverständnis an Macht und keinerlei Skrupel beim Ausschalten von innerparteilichen und politischen Gegner – das sind Leute, die dummerweise nicht nur nach oben streben und dort auch ankommen, sondern auch noch ziemlich erfolgreich darin, dem Volk Sand in die Augen zu streuen.

    Die ganze EnBW-Affäre der letzten Monate hat mich daher kaum gewundert. Dass sich Stefan Mappus an nichts hält, den baden-württembergischen Landtag bei einer so derart wichtigen Entscheidung krass übergeht und mehr als offensichtlich von so genannten Freunden gesteuert wurde, die ein Bundesland zunächst mal als eine Art Sparkasse verstehen, das ist alles geschenkt. Das gehört so für Politiker in der Preisklasse und das ist auch tatsächlich der Preis, den wir zu bezahlen haben dafür, dass wir solchen Politikern Macht in die Hand geben.

    Dass sich aber Politiker auch um nichts scheren als ihren eigenen Hintern, das ist bei einigen Berufsträgern dieser Klasse einfach nur ein Skandal, der überhaupt keinen Bezug mehr in die reale Welt hat. Der Verdacht, dass Stefan Mappus nach seiner Abwahl die Festplatte seines dienstlichen Arbeitsplatzrechners ausbauen und vernichten durfte, ist so ein Ding. Jeder Unternehmer ist verpflichtet, jeden auch noch so unwichtigen Fitzel Information, der geschäftlich relevant sein könnte, für mindestens zehn Jahre zu archivieren, selbstverständlich auf eigene Kosten und natürlich auch mit einer entsprechenden Sicherheit, dass diese Informationen weder in falsche Hände geraten, noch vorab vernichtet werden.

    Für Politiker scheint das nicht zu gelten. Nicht nur der Umstand, dass problemlos argumentiert wird, dass auf der betreffenden Festplatte des dienstlichen (!) Rechners private Daten und Daten im Rahmen der Arbeit mit der CDU lagen – machen Sie mal Ihre privaten Dinge auf Ihrem Geschäftsrechner – nein, sondern man besitzt auch noch die Chuzpe, nach der Abwahl diese Festplatte ausbauen und vernichten zu lassen und offensichtlich scheinen wir das als Gesellschaft als Recht auch den Politikern, die eigentlich uns, der Gesellschaft, Rechenschaft ablegen sollen, auch zu gestatten.

    Pardon… wir sind keine lupenreine Bananenrepublik? Beweise mir einer bitte das Gegenteil.

  • Mein großer Bruder.

    Rund ums Haus wohnen einige ältere Menschen. Die meisten sehr nett und da sie oft dann zu Hause sind, wenn ich nicht da bin, wird in der Nachbarschaft gern mal die Paketpost ersatzweise angenommen.

    So gestern auch von einer Nachbarin, immerhin schon 93 Lenze jung und weitgehend fit im Verstand. Ich hole also gestern ein dort ersatzweise abgegebenes Paket ab. Danach kam die Frage der Fragen:

    „Sagen Sie, Ihr älterer Bruder, der dickere, ist er weggezogen? Den habe ich lange nicht mehr gesehen.“

    Ich musste kurz nachdenken. Bruder? Welcher Bruder? Bis ich dann merkte: Sie hat mich mit meinem Alter Ego vor ein paar Monaten verwechselt. Der war tatsächlich dicker und unrasiert im Gesicht.

    Faustdick hinter den Ohren, die alte Frau. Faustdick. 😉

  • Wechselgeld in der Nacht.

    Ich liebe sie ja, die kleinen Probleme und deren Lösung …

    Dieses Jahr hat mich Timo dazu überredet, im Team des diesjährigen Openair-Kinos des Kommunalen Kino Pforzheim mitzuhelfen. Das ist seit 1995 eine Institution geworden und während in anderen Städten das Openair-Kino eher ein Nischendasein fristet, werden in Pforzheim immerhin über 1.000 Sitzplätze in den Innenhof des Kulturhaus Osterfeld gestellt und für vier Wochen ist dieses Openair-Kino das größte Kino der Stadt. Und auch gern mal ausverkauft.

    Da ich mich sehr gut mit der Arbeit des Kassierens auskenne (nämlich gar nicht), habe ich mich für das Kassieren entschieden. Es gibt zwei Kassen, immerhin EDV-unterstützt und dieser Job geht getreu nach dem Motto: „Noch nie gemacht, deswegen erst recht!“ Und ich scheine mich immerhin auch gar nicht so dumm anzustellen. Tempo stimmt, mein Einmaleins ist noch tadellos parat und Kassenstress macht mir einfach gar nichts aus. Und selbst das tausenfache „Viel Spaß“ kann ich runterreden wie von einer Schallplatte.

    Und ein Rätsel hatten wir an der Kasse: Wir haben alle in unseren Kassen etwas Wechselgeld in Form von Münzen, die in den 1,5 Stunden der Kassenöffnung auch zumindest die erste Stunde ausreicht. So bald es aber Richtung Endspurt geht, sind die meisten Kunden dann nur noch „Großzahler“, tanzen also mit großen Scheinen an und das erfordert bei einem Eintrittspreis von 6 Euro pro Karte dann natürlich verhältnismäßig viel Wechselgeld. Das ging so weit, dass wir tatsächlich immer in der letzten Viertelstunde gegenseitig an den Kassen Wechselgeld tauschen mussten.

    Aber warum war das so? Unsere Vermutung: Die Dunkelheit.

    Tatsächlich ist es so, dass viele Kinogänger bei noch ausreichendem Licht in ihrer Geldbörse auch nochmal im Münzfach schauen und prüfen, ob sie vielleicht passend zahlen können. Ist es dunkel, tun das viele nicht mehr und sie nehmen lieber den großen Schein im Wissen, dass wir ja entsprechend herausgeben. Eine Beobachtung scheint dies auch zu bestätigen, denn wenn ich explizit frage, ob man vielleicht noch zwei Euro habe, wird tatsächlich gesucht, wenn auch oft widerwillig.

    Sprich: Wir werden am Mittwoch zum Beginn der dritten Openair-Woche den Kassenbereich noch heller ausleuchten und dann schauen wir mal, ob diese Vermutung auch stimmt. 😉

  • Eine Erklärung und ein Plädoyer gegen Fake-Accounts.

    Wie nähere ich mich jetzt diesem Thema nur an? Am besten so, wie immer: Ab durch die Mitte.

    Meine letzten drei Monate waren relativ „turbulent“ und ironischerweise haben die zwei zentralen Dinge dieser Turbulenzen mit meinem Herzen zu tun. Die eine Turbulenz war die Geschichte mit dem ICD und die andere Turbulenz der Versuch einer Freundschaft, bei der ich letztlich gepflegt und nach allen Regeln der dadaistischen Antikunst ziemlich unschön gegen die Wand gelaufen bin. Kommt in den besten Häusern vor, allerdings sind zwei solcher Turbulenzen in einer Doppelpackung gerade noch so am Rande dessen, was erträglich ist. Selbst bei mir, der eigentlich recht fest mit beiden Beinen im Leben steht. Und was sich hier noch halbwegs witzig anhört, war es nicht wirklich, weder die eine Turbulenz, noch die andere.

    Die regelmäßigen Leser meines Twitter-Streams und meiner Facebook-Freunde sind es gewohnt, dass ich über beide Kanäle relativ offen schreibe und selten eine Hand vor den Mund nehme. Es gibt zwar ein paar Themen, die ich auszuklammern versuche (Religionsthemen zum Beispiel), ansonsten kenne ich jedoch als jemand, der sich gern in Gefilden der Ironie, des Sarkasmus und des Zynismus bewegt, kaum geschmackliche Grenzen. Und ja, ab und zu kommen so auch Tweets bzw. Facebook-Meldungen zustande, die aus dem Affekt kommen, quasi direkt aus dem Handgelenk geschossen. Und die in so einem Fall auch nicht durch meinen normalerweise recht guten Kontrollfilter ausgefiltert werden. Absichtlich. Sie kommen zwar (glücklicherweise) sehr selten vor, aber sie kommen vor. Das gehört zu dem, was nun einmal „Besim“ ist.

    Ein solch scharf geschossener Tweet, der dann eben auch in meiner Facebook-Timeline landete und den man sicherlich auch ohne den damit verbundenen Hintergrund als geschmacklos bezeichnen könnte, kam am Mittwoch.

    Ich erwähne diesen Tweet deshalb, weil er einige Leute verstört hat. Sich verstören zu lassen, ist jedem sein gutes Recht, das ich akzeptiere. Von meinem Kontrollfilter, der den Inhalt des Tweets nicht ausfilterte, sicherlich nicht gut bedacht war der Umstand, dass der besagte Tweet und die Zeit des Verfassens relativ deutliche Rückschlüsse auf den Grund des drastischen Inhalts zuließen. Hätte ich bedenken können, habe ich aber nicht, das Ding kam in den Raum, hat einige Leute, die 1 und 1 zusammengezählt haben, verstört und das Ding ist in diesem Moment dann auch in den Brunnen gefallen.

    Dafür entschuldige ich mich nicht, weil es ja auch genau genommen kein Versehen war, sondern absichtlich. Auch eine Rechtfertigung in der Richtung, dass das Schreiben eines Tweets für mich immer noch der bessere Weg ist, eine Frustsituation zu bewältigen, als in der Öffentlichkeit herumzuschreien oder Material zu zerlegen, ist keine Entschuldigung. Wenn ich etwas in die Welt setze, dann ist es da und ich ertrage auch das Echo zu unappetitlicheren Äußerungen.

    Meine Haltung dazu ist immer die, dass ich niemanden zwinge, Äußerungen von mir zu lesen und im Zweifelsfall sehr herzlich dazu einlade, meinen Twitter-Stream abzubestellen oder mich in Facebook auszublenden. Damit habe ich absolut keine Probleme. Schwieriger wird es dann schon, wenn Familie oder Kunden solche Meldungen lesen, aber hierzu habe ich die Haltung, dass ich eben einen recht authentischen Ton pflege und großen Wert darauf lege, zwischen Alltagsunterhaltung und förmlichen Gesprächen zu trennen. Das wissen auch die allermeisten Menschen, mit denen ich Kontakt halte.

    Gestern hatte ich mit einer Bekannten eine sehr spannende Diskussion, wie man sich solche Rechtfertigungsthemen vom Halse hält bzw. aus persönlichen oder beruflichen Gründen nur inkognito Meldungen mit so einer Brisanzqualität in die Welt setzen kann. Das führt unweigerlich zu dem Thema, ob man einen Fake-Account mit Phantasienamen nutzt, der (hoffentlich) keine Rückschlüsse auf die Person ermöglicht. Das hatte ich in der Vergangenheit auch schon mehrfach überlegt und hatte dann auch sogar mal für eine Weile ein Weblog auf WordPress.com, das den Luxus hatte, dass es niemand las. Und da ist dann auch für mich das zentrale Problem: Mag ich schreiben nur um des Schreibens Willen oder soll das Schreiben auch ankommen, mitunter dann auch in der Kategorie „H-Bombe“?

    Ich bevorzuge letzteres. Meine inzwischen fünfzehnjährige Online-Karriere hat zu recht gut funktionierenden, internen Kontrollfiltern geführt, die dafür sorgen, dass meine Äußerungen gern mal direkt sein können, aber seltenst wirklich persönlich verletzend. Das, was gelegentlich an wirklich Bedenklichem herausrutscht, ist im Promillebereich und das kann ich nicht verhindern, ohne mich wirklich komplett ändern zu müssen. Und das werde ich nicht tun, für niemanden. Und weil ich auch mit dem Echo für lautere und dann eben auch verletzende Äußerungen leben muss und das auch kann, gibt es für mich keine Motivation, unter einer Fake-Identität im Internet zu wandeln. Allen Respekt vor Menschen, die das nicht können und inkognito im Internet wandeln wollen oder müssen – aber ich brauche es nicht und mich engt es so ein, dass ich dann eher nichts mehr sagen bzw. schreiben wollte.

    Damit will ich keinesfalls einen Ausstieg aus Weblog, Twitter oder Facebook ankündigen oder androhen, sondern um Verständnis darum bitten, dass es auch mal ziemlich deutlich zur Sache gehen kann. Wenn sich jemand dabei angesprochen fühlt oder verletzt wird, dann darf er mir das sagen, gern auch in der inhaltlichen Qualität, wie ich es geschrieben habe.

  • Opel Ampera.

    Mein Kunde, das Autohaus Gerstel, veranstaltete dieses Wochenende ein Openair-Kino mit einer damit verbundenen Präsentation des Opel Ampera in Bad Wildbad auf dem Sommerberg. Traumhafte Umgebung, tolle Filme, viele Leute und drei Opel Amperas. Zwei davon gehören der Adam Opel AG und sind für eine Woche ausgeliehen. Und einen von diesen fahre ich derzeit. Was ein Fehler ist. Denn dieses Auto ist ein Traum und kommt den Idealen, die ich bei einem Auto voraussetze, schon sehr, sehr nahe.

    Da wäre zum einen die Idee des Elektroantriebes. Das inzwischen jahrzehntelange Betreiben von Autos mit Explosionen und stinkenden Kraftstoffen halte ich schon immer für eine Fehlentwicklung, die vor allem der Mineralölindustrie nutzt und sonst niemandem. Benzinmotoren sind umweltfeindlich, die Umsetzung der Energie in Fahrleistung fast schon skandalös ineffizient. Die Lust des Autofahrens zum Beispiel auf das Explosionsgeräusch herunterzudividieren und damit sogar zu einem wichtigen Marketingargument zu machen, ist für Leute, die Autofahren und Sport so gar nicht zusammenbekommen können, ein müdes Lachen wert. Oder heiratet jemand eine Frau wegen ihrer Art zu rülpsen?

    Ein Elektroantrieb kommt weitgehend ohne das Gestänge und Gekupple eines Getriebes aus, sondern empfängt Strom und setzt diesen direkt um, im Idealfall so nah am Rad, wie möglich. Und das spürt man beim Opel Ampera bei 370 Newtonmetern so direkt, wie sonst in einigen Klassen drüber. Beim Spazierenfahren suche ich mir an der Ampel tatsächlich eine freie Spur deshalb, um den Blendern daneben zu zeigen, wie ein Kavalierstart aussieht, ohne eine Rauchwolke zu hinterlassen. Ja, ich, der eigentlich so langsam fährt, wie ein Rentner. Es ist nicht einfach eine Freude, den Elektroantrieb kommen zu lassen – es ist eine sehr schnell kommende Sucht. Mit dem Nachteil, dass der Blick auf das Tacho zum ständigen Ritual gehört, weil 70 Stundenkilometer einfach auch sehr schnell erreicht sind, wenn das Aufheulen des Motors und die drei Schaltvorgänge dazwischen wegfallen, wie man sie beim Benziner zu erledigen hat.

    Der Opel Ampera sitzt wie ein Magnethobel auf der Straße, ohne dass es peinlich ist. Mit dem reinen Elektroantrieb schwebt man ein und wieder aus und nichts passiert. Zwar ist weder die Lenkung direkt (es müssen immerhin 1,7 Tonnen Material bewegt werden), noch die Bremse (zwischen Pedal und Bremssysteme ist immerhin noch ein raffiniertes Bremsenergierückgewinnungssystem geschaltet), allerdings spielt das keine Rolle für Leute, die gut auf das zweifelhafte Gefühl der dahinplatzenden Elemente verzichten können. Wenn ich eine Show brauche, dann setze ich mich an die Spielekonsole.

    Allerdings kommt der Opel Ampera nicht ohne Show aus. In der Stadt geparkt ist er selbst nach einem Jahr ein Blickfang, den man ebenfalls sonst eher mit Autos erreicht, die ein paar Preisklassen teurer sind. Autofahrer schauen herüber, Fußgänger staunen und wenn aus einer Schülergruppe einer den vorbeihuschenden Opel Ampera sieht, dann hat man die Blicke aller weiteren Schüler sicher. Auch wenn sie dann meist nur noch das Hinterteil sehen. Ich musste mich zurückhalten, nicht zu wenden und nochmal an der Schülergruppe vorbeizufahren. 😉

    Gut, der Preis von rund 48.000 Euro für die vollausgestattete ePionier-Version ist eine Ansage, die man erst einmal verdauen muss. Danach wird es aber unglaublich. Eine Ladung reicht für 60 bis 80 Kilometern und kostet selbst mit einem teureren Stromtarif kaum mehr als 2,50 Euro. Mein Opel Astra (H) verpulvert für diese Entfernung in der Stadt schlappe 9 Liter auf 100 Kilometern und damit mal eben rund 14 Euro. Und auch nur dann, wenn diese Entfernung in einem Zug gefahren wird. Sammeln sich viele Kleinfahrten, dann ist man auch eben mal schnell beim zehnfachen Energiepreis dessen, was der Opel Ampera braucht.

    Und selbst wenn nach dem reinen Batteriestrom irgendwann dann der Benzinmotor den Strom liefert: Das macht er fast schon entsetzlich effizient. Bei normaler Fahrweise einen 5-Liter-Durchschnittsverbrauch zu erreichen, ist normalerweise der Klasse der Kleinstwagen vorbehalten und selbst die müssen schwer an diesen Wert arbeiten, weil sie Bremsenergie und Gefällestrecken nicht zur Energierückgewinnung nutzen (können).

    Aber auch das ist es nicht, was einen Pionier interessiert. Es ist vielmehr das, was die ersten Autofahrer wohl gefühlt haben, als sie in einer Welt von Pferdefuhrwerken die Kopfsteinpflaster vermeintlich unsicher machten. Autofahren kann sogar so einem autofahrerischen Langweiler wie mir einen so großen Spaß machen, dass ich jetzt am liebsten sofort wieder den Stecker ziehen und „meinen“ Ampera wieder auf die Straße schaukeln würde.

    Ein paar Dinge des Opel Ampera erfordern allerdings auch eine Umgewöhnung:

    • Das Anstecken des Autos allabendlich ist ein Ritual, das man nicht vergessen sollte. Und auch wenn das vielleicht nur zwei, drei Minuten dauert – es dauert eben zwei, drei Minuten. Wer faul ist, fährt im Zweifelsfall auf Benzin.
    • Effizient fahren ist nicht einfach nur eine Sache, die man machen darf, sondern beim Opel Ampera und jedem anderen Elektroauto machen muss. Wer nicht effizient fährt, lässt den Vorteil des günstigen Antriebs verpuffen. Der Opel Ampera bewertet den Fahrstil in Prozentwerten und an diese ständige Bewertung gewöhnt man sich sehr schnell und bringt einen Antrieb zustande, der ständig daran arbeitet, eben auch die 100 % zu erreichen.
    • Vorausschauend fahren ist bei einem Elektroauto eine Sache, die noch stärker vor allem auf Fußgänger am Straßenrand bezogen sein muss. Denn die hören ein kommendes Elektroauto nicht und gerade in verkehrsberuhigten Bereich ist da ganz schnell mal ein Fußgänger auf der Straße und staunt, dass da plötzlich ein Auto vor der Nase steht.
    • Obiger Punkt gilt auch für im Freien lebende Katzen. Nachbars Katze hat heute mit Sicherheit ein Trauma davongetragen, als sie plötzlich ein schwarzes Auto vor der Schnauze hatte, was definitiv ein paar Sekunden vorher nicht dort war.

    Und was jetzt bleibt: Am Donnerstag wird die schwere Aufgabe kommen, den Opel Ampera wieder nach Rüsselsheim zu fahren und abzugeben. Ich bin jetzt ganz ehrlich und sage, dass das ein wirklich schwerer Moment wird. Der Werksschutz wird mich mit Gewalt aus diesem Auto herausziehen müssen, wenn sie es wieder haben wollen.

  • Getting to life, reloaded.

    Der größte Fehler beim Abnehmen ist sicherlich, den Jo-Jo-Effekt nicht zu berücksichtigen. Wer viel und stark abnimmt, hat auch gewisse Probleme mit dem Jo-Jo-Effekt, wenn er pausiert oder aufgibt. Das hat drei Gründe:

    • Der leichtere Körper verbraucht weniger Energie, nach einer Diät wird aber gern wieder so geschaufelt, wie vorher.
    • Während einer Diät wird neben Fett- auch Muskelgewebe abgebaut (wenn man nicht aktiv Muskelaufbau oder –erhalt betreibt), es sinkt ebenfalls der Grundumsatz, während nach einer Diät wieder die alte Energiemenge eingenommen wird.
    • Verdachtsweise geht man auch davon aus, dass ein stark diätierender Körper seinen Grundumsatz ebenfalls auf Sparflamme herunterdreht.

    Nachdem ich im Frühjahr letzten Jahres mit der Gewichtsabnahme vorübergehend pausiert hatte, war der Jo-Jo-Effekt auch hübsch zu sehen – von bis dato 104 kg ging es bis April diesen Jahres wieder rauf auf rund 114 kg. Das geht sehr, sehr schnell. 🙂

    Bei meinem Krankenhausaufenthalt im Mai habe ich es dann gemerkt: Jedes Kilogramm weniger ist ein gutes Kilogramm. Und wenn ich nicht verhältnismäßig fit gewesen wäre, hätte meine Herzgeschichte auch durchaus ganz anders ausgehen können. Der Ansporn der Ärzte, am Ball zu bleiben, war ein einschneidendes Zeichen, das ich mir nicht mehrfach sagen lassen sollte. Zudem ich nach der ICD-Implantierung und den damit verbundenen Belastungen für mein Herz auch unbedingt wieder zuschauen muss, die Pumpe wieder auf Leistung zu bringen. Und das geht eben nur mit Bewegung.

    Also, altes Programm: Ergometer und viel Wandern. Da ich bis genau heute ein Fahrverbot hatte, war Letzteres kein so großes Problem, denn ohne Auto bewegt es sich entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder per pedes. Und in einer so bergigen Stadt wie Pforzheim muss man zwangsläufig immer irgendwo einen Berg hoch. In Sachen Ergometer habe ich ja noch recht genaue Werte von meinen letzten Episoden und bin nun zumindest wieder bei 80 bis 90 % von dem, was ich vor einem Jahr noch in die Pedale gedrückt bekommen habe. Das ist in Ordnung und geht in die richtige Richtung. Mit dem medikamentös noch heruntergeregelten Puls schaffe ich gerade mal einen Belastungspuls von 105 Schlägen pro Minute, aber das ist gar nicht so unangenehm. Der Ruhepuls von derzeit 42 Schlägen pro Minute würde vermutlich jedem Sportler Tränen in die Augen drücken, aber den produziere ich ja (leider) nicht selbst. 😉

    Aktuell bin ich wieder bei 108 kg, relativ einfach erreicht. Das kurzfristige Ziel sind wieder die 104 kg, bis Ende des Jahres wird aber nun die 100-kg-Grenze zu knacken sein. Das wird ein härteres Geschäft, muss aber einfach gehen.

  • Obama 2012 – Bebilderte Wahlkampfunterhaltung.

    Wäre man noch vor einigen Jahren mit dem Spruch gekommen „Wahlkampf muss auch Unterhaltung sein!“, wäre man vermutlich schon wegen dieser Forderung am Ende jeglichen Wahlkampfaktivitäten angelangt. Wahlkampf, so das langjährig gepflegte Mantra, muss immer förmlich sein und jegliche Art von Unterhaltung ist entweder für geschlossene Kreise oder einfach gar nicht erlaubt. Unterhaltung ist schließlich unseriös.

    Dass dies natürlich Nonsens ist, ist nicht erst seit Aufkommen des Internets und von Social Media so, vielleicht aber erst dort am deutlichsten zu sehen. Gerade in Medien, in denen der Konsument seinen Bedarf an Information selbstständig „ziehen“ soll (das Web ist so ein Medium), ist ein genau portioniertes Maß an Unterhaltung das Gleitmittel, um überhaupt einen Pfad zwischen Wähler und Kandidat zu schaffen. Man sieht das auch an jeder Facebook-Seite eines Unternehmens: Reine Informationsvermittlung ist eine Sache, aber erst mit einer gewissen Portion authentischer (!) und auch berührender (!!) Unterhaltung wirkt eine Seite wirklich so, um aus dem ganzen Strom an Information einer Timeline herausragen zu können.

    Ein anderes Paradigma von Social Media ist die Diversifikation (sofern man sich das leisten kann). Nicht ein Medium ist ausschlaggebend, sondern viele. Wenn man die an sich gute Strategie verfolgt, dass man auf Facebook präsent sein müssen, weil man da hingehen muss, wo auch der Konsument ist, dann ist es inkonsequent, wenn die Social-Media-Strategie rein auf Facebook beschränkt bleibt. Zwar erwartet niemand, dass ein Politiker beispielsweise in Miso.tv seinen Filmkonsum dokumentiert oder in Empire Avenue seinen virtuellen Social-Media-Wert zur Disposition stellt, aber wenn man im Rahmen seiner Aktivitäten Material hat, darf experimentiert werden.

    Obama 2012 und Instagram

    Als Experiment ist wohl auch Barack Obama mit einem eigenen Feed in Instagram aufgetaucht, nämlich genau am 3. Januar 2012 zum Start des Wahlkampfjahres. Und tatsächlich ganz, ganz unten, mit einer Hand voll Fans, die seinen Instagram-Feed abonniert haben. In der Zwischenzeit sind wir bei Bild Nummer 84 und aktuell genau 1.041.858 Fans. 65 der bisher 84 Bilder haben es (ohne Mühen übrigens) geschafft, als „Popular Pictures“ in Instagram verewigt zu werden und erst richtig Reichweite zu erzeugen.

    Natürlich ist Barack Obama auf Instagram eine ganz eigene Geschichte. Bestückt wird der Feed vom Obama-2012-Team (was auch deutlich in der Bio erwähnt wird). Und die allermeisten Bilder machen auch den Eindruck, dass sie nicht von einem Smartphone fotografiert wurden, sondern aus einem professionellen Bilderpool stammen. Alles lächelt, freundliche Gesichter, Kinder, Umarmungen, Devotionalien. Echte politische Positionen und Botschaften vermisst man – wenn man tatsächlich diese Art von Unterhaltung nicht als knallharte Botschaft selbst versteht.

    Denn natürlich sind die Botschaften in jedem einzelnen Bild säuberlich verpackt und geben nur den Anschein, als wäre hier irgendwo ein Schnappschuss gefallen: Ehrlichkeit, Engagement, Vertrauenswürdigkeit, Zuverlässigkeit, Überlegenheit und so weiter. Ein echter Bilderstrom, nicht ansatzweise „verfälscht“ von Presse und Medien und direkt auf die Smartphones der Wähler. Und natürlich noch querverwertet auf der Wahlkampf-Website und allen verfügbaren Social Networks.


    Alle Teile meines Dossiers zu Obama 2012 unter dem Stichwort „Obama 2012“.

  • Snow Patrol in Köln 2012.

    Es wurde wieder einmal Zeit. Zeit für die Fortsetzung einer alten Unterhaltungsserie von Joachim und mir. Nämlich der Serie von „expo-mäßigen“ Veranstaltungen. Diese Serie haben wir im Jahre 2000 mit dem Besuch der EXPO 2000 in Hannover begonnen und startete da eine lose Veranstaltungsserie, die wir immer mindestens zu zweit besuchten und mindestens das gleiche Gänsehaut-Level des EXPO-Besuches erreichen sollte. Zu der Liste der „expo-mäßigen“ Veranstaltungen gehören inzwischen diverse Konzert- und Museumsbesuche und unter anderem ein legendäres Happening in Karlsruhe, bei dem vor dem Schloss in einem riesigen Tonofen dreieckige Kacheln zum Stadtjubiläum gebrannt wurden. Eine dieser Kacheln fährt hier sogar noch herum.

    So also dieses Jahr, mit einem kurzfristig organisierten Konzertbesuch der Band Snow Patrol, die derzeit durchs Land tourt. Dieser Besuch ist wiederum auch eine kleine Serie, denn schon 2009 haben wir Snow Patrol live gesehen, damals auf der Kartbahn in Dettenheim bei Karlsruhe in einem mehr als intimen Konzert. Dieses Mal spielte die britische Truppe in der LANXESS Arena in Köln auf und das kann man schon als raketenartigen Aufstieg sehen. Meinen Platz bekam ich kurzfristig deshalb, weil Joachims Sohn Maximilian auf seinen Besuch zwecks zu absolvierende Klausur verzichten musste.

    Der Tourbesuch war – wie immer – eine ochsentourartige Veranstaltung: Mittwoch hin, abends saufen, danach Konzert, danach seltsames Hotel (gehört so) und Donnerstag wieder zurück. Und wenn man nach diesen zwei Tagen das Gefühl hat, es seien mindestens fünf gewesen, dann war es eine „expo-mäßige“ Veranstaltung, so wie auch hier in Köln. Das Wetter war brutal, allerdings hatten wir auch auf eine Stadtrundfahrt verzichtet und uns lieber gleich mit Freunden von Joachim beschäftigt, darunter Ian aus Großbritannien, der einen exzellenten Unterhaltungsfaktor mitbrachte, ebenso seine drei Freunde aus Belgien. Gemeinsam stiegen wir an einer offensichtlich bekannten Tourikneipe ab, in der das Kölsch ziemlich günstig war und reichlich floss, dafür jedoch die Bratwurst eher eine Rohwurst war. Das war dann auch der einzige echte, selbst verursachte Mangel.

    Snow Patrol waren in bester Stimmung und haben in rund zwei Stunden die Arena zum Beben gebracht. Die war zwar nicht wirklich vollständig ausverkauft, das tat der Akustik und der guten Stimmung nicht schlecht – ganz im Gegenteil. Es blieb so sogar die Möglichkeit, dass Joachim während dem Konzert (!) in einen echten Dialog mit Frontmann Gary Lightbody eintrat. Auf den flehenden, englischsprachigen Einruf von Joachim, dass er „Gary liebe“, antwortete Gary beim zweiten Mal, dass er beim letzten Lied leider nicht antworten konnte und „busy“ war. Dafür bekam er dann tatsächlich doch das nächste Lied gewidmet. Wohlgemerkt – wir reden von einer Halle mit tausenden Fans und wir reden bei Joachim von einem Menschen, der ohne Flüstertüte vom Rang bis zur Bühne hörbar war (und danach leider heiser).

    Das erstaunliche an Köln war, dass es abends um 23 Uhr während der Woche offensichtlich keine Kneipen mehr gibt, die Bier verkaufen mögen. Und das es Hotelzimmer mit Hirschgeweihen gibt, die mit bunten Glasscherben und Perlenimitaten orangefarbig geschmückt sein können. Ich werde mich weigern, diese Bilder hier zu veröffentlichen.

    Ach, und in Koblenz habe ich, ohne größere Übertreibung, am Donnerstag vermutlich mein bis dato bestes und leckerstes Schnitzel gegessen, im Restaurant einer Brauerei, die das in einem unglaublich scheußlichen Gebäude am Rhein platziert hat, allerdings etwas davon versteht, seine Besucher adäquat zu verköstigen. Den Rest gibt es dann bei QYPE.

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