• Sieg der Vernunft im Reich der Unvernünftigen.

    Die Electronic Frontier Foundation (EFF) hat es dann doch noch geschafft, das irrsinnige Patent auf Subdomaining, das im Jahre 2004 von der US-Patentbehörde zugunsten einer Firma namens Ideaflood eingetragen wurde, anulliert zu bekommen. Ende 2007 hatte das US-Patentamt nach Hinweisen der EFF eine Prüfung des Patents Nr. 6.687.746 gestartet und nach glatt über einem Jahr beschließen können, dass die im Patent angegebenen Technologien schon vor der Patentanmeldung im August 1999 bekannt waren.

    Hätte mich auch gewundert, denn darüber habe ich schon 1998 in netplanet geschrieben gehabt und es zu diesem Zeitpunkt aus einer derart alten und speckigen Schwarte herausgelesen, dass allein schon dieses Ekelgefühl so unauslöschlich im Kopf geblieben ist, dass ich mich da ganz genau daran erinnern kann.

  • Die Illusion der Weite im Fernsehen.

    Dass Barack Obama, wie jeder moderne und medienerfahrene Universalpolitiker, mit einem Teleprompter umzugehen hat, ist keine Neuigkeit. Teleprompter kennen die meisten Zuschauer (wenn sie überhaupt wissen, was ein Teleprompter ist), vor allem als Gerät, das – unsichtbar für den Zuschauer – unmittelbar vor einer Kamera montiert ist und für einen Nachrichtensprecher die primäre Lesequelle ist; das gedruckte Papier, das die meisten Nachrichtensprecher in den Händen halten, dient nur als sekundäre Quelle, falls der Text im Teleprompter nicht parat ist oder das Ding schlicht kaputt ist. (Die einzige Ausnahme ist übrigens die 20-Uhr-Tagesschau, die auch heute noch traditionell ohne Teleprompter gefahren wird, hier müssen die Nachrichtensprecher tatsächlich noch vom Papier ablesen.)

    Aber auch wenn jemand nicht direkt in die Kamera schaut, kann er vom Teleprompter ablesen, nämlich schlicht und einfach dann, wenn der Teleprompter überraschenderweise nicht vor einer Kamera positioniert ist, sondern an einer anderen Stelle. Dieses dramaturgische Mittel nutzte auch Barack Obama, wenn er in öffentlichen Reden oder Kundgebungen zum Volk spricht. In dieser Art der Präsentation ist nämlich ausdrücklich nicht erwünscht, dass der Sprecher direkt in die Kamera schaut, um beim Fernsehzuschauer nicht den Eindruck zu erwecken, dass er die Kundgebung nur für das Fernsehen macht.

    In der bisherigen Medientheorie hat man solche indirekt aufgestellten Teleprompter rechts und links vom Sprecher etwa mit einem Winkel von 30 bis 40 Grad zur direkten Sehrichtung in die Kamera aufgestellt. Das war für den Sprecher recht angenehm, da er, wenn er von einem Teleprompter zum anderen schauen wollte, den Kopf nur um etwa 60 bis 80 Grad drehen musste. Zudem waren diese Blickwinkel auch harmonisch zum Pantoffelkino-Bildformat von 4 zu 3, mit dem man eh kaum eine breit verteilte Zuschauerschaft bildfüllend zeigen konnte. Wenn man aber die Illusion erzeugen möchte, dass es eher eine kleine, lauschige Veranstaltung ist, kann man das auch durchaus mit einer engeren Teleprompter-Anordnung tun:

    Das heutige Breitbildformat von 16 zu 9 hat das deutlich geändert, denn nun ist das Bild von Hause aus wirklich breit. Und nur wenige Politiker wie Barack Obama haben verstanden, dieses Format auch zu nutzen, da er in großen Kundgebungen, die auch als „groß“ medial zu präsentieren waren, seine beiden Teleprompter erheblich weiter nach links und rechts stellen ließ – meinen Schätzungen nach deutlich mehr als 45 Grad zur Sehrichtung zur Kamera, was für einen Bildästhet dann schon faktisch ein Horrorszenario ist, da das Gesicht des Sprechers quasi nur noch im Seitenprofil zu sehen ist und der Sprecher beim Blickwechsel zum anderen Teleprompter erheblich mehr und vor allem schneller den Kopf drehen muss. Das war in seiner Berliner Rede am 24. Juli 2008 sehr schön zu sehen:

    Das Ergebnis ist jedoch frappierend. Die weit auseinanderstehende Teleprompter-Anordung erweckt verblüffend überzeugend den Eindruck, dass Obama in einer großen Kundgebung zu einer riesigen Gesellschaft spricht, die scheinbar praktisch halbkreisförmig bis zum Horizont vor ihm steht. Diesen Eindruck wird auch dadurch untermalt, dass er „weitsichtig“ fast gerade nach links und rechts schaut, obwohl er auf einem Podest gut und gern fünf bis zehn Meter über dem Volk steht – das wird dadurch erzeugt, dass seine Teleprompter in der Höhe seines Gesichts stehen und keinesfalls darunter. Er würde ansonsten nach unten schauen, was schon wieder eine Herrschaftspose wäre.

  • Blogs aus der Region (9).

    Wieder zwei weitere Blogs aus Pforzheim & Enzkreis gefunden, die nun meine Liste auf 46 Blogs erweitern:

    Das Blog zum Kulturschock Pforzheim e.V. ist eine Vereinsseite und Neuigkeitenplattform, der Verein selbst eine Plattform, um „Kulturschaffenden und Projekten alternativer und subkultureller Natur“ eine Anlaufstelle zu bieten. Das Innovations-Blog ist gerade mal zwei Tage alt (und für mich unerklärlich, wie Kollege Oli das so schnell finden konnte) und ein Blog von Jörg Walter, der sich Gedanken rund um das Thema Innovation macht.

  • Bluetooth-Verbindungsprobleme im Auto.

    Mit meinem HTC Touch Pro hatte ich schon eine ganze Weile lang (genau genommen seit Anbeginn des Besitzes) das Problem, dass ich es zwar mit der eingebauten Freisprecheinrichtung in meinem Opel Astra per Bluetooth gepaart bekomme, das Telefonieren auch einwandfrei funktionierte, jedoch nach einigen Minuten eine bestehende Bluetooth-Verbindung wieder abgebaut wurde, wenn kein Gespräch geführt wurde. Das ist natürlich relativ unglücklich, denn was nützt mir eine Freisprecheinrichtung, wenn ich sie während der Fahrt andauernd einschalten muss?

    Hin und wieder habe ich etwas in Foren gesucht, aber nichts vernünftiges dazu gefunden. Bis ich selbst mal darauf gekommen bin, wo das Problem liegt: Es ist die ausgeschaltete Sichtbarkeit des Telefones im Bluetooth-Space.

    Grundsätzlich ist unter Windows Mobile ein eingeschaltetes Bluetooth-Gerät selbst erst einmal nicht per Bluetooth von anderen Geräten aus sichtbar. Das ist insofern meist kein Problem, weil man häufig vom Mobiltelefon aus Bluetooth-Verbindungen initiiert. Manche begründen dieses Verstecktbleiben des Telefones auch mit zusätzlicher Sicherheit, worüber man jedoch geteilter Meinung sein kann, denn für eine Bluetooth-Partnerschaft braucht es ja immer zwei Seiten, auf denen eine gewünschte Partnerschaft authentifiziert werden muss. Und richtig sicher geht dann, wenn man Bluetooth am Mobiltelefon einfach abschaltet.

    Ist nun auf dem Mobiltelefon die Bluetooth-Sichtbarkeit aktiviert (in den Bluetooth-Einstellungen von Windows Mobile), funktioniert alles mit der Freisprecheinrichtung, wie bisher – mit dem Unterschied, dass die Bluetooth-Verbindung auch nach ein paar Minunten weiter bestehen bleibt. So einfach ist die Welt.

  • PS3-Update 2.60.

    Das letzte Update der PS3-Firmware ist nun doch schon eine Weile her und nun liegt die Version 2.60 vor der Haustüre. Und da gibt es nun doch Neuerungen, zwei kleine und eine große:

    • Support für DivX 3.11
      Erklärt sich von selbst, es werden nun auch Videos, die im DivX-3.11-Format codiert sind, unterstützt.
    • Gastzugang zum PlayStationStore
      Damit können nun auch Nichtmitglieder des PlayStation Networks in den PlayStationStore, um sich dort umzuschauen. Allerdings nur Umschauen, Einkaufen geht dann wieder nur für Mitglieder.
    • Aufpolierte Fotogalerie (die jedoch als gesonderte Applikation heruntergeladen werden muss)
      Die Fotogalerie der PS3 funktioniert zwar, führte jedoch von Anfang an ein Schattendasein. Vielleicht war das auch nicht ganz so falsch, gab es doch genügend andere Baustellen. Die nun gesondert herunterladbare Fotogalerie bietet erheblich verbesserte Sortierungsmöglichkeiten, ebenso sind Diashows mit Musik möglich und alles in allem soll einfach zu bedienen sein. Heruntergeladen werden kann die Fotogalerie in der XMB unter Foto, dort gibt es dann die Fotogalerie, die beim Nichtvorhandensein per Knopfdruck aus dem Internet heruntergeladen werden kann.
  • „Dem Schwini seine Tusse“.

    Kleines Rätsel: Was ist schlimmer als die Artikulation von Robert Basic? Eine Horde Dahergelaufene, die Robert Basic zu imitieren versuchen. Okay, ich gebe zu, ich habe es jetzt nur fünf Tage ausgehalten und habe soeben „Basic Thinking reloaded“ aus meinem Feedreader entfernt.

    Der Grund ist die Mischung aus Uralt-Nachrichten, die jeder Geek und Nerd und all die anderen, die sich dafür halten, schon vor Wochen in Heise & Co. gelesen haben. Und der Grund ist vor allem das entsetzlich peinliche Hintergrundrauschen, das die Autoren mehr oder weniger kläglich hochbauschen wollen. Dabei wäre es eigentlich gar nicht so kompliziert gewesen, hätten die Käufer von Basic Thinking anstatt dem Content doch lieber die Anleitungen von Robert Basic gekauft, mit denen er seinen Themenmix begründet.

    So haben wir uns heute also unter anderem angetan, dass der FC Bayern München ein Bild mit Bastian Schweinsteiger und Anhang als „schwinimittusse_0209_270.jpg auf seinem Webserver stehen hatte, wie Barack Obamas aktuelles Smartphone angeblich aussehen wird und das es M&M nun auch personalisiert gibt. Wow. RTLisierte News fürs Blogosphärenproletariat. Korrekte Rechtschreibung, hipp formuliert, belanglos.

    Sind sich die Käufer wirklich sicher, dass sie den Kauf von Basic Thinking zum Imageaufbau nutzen wollen? Ob sie verinnerlicht haben, dass es sehr wohl einen Unterschied gibt, ob sich Robert Basic einen Kalauer erlaubt oder ein Redaktionsteam, dass versucht, Robert Basic nachzumachen? Ich hoffe, sie haben eine Exit-Strategie, bevor es auf Dauer wirklich extrem peinlich wird.

  • Schleppende Zahlungen.

    Der Januar ist in Sachen Zahlungspünktlichkeit schlicht zum Vergessen. Das liegt nicht unbedingt daran, dass der Januar in vielen Branchen schlicht die Saure-Gurken-Zeit ist, sondern vor allem am ziemlich unglücklichen Aufbau dieses Monats. Neujahr fiel dieses Jahr auf einen Donnerstag. Klassischer Fall, um mit einem Urlaubstag schon mal vier freie Tage am Stück zu produzieren. Mit weiteren fünf Tagen der nächsten Woche lassen sich dann gleich mal 11 freie Tage bilden.

    Macht man die ganz große Rechnung mit Weihnachten, so konnte man rechnerisch die gesamten Kalenderwochen 51, 1 und 2 mit schlappen 12 zu nehmenden Urlaubstagen zu einem 21 Tage langen Urlaub ausbauen. In Deutschland in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen-Anhalt sogar nur mit 11 zu nehmenden Urlaubstagen, weil in der Kalenderwoche 2 noch der Dreikönigstag als Feiertag auftaucht.

    Sprich: Für viele hat das berufliche Engagement erst letzte Woche Montag begonnen und das hängt jetzt ordentlich in den Zahlungsläufen mit.

    Übrigens geht der Trick mit den 12 bzw. 11 einzureichenden Urlaubtagen für den Jahreswechsel 2008/2009 nicht mehr, da der Zweite Weihnachtsfeiertag auf einen Samstag fällt und deshalb ein Urlaubstag mehr notwendig wird, wenn man drei Wochen die Beine hochlegen will. Aber mit 13 bzw. 12 zu nehmenden Urlaubstagen ist das auch ein reifes Ergebnis für diese hitverdächtige Ballung von Feiertagen.

  • Freunde, Freunde, Freunde.

    Als Networker der frühen Stunde galt von Anfang an das ungeschriebene Gesetz, Bekannte zu Freunden zu machen, egal ob nun in Xing, Facebook, Twitter oder sonst anderen Diensten. Genau genommen kommt diese Haltung aus meinen frühesten Internet-Erfahrungen aus dem Jahre 1996, als ich langsam das Internet enterte. Usenet war faszinierend, das IRC ebenfalls. Dort lernte man dann auch – wenn sehr holprig via Modem – Leute kennen, die man auch heute noch kennt. Der Begriff „eingeschworene Bruderschaft“ kommt dem sehr nahe, man war eben durchaus froh, unter den paar Leuten, die die jeweiligen Dienste nutzten, wenigstens ein paar Haltepunkte zu haben. Es gab mal Zeiten, da waren auf einem IRC-Server tatsächlich nur eine Handvoll Leute und keine Bots, wenngleich ich da schon zur eher zweiten Generation gehörte.

    Wie auch immer – das ungeschriebene Gesetz gilt heute immer noch und verlagert sich immer weiter nach unten, wenn man das mal so sagen darf. Es gibt Leute, die mich siezen und es gibt auch schon die ersten Menschen, die, als ich online ging, noch tatsächlich in ihre Windeln machten. (Das ist übrigens ein sehr merkwürdiges Problem, das kann ich euch mal so am Rande sagen.)

    Das mit der Bruderschaft nimmt aber inzwischen langsam bedenkliche Züge an. Denn auch in anderen Szenen, die so langsam aber sicher das Internet und die sozialen Netzwerke entern, gilt offenbar das ungeschriebene Gesetz, sich zu Freundschaften zu bekennen, obwohl ich sie im Leisesten nicht kenne. Das ist so ein Stückweit das Thomas-Gottschalk-Syndrom, also der Theorie, dass ungeheuer viele Leute den Thomas Gottschalk kennen und zu ihm ein relativ unkompliziertes Verhältnis haben, wenn sie ihn mal leibhaftig treffen. Und natürlich auch der Umstand, dass der Name unverwechselbar ist. Es kennen also mehr Leute einen Besim Karadeniz, während ich mich kaum an die Leute erinnern kann, die immer mehr per Facebook meine Freunde werden wollen.

    In Xing habe ich das mit Tagging recht gut im Griff und kann auch unbekannte Menschen relativ einfach gruppieren und sortieren, in Facebook ist das jedoch ein richtiggehendes Problem. Und dummerweise haben da viele neue Freunde genausowenig ein Bild im Profil, wie ich.

    Wird ein Problem auf Dauer. Ich will das aber weiterhin nur ungern durch einfaches Ignorieren lösen. Ideen?

  • Drei heiße WordPress-Plugins.

    Heute war Heavy-WordPress-Plug-In-Testing-Tag bei mir und dabei habe ich drei Plugins getestet, die ich alle sofort in den aktiven Einsatz genommen habe und die alle drei ihrer Bestimmung, WordPress zu erweitern, im besten Sinne nachkommen.

    • Limit Login Attempts
      Über Texto.de bin ich auf dieses Plug-In gestoßen, mit dem ein WordPress-Blog eine erste, vernünftige Verteidigungsstufe bekommt, nämlich durch limitierte Login-Versuche. Nach der Installation und Aktivierung lässt sich dieses Plug-In in den WordPress-Einstellungen mit einigen simplen Parametern einstellen, wobei gesagt sein sollte, dass die Standardeinstellungen schon ausreichend gut sind – nach vier vergeblichen Login-Versuchen wird die IP-Adresse, von der die Login-Versuche stammen, für 20 Minuten vor weiteren Versuchen gesperrt. Passiert dies wiederum viermal hintereinander, sind es dann 24 Stunden.
    • Flickr Photo Album for WordPress
      Auf dieses Plug-In hat mich Kollege Joachim gebracht, der mir damit aus der etwas ratlosen Situation geholfen hat, dass ich Flickr-Fotoalben in WordPress integrieren muss und das möglichst einfach, nutzbar für Leute, die mit WordPress wenig zu tun haben. Denn damit kann ich sehr schön eine Arbeitstrennung abbilden, in dem ein Fotograf seine Fotos in Flickr hochlädt, dort die Bilder in Alben organisiert und dann ein Blog-Autor sehr einfach die vorhandenen Alben in seine Artikel einbinden kann. Grandioses Plug-In.
    • Pods – WordPress CMS Plug-In
      Dieses Plug-In, das über das exzellente WordPress-Deutschland-Blog empfohlen wird, ist ganz großes Kino, denn es bringt WordPress nichts weniger als echte CMS-Funktionalität, die jedem Kenner das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen: Vorlagen. Mit Pods können Vorlagen mit vordefinierten Feldern angelegt werden, die Benutzer auswählen und mit Inhalten bestücken können. Und wie es sich für CMS-Vorlagen gehört, lassen sich in den Vorlagen, die mit Pods definiert werden, auch die Formatierung der Ausgabe definieren. Und das alles sowas von übersichtlich, dass ich geplättet bin. Ich verwette drei Scheid Holz, dass die Funktionalität dieses Plug-In mittelfristig im normalen WordPress-Code landet.

    Gebt den drei Plug-Ins eine Chance, sie sind wirklich sehenswert und geben WordPress einen echten Mehrwert.

  • Fragezeichen als Währung.

    Kennt ihr die Währung, die gleichzeitig pünktlich zur Einführung des Euros eingeführt wurde? Die den großen Vorteil hat, kein neues Symbol auf der Tastatur zu benötigen, sondern schon seit Anfang an dort eines hat. Kennt ihr nicht? Das Usenet und viele E-Mails sind voll davon:

    "Ich will auch 100,00 ? geschenkt haben. ;-)"

    Was dann mitunter doch recht amüsante Reaktionen herausfordert:

    "??????????????????????????????????????????????????
    ??????????????????????????????????????????????????
    Zufrieden?"

    Nun sind die Leute, die von einhundert Fragezeichen und nicht von Euro sprechen, nicht unbedingt die doofsten Menschen der Welt und tippen tatsächlich anstatt des Eurosymbols das Fragezeichen. Sie haben lediglich ihr Mailprogramm nicht im Griff. Denn sie verwenden einen falschen Zeichensatz.

    Die moderne EDV-Welt ist voll von unterschiedlichen Zeichensätzen, weil es nun mal viele verschiedene Sprachen und damit viele verschiedene Buchstaben und Sonderzeichen gibt. Deren Existenz basiert auf dem alten Problem, dass man möglichst wenig Speicherplatz für verschiedene Zeichen verwenden wollte und deshalb in den Frühzeiten nicht alle möglichen Buchstaben und Zeichen in eine Zeichensatztabelle hineingesteckt hat, sondern nur die, die für eine bestimmte Sprache oder einem Land notwendig waren. Das hatte dann den Vorteil, dass man diese Zeichensätze mit einem Byte übertragen konnte, also für die meisten Sprachen ein Zeichenvorrat von maximal 256 Zeichen ausreichte. Das errechnet sich dadurch, dass ein Bit zwei Zustände kennt, acht Bits ein Byte ergeben und dass mit einem Byte 256 unterschiedliche Zustände abgebildet werden können.

    Da unterschiedliche und international anzuerkennende Zeichensätze eine internationale Normung erfordern, hat sich die ISO dem Thema angenommen und mit dem Standard ISO/IEC 8859 eine Normenfamilie gebildet. Das erste Baby dieser Familie war der Standard ISO-8859-1 der ursprünglich nur für westeuropäische Sprachen gebildet wurde und die am meisten verwendeten Zeichen enthielt. Das ist das, was wir lange Zeit als Basiszeichensatz nach ISO-Norm in der EDV-Welt genutzt haben, obwohl eigentlich für mitteleuropäische Sprachen der Standard ISO-8859-2 entwickelt wurde. Da aber für die deutsche Sprache der Zeichensatz in ISO-8859-1 ausreicht, wurde auch in Deutschland nach und nach ISO-8859-1 eingesetzt.

    Norm ist Norm – einmal standardisiert sind Änderungen nur sehr schwer möglich, um bestehende Einsatzgebiete der Norm möglichst nicht zu beeinflussen. So erging es dann auch ISO-8859-1, das zwei Probleme hatte. Einerseits sollte es für westeuropäische Sprachen als Zeichensatz gelten, aber ausgerechnet einige französische Zeichen fehlten. Und dann kam 1997 das Euro-Währungssymbol, das natürlich ebenfalls berücksichtigt werden musste. Ergebnis war ein neuer Standard namens ISO-8859-15, der nun neben den west- und mitteleuropäischen Sprachen auch für Französisch und Finnisch als Basiszeichensatz genutzt werden kann und darüber hinaus das Euro-Währungssymbol mitbringt, auf Platz A4 (hexadezimal) oder auf Platz 164 (dezimal).

    Das Problem ist jetzt nur, dass es leider noch genügend Mailprogramme gibt, die tatsächlich noch ISO-8859-1 als Standardzeichensatz voreingestellt haben. Wenn deren Benutzer dann das Euro-Währungssymbol eingeben, sehen sie das in ihrem Editor sogar noch – wenn sie es jedoch absenden und das Mailprogramm in ISO-8859-1 codiert, ist das Euro-Währungssymbol weg und es wird das Zeichen „¤“ angezeigt, das in ISO-8859-1 auf Platz 164 steht und ein Platzhaltersymbol für Währungen ist.

    Noch dümmer wird es mit frühen Versionen von Microsoft Outlook Express, das leider an vielen Stellen murksig mit Standards umgeht. Denn dort wird bei abzusendenden E-Mails oder Netnews-Postings auch einfach mal gar kein Hinweis über die Zeichencodierung mitgesendet, was dazu führt, dass das Euro-Währungssymbol nicht erkannt wird und deshalb ein Fragezeichen erscheint.

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