Kennt ihr die Währung, die gleichzeitig pünktlich zur Einführung des Euros eingeführt wurde? Die den großen Vorteil hat, kein neues Symbol auf der Tastatur zu benötigen, sondern schon seit Anfang an dort eines hat. Kennt ihr nicht? Das Usenet und viele E-Mails sind voll davon:
"Ich will auch 100,00 ? geschenkt haben. ;-)"
Was dann mitunter doch recht amüsante Reaktionen herausfordert:
"?????????????????????????????????????????????????? ?????????????????????????????????????????????????? Zufrieden?"
Nun sind die Leute, die von einhundert Fragezeichen und nicht von Euro sprechen, nicht unbedingt die doofsten Menschen der Welt und tippen tatsächlich anstatt des Eurosymbols das Fragezeichen. Sie haben lediglich ihr Mailprogramm nicht im Griff. Denn sie verwenden einen falschen Zeichensatz.
Die moderne EDV-Welt ist voll von unterschiedlichen Zeichensätzen, weil es nun mal viele verschiedene Sprachen und damit viele verschiedene Buchstaben und Sonderzeichen gibt. Deren Existenz basiert auf dem alten Problem, dass man möglichst wenig Speicherplatz für verschiedene Zeichen verwenden wollte und deshalb in den Frühzeiten nicht alle möglichen Buchstaben und Zeichen in eine Zeichensatztabelle hineingesteckt hat, sondern nur die, die für eine bestimmte Sprache oder einem Land notwendig waren. Das hatte dann den Vorteil, dass man diese Zeichensätze mit einem Byte übertragen konnte, also für die meisten Sprachen ein Zeichenvorrat von maximal 256 Zeichen ausreichte. Das errechnet sich dadurch, dass ein Bit zwei Zustände kennt, acht Bits ein Byte ergeben und dass mit einem Byte 256 unterschiedliche Zustände abgebildet werden können.
Da unterschiedliche und international anzuerkennende Zeichensätze eine internationale Normung erfordern, hat sich die ISO dem Thema angenommen und mit dem Standard ISO/IEC 8859 eine Normenfamilie gebildet. Das erste Baby dieser Familie war der Standard ISO-8859-1 der ursprünglich nur für westeuropäische Sprachen gebildet wurde und die am meisten verwendeten Zeichen enthielt. Das ist das, was wir lange Zeit als Basiszeichensatz nach ISO-Norm in der EDV-Welt genutzt haben, obwohl eigentlich für mitteleuropäische Sprachen der Standard ISO-8859-2 entwickelt wurde. Da aber für die deutsche Sprache der Zeichensatz in ISO-8859-1 ausreicht, wurde auch in Deutschland nach und nach ISO-8859-1 eingesetzt.
Norm ist Norm – einmal standardisiert sind Änderungen nur sehr schwer möglich, um bestehende Einsatzgebiete der Norm möglichst nicht zu beeinflussen. So erging es dann auch ISO-8859-1, das zwei Probleme hatte. Einerseits sollte es für westeuropäische Sprachen als Zeichensatz gelten, aber ausgerechnet einige französische Zeichen fehlten. Und dann kam 1997 das Euro-Währungssymbol, das natürlich ebenfalls berücksichtigt werden musste. Ergebnis war ein neuer Standard namens ISO-8859-15, der nun neben den west- und mitteleuropäischen Sprachen auch für Französisch und Finnisch als Basiszeichensatz genutzt werden kann und darüber hinaus das Euro-Währungssymbol mitbringt, auf Platz A4 (hexadezimal) oder auf Platz 164 (dezimal).
Das Problem ist jetzt nur, dass es leider noch genügend Mailprogramme gibt, die tatsächlich noch ISO-8859-1 als Standardzeichensatz voreingestellt haben. Wenn deren Benutzer dann das Euro-Währungssymbol eingeben, sehen sie das in ihrem Editor sogar noch – wenn sie es jedoch absenden und das Mailprogramm in ISO-8859-1 codiert, ist das Euro-Währungssymbol weg und es wird das Zeichen „¤“ angezeigt, das in ISO-8859-1 auf Platz 164 steht und ein Platzhaltersymbol für Währungen ist.
Noch dümmer wird es mit frühen Versionen von Microsoft Outlook Express, das leider an vielen Stellen murksig mit Standards umgeht. Denn dort wird bei abzusendenden E-Mails oder Netnews-Postings auch einfach mal gar kein Hinweis über die Zeichencodierung mitgesendet, was dazu führt, dass das Euro-Währungssymbol nicht erkannt wird und deshalb ein Fragezeichen erscheint.
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