… und keinen stört es. Das zumindest ist der erfreuliche Aspekt dieser höchst erstaunlichen Bewegung. Anstatt dass man sich einem Wettbewerb mit den Online-Medien stellt (der zugegebenermaßen elementar ist), duckt man sich auf allen Fronten weg, man muss nur die Nachrichten lesen:
Nummer 1: Rupert Murdoch, der Große Zampano und berühmteste Rentner der Medienwelt, gibt sich auch nach Jahren immer noch der Peinlichkeit hin, das Internet nicht ansatzweise verstanden zu haben und will jetzt Google von seinen Websites weghalten. Wobei, da machen wir es uns zu einfach, denn das Internet hat er dahingehend verstanden, wenn es darum geht, Produktionskosten durch immer stärkere Syndizierung zu senken. Er hat nur, wie viele andere Medienmenschen auch, offensichtlich eine Heidenangst davor, in direktem Kontakt mit den Konsumenten zu treten, früher stand da immer noch die Rotationsmaschine dazwischen.
Nummer 2: Das Medienhaus M. DuMont Schauberg stampft die Netzeitung ein und faselt dunkel etwas davon, dass sich das Format so nicht funktionieren würde – und das mit einer Stammredaktion von gerade mal 12 Redakteuren. Ausgerechnet die WELT, ein Blatt des Axel-Springer-Verlages, der der Meinung ist, dass man die WELT den iPhone-Besitzern nur noch gegen Bares zur Verfügung stellen sollte, konstatiert erstaunlich offen:
“Zwei Lehren, die man ziehen könnte: Der angebliche Niedergang der Print-Branche ist reich an Scheinkorrelationen. Zweitens: So erbarmungslos zu sparen, dass sich die Leser abwenden, ist nicht abhängig vom Medium. Es kann Print wie Internet treffen.”
Das ist leider Fakt, denn mit dem Ansatz der Netzeitung, die von norwegischen Online-Journalisten im Jahr 2000 erfunden wurde und nicht von einem muffigen Verlagshaus, das Papierbahnen von Bitströmen nicht unterscheiden kann, hat praktisch keiner der nachfolgenden Besitzer der Netzeitung etwas anfangen können und jetzt endet das Projekt als Newsaggregator – als dumme Nachrichtenmaschine. Und das in Zeiten von Google News.
Sprich: Sie alle leiden stark, sind in schwerem Fahrwasser, verlieren Leser scharenweise, ziehen die Gürtel an. Aber keiner kommt auch nur ansatzweise auf die Idee, mal zu fragen, warum der Leser eigentlich wegläuft. Gut, das musste man jahrzehntelang auch nicht machen, weshalb das vielleicht nicht ganz so einfach ist. Aber: Gestorben wird umso schneller, je früher man glaubt, mit Gewalt ginge es besser.
Ihr, mit Verlaub, dämlichen Holzmedien werdet jämmerlich verrecken, wenn ihr nicht bald (also eigentlich schon gestern) damit anfangt, euren Lesern zuzuhören und euren Redakteuren mehr Online-Kompetenz beizubringen und sie auch mehr Online machen zu lassen – möglicherweise auch in Projekten, die nicht sofort zu monetarisieren sind, wie das nächste Zeitungsblatt. Das ist alles sehr anders, aber was glaubt ihr denn, wie die Neuigkeiten erfunden werden, über die ihr tagtäglich berichtet? Aus dem Ticker kommt die Nachfrage jedenfalls nicht.
Im nächsten Artikel zu diesem Thema, den ich hier schon seit Tagen auf Halde schreibe und der leider wieder verdammt groß wird, gibt es Consulting frei Haus. Für die armen Printmedien. Ein paar Mutmaßungen und Ideen, wie es weitergehen könnte. Auf der Rotationsmaschine und im Internet.
Das alles auch deshalb, weil ich inzwischen verstanden habe, dass von den Printmedien hier nichts sinnvolles kommen kann und man tatsächlich auf die reflexartigen Kommentare Einzelner, man möge doch mal bitte sagen, wie man es besser machen könnte, offenbar tatsächlich reagieren muss, bevor sie mit Aussperren ihrer Inhalte die eigene Industrie zugrunderichten und nebenbei mit Gedanken zu Leistungsschutzrechten offenbar problemlos auch ihre Ehre verkaufen würden.
- 1. Teil – Die Printmedien kapseln sich ein.
- 2. Teil – Ist-Analyse der Presse im Internet-Zeitalter.
- 3. Teil – Die Online-Strategie, die keine ist.
- 4. Teil – Also, Zeitungen, ran ans Eingemachte.
Schreibe einen Kommentar