Manchmal ist auf den Bauch hören eine ziemlich ambivalente Sache. Im Juli 2010 hatte der Autohersteller Tesla Motors seinen Börsengang. Bis dahin glänzte der Autohersteller mit dem Tesla Roadster S, einem Sportwagen mit reinem Elektroantrieb für ziemlich viel Geld und wollte Geld einsammeln, um weitere Automodelle zu bauen und Technologien zu entwickeln. Tatsächlich habe ich mich dazu hinreißen lassen, schlappe 200 Tesla-Aktien für je 14,15 Euro zu kaufen und etwas mehr als 2.800 Euro in ein Unternehmen zu investieren, das zumindest eine unglaublich anziehende Vision hat.
So richtig Nerven hatte ich allerdings damals nicht, denn ein paar Tage später habe ich die 200 Tesla-Aktien wieder verkauft und doch immerhin einen Gesamtgewinn durch einen zwischenzeitlichen Kursanstieg von rund 60 Euro erzielt. Heute liegt der Aktienkurs von Tesla Motors übrigens bei 96 Euro. Meine 200 Tesla-Aktien wären heute über 19.000 Euro wert. Das wäre in drei Jahren ein Plus von eben mal über 670 Prozent gewesen. „Scheißele, Herr Eisele“ sagt man da bei uns.
Vielleicht war 2010 auch etwas zu früh dafür, dass ich die Visionen von Tesla Motors richtig einschätzen konnte. Elektromobilität kannte ich vor drei Jahren tatsächlich nur von Konzeptfahrzeugen und aus dem Spielfilm „Minority Report“, in dem der Protagonist John Anderton lautlos aus der Autofabrik mit einem Lexus 2054 flieht, einem Konzeptauto, das übrigens von Lexus speziell für Minority Report konzipiert wurde (und in Wirklichkeit einen schnöden V6-Motor von Chevrolet trägt).
In der Zwischenzeit bin ich überzeugt, dass die Zukunft der Elektromobilität gehört. Dazu gehörte sicherlich auch die Erfahrung, ein paar Tage einen Opel Ampera zu fahren, die Entwicklungen im Bereich der regenerativen Energien und die aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen über die Energiewende. Der Elektroantrieb selbst ist hocheffizient, Strom lässt sich in naher Zukunft und eigentlich auch schon in unserer jetzigen Gegenwart umweltfreundlich produzieren und woran es jetzt noch mangelt, sind auf umfassende Batteriekonzepte für Elektrofahrzeuge.
Wobei, mangelt es daran? Ich habe in den letzten Tagen auf der Tesla-Website recherchiert (ja, auch wegen der verpassten Chance) und bin fast vom Stuhl gefallen. Ihr habt schon mal etwas vom Tesla-Supercharger-Konzept gehört? Nein? Dann bitte anschnallen:
Tesla hat bereits 12 so genannte Supercharger-Tankstellen in den USA installiert, an denen sich das zukünftige Flagschiff von Tesla, der Siebensitzer Model S, in sage und schreibe einer halben Stunde so weit laden lässt, dass die Reichweite des Fahrzeuges danach 200 Meilen (322 Kilometer) beträgt. Die entsprechend ausgerüstete Supercharger-Tankstelle bläst dabei in dieser halben Stunde unglaubliche 120 Kilowatt Leistung in die Batterie des Model S und füllt diese in dieser halben Stunde auf etwas mehr als die Hälfte der verfügbaren Kapazität.
Sprich: Eine Fahrt von Pforzheim nach Berlin, ziemlich genau 660 Kilometer. Mit einem voll geladenen Tesla Model S ließe sich mit einem Zwischenstopp an einer Supercharger-Tankstelle in etwas mehr als einer halben Stunde das Auto soweit wieder aufladen, dass es bis nach Berlin reicht. Die Reichweite und Mobilität des Model S würde sich so tatsächlich auf dem Niveau eines normalen benzinbetriebenen Autos bewegen.
Ich will das hier nicht als Argument verstanden wissen, jetzt sofort einen Tesla Model S anzupreisen, mit aktuell 72.000 US-Dollar (derzeit um die 56.000 Euro) ist der Bolide noch relativ teuer (wobei gar nicht so unglaublich teuer, wie man es jetzt erwarten würde, denn der Opel Ampera kostet in der Komplettausstattung auch rund 52.000 Euro und schafft elektrisch gerade mal 80 Kilometer).
Dennoch: Batterie, Reichweite, Laden, Elektrotankstellen … das sind alles Dinge, die lösbar sind und zwar schon mit heutiger Technik oder zumindest in nächster Zukunft. Und wir reden bei Elektrofahrzeugen auch nicht von Autos, für die erst einmal ein gesondertes Tankstellennetz gebaut werden müsste, sondern mit jeder Steckdose kommt die Tankstelle praktisch direkt zum Auto.
Tesla will nach eigenen Aussagen sein Supercharger-Netz in den USA bis 2014 soweit ausbauen, dass praktisch das gesamte Land mit Schnelltankstellen abgedeckt ist und damit auch längere Trips möglich werden. Man darf gespannt sein, wie sich das entwickelt und selbst wenn sich das alles so auffallend visionär anhört, dass man es kaum glauben mag – Tesla hat in der Vergangenheit schon geliefert, während alle anderen etablierten Automobilhersteller immer noch nicht wirklich über Laborentwicklungen und Nischenprojekte hinausgekommen sind, wie beispielsweise dem Smart Electro Drive von Daimler – dessen Batterie von Tesla kommt.
Meine Moral aus der Geschichte und aus einigen weiteren Recherchen: Ich habe wieder Tesla-Aktien gekauft. Für die initialen 200 Stück fehlt mir leider das Kapital und auch der jetzige Bruchteil dieser 200 Aktien kostet mich ein deutlich größeres Vermögen als 2.800 Euro. Aber inzwischen glaube ich nicht mehr an die Elektromobilität, sondern ich bin überzeugt davon.
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