Da ich in den letzten Tagen und Wochen immer häufiger die Frage zu beantworten hatte, ob ich krank sei, wird es wohl Zeit, ein paar offizielle Worte darüber zu verlieren. Nein, ich bin nicht krank. Ganz im Gegenteil, ich habe mich selten so gesund gefühlt, wie aktuell. Und das liegt an dem einfachen Umstand, dass ich seit einigen Monaten daran arbeite, mein Übergewicht abzubauen.
Der Auslöser für diesen Schritt ist relativ einfach zu erklären: Bei einer Körpergröße von 1,74 Metern waren die in der „Rekordphase“ gemessenen 128 Kilogramm definitiv weit über dem, was akzeptabel ist. Sich mit Übergewicht wohl zu fühlen, ist eine reine Gewohnheitsangelegenheit und selbst wenn die Gewohnheit bemerkt, dass es zu viel ist, dann sollte man etwas dagegen tun. Eine ärztliche Forderung nach Gewichtsabnahme gab es übrigens nicht, meine Blutwerte waren dank ausgewogener Ernährung in akzeptablen Bereichen. Es fehlte die Bewegung. Gerade in Sachen Bewegung hatte ich nach meinem Ende des Angestelltendaseins die größten Befürchtungen, wenn ich nicht konkret etwas dagegen antun wollte. Ein Homeoffice-Job ist nun mal in der Regel mit noch deutlich weniger Bewegung verbunden als wenn man im Rahmen eines Angestelltenverhältnisses zumindest morgens irgendwie ins Büro kommen muss. Und letztendlich stellte sich auch die Frage, wie man es eigentlich mal bewerkstelligen möchte, für das andere Geschlecht in ein körperlich akzeptableres Format zu kommen, so dass Zuneigung nicht mit Mitleid verbunden sein muss um eine Beziehung aufzubauen.
Also wurde der Mai, der unter anderem einschneidende berufliche Änderungen mit sich brachte, auch dazu genutzt, das Thema Übergewicht anzugehen und ich habe mir einen Ergometer gekauft, ein Kettler X7. Das ist ein mit 800 bezahlten Euro nicht unbedingt billiges Ding, allerdings gehörte dieser Anschaffungspreis zum Konzept, es tatsächlich ernst zu meinen. Zudem hat das X7 mit seinem eingebauten „Bordcomputer“ ein paar sehr hübsche Spielereien und Trainingsprogrammmöglichkeiten, die den inneren Schweinehund eines Technikbegabten durchaus leiser bellen lassen.
Tatsächlich steht man mit fast 40 Kilogramm Übergewicht am Anfang vor drei Problemen: Einerseits muss man zuschauen, weniger Energie zuzuführen, andererseits sollte man beginnen, sich körperlich zu betätigen. Dem steht allerdings am Anfang entgegen, dass man in der Regel eine quasi nicht vorhandene Fitness hat und sich einigen Sportarten, bei denen Gelenke beansprucht werden, nur mit deutlich angebrachter Vorsicht nähern sollte. Joggen fällt für Übergewichtige beispielsweise aus, da ein untrainiertes Joggen sehr zuverlässig dafür sorgt, dass man sich die Gelenke ruiniert und das merkt man in der Regel erst dann, wenn es schon zu spät ist.
Ein Ergometer setzt genau da an, wo begonnen werden muss, nämlich beim Aufbau der Fitness und beim Verlieren der ersten Pfunde. Und dass es mit der Fitness tatsächlich nicht gut bestellt war, zeigte die eingebaute Fitnessmessung, die mich anfänglich bei ziemlich desolaten 4,6 (Schulnotensystem) einnordete. Der Puls raste bei Belastung dann auch dementsprechend nach 10, 20 Minuten in die Region von 180 Schlägen in der Minute, was einfach suboptimal ist und auch keinen Spaß macht. Aller Anfang ist wirklich übel. Es geht aber halt auch gar nicht anders.
Immerhin ist es in Sachen Fitness so, dass der Mensch relativ schnell Ergebnisse zeigt. Nach anfänglichen 10 Minuten überlebte ich nach kurzer Zeit dann auch schon 30 Minuten. Und die individuell anpassbaren Trainingsprogramme ermöglichen es, eine Leistungskurve anzulegen und die dann nach oben oder unten anzupassen. Mein aktuelles Programm beginnt mit 80 Watt, geht dann im Laufe der halben Stunde auf 140 Watt für ein paar Minuten, pendelt sich für ca. 10 Minuten bei 110 Watt ein und geht dann in den letzten vier Minuten wieder zurück auf 80 Watt. Im Durchschnitt sind das dann etwa 110 Watt und bei meiner Trittfrequenz von 90 bis 100 Tritten pro Minute verbrauche ich am Ende etwa 200 Kilokalorien in dieser halben Stunde, bei einer durchschnittlichen Herzfrequenz von 150 Schlägen pro Minute. Damit kann man etwas anfangen und das zeigte sich dann auch nach einigen Wochen in einer deutlich verbesserten Fitness, die sich aktuell bei etwa 2,0 bis 2,3 einpendelt.
Die besser werdende Fitness und die ersten weggeschmolzenen Pfunde ermöglichen es dann, tatsächlich auch mal draußen etwas zu tun, nämlich zu laufen, im Sinne von schnellem Wandern… Stechschritt durch den Wald sozusagen. Da Pforzheim ein bergiges Stückchen Erde ist, ist eine halbwegs funktionierende Fitness schon eine Bedingung, wenn man nicht ständig im Kreis laufen möchte. Fängt aber die Fitness an, zu halten, funktioniert es und der Weg zum „Impact“ ist greifbar: Du kannst dich länger bewegen, du verlierst an Gewicht und mit jedem Kilogramm weniger macht es potentiell weniger Mühe, weil du eben eine bessere Fitness hast und weniger Kilogramm herumschleppst.
Und das macht sich bemerkbar. Aktuell habe ich nach einem halben Jahr (wovon die letzten drei Monate dann eigentlich die richtig intensive Trainingszeit ist) einen Pegel von genau 110 Kilogramm. Das ist zwar immer noch ein deutliches Übergewicht und auch noch nicht der Punkt, an den ich im ersten Schritt kommen möchte, allerdings sind das schon mal 18 Kilogramm weniger. Das sind zwei Sixpacks mit jeweils sechs 1,5-Liter-Getränkeflaschen und jeder, der zwei solche Gebinde vom Auto in die Wohnung tragen muss, kann sich vorstellen, was für eine Plackerei es ist, das eben mal von der Stadt nach Hause zu tragen. Macht keiner. Habe ich aber mit mir herumgetragen, was allein schon eine Hochleistung ist.
Der besagte nächste Schritt sind jetzt erst mal die 100 Kilogramm. Das ist aus heutiger Sicht machbar. Und dann wird erst einmal zugeschaut, dieses Gewicht auch zu halten.
Also: Alles im Lot. Ich bin gesund. 🙂
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