Dass sich ein Arbeitnehmer mit allzu offensiv zelebriertem Lesen der gedruckten Tageszeitung während der Arbeitszeit nicht unbedingt Freundschaften in der Geschäftsführung stärkt, ist unschwer nachzuvollziehen.
Enterprise-Lösungen von Anti-Viren-Lösungen haben neben dem reinen Virenscannen noch zusätzliche Absicherungsfunktionen, beispielsweise das Blocken von problematischen Websites. Solche Listen kann der Administrator bestücken, in der Regel werden die Inhalte aber von den Herstellern selbst bereitgestellt. So ist es für den Administrator möglich, beispielsweise Websites mit Malware, Pornografie, Sozialen Netzwerken etc. zu filtern. Davon kann man halten, wie viel man möchte – wenn der Arbeitgeber verfügt, dass bestimmte Inhalte geblockt werden sollen und das private Surfen eh untersagt ist, ist das zu akzeptieren.
Als Administrator in unserem Netz schaue ich mir gelegentlich mal an, was unsere Anti-Viren-Lösung so meldet. Und siehe da: Sie meldet aktuell eine Bedrohung, gemeldet vom URL-Filter (Screenshot für eine Großansicht anklicken):
Unter anderem gemeldet vom TrendMicro-Client auf meinem Rechner. Das weckt natürlich meinen Fahndungsinstinkt und ich schaue mal, was mein Client so loggt. Und es überrascht auf den ersten Blick (auch hier ein Klick auf den Screenshot für eine Großansicht):
Hübsch. Offensichtlich Pornografie, abgerufen von meinem Rechner. Sowas hebt die Stimmung in einem Beschäftigungsverhältnis ungemein. Für Arbeitnehmer, die sehr strenge Regeln für die Internet-Nutzung einhalten müssen, unter Umständen ein Problem, wenn der Chef sich mal die Logs anschaut. Aber schauen wir uns mal den URL genauer an.
Vom Aufbau her sind das API-Aufrufe, also vermutlich Aufrufe, die von externen Websites initiiert werden. So was hat man schon, wenn man Badges von Anbietern auf seine Homepage pappt, Suchboxen von Suchmaschinenanbietern, eine Facebook-Meldungsbox usw. Und wenn man sich den Anbieter, der da im Log geblockt ist, anschaut (Vorsicht, wenn ein Virenscanner läuft…), so sieht das schon weniger dramatisch aus, handelt es sich doch um eine eher mäßige Singlebörse. Dennoch, verniedlichen wir nichts: Wenn ein Arbeitgeber unbedarft an das Thema herangeht oder einen Mitarbeiter, der in die Falle getreten, auf dem Kieker hat, könnte das Ärger geben.
So, und wer verbrockt mir den untergejubelten Reputationsverlust? Wer sich im obigen Screenshot den URL näher anschaut, sieht recht schnell, wer die Lorbeeren für die Vermittlung kassiert, nämlich in diesem Fall die Pforzheimer Zeitung, die auf ihrer Website rechts im unsäglich langen Werbeblock ganz unten, gefühlte 40.000 Pixel tief, “Singles aus der Region” feilbietet (die Gesichter habe ich ausradiert):
Wohlgemerkt: Man muss gar nicht das Formular ausfüllen und eine Suchanfrage nach Singles auslösen, um im Scanner-Radar aufzufallen, es genügt schon vollkommen, einfach mal ahnungslos die Tageszeitung anzusurfen. Die Voreinstellung des API-Aufrufes suggeriert sogar auch noch sexuelle Vorlieben, nämlich dass ich angeblich Männer oder Frauen suche, die zwischen 20 und 44 Jahre alt sind.
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