• Die Sommerloch-Rhetorik der Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

    Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist an sich eine bemerkenswerte Politikerin. Schon einmal Bundesjustizministerin einer schwarz-gelben Bundesregierung, ein honoriger Rücktritt im Jahre 1996 aufgrund des Großen Lauschangriffes, den die Regierung Kohl gegen die Haltung von Leutheusser-Schnarrenberger durchgedrückt hat und dann nach zwölf Jahren wieder Bundesjustizministerin.

    Die nochmalige Nominierung als Bundesjustizministerin kann man bewerten, wie man möchte: Hat sie ihren Job damals so gut gemacht, dass die FDP über ihren Schatten gesprungen ist und die ungeschriebene Regel außer Kraft gesetzt hat, dass ein Politiker, der die Partei in einer Regierung einmal öffentlichkeitswirksam im Stich gelassen hat, normalerweise in die Verbannung geschickt wird? Oder hat sich, in einer verhältnismäßig kleinen Partei wie der FDP nicht ganz ungewöhnlich, einfach kein anderer gefunden, der den Job in der zweiten Regierungsreihe machen wollte? Wie auch immer.

    Was für den Menschen die Atemluft ist, ist für den Politiker der zweiten Reihe ein “weiches Thema”. Weiche Themen in der Politik sind Themen, die zwar wichtig aussehen, von denen irgendwie jeder betroffen sein könnte, die keine staatliche Subventionierung benötigen und an deren Tatsachen ein einzelner Politiker der zweiten Reihe in Wirklichkeit nichts ändern will und letztendlich auch nicht kann. Das Geschimpfe auf die Bänker-Boni ist so ein Thema. Oder Forderungen nach Reformierung des Islam. Oder staatenübergreifende Regulierung des Internets. Oder eben der Hinweis auf die “Gigantomanie von Google”, wie Sabine Leutheusser-Schnarrenberger jetzt in die Notizblöcke von SPIEGEL-Redakteuren hineindichtete.

    Auch wenn derzeit Winter ist – wir sind im journalistischen Periodenkalender derzeit in einem Sommerloch und da gelten die 10 Sommerloch-Gesetze. Der Januar ist aus journalistischer Sicht sowieso immer Sauren-Gurken-Zeit und da muss man eben auch mal Nachrichten selbst zimmern, wie beispielsweise meine Lieblingszeitung mit dem Thema, dass im neuen Adressbuch meiner Heimatstadt wieder eine Person namens “N. N.” auftaucht – ganz so, als ob es in keiner Stadtverwaltung dieses Planeten jemals zum Jahresende Positionen gibt, die zu diesem Zeitpunkt nicht besetzt sind. Banalitäten, die dann sogar mir zu peinlich sind, um sie zu bloggen.

    Oder man bittet eben Politiker zum Gespräch, gerne eben Politiker der zweiten Reihe. Auftritt Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, aus dem SPIEGEL ONLINE vorab zitiert:

    Der Suchmaschinenkonzern entwickle sich zu einem "Riesenmonopol, ähnlich wie Microsoft". Dienste wie Google Street View, für den komplette Straßenansichten abfotografiert werden, oder Google Earth, der Grundstücke in hoher Auflösung aus der Vogelperspektive zeigt, seien "rechtlich unbedingt prüfenswert".

    Leutheusser-Schnarrenberger wörtlich im SPIEGEL-Gespräch: "Mich stört dieses Vorpreschen, diese Gigantomanie, die auch bei der Google-Buchsuche durchscheint." Für das Angebot scannt Google derzeit Millionen Bücher weltweit. Es sei nicht ihre erste Reaktion, "etwas zu verbieten, zu verhindern". Es gehe ihr aber darum, mehr Transparenz herzustellen und dafür zu sorgen, dass die Nutzer darüber aufgeklärt werden, was mit ihren Daten geschieht. "Da sehe ich eine Bringschuld bei den Unternehmen, da ist vieles noch sehr verbesserungswürdig", so Leutheusser-Schnarrenberger. Wenn das nicht bald geschehe, "sind wir womöglich als Gesetzgeber gefordert".

    — aus “Bundesjustizministerin wirft Google Gigantomanie vor” in SPIEGEL ONLINE

    Dumm, wenn man als Politiker poltert und proletet, dabei aber nicht weiß, was eigentlich derzeit Stand der Dinge ist. Aber schön, wenn man mit Ängsten der Unwissenden punkten und sich als Retter aufspielen kann. Aus der Sicht macht Sabine Leutheusser-Schnarrenberger einen recht guten Job, auch wenn das Rasseln mit staatlicher Reglementierung gegenüber der Wirtschaft ja eher nicht so ganz FDP-Linie ist. Der Job ist damit aber ungefährdet und das ist wichtig. Einen zweiten Rücktritt darf man schließlich kaum riskieren, man wird ja auch nicht jünger und die Pensionsansprüche sollte man schließlich auch irgendwann mal sichern.

    Aber das interessiert in einer Woche, wenn die nächste Woche anbricht und der nächste SPIEGEL auf den Politikertischen liegt, dann auch wieder niemanden mehr. Leider. Man sollte Interviews mit Regierungsmitgliedern eigentlich immer aus dem SPIEGEL ausschneiden und in ein Prangerbuch einkleben.

  • Verbitte dir deine Meinung! – Das Gummi-Publishing der BILD-Zeitung.

    An den drei “T” der BILD-Zeitung – Titten, Thesen, Temperamente – zu rütteln, geht nicht. Die dicken Buchstaben gehören ebenso dazu wie reißerische Berichterstattung, Schleichwerbung, die regelmäßige Verwischung zwischen Reportagen, Kommentaren und Gossen, sowie eben die schwingenden Titten auf Seite 1. Daran lässt die BILD-Zeitung nicht rütteln, vermutlich aber auch deshalb, weil nur ein fehlendes “T” dafür sorgen würde, dass ein Drittel der Leserschaft sofort das Interesse am Blatt verliert. Es gibt ja durchaus so böse Gerüchte, dass viele Leser die BILD-Zeitung gar nicht mehr finden würde, wenn sie nicht mehr so dicke Überschriften auf Seite 1 drucken würde.

    Wir sind ja jetzt im Jahr 1 des goldenen Paid-Content-Zeitalters. Der Axel-Springer-Verlag hat sein Zugpferd gesattelt und wird jetzt im Internet reich. Das heißt, fast im Internet, denn das iPhone ist Internet – zumindest für den Axel-Springer-Verlag. Für andere ist das iPhone ein Aquarium der guten Sitten und der teuren Apps, in dem ganz andere Maßstäbe gelten, als für den Rest des Internet. Das Magazin Stern bringt in seiner App eine Bilderstrecke mit Erotik-Bildern? Und hinaus aus dem App-Store! Eine andere, eher alberne App beinhaltet eine Sammlung von Kamasutra-Stellungen, dargestellt mit Fotos, in denen zwei Gummifiguren die Stellungen nachahmen? Raus!

    Man muss es sehr deutlich sagen: Apple nimmt sich das Recht heraus, für Millionen von mündigen und erwachsenen Menschen zu entscheiden, was sie auf ihrem iPhone sehen und nicht sehen dürfen. Sowas nennt man für gewöhnlich einfach: Zensur.

    Bei der BILD-Zeitung, dem Zentralorgan des lauten und eher schrillen Kehlkopfes, rührt das niemand und man kann sich vortrefflich mit dem Gedanken beschäftigen, ob das einen nun eher grübeln lassen sollte oder eher nicht. Es rührt zwar offiziell niemanden, dennoch ist man bei BILD bei Inhalten für die hauseigene iPhone-App korrekt, denn man “blitzt” – die erst wirklich interessanten Bereiche der leicht bekleideten Damen der BILD-Zeitung werden in den iPhone-Fassungen nämlich wegradiert und übermalt. Duckmäusertum bei der BILD? Erlebt man höchstens dann, wenn über seltsame Machenschaften von CDU-Politikern berichtet werden muss, aber bei TTT? Da wird nur geduckmäusert, wenn es um die eigene Existenz geht und da ist man dann sogar ganz kreativ und vorsorglich:

    "Die Redaktionsleitung entscheidet, welche Bilder im Zweifel ‚geblitzt‘ werden müssen", erklärt der stellvertretende "Bild"-Chefredakteur Michael Paustian. "Die Regeln richten sich zum einen nach den Vorgaben von Apple – zum anderen nach dem gesunden Menschenverstand und der Einschätzung, welche Nacktdarstellungen in anderen Ländern und Kulturkreisen eventuell anstößig sein könnten. Natürlich muss man sich auch an die geltenden Spielregeln halten, um im App-Store zu erscheinen." Es gehe aber nur um die Entschärfung von Erotik, betont Paustian. Eingriffe in journalistische Inhalte seien ausgeschlossen.

    — aus “Zensur-Vorwürfe gegen Apple” im Heise-Newsticker

    Was tut man nicht alles, um sein Gesicht zu wahren und die Mautstation nicht zu beleidigen, nämlich im Ernstfall sogar vorsorglich zensieren, zum vorgeblichen Schutze “anderer Länder und Kulturkreise” – im deutschen App-Store. So viel peinliches Herumgekrieche und Teppichgelecke, im Namen der Sitten und des Anstandes, definiert vom heiligen Rat der silbernen Apfelfrucht, ist der BILD-Redaktion vermutlich richtig neu. Steht ihr aber erstaunlicherweise gar nicht so schlecht, denn es passt richtig gut in das bisherige Bild der BILD.

    Zensur im Zusammenhang mit Paid Content und den dazwischenliegenden, redaktionsfremden Abnahmestellen – darüber wird noch zu diskutieren sein.

  • Quo vadis, iKeePass?

    Beim Thema iKeePass, der Portierung der Passwortverschlüsselungssoftware für das iPhone, nicht von einem Drama zu sprechen, fällt schwer, denn als etwas anderes kann man es inzwischen gar nicht mehr bezeichnen.

    Aus deutscher Sicht ist die iPhone-Welt seit dem Projektstart von iKeePass im März 2008 praktisch am gleichen Ort, wie damals – iKeePass ist im deutschen App-Store nicht verfügbar. Genaugenommen ist es außerhalb der USA und Kanada nirgendwo verfügbar, weil jegliche Software, die Verschlüsselungskomponenten enthält, eine gesonderte Zertifizierung benötigt, um aus den USA exportiert werden zu können. Da alle App-Stores von Apple idiotischerweise in den USA stationiert sind, ergibt sich der skandalöse Zustand, dass Software, die gar nicht in den USA entwickelt wurde, dennoch für die USA eine Zertifizierung benötigt, um außerhalb der USA auf iPhones genutzt werden zu können.

    Immerhin gibt es iKeePass 1.0 nun seit Oktober 2009 im US-App-Store und wer sich die Mühen macht, einen Account im US-App-Store anzulegen (dazu benötigt man eine Anschrift in den USA) kann tatsächlich iKeePass für 99 US-Cent erwerben und auf sein iPhone installieren. Alternativ können Besitzer eines gejailbreakten iPhones anhand Cydia einen Fork von iKeePass (und zwar schon der Version 1.1) namens JBiKeePass herunterladen und installieren (das übrigens auch außerhalb den USA).

    Die Version 1.0 von iKeePass offenbart dann allerdings eine herb enttäuschende Software, die in meinen Augen selbst die 99 US-Cent, die iKeePass im US-AppStore kostet, derzeit keinesfalls wert ist. Passwortdateien müssen umständlich über einen externen Webserver importiert werden, die Entschlüsselung von größeren Datenbankdateien dauert und alle geöffneten KeePass-Dateien sind darüberhinaus read-only – es gibt keine Schreibfunktion. Dazu kommen dann noch so Dinge wie der fehlende Support der TAN-Listenfunktion (keine Einblendung des Benutzernamenfeldes in der Übersicht) und kein Support der Zwischenablage (behoben ab der Code-Basis 1.1, die Zwischenablagefunktion funktioniert also mit JBiKeePass). Im Grunde genommen lassen sich KeePass-Dateien einfach nur öffnen und betrachten. Für die KeePass- und auch für die iPhone-Idee und vor allem nach fast zwei Jahren Entwicklungsdauer ein mageres Produkt.

    Was wirklich mehr als dürftig ist, ist die Kommunikation, denn die ist quasi nicht vorhanden. Der letzte Artikel im Projekt-Weblog stammt von Ende November und berichtet davon, dass die Version 1.1 von Apple nicht zugelassen wurde, da von der Version 1.1 undokumentierte API-Aufrufe benutzt werden, die von Apple so nicht gewünscht sind. Gut, kein Thema, könnte man ja fixen. Oder zumindest darüber diskutieren – wenn man denn wollte. So sammeln sich in jedem der wenigen Artikel jeweils viele Dutzend Kommentare von Nutzern, die wissen wollen, in welchem Stadium das Projekt ist, wie die Bemühungen um Zertifizierung zwecks Exportmodalitäten der Verschlüsselung aussehen, ob die Version 1.1 inzwischen denn mal resubmitted wurde und und und. Resonanz: Null. Hier und da werden vereinzelt Fragen zu einzelnen Benutzerproblemen geklärt, der Rest bleibt unbeantwortet.

    Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich verstehe, dass iKeePass – ebenso wie KeePass und die anderen Portierungen – weitgehend Projekte sind, die in der Freizeit entstehen und gepflegt werden. Es spricht jedoch überhaupt nichts dagegen, iKeePass als kostenpflichtige Software anzubieten oder einen PayPal-Button zum Spenden hinzupappen, bei denen selbst ich nicht einfach vorbeigehe, sondern meinen Obolus entrichte. Ich erwarte jedoch auch bei Entwicklern von Open-Source-Projekten, die auf bestehenden Projekten aufbauen, eine gewisse Professionalität und Verantwortung und es ist sicherlich nicht zu viel verlangt, mit seinen Nutzern oder Interessenten zu kommunizieren oder einfach einmal ein Forum einzurichten, wo sich eine Community bilden könnte. Schafft man das nicht, sollte man als Maintainer eines Projektes, das wirklich einen Bedarf nachweisen kann, wirklich so fair sein und sich bemühen, das Projekt auf eine größere Entwicklerbasis zu stellen oder in andere Hände zu geben. Oder, so fürs erste, einfach mal einen Statusbericht und Projektausblick zu geben.

  • Content-Dieb-Behandlung, Level 2.

    Nach einer Woche hat der Content-Dieb, dem ich zur Erziehung den Content, sagen wir so, verfremdet habe, immer noch nicht gemerkt, woher der Wind weht. Deshalb wird es Zeit für das nächste Level. Ist auch nicht mehr ganz jugendfrei, ich habe das Bild aber zumindest stümperhaft auf die Altersbeschränkung „ab 16 Jahren“ heruntergeregelt:

    In live kann man sich das übrigens hier anschauen, vermutlich aber nicht mehr allzulange. Einfach auf der Seite herunterscrollen, man kann es quasi nicht übersehen.

    Mal schauen, wie lange das Spiel so geht. Ich habe da viel Motivation und Zeit. 😉

  • WordPress 2.9.1.

    Seit heute morgen ist das WordPress-Update 2.9.1 live, das, in guter, alter Tradition, vornehmlich dazu da ist, die ersten Fehler der „Major-Version“ 2.9 zu beheben. Da viele WordPress-Anwender bei einer neuen Major-Version auf das erste Update warten (was sinnlos ist, denn das nächste Update kommt immer und Major-Versionen haben ja auch Beta- und RC-Phasen), wäre also jetzt die Gelegenheit, von einer 2.8.x auf 2.9.1 zu aktualisieren.

    Die Fehler, die in der 2.9.1 behoben werden, sind allesamt marginal, es brennt also nicht die Hütte, wenn das Update nicht sofort, sondern erst nach dem Abendessen eingespielt wird.

  • „Haselnüsse – Türkisch. Knackig. Ideal.“

    Alle paar Monate steigt in meiner Statistik der Suchbegriffe, mit denen dieses bescheidene Weblog angesteuert wird, die Begrifflichkeit „Levantiner Haselnüsse“. Das offenbar deshalb, weil just zu diesen Momenten wieder ein Nahrungsmittelhersteller eine Kampagne für ein Produkt bewirbt, das Haselnüsse beinhaltet, für gewöhnlich ist das Ferrero mit „Ferrero Rocher“ und Bahlsen mit „Ohne Gleichen“. Das, was nämlich hübsch mit „Levantiner Haselnüsse“ bezeichnet wird, sind nichts anderes wie Haselnüsse, die von der Schwarzmeerküste der Türkei stammen, dem weltweiten Hauptanbaugebiet für Haselnüsse. Und dass die ursprüngliche Levante gut und gerne 500 Kilometer südlich ihre nördlichste Flanke hatte, findet sich in meinem früheren Artikel zu den „Levantiner Haselnüssen“.

    Man kann es aber auch einfach so sagen, wie es ist: „Haselnüsse – Türkisch. Knackig. Ideal.“ Und das ist nicht meine Erfindung, obwohl jeder Begriff hübsch mit einem Punkt beendet wird, sondern die des Schokoladenherstellers Ritter Sport, der das so auf einer erläuternden Seite zu den verwendeten Haselnüssen sagt. Zufällig gefunden durch einen Artikel im RabenZeit-Blog zum gleichen Thema der „Levantiner Haselnüsse“. Zwar sind die Haselnüsse auch bei Ritter Sport noch „levantiner“, aber immerhin sagen die Schokofreunde hier klipp und klar, woher die gute Haselnuss kommt beziehungsweise nur kommen kann: Nämlich aus der Türkei und nicht aus dem, was man früher einmal als Levante bezeichnete.

    Vor der Website von Ritter Sport muss ich übrigens dringend warnen – man findet sich danach in einem undefinierbaren Zustand und wildert wahllos nach Schokolade. Es wird wieder einmal Zeit, nach Waldenbuch zu pilgern und den Schokoladenladen von Ritter Sport zu überfallen.

  • Erde an Bono: Zensur ist auch „ein bisschen“ immer noch Zensur.

    Als U2-Sympathisant hat es mir gerade etwas die Socken ausgezogen. Nun, man ist es inzwischen gewohnt, dass Bono seinen Zweitjob als Messias-Novize gelegentlich schrill führt. Man kann nämlich sehr schnell zur Schlussfolgerung kommen, dass diese Art des Aufrüttelns zwar sehr publikumswirksam ist, Mitleid aber selten zur einer wirklichen gesellschaftlichen Änderung führt. Sich nur rote Schuhe oder rote Kreditkarten zu kaufen, mag schick sein und vielleicht kommen auch ein paar „RED“-Euro zusammen, die man in einer Charity-Aktion verteilen kann, aber morgen ist es auch schon wieder vergessen.

    So fordert Bono doch tatsächlich unterm Strich eine Internet-Zensur. Also so etwas jedenfalls. Das hat er natürlich so nicht gesagt, er sagt es differenzierter, schön klingender:

    A decade’s worth of music file-sharing and swiping has made clear that the people it hurts are the creators — in this case, the young, fledgling songwriters who can’t live off ticket and T-shirt sales like the least sympathetic among us — and the people this reverse Robin Hooding benefits are rich service providers, whose swollen profits perfectly mirror the lost receipts of the music business.

    We’re the post office, they tell us; who knows what’s in the brown-paper packages? But we know from America’s noble effort to stop child pornography, not to mention China’s ignoble effort to suppress online dissent, that it’s perfectly possible to track content. Perhaps movie moguls will succeed where musicians and their moguls have failed so far, and rally America to defend the most creative economy in the world, where music, film, TV and video games help to account for nearly 4 percent of gross domestic product. Note to self: Don’t get over-rewarded rock stars on this bully pulpit, or famous actors; find the next Cole Porter, if he/she hasn’t already left to write jingles.

    —- Bono in „Ten for the next Ten“ der NY Times

    Also nur ein bisschen Zensur. Etwas HADOPI hier, ein kleinwenig löschen da und schon geht es allen gut? Den „reichen Internet Service Providern“ etwas in den Hintern treten und ihnen sagen, dass nicht nur sie reich werden sollen, sondern auch diejenigen, deren Inhalte durch ihre Leitungen wandern? Aber natürlich, so schickt Bono gleich hinterher, natürlich niemals so, dass es aussieht, wie in China, nicht?

    Bono, das war ein Kalter. Ein ganz Kalter. Sicherlich haben wir alle Verständnis dafür, dass sich nicht jedes Album so gut verkauft, wie ein U2-Album, selbst wenn es, wie beispielsweise die letzten zwei U2-Alben, eher mittelmäßig innovative Alben sind und das U2-Merchandising mit zu der teuersten Fanfolklore gehört, die man sich leisten kann. Wenn am Ende nur dabei herauskommt, dass der Protagonist vor lauter Messiastum den eigenen Galgen nicht mehr sieht, dann wird es ein Problem. Das Feuer, das einen wärmt, kann einen auch ganz schnell verbrennen. Und zumindest ich, der dieses Jahr mal eben rund 700 Euro für den Bohei um zwei U2-Konzerte bezahlt hat und eben auch bei einem Internet Service Provider arbeitet, nehme solche Äußerungen mit einer gewissen Abscheu zur Kenntnis. Das Internet ist jedenfalls nicht das Problem, dass ungerechte und jahrzehntelang gepflegte Geldverteilungsmaschinen nicht mehr funktionieren.

    Dieses Geschwätz von wegen „kleinere Bands hatten in der Welt des Internets keine Daseinsberechtigung“, ist so alt wie falsch und wird eigentlich jeden Tag nur noch falscher. Gerade durch das Web 2.0, gerade durch die immensen Möglichkeiten der Selbstvermarktung, gerade durch die Möglichkeiten, innerhalb kürzester Zeit mit innovativer Kunst eine globale Welle erzeugen zu können und gerade durch die phantastischen Möglichkeiten, sofort mit der Monetarisierung über Musikstores beginnen zu können, gibt es gerade für kleine Bands ganz andere Möglichkeiten, die die klassische Musikindustrie nie geboten hat. Nicht, weil sie es hätte nicht bieten können, sondern weil die Musikindustrie lange Zeit ihre arroganten Selektionen eher dazu genutzt hat, Macht darüber auszuüben, was nächstes Jahr als ganz große Nummer aufgehängt wird und was nicht.

    Und meine Prognose: Das wird auch in Zukunft für die Musikindustrie nicht besser. Schon heute lachen wir uns über die Talentshows den Hintern ab, die letztendlich genau das darstellen, wie Musikindustrie früher funktionierte. Wir lernen aber auch, dass eine weltweite Beachtung über YouTube & Co. auch sehr schnell ohne Musikindustrie gehen kann. Und auch im Bereich der Musik funktioniert der Long Tail mit Sicherheit.

    [via Heise.de]

    http://www.nytimes.com/2010/01/03/opinion/03bono.html
  • Im Fernsehen: ZDF Terra X „Morgenland“.

    Wie der geneigte Leser teilweise mit Unverständnis registriert, umschiffe ich unter anderem das Thema Islam in meinem Blog großzügig. Es ist nicht so, dass ich zur Thematik Islam/Weltreligionen/Migration/Integration etc. nicht viel zu sagen hätte, aber ich habe schon zu Beginn dieses Blogs in einer meiner ungeschriebenen Leitlinien beschlossen, hier vorsichtig zu sein, zumal ich mit Religion so ziemlich gar nichts anfangen kann. Die Gründe dazu sind vielschichtig, vielleicht komme ich ein anderes Mal darauf näher zu sprechen.

    Heute morgen bin ich erst um halb vier ins Bett gekommen, weil ich, übrigens ebenso wie Christiane, wie gefesselt vor dem Fernseher hing und drei ZDF-Terra-X-Folgen hintereinander schnupfen musste. In einer dreiteiligen Dokumentation wurde nämlich die Entstehungsgeschichte des Islam nachgezogen. Und das auf eine derart gute, fundierte und anschauliche Art und Weise, dass ich diese drei Folgen eben bis zum Ende anschauen musste.

    Ich möchte darüber auch gar keine großen Worte verlieren, sondern dem Interessierten einfach empfehlen, sich diese drei Terra-X-Folgen in der ZDF Mediathek anzuschauen:

    Die Folgen dauern jeweils zwischen 40 und 43 Minuten. Die Bildqualität ist mäßig, aber noch erträglich.

  • Schiffe…

    Ich gebe unumwunden zu, dass ich gerade tatsächlich aufgestanden und zum Fernseher gelaufen bin, als ich im Internet gesehen habe, was gerade ab 17:05 Uhr im N24-Programm läuft:

    N24 ist leider noch nicht soweit gewesen, es ging zwar auch um ein Schiff, aber nur um den Flugzeugträger, der infamerweise genauso heißt. Es wird Zeit, dass ich langsam die Deep-Space-Nine-DVDs durchschaue. Es fängt schon langsam an mit der Verschiebung der Realität.

  • ???????????????????????.

    Ich habe keine Ahnung, ob der oben geschriebene Titel wirklich korrekt rezitiert ist. Ich habe noch nicht mal eine leise Ahnung, ob das chinesisch, japanisch oder koreanisch ist, aber das spielt hier auch absolut keine Rolle:

    http://www.youtube.com/watch?v=KtkSVCd4JSo

    Der schräge Numa-Numa-Boy hat einen wahren Nachfolger bekommen, das wird der Renner in 2010.

    ???????????????????????

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