• Fremdschämen mit Günther Oettinger.

    Von Günther Oettinger kann man halten, was man möchte – Abstand ist vermutlich das allerbeste. Das galt schon hier in Baden-Württemberg, als er – so im Schnelldurchlauf erzählt – bei Drei nicht auf dem Baum war und Ministerpräsident wurde und später aus Gründen völliger Parteiverzweiflung und Amtsverschliss von Kanzlerin Angela Merkel nach Europa in Richtung Brüssel halbwegs gesichtswahrend weggelobt wurde. Danach lief es für die CDU in Baden-Württemberg zwar auch nicht besser, was aber wiederum symptomatisch eben für solche Politiker wie Oettinger ist. Eine Partei ist exakt so schlecht, wie ihr vermeintlich bester Politiker.

    Nun ist Günther Oettinger aktuell EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft. Aus politischer Sicht eine Art Hilfsminister für ein Themenfeld, in dem die EU noch nie und auch nie auch nur ansatzweise eine Weltbedeutung einfahren wird und aus fachlicher Sicht mit Günther Oettinger fast so sinnvoll besetzt wie ich als fiktiver Bundesminister für Leistungssport. Günther Oettinger könne es sich extrem gut gehen lassen und es würde niemandem auffallen, wenn er sich anstatt im Dienstwagen von vier Zofen durch Europa tragen lassen würde, weil sein Amt so herzlich belanglos ist.

    Nein, das passt nicht in das Amtsverständnis von Günther Oettinger. Günther Oettinger will immer etwas sagen. Das wird schon allein durch seine knurrige, näselnde, schnappende Aussprache und durch seinen Dialekt zum Kuriosum. Jede fachliche Äußerung steht aber immer auch unter dem schweren Los, dass er eigentlich noch weniger zu sagen hat, als es eigentlich zu sagen gibt. Oettinger ist nicht in der Lage, sich umfänglich zu informieren, zumindest aber völlig außerstande, etwas dahingehendes vortragen zu können. Ob es eine Faulheit zum Aktenlesen ist, weiß ich nicht, sicherlich kommt auch eine gewaltige Unlust dazu, sich in so ein Themenfeld hineinzuarbeiten, aber immerhin ist er EU-Kommissar. Man könnte es von ihm erwarten, sich sinnvoll auszudrücken und wenigstens keine Peinlichkeiten am laufenden Band zu verströmen.

    Das Thema Netzneutralität scheint ihm wichtig zu sein bzw. vermutlich ist es eher so, dass er verinnerlicht hat, dass er zeigen muss, dass ihm das Thema wichtig sei. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass er zu diesem Thema seit Monaten täglich irgendwo etwas herunterreferiert und nicht eine dieser Äußerung eine mögliche Realität auch nur tangiert. Er versteht die Grundlagen der Vernetzung nicht, des Internets sowieso nicht und versucht dann auch noch, sein Vierteles-Wissen in Analogien zu verpacken, die allesamt fehlschlagen. Es gilt immer die Regel, dass nur Derjenige Analogien verwenden sollte, der auch die Grundlagen kennt, um diese dann vereinfachen zu können. Das kann für einen Günther Oettinger so natürlich nicht gelten.

    Netzneutralität, also die Gleichbehandlung von Datenströmen im Internet (!) ist für Günther Oettinger nicht gut, weil es damit – seiner Meinung nach – nicht mehr gewährleistet sein kann, dass bestimmte Daten „pünktlich“ ankommen, wo auch immer. Autos könnten schlechter kommunizieren, wenn die Tochter auf der Rückbank zu viel in YouTube surft oder Operationen an Lunge oder Herz fehlschlagen, weil auf dem Dorf nicht genügend Internet durch die Leitung kommt. Äpfel, Birnen, Planeten, Taschenrechner und Fußnägel sind einfacher miteinander verglichen.

    Glaubste nicht? Bitte anschnallen, eine Sternstunde der kleinen Gedankenwelt des Günther Oettinger:

    Das, was Oettinger da herunterparliert und sich dabei entlarvend an belanglosen Details und empörten Beleidigungen aufhängt, ist selbstverständlich nicht viel mehr als klassisches Lobbyistengeblubber, höchstwahrscheinlich Wort für Wort auswendiggelernt von den einfachsten Papieren, die ihm da ins Büro hereingetragen werden. Lobbyarbeit ist immer geprägt davon, dass der Lobbyist die zu vermittelnde Information genau auf die fachliche Kapazität und Fähigkeit des Empfängers zuschneidet und dazu braucht es bei Günther Oettinger aus Sicht der Lobbyszene erfreulich wenig.

    Dass es Leitungsvermittlung, Paketvermittlung, dass es bei der Übertragung absicherbare Servicelevels gibt und dass es für hochpriorisierte Anwendungen dedizierte Leitungen gibt – das will ein Günther Oettinger nicht lesen müssen und weil das so ist, schreibt das kein Lobbyist auf seinen Sprechzettel. Der Rest sind dann seine hanebüchenen Analogien aus der Kategorie „Bauernschlau“. Darüber nachzudenken, ist völlig verausgabte Zeit, man muss bei Oettinger streckenweise einfach weghören und wegschauen. Fremdschämen tut hier in Baden-Württemberg bei Günther Oettinger schon längst keiner mehr, denn man tut ihn sich nicht mehr an. Noch nicht mal als CDU-Parteigänger.

    Tröstend also ist, dass auf Günther Oettinger schon längst keiner mehr hört und er auch nicht sonderlich ernstgenommen wird. In der CDU nicht, in Berlin nicht und in Brüssel vermutlich genauso wenig. Oettinger bekommt wirklich alles versemmelt, von der großen politischen Rede bis zur Grußrede in der Dorfkneipe, vom politischen Großprojekt bis zur städtischen Verordnung. Er ist ein prächtiger Vertreter des Typus Politicus, der irgendwie in den Betrieb hereingerutscht ist und zur temporären politischen Deponierung von A nach B herumgereicht wird, auf ewig. Einer, der das Nichtsetzen von Akzenten zum Karrieremotto auserkoren hat und sich bestens damit abfinden kann, wenn er irgendwo auf dem Land den Ehrenteller eines Dorfes vom Schultes überreicht bekommt.

    Demzufolge kann Günther Oettinger nicht viel kaputtmachen, weil er nicht ansatzweise ein Entscheider ist, aber es sind leider genau solche Politiker, die Europapolitik verkommen und Europa für viele Menschen zum Hassobjekt generieren lassen. Wir werden Günther Oettinger aussitzen müssen.

  • Die Multimediacard.

    Meine erste Speicherkarte war eine Multimediacard von Sandisk mit der sagenhaften Speicherkapazität von 16 Megabyte, gekauft im Juni 2001 für den saftigen Preis von 51 Deutschen Mark. Diese Speicherkarte war damals mein so ständiger Begleiter, wie es heutzutage ein USB-Stick oder das Smartphone ist und so konnte ich Daten zwischen Heim und Firma austauschen und auf gemeinsame Datenbestände zugreifen.

    Irgendwann wurde diese Karte logischerweise ersetzt, nämlich von einer SD-Karte und danach von vielen anderen Karten und USB-Sticks. Die Multimediacard war so zu nicht mehr viel zu gebrauchen, auch wenn sie voll funktionsfähig war. Ich speicherte darauf in sehr unregelmäßigen Abständen meine KeePass-Datenbank und einen TrueCrypt-Container.

    Im März 2008 hatte ich dann die Schnapsidee, die Karte in den Garten einzubuddeln. Also nicht mit Verpackung oder Schutzfolie, sondern nackt. SanDisk-Speicherkarten sagt man eine besondere Robustheit nach und irgendwann wollte ich das testen. Nun ist die Karte seit sieben Jahren im Garten vergraben, ich hatte sie zwar noch geistig im Hinterkopf, ich kenne noch genau die Stelle und morgen werde ich sie ausgraben und nachschauen, wie es um die Daten auf der Karte steht. Wirklich geheimes oder unerwartetes erwarte ich nicht zu finden (außer es hat jemand nachträglich etwas darauf gespeichert), aber ich bin mal gespannt, was die Karte noch gespeichert hat und ob sie überhaupt noch eine Multimediacard ist. Und wenn ich sie tatsächlich ausgegraben bekomme und sie noch funktioniert, dann darf sie wieder in die alte Kartenbox hinein, in der sie geliefert wurde. Die liegt nämlich immer noch hier auf meinem Schreibtisch.

  • Fotografiere doch mal in UTC …

    Gelegentlich sind die kleinen Tipps die ganz großen. Zum Beispiel habe ich mir kürzlich darüber geärgert, dass ich tatsächlich einige Monate lang mit meiner Kamera mit Sommerzeit fotografiert habe. Nun gehören diese First-World-Probleme nicht zu den wirklich echten Problemen, die die Welt beschäftigt, aber bei einer Bilderserie, die von einer Sportveranstaltung handelt, nervt es mich doch, zumal diese Bilder dann auch weitergegeben werden. Einen Zeitstempel mit aktiver Sommerzeit auf Bildern vom Dezember zu haben, gehört schon zu den eher lächerlichen Dingen, die man mit einer Digitalkamera anstellen kann.

    Dabei ist die Lösung so herzlich einfach und nennt sich Universal Time Coordinate, abgekürzt als UTC. Das ist ein anderes Wort für die Greenwich-Zeit, die sich nach der Normalzeit in Großbritannien richtet und immer gleich bleibt. Während also Großbritannien irgendwann im Laufe des Jahres ebenfalls in die Sommerzeit wechselt, bleibt die UTC-Zeit immer in der Winterzeit. Aus unserer Sicht bedeutet das, dass die UTC-Zeit im Winter eine Stunde nachgeht und im Sommer zwei Stunden. Muss man sich nicht drum kümmern, die Uhr läuft ja in der Kamera dann immer in UTC-Zeit.

    Wenn man in der Kamera die richtige Zeitzone angibt, nämlich eben die UTC-Zeit bzw. die London-Uhrzeit ohne Sommerzeitverschiebung, dann können auch gängige Bildverwaltungswerkzeuge mit solchen Zeitstempeln problemlos umgehen und sie entsprechend in die tatsächlich hier geltende Uhrzeit umrechnen. Zwar kennt der ursprüngliche EXIF-Standard offenbar keine Zeitzonenangaben, dennoch schreiben die meisten modernen Kameras offenbar entsprechende Informationen in eigene Metainformationen.

  • Elektronisches Fahrtenbuch via OBD2-Schnittstelle.

    Im Frühjahr ist ein neues Auto fällig. Mein guter, alter Astra H wird einem hübschen, giftig motorisierten und in Sachen Leasing unschlagbar günstigen ADAM S weichen, der als Geschäftsauto bei mir einparken wird. Und damit stellt sich automatisch die Frage nach einem Fahrtenbuch. So fully connected, wir wir nun einmal sind, hätte ich gern ein elektronisches Fahrtenbuch, denn auf eine echte Zettelwirtschaft in Sachen Fahrtenbuch habe ich wahrlich keine Lust.

    Problem: Es gibt keine günstige Lösung für ein elektronisches Fahrtenbuch. Denn um als Fahrtenbuch durch die scharfen Vorgaben der hiesigen Finanzbehörden durchzukommen, muss es lückenlos sein und jede Fahrt mit Anfang und Ende, Datum und Uhrzeit und Zweck der Fahrt beinhalten. Und lückenlos bedeutet, dass alle Fahrten protokolliert werden müssen, auch die privaten.

    Sehr praktisch wäre es, wenn das Fahrzeug selbst dies machen könnte, solche Lösungen findet man aber nur bei besseren Mittel- und Oberklassemodellen und da dann auch nur gegen Aufpreis. Mein zukünftiges Auto bringt das von Hause aus nicht mit, mein bisheriger Astra übrigens auch nicht.

    Die einfachste GPS-Lösung via Smartphone.

    Nun gut, denkt man sich, nimmt man halt das Smartphone. Das lässt sich ja mit diversen Apps oder auch Android-Bordmitteln so einrichten, dass es einen virtuellen Ariadnefaden durch die Landschaft zieht. Diese Informationen kann man sich auch aus dem Smartphone ziehen und via Google Maps auch mit Kilometerangaben versehen. Problem dabei ist jedoch, dass diese Daten zum einen ungenau sind und nicht vom Auto stammen. Und hinzu kommt bei vielen Lösungen auch, dass das Tracking logischerweise nicht unterscheiden kann, ob der Ariadnefaden nun im Auto gezogen wird oder vielleicht im Reisebus oder Flugzeug.

    Ergo: Das Finanzamt wird so eine Lösung nicht akzeptieren und das bedeutet im Zweifelsfall bei einer Steuerprüfung, dass alle so ermittelten dienstlichen Fahrten nicht anerkannt werden.

    Mysterium OBD2-Schnittstelle.

    Nun haben alle modernen Autos eine einheitliche Diagnoseschnittstelle, die so genannte OBD2-Schnittstelle. An die stöpselt das Autohaus ihre Diagnosegeräte an, aber auch Hilfsorganisationen wie der ADAC und auch Tuner. OBD2 ist nämlich der Zugang zum so genannten CAN-Bus des Autos und hier fließen praktisch alle Daten eines Autos von Aggregat zu Aggregat. Denn moderne Autos bestehen nicht mehr nur aus „einem Bordcomputer“, sondern in Wirklichkeit aus vielen einzelnen Modulen, die allesamt miteinander kommunizieren müssen.

    Diese OBD2-Schnittstelle ist daher auch der passende Weg, um dort Daten abzugreifen. Denn in all dem Datenstrom, der hier abgezapft werden kann, gibt es auch die Signalisierung, dass der Motor gestartet bzw. abgeschaltet wurde und die gefahrenen Kilometer pro Fahrt. Die Kunst dabei ist nur, mit diesen Daten irgendwie etwas anfangen zu können. Und da kann es sehr, sehr teuer werden.

    Die hübschen (und teuren) Luxuslösungen.

    Es tummeln sich gleich mehrere Anbieter auf dem Markt, die aus der OBD2-Schnittstelle ein mutmaßlich gutes Geschäft in Sachen elektronisches Fahrtenbuch machen. Die Idee dabei ist, einen Dongle an die Schnittstelle anzuschließen, die gleichzeitig einen GPS-Empfänger an Bord hat und die gesammelten Daten dann per Mobilfunk an den eigenen Dienst zu übermitteln. Die stellen dann hübsche Fahrtenbücher zur Verfügung, die finanzamtssicher sein sollen – und vor allem eine Menge Geld kosten. Preislich darf man ab 20 Euro aufwärts auf den Tisch blättern oder für einige hundert Euro den Dongle direkt kaufen. Das ist etwas heftig viel.

    Andere OBD2-Lösungen erfordern ein ständig auf Empfang stehendes Smartphone in der Nähe, um Daten per Bluetooth oder WLAN zu übermitteln. Auch das ist mehr oder weniger Käse, denn das kostet Smartphone-Akku und gibt letztendlich auch Lücken im Fahrtenbuch, wenn das Smartphone nicht auf Empfang ist.

    Der einfache OBD2-Datenlogger für 50 Euro.

    Ich habe dann einfach einmal die Probe aufs Exempel gemacht und einen OBD2-Dongle von Foxwell bestellt, den es hier bei OBD2-Shop.eu für 50 Euro zu kaufen gibt. Dieser Logger lässt sich unter Windows konfigurieren und auf die Parameter, die man haben möchte, einstellen. Danach richtet man noch die genaue Uhrzeit ein und schon kann das Ding an den OBD2-Port des Autos gesteckt werden. Dort loggt das Teil immer dann mit, wenn der Motor läuft und schreibt neben Uhrzeit von Start und Stopp auch die gefahrenen Kilometer auf den Meter genau mit. Nach Angaben des Herstellers reichen die 8 Megabyte Speicherkapazität für rund 300 Fahrstunden aus.

    Das lässt sich dann am Ende mit der Windows-Software zwar recht umständlich auslesen und in Excel konvertieren, hier aber lässt sich dann mit etwas Formelarbeit ein Anfangskilometerstand angeben, der dann bei jeder Fahrt entsprechend hochgezählt wird. Mit einem ordentlich gepflegten Kalender sollte es dann kein Problem sein, die dienstlichen von privaten Fahrten splitten zu können. Wer dann noch auf seinem Smartphone ein GPS-Tracking aktiv hat, kann auch recht übersichtlich einzelne Fahrten bei Bedarf genauer identifizieren.

    Wichtig aber hier ist: Das, was der Dongle mitloggt, enhält keine GPS-Daten und auch keine Daten, die via GPS ermittelt wurden. Das dürfte als Basis für ein elektronisches Fahrtenbuch ausreichen. Ich vergleiche jetzt seit zwei Wochen die so ermittelten Daten mit dem normalen Kilometerstand im Auto (die letztendlich aus den gleichen Daten ermittelt werden) und es passt genau.

  • Zum abgesagten Faschingsumzug in Pforzheim.

    Es folgt eine Polemik, vom ersten bis zum letzten Wort.

    Fasching in unserer Region ist eine sehr ambivalente Angelegenheit. Zentrale Regel: Fasching hat nichts, aber auch rein gar nichts mit Spaß zu tun. Fasching ist harte Arbeit. Die Organisation eines Faschingsumzuges ist richtig viel Arbeit und kostet auch genügend Schotter. Da wird von den Organisatoren deshalb auch erwartet, dass der Zuschauer sich bitteschön auf industrielle Weise darüber zu freuen hat. Also stundenlang Freude vorgaukeln, die Hälfte der Büttenreden nicht verstehen und auch bei den Umzugswagen selten auf den Trichter kommen, um was es eigentlich geht. Und wehe dem, der Fasching nicht als Arbeit versteht und versucht, sich tatsächlich zu freuen …

    Der Fasching.

    2006 war meine erstmalige Teilnahme am Dillsteiner Faschingsumzug in Pforzheim, der traditionell am Dienstagnachmittag stattfindet. Also zu einer Zeit, wo viele Väter entweder noch arbeiten, gerade zurückfahren oder schlicht keinen Bock auf den Umzug im zugigen Stadtteil Dillweißenstein haben und lieber den Tag vor der Glotze bei den echten Fasnachtsveranstaltungen verbringen. 2006 fand mein erster Umzug (von insgesamt dreien) für die SPD statt, was in unserer schwarzen Region ein unglaublicher Skandal zu sein schien. Es war Wahlkampf, es war dummerweise meine Idee.

    Nun erträgt man Fasching im nüchternen Zustand nicht ohne gesundheitliche Spätschäden. Als Organisator hielt ich meinen Alkoholkonsum in sehr engen Grenzen und das war nicht gut. Zu sehen, wie praktisch wirklich jeder der Umzugsteilnehmer und -organisatoren betrunken ist, ist unschön. Keine Sau interessierte unsere vorherige Anmeldung, das Einschreiben in die Teilnehmerliste vor Ort geschah unter Beobachtung von drei uralten und ebenfalls schon auf Pegel stehenden Verantwortlichen und unsere mühevoll gezimmerten Sicherheitsaufbauten auf dem Faschingswagen interessierte letztendlich keine Sau.

    Den Umzug stellen wir uns selbst so vor: 2,5 Kilometer Zufahrt, 200 Meter „heiße Zone“ mit 25 Meter Ehrentribüne der politischen VIP. Dort und auch nur dort findet Beschallung und Kommentierung statt, dementsprechend dort finden sich auf dem Ludwigsplatz auch mehrere tausend Menschen ein. Die 2,5 Kilometer lange Zufahrt ist dann der Umzug, wo das gesamte restliche Publikum herumsteht, zuschaut, auf die Bonbons wartet.

    Nun ist es so, dass in den vergangenen Jahren die Beschaulichkeit des Umzuges verschütt‘ gegangen ist. Es kamen immer mehr so genannte „alkoholisierte Jugendliche“, eine nette Umschreibung für das eigentlich gemeinte Wort „Ausländerkinder“. Die waren zwar oftmals gar nicht betrunken, aber deutlich lauter als die Jugendlichen, die gar nicht mehr zum Umzug kommen. Nennen wir das alles einfach mal „Gendering“, was es eigentlich auch ist. Geschäftsmäßig organisierte Freude, traditionell zu wenig Sicherheitspersonal, eine völlig inhomogene Umzugsstrecke, eine immer kleiner und älter werdende Faschingskultur, die eine Öffentlichkeitsarbeit betreibt, die, nun ja, lassen wir das.

    Die Absage.

    Auf die Pauke hauten die Organisatoren dann im Herbst, als sie verkündeten, dass der Faschingsumzug in 2015 auf der Kippe stehen und kurz vor der Absage stehen würde. Zu wenig Gruppen hätten sich angemeldet und, ja natürlich, die randalierenden und betrunkenen Jugendlichen… ganz großes Problem. Das zog natürlich dann seine großen Kreise durch den Teil der Lokalpresse, der vornehmlich mit dem Bauch und weniger mit dem Kopf geschrieben wird, mit den entsprechenden Nachwirkungen aus dem hobbypolitischen Teil der Bevölkerung. Na klar, die Ausländerkinder sind natürlich schuld. Schlicht rassistische Äußerungen auf hohem Niveau, angetrieben von lokaler Berichterstattung, die die Diskussion in einschlägigen Gruppen und Foren aus Facebook verlinkt und selbst noch befeuert. „Meinung vom Volk“.

    Immerhin, die Organisatoren dachten sich, okay, geben wir dem allem noch eine Chance und warten auf Zusagen von Teilnehmern des Faschingsumzuges. Dann war wieder einige Wochen Ruhe, aber natürlich war das Kinde schon längst ins Wasser gefallen. Auf welche Teilnahmen will man denn warten, wenn man schon vorzeitig angekündigt hat, dass der Umzug aller Voraussicht nach ausfallen wird? Und was will man gegen konservative Lokalpolitiker tun, die diese Steilvorlage dankbar dazu nutzen, um das „Gesamtkonzept des Umzuges mit Streetworkern zu beleuchten“. Also die konservativen Lokalpolitiker, die üblicherweise auf der VIP-Tribüne dann meist die rotesten Nasen haben und das ohne aufgesetzte Knubbelnase.

    Und so kam es dann auch: Es kamen nach Aussage der Lokalpresse nur rund ein Viertel Zusagen gegenüber dem diesjährigen Faschingsumzug und mit unter 20 Gruppen bekommt man auch so einen skurrilen Faschingsumzug wie in Pforzheim nicht zustande. Der Umzug wurde nun endgültig für 2015 gecancelt und schon schwappt wieder eine erstklassig braune und, pardon, frisch gekackte Rassistenscheiße durch die Zeitung und vor allem durch deren Foren und Facebook-Gruppen. Die ach so bösen Ausländerkinder versauen uns hier den guten, alten Faschingsumzug!

    Kann es das sein?

    Nun wissen wir ja schon zu Genüge: Rassismus schürt man nicht durch Hochpolitik, sondern durch das Hinstellen und Rühren von Fäkalieneimern. Dass sich das Publikum bei Faschingsumzügen ändert, ist keine neue Entwicklung, sondern mindestens seit zehn Jahren der Fall. Und selbst wenn man das so feststellt, bleibt immer die Frage, wie man das löst, denn schließlich kann man „Ausländerkinder“ nicht von der Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen ausschließen, was sich dennoch gar nicht so wenige Hobbypolitiker so wünschen dürften.

    Dass die Faschingskultur in unserer Zeit und überhaupt in urbanen Milieus immer schlechter funktioniert, ist ein anderes, größeres Thema. Mit Ideen, wie man auch in heutigen Zeiten diese Kultur zeitgemäß unterbringen könnte, müsste man sich beschäftigen, so wie es alle Sport- und Kulturvereine, die länger als eine Generation überleben wollen, ebenso tun müssen.

    Hier in Pforzheim ist nun wohl eher kaum noch etwas zu holen. Die Diskussion ist schon in die am meisten stinkende Ecke abgedriftet, Pforzheimer Fasching war schon traditionell immer der unwitzigste in der Region und nach einem ausgefallenen Umzugsjahr dürfte es schwierig werden, überhaupt noch einen auf die Beine gestellt zu bekommen.

    Mir vom Prinzip her auch alles wirklich völlig wurst, nur: Es sind nicht die „Ausländerkinder“, die euren Fasching da angeblich kaputtgemacht haben. Es sind Leute wie du und ich, die ein gemeinsames Hobby haben und irgendwie das Problem verkannt haben, dass sich die Zeit schneller dreht, als man dachte. Das passiert den besten Leuten, aber sucht diese Schuld nicht bei anderen.

  • Constanze Beyer (1970 – 2014).

    Normalerweise fehlen mir selten Worte. Und auch das Verfassen von Nachrufen ist eine Sache, die mir sicherlich nicht ganz so leicht aus den Händen gleitet, aber entweder kann man es nicht oder man kann es. Beim Schreiben dieses Nachrufes habe ich aber tagelang nach dem richtigen Einstieg gesucht und als ich das erste Wort hier schrieb wusste ich schon, dass der Einstieg mit ziemlicher Sicherheit der schlechteste ist, den ich je geschrieben habe. Belassen wir es bei dieser Feststellung, denn es geht um einen Menschen, der auch dieses bescheidene Weblog gern gelesen hat.

    Constanze kennengelernt habe ich irgendwann im Jahre 2005 bei einer SPD-Wahlveranstaltung. Ich glaube, es ging um irgendeine Wahlkampfvorbereitung. Und obwohl Constanze zum SPD-Kreisverband Enzkreis gehörte, wollte irgendjemand sie im Wahlkampfteam Pforzheim dabei haben, weil Constanze die Meisterin darin war, Wahlkampfmaterialien zu erstellen. Als technische Zeichnerin, die sich später zur Grafikdesignerin weitergebildet hatte, war sie in Sachen Desktop Publishing so firm, dass mit ziemlicher Sicherheit einer Reihe von Wahlkämpfen eine ganze Armee an Wahlkampfmaterialien gefehlt hätten, wenn Constanze nicht ihre Kreativität da hineingesteckt hätte. Selbstlos oder maximal zum Einstandspreis.

    Und auch wenn Constanze für nicht viel mehr kandidierte als für Kommunalwahlen und dort 2011 mit einem überzeugenden Ergebnis für die SPD in den Ortschaftsrat einzog – eine Erfahrung hatte sie uns allen vorweg: Die Lebenserfahrung einer Frau, die den Krebs vor Jahren einmal überlebte und 2012 mit der Diagnose eines unheilbaren und nur noch halbwegs kontrollierbaren Rezidivs konfrontiert wurde.

    Man musste Constanze niemals erklären, worauf es im Leben ankommt. Und was viel beeindruckender war: Constanze war ein Mensch, dem es in der Öffentlichkeit niemals eingefallen wäre, anderen Leuten zu erklären, worauf es in deren Leben ankommen sollte. Das Herab- und Heraufschauen gab es bei ihr nicht. Das Kunststück, wie sie über ihr Leben und ihre Krankheit reden konnte und dabei jederzeit immer noch das Wohl ihres Gegenübers im Blick hatte und auch in so einer Situation noch über Grafikprojekte reden konnte, haben mich immer wieder geerdet. Selbst im Sommer war sie noch im dortigen Kommunalwahlkampf für ihren Kreisverband aktiv und hat während des Kandidatenfotoshootings die Fotos bearbeitet und freigegeben – schon da war jedes ihrer Engagements immer von ihr entschuldigend eingeleitet, dass man sich doch bitte etwas sputen solle, denn sie wisse ja nicht, wie lange es ihr noch halbwegs gut gehen würde.

    Ihre letzten Tage auf Erden waren eine unbeschreibliche Qual, die Details gehören hier nicht hin. Erwähnen muss man allerdings, dass Constanze auch diesen letzten Weg bemerkenswert gegangen ist und mit vielen Freunden per Messenger in Verbindung blieb. Auch jetzt war Jammern nicht ihr Ding. Wenn da jetzt jemand im Himmel angekommen ist, dann ist das mit Constanze jemand, der da oben gleich an die Arbeit geht und sich bestimmt auch gleich um das Corporate Design der Abteilung der Engel kümmert. Einordnend, gefühlvoll in der Gestaltung, mit besten Verbindungen zu allen Druckereien rundherum und pünktlich liefernd. Constanze macht das schon. Ganz sicher.

  • Dimensionen in Sachen #CometLanding

    Stelle dir einen Ball mit dem Durchmesser von 1,5 Meter vor. Das ist dein Modell des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, der im Original 2 Kilometer groß ist.

    Den bringst du nun 384.400 Kilometer weit auf den Mond und kommst dann wieder zurück auf die Erde. Das Modell der Sonne begegnet dir auf rund einem Viertel dieser Strecke und ist maßstabgetreu etwa 1.000 Kilometer groß.

    Zurück auf der Erde, die übrigens in unserem Modellbaukasten etwa 1 Kilometer groß ist, suchst du dir eine Stecknadel. Eine aus Metall mit einem kleinen Stecknadelkopf. Den sägst du ab. Das ist dein Modell von Rosetta, darauf die Landeeinheit Philae.

    Diesen Stecknadelkopf schießt du kontrolliert mit einer winzigkleinen Ariane-Rakete kontrolliert etwa 10 Zentimeter in die Luft. Die Höhe deines Erdorbits.

    Von dort musst du nun deinem Stecknadelkopf genau den Drive geben, damit er so viel Schwung bekommt, um zum 1,5 Meter großen Ball auf den Mond zu fliegen und dort auf einen Orbit einschwenken kann. Der Schwung muss so sitzen, dass der Flug 10 Jahre dauert, komme aber mit deinem Stecknadelkopf bitte genau auf den Tag an deinem Ball auf dem Mond an.

    Kleines Hindernis ganz am Ende deiner Reise, direkt an deinem Ball: Du kannst deinen Stecknadelkopf nicht mehr per Echtzeit steuern, noch nicht mal ansatzweise. Jedes Signal ist 28 Minuten unterwegs. Und zwar von einer bis zur anderen Seite. Der Rückweg für die Antwort dauert noch mal 28 Minuten. Und du hast keine Ahnung, wie dein Landeplatz aussehen könnte, wie überhaupt der Ball aussieht und weißt eigentlich nur, dass du genau eine einzige Chance hast, das Ding auf diesen fast schwerelosen Ball zu kleben und dass selbst nach einer perfekten Landung das Ding nur ein paar Wochen Forschungszeit hat, bevor es kaputt gehen wird.

    Willkommen in der modernen Raumfahrt. Und glaube jetzt nicht mehr, dass die Leute bei der ESA, der DLR, aber auch der NASA, Roscosmos und allen anderen Raumfahrtagenturen dieser Welt Verrückte sind. Du weißt es nun, dass sie es eindeutig sind.

  • Kabel BW – und draußen bist du.

    Ich kann ja inzwischen auf 16 Jahre IT-Support zurückblicken und mit gutem Gewissen sagen, dass mich in Sachen IT-Probleme und -Leidensberichten so schnell nichts mehr umhaut. Technik versagt, Menschen versagen auch und in dieser Kombination kommt selten etwas gutes dabei heraus, wenn sich nicht einer hinstellt und das Problem in die Hand nimmt. Man glaubt es mitunter kaum, wie wenig Menschen es gibt, die letzteres dann auch tatsächlich mal tun.

    Zur Zeit kann ich sehr anschaulich beobachten, wie es sich der Kabelnetzprovider Kabel BW bei einem Kunden von mir verscherzt. Business-Kunde, Internet&Telefon-Flat mit 100 Mbit/s Bandbreite für schlappe 80 Euro im Monat. Also kein Billighosting, sondern richtig etwas bezahlt dafür. Ich habe zwar das alles nicht empfohlen und das nicht erst nach der folgenden Odyssee, aber nun ist es einmal so. Der Zugang wurde beantragt und damit beginnt die Geschichte.

    Aller Anfang ist gut.

    Kurzum: Den Bestellvorgang kann Kabel BW und es wäre eine sehr kurze Geschichte hier geworden, wenn Kabel BW es nicht perfektioniert hätte, den an sich komplexen Vorgang von Internet über das Kabelnetz soweit zu optimieren und zu verpacken, dass es einigermaßen industriell aussieht. Das beginnt damit, dass die TV-Verkabelung aus den 1980er Jahren stammt. Da wurde zwar einst das beste Kabel von der damaligen Deutschen Bundespost – klar, alles steuerfinanziert – verbuddelt, aber die grundlegende Netzstruktur bei Kabelnetzen ist vornehmlich für das einseitige Verbreiten von Fernsehsignalen gedacht gewesen und deshalb endet das Kabel am Kabelverteiler im Keller.

    Immerhin: Kabel BW schickt zur erstmaligen Installation einen Techniker, der von dort ein Kabel bis zum gewünschten Aufstellraum des Routers legt und auch anschließt. Meist sogar Kabel der richtigen Sorte und meist wird auch fachmännisch angeschlossen, was nicht unbedingt normal ist, denn der Außendienstler war ein Subunternehmer eines Unternehmens, der für Kabel BW tätig ist.

    Großes Handicap: Kabel BW bringt seinen eigenen Router mit, es herrscht Routerzwang. Das ist in diesem Fall eine kastrierte und auf Kabel BW gebrandete Fritzbox 6490, die einen Teil der Konfiguration von Kabel BW erhält – und nur von dort. Die Netzeinstellungen und auch die Einstellungen für die VoIP-Rufnummern sind vom Endnutzer nicht konfigurierbar. Für mich persönlich ein No-Go, denn entweder gehört der Router mir oder meinem ISP und wenn letzteres der Fall ist, kann der Router überall steht, nur nicht bei mir.

    Aber okay, meinen Kunden stört das nicht und Kabel BW durfte alles schön aufbauen und es funktionierte sogar alles erst einmal.

    Die Probleme.

    Funktionieren tat es allerdings nur ein paar Tage zufriedenstellend, dann gab es die ersten schwerwiegenden Probleme. Und die sahen so aus, dass die Fritzbox offenbar irgendwann die Verbindung verlor, durchstartete und danach jungfreulich dastand. Die Box kam danach zwar wieder ins Internet, alles andere war aber vergessen … lokale Netzeinstellungen, DHCP-Serving, DECT-Einstellungen, Telefonbuch. Das ist ziemlich unschön, weil es einen Vor-Ort-Einsatz von mir erforderlich machte. Einmal. Und auch ein zweites Mal.

    Beim dritten Mal hatte ich die Nase voll und bat den Kunden, sich doch bitteschön mal mit Kabel BW in Verbindung zu setzen zwecks Analyse der Problematik. Auf fremde Router kann ich nicht schauen und bitteschön… ich repariere nicht Router fremder Leute, die dafür auch noch Geld verlangen.

    Die Inkompetenzen beim Telefonsupport.

    Telefonsupport ist so eine Sache. Macht keinem Spaß, dem Kunden nicht und dem Dienstleister und seinem Subunternehmer auch nicht. Telefonsupport ist Quälerei. Aber es geht nun mal nicht ohne. Immerhin müssen Business-Kunden nicht in die richtig üblen DDR-Intershop-wir-haben-heute-Bananen-Warteschleifen, sondern haben eine eigene „Business-Hotline“, bei der die Wartezeit auf schmale 5 Minuten beschränkt ist. Zwar wird man auch da gern mal genau da abgeworfen, wenn das Freizeichen des nächsten, extra für mich reservierten Mitarbeiters ertönt, aber nach 10 Minuten hatten wir tatsächlich einen Menschen am Telefon.

    Der auch vieles tun wollte. Er wollte die Leitung messen, er wollte Probleme sehen, er wollte die „zuständige Fachabteilung“ informieren und einen Techniker rausschicken und hatte das dann wohl bedauerlich nach dem Anruf verschwitzt, denn der versprochene Rückruf erfolgte nicht. Ein zweiter Anruf meines Kunden zwei Tage später war dann schon nicht mehr so lustig, was auch die Supportdrohne erkannte und umgehend für einen Techniker sorgen wollte. Das war Freitagmorgen und der Techniker kam dann auch schon am Montagmittag, nachdem wir am Montagmorgen nochmal an der Hotline daran erinnern mussten.

    Der Techniker und das mit dem Halbwissen.

    Der Techniker war dann wieder ein Subunternehmer der, sagen wir es freundlich, bescheidenen Wissensklasse. Von Netzwerktechnik verstand er so viel, dass er irgendein Gerät an die Leitung anschloss und befand, dass der Leitungsdurchmesser zu klein sei und der Kabelwiderstand zu hoch. Wohlgemerkt, die Leitung, die vor einigen Wochen von einem Kollegen von ihm verlegt wurde. Gut, soll alles nicht mein Problem sein, ist ja sein Kabel und er tauschte das alles dann auch brav aus.

    Und weil er offenbar auch nicht so recht seinen Worten glauben mochte, tauschte er auch gleich noch die Fritzbox aus. Allerdings ohne einen Export der Konfiguration, so dass nach seinem Besuch erst einmal nichts funktionierte. Was auch seiner Aussage nach so sein müsse, denn Kabel BW schicke einige Stunden danach die Netzkonfiguration auf das Gerät.

    Das ist natürlich alles nur so halbhalb richtig, denn tatsächlich schickt Kabel BW nur die reine Netzkonfiguration und die Telefoneinstellungen auf den neuen Router. Und das natürlich auch erst dann, wenn der neue Router in der Kabel-BW-Technik als Router eingetragen wird, was der Techniker offenkundig vergaß. Sprich: Hätten wir am nächsten Tag nicht die Kabel-BW-Hotline angerufen und hätte der dortige Supporter nach der Durchsage der MAC-Adresse der neuen Box mal in seinen Computer hineingeschaut, hätten wir vermutlich bis an das Ende aller Tage darauf warten können, je wieder Internet über diesen Anschluss zu bekommen. Ich gab dem Herrn also die MAC-Adresse der Fritzbox durch, die er sich von mir von der Rückseite der Fritzbox hat vorlesen lassen.

    Alles klar, so der Hotliner dieses Mal, er sehe jetzt auch die neue Box und könne nun die neue Konfiguration von der „zuständigen Fachabteilung“ aufdrücken lassen. Einige Stunden könne das aber dauern.

    Geht es? Oder geht es nicht?

    Kurzum: Auch nach einigen Stunden ging der Internet-Zugang nicht. Zwar bekam die dumme Box in der Zwischenzeit eine IP-Adresse, Subnetzmaske und DNS-Server, allerdings lässt Kabel BW einen nicht vom eigenen System authentifizierten Router nicht ins Internet. Nanu, sagst du dir vielleicht, der Hotliner hatte doch im letzten Gespräch gesagt, dass es nun dann gehen müsse?

    Ja, eigentlich schon. Wenn der Hotliner seine Hausaufgaben richtig gemacht hätte. Denn die MAC-Adresse, die auf der Rückseite der Fritzbox steht, ist nicht die MAC-Adresse, die Kabel BW zur Authentifizierung ihrer Fritzboxen verwendet. Die muss dazu umgerechnet werden und das geht im Support-Tool von Kabel BW. Hat aber der Kollege Hotliner wohl nicht getan und damit die falsche MAC-Adresse im System hinterlegt. Kabel BW wartet also auf eine MAC-Adresse zur Authentifizierung, die allerdings nicht kommen wird, wenn ich morgen nicht da nochmal anrufe und dem Mitarbeiter mitteile, dass er doch bitte mal die gestern von seinem Kollegen abgefragte MAC-Adresse einmal überprüft und korrigiert. VLAN-Tagging geht halt nicht gut aus, wenn man MAC-Adressen nicht wirklich akribisch kontrolliert.

    Der gemeine Kunde wäre spätestens hier völlig ahnungslos ausgeliefert, würde vielleicht wieder einen Techniker kommen lassen, vielleicht würde wieder die Superkompetenz in Person anwackeln, wieder die Fritzbox austauschen, wieder die neue Box nicht registrieren lassen …. etc. etc. etc. Vielleicht tue ich dem lokalen Außendiensttechniker ja wirklich Unrecht und ich entschuldige mich auch vorsorglich dafür, dass ich ihn eigentlich für nichts tauglich halte, für rein gar nichts. Tischkick-Amateur herumirrend in der Champions League. VfB-Fan.

    WTF?

    Ich weiß nicht, was ich hier empfehlen würde. Ich weiß nur: Ich traue weiterhin keinem ISP, der mir einen Router aufzwingt und bei dem ich nicht zu 100 % alles selbst eintragen kann und bei dem ich auch nicht weiß, ob er sich an Authentifizierungsstandards hält oder nicht. Es ist nicht nur so, dass der ISP bei Routerzwang kaum Lösungen für Vorfälle kennt, die eben durchs Raster fallen, sondern es ist auch so, dass es in so einem Kunden-ISP-Beziehungsumfeld unglaublich kompliziert ist, neutralen IT-Service zu geben. Wenn ich all meine Analyse- und Lösungsversuche meinem Kunden in Rechnung stellen würde, die ich jetzt betreiben musste, wäre sein Internet-Zugang für die nächsten 12 Monate nicht bei 70 Euro, sondern mindestens beim Doppelten. Ohne externen IT-Service ist so ein, pardon, Internet-Murks aber gar nicht zu bewältigen.

    Ach, Google, wann kommst du endlich mit Google Fiber nach Deutschland?

  • Font-Manager für Windows der Extraklasse: Printer’s Apprentice.

    Wer viel mit Schriften unter Windows arbeitet, kennt das Problem: Die eingebaute Schriftenverwaltung von Windows in der Systemsteuerung ist nichts über Freunde der guten Übersicht. Inzwischen gibt es unter Windows zwar keine zahlenmäßige Beschränkung bei installierten Schriften und auch längere Namenslisten werden verhältnismäßig schnell ausgegeben, aber wer nach bestimmten installierten Schriften suchen muss oder nicht alle seine Schriften ständig installiert haben will, der ist ziemlich verloren. Da schielt man dann schon gelegentlich neidisch zu MacOS, für das eine ganze Reihe von sehr schönen Font-Managern existieren.

    Nach einer ganzen Weile Suche habe ich letztes Jahr dann doch ein kleines Windows-Tool mit dem Zungenbrechernamen „Printer’s Apprentice“ der kleinen US-Softwareschmiede Lose Your Mind Development gefunden, ausprobiert und nach der Testzeit für 24,99 US-Dollar auch gleich mal gekauft. Denn Printer’s Apprentice, auf Deutsch übersetzt in etwa „der Stift/Gehilfe des Druckers“ ist genau das. Ein kleines, flottes und mächtiges Werkzeug zur Schriftenverwaltung und zur schnellen In- und Deinstallation von Schriften in Windows.

    Die Installation und der erste Start.

    Die Installation ist herzlich einfach und der erste Start ist erst einmal verwirrend: Denn bei jedem Start fragt das Programm über die Benutzersteuerung nach erweiterten Windows-Rechten – die es jedoch zwingend braucht, um den Windows-Schriftenordner beeinflussen zu können. Da Printer’s Apprentice aus meiner Beobachtung heraus sorgfältig mit dem Windows-Schriftenordner umgeht, kann man diese erweiterten Rechte durchaus gewähren.

    Printer's Apprentice

    Nach dem Start zeigt sich eine aufgeräumte Oberfläche, die in der linken Leiste die Auswahl darüber gibt, was man sich anschauen möchte: Installierte Fonts, einzelne Font-Dateien bzw. -Ordner oder Font-Gruppen. Während die ersten beiden Registerkarten selbsterklärend sein dürften, sind die Font-Gruppen besonders interessant. So ein Ordner für Font-Gruppen lässt sich in den Einstellungen („Tools“ – „Options“) konfigurieren und dieser wird dann hier in der Font-Gruppenansicht mit allen Unterordnern sauber angezeigt. Beim erstmaligen Aufruf einer solchen Font-Gruppe wird beim Anhaken der Funktion „Read sub folders“ ein kompletter Scan aller Font-Dateien vorgenommen und eine Voransicht generiert, die sich dann rechts in voller Pracht anschauen lässt. Mein rund 13.000 Font-Dateien schwerer Font-Gruppenordner war in ca. 2 Minuten erstmalig gescannt. Da Printer’s Apprentice die Voransichten cacht, ist ein späterer Aufruf nicht mehr ganz so langandauernd. Zudem möchte die Softwareschmiede diesen Scan zukünftig noch weiter verbessern, so dass hier die eigentliche Killerfunktion von Printer’s Apprentice bleibt.

    Die Übersicht

    Was Printer’s Apprentice sehr gut macht, ist das Auslesen von Meta-Informationen aus den Schriftendateien, die in den Dateiformaten TrueType, OpenType (auch PostScript-basiertes OpenType) und Adobe Type 1 vorliegen dürfen. In diese Meta-Informationen können (tun aber leider nicht alle) Autoren von Schriftarten beispielsweise neben den Gewichtungen (also Regular, Bold, Light etc.) auch definieren, ob die Schrift Serif, Sans-Serif, Monospaced etc. ist. Informationen, mit denen eine Auswahl einer passenden Schrift aus größeren Beständen deutlich einfacher werden kann, wenn denn eben auch alle Schriftenhersteller bei den Meta-Informationen etwas mehr mitdenken würden.

    Schön wird es jedoch, wenn man sich durch einen Bestand an Schriften durcharbeitet und eine Auswahl an Schriften zusammenstellen möchte, was sich in Printer’s Apprentice bewerkstelligen lässt, ohne dass auch nur eine Schriftdatei direkt in Windows installiert werden müsste. Und dann diese Auswahl mit einem eigenen Text live anschauen und vielleicht dann als Testdruck ausgeben möchte. Denn das alles macht Printer’s Apprentice dann auf Knopfdruck mit zusammengestellten Sets und auch mit importierbaren Textvorlagen in der gewünschten Textgröße, so dass auch im Produktivbetrieb sehr schön eine Auswahl an Schriften zusammengestellt werden kann. Wer besonders viel Papier bedrucken will, kann auch von jeder Schriftdatei eine Probeseite ausgeben lassen oder auch gesammelt eine Übersichtsseite einer Schriftenfamilie. Das sieht dann genauso übersichtlich aus, wie die recht begehrten (und teuren) Musterbücher der großen Schriftenanbieter.

    Das Zusammenspiel mit dem Windows-Schriftenordner

    … ist völlig problemlos. Schriften können direkt aus Printer’s Apprentice in Windows installiert und auch wieder deinstalliert werden. Das wirklich schöne ist, dass auch hier bei allen Windows-Schriften die Voransicht inklusive dem Herauslesen der Meta-Informationen in Printer’s Apprentice funktioniert und man auf einen Schlag sieht, was alles im Windows-Schriftenordner ist. Und auch der Export von Dateien aus dem Windows-Schriftenordner in eigene Font-Gruppen funktioniert problemlos.

    Kompatibilität, Preis, Updates?

    Kompatibel ist Printer’s Apprentice von Windows XP bis 8.1 mit allen Funktionen und auch dem Zugriff zum Windows-Schriftenordner. Der Preis ist mit 24,99 US-Dollar für die Installation auf maximal zwei Computern meiner Meinung nach absolut in Ordnung, Update-Versionen gibt es später dann gar nur für 15 US-Dollar. Bezahlt werden kann der Lizenzschlüssel mit Kreditkarte oder PayPal. Wartungsupdates gibt es verhältnismäßig wenige, ich tippe mal aus meiner Beobachtung grob auf einen halbjährlichen Update-Rhythmus, der aus dem Programm heraus gestartet werden kann.

    Einziger Nachteil von Printer’s Apprentice, wenn man es so sehen möchte: Das Programm gibt es nur in englischer Sprache. Das ist aber verschmerzbar, denn ansonsten ist Printer’s Apprentice ein echter Helfer in den Fluten von Windows-Fonts.

  • Mea culpa, Microsoft.

    Tut mir leid, Microsoft, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe dich heute grundlos beschuldigt. Ich habe nämlich auf meinem Windows-Rechner ein komplettes Systemabbild als Backup erstellt und auf mein Netzlaufwerk gespeichert und mich eine Weile schwer darüber geärgert, wie ultralangsam das Windows-eigene Backup arbeitet und ich gut 3 Stunden darauf warten musste. Ihr seid aber gar nicht schuld gewesen, sondern mein Switch, an dem PC und NAS angeschlossen sind.

    Denn der ist nur ein 100-Mbit/s-Ethernet-Switch. Das ist zwar im T-DSL-Zeitalter immer noch ganz flottig, aber wenn man mit Operationen zu tun hat, die man auf anderen Geräten gern auch mal mit USB macht, dann sind 100 Megabit pro Sekunde ziemlich wenig. Die rein rechnerischen 3 Stunden passten dann auch ganz gut ins Schema der 120 Gigabyte, die das Backup auf die NAS geschaufelt hat.

    Morgen ist also ein Gigabit-Switch fällig, zumal alle Netzwerkanschlüsse im Homeoffice schon seit Jahren gigabit-fähig sind. Warum sich das noch nicht bis zu mir in Sachen Switch gesprochen hat, kann ich so gar nicht beantworten, ich bin selbst erstaunt darüber.

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