Im Frühjahr ist ein neues Auto fällig. Mein guter, alter Astra H wird einem hübschen, giftig motorisierten und in Sachen Leasing unschlagbar günstigen ADAM S weichen, der als Geschäftsauto bei mir einparken wird. Und damit stellt sich automatisch die Frage nach einem Fahrtenbuch. So fully connected, wir wir nun einmal sind, hätte ich gern ein elektronisches Fahrtenbuch, denn auf eine echte Zettelwirtschaft in Sachen Fahrtenbuch habe ich wahrlich keine Lust.
Problem: Es gibt keine günstige Lösung für ein elektronisches Fahrtenbuch. Denn um als Fahrtenbuch durch die scharfen Vorgaben der hiesigen Finanzbehörden durchzukommen, muss es lückenlos sein und jede Fahrt mit Anfang und Ende, Datum und Uhrzeit und Zweck der Fahrt beinhalten. Und lückenlos bedeutet, dass alle Fahrten protokolliert werden müssen, auch die privaten.
Sehr praktisch wäre es, wenn das Fahrzeug selbst dies machen könnte, solche Lösungen findet man aber nur bei besseren Mittel- und Oberklassemodellen und da dann auch nur gegen Aufpreis. Mein zukünftiges Auto bringt das von Hause aus nicht mit, mein bisheriger Astra übrigens auch nicht.
Die einfachste GPS-Lösung via Smartphone.
Nun gut, denkt man sich, nimmt man halt das Smartphone. Das lässt sich ja mit diversen Apps oder auch Android-Bordmitteln so einrichten, dass es einen virtuellen Ariadnefaden durch die Landschaft zieht. Diese Informationen kann man sich auch aus dem Smartphone ziehen und via Google Maps auch mit Kilometerangaben versehen. Problem dabei ist jedoch, dass diese Daten zum einen ungenau sind und nicht vom Auto stammen. Und hinzu kommt bei vielen Lösungen auch, dass das Tracking logischerweise nicht unterscheiden kann, ob der Ariadnefaden nun im Auto gezogen wird oder vielleicht im Reisebus oder Flugzeug.
Ergo: Das Finanzamt wird so eine Lösung nicht akzeptieren und das bedeutet im Zweifelsfall bei einer Steuerprüfung, dass alle so ermittelten dienstlichen Fahrten nicht anerkannt werden.
Mysterium OBD2-Schnittstelle.
Nun haben alle modernen Autos eine einheitliche Diagnoseschnittstelle, die so genannte OBD2-Schnittstelle. An die stöpselt das Autohaus ihre Diagnosegeräte an, aber auch Hilfsorganisationen wie der ADAC und auch Tuner. OBD2 ist nämlich der Zugang zum so genannten CAN-Bus des Autos und hier fließen praktisch alle Daten eines Autos von Aggregat zu Aggregat. Denn moderne Autos bestehen nicht mehr nur aus “einem Bordcomputer”, sondern in Wirklichkeit aus vielen einzelnen Modulen, die allesamt miteinander kommunizieren müssen.
Diese OBD2-Schnittstelle ist daher auch der passende Weg, um dort Daten abzugreifen. Denn in all dem Datenstrom, der hier abgezapft werden kann, gibt es auch die Signalisierung, dass der Motor gestartet bzw. abgeschaltet wurde und die gefahrenen Kilometer pro Fahrt. Die Kunst dabei ist nur, mit diesen Daten irgendwie etwas anfangen zu können. Und da kann es sehr, sehr teuer werden.
Die hübschen (und teuren) Luxuslösungen.
Es tummeln sich gleich mehrere Anbieter auf dem Markt, die aus der OBD2-Schnittstelle ein mutmaßlich gutes Geschäft in Sachen elektronisches Fahrtenbuch machen. Die Idee dabei ist, einen Dongle an die Schnittstelle anzuschließen, die gleichzeitig einen GPS-Empfänger an Bord hat und die gesammelten Daten dann per Mobilfunk an den eigenen Dienst zu übermitteln. Die stellen dann hübsche Fahrtenbücher zur Verfügung, die finanzamtssicher sein sollen – und vor allem eine Menge Geld kosten. Preislich darf man ab 20 Euro aufwärts auf den Tisch blättern oder für einige hundert Euro den Dongle direkt kaufen. Das ist etwas heftig viel.
Andere OBD2-Lösungen erfordern ein ständig auf Empfang stehendes Smartphone in der Nähe, um Daten per Bluetooth oder WLAN zu übermitteln. Auch das ist mehr oder weniger Käse, denn das kostet Smartphone-Akku und gibt letztendlich auch Lücken im Fahrtenbuch, wenn das Smartphone nicht auf Empfang ist.
Der einfache OBD2-Datenlogger für 50 Euro.
Ich habe dann einfach einmal die Probe aufs Exempel gemacht und einen OBD2-Dongle von Foxwell bestellt, den es hier bei OBD2-Shop.eu für 50 Euro zu kaufen gibt. Dieser Logger lässt sich unter Windows konfigurieren und auf die Parameter, die man haben möchte, einstellen. Danach richtet man noch die genaue Uhrzeit ein und schon kann das Ding an den OBD2-Port des Autos gesteckt werden. Dort loggt das Teil immer dann mit, wenn der Motor läuft und schreibt neben Uhrzeit von Start und Stopp auch die gefahrenen Kilometer auf den Meter genau mit. Nach Angaben des Herstellers reichen die 8 Megabyte Speicherkapazität für rund 300 Fahrstunden aus.
Das lässt sich dann am Ende mit der Windows-Software zwar recht umständlich auslesen und in Excel konvertieren, hier aber lässt sich dann mit etwas Formelarbeit ein Anfangskilometerstand angeben, der dann bei jeder Fahrt entsprechend hochgezählt wird. Mit einem ordentlich gepflegten Kalender sollte es dann kein Problem sein, die dienstlichen von privaten Fahrten splitten zu können. Wer dann noch auf seinem Smartphone ein GPS-Tracking aktiv hat, kann auch recht übersichtlich einzelne Fahrten bei Bedarf genauer identifizieren.
Wichtig aber hier ist: Das, was der Dongle mitloggt, enhält keine GPS-Daten und auch keine Daten, die via GPS ermittelt wurden. Das dürfte als Basis für ein elektronisches Fahrtenbuch ausreichen. Ich vergleiche jetzt seit zwei Wochen die so ermittelten Daten mit dem normalen Kilometerstand im Auto (die letztendlich aus den gleichen Daten ermittelt werden) und es passt genau.
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