Meine ältesten Mailarchive stammen aus dem Jahre 1997, damals noch erstellt mit dem Netscape Navigator bzw. der darin eingebetteten Mailfunktion. Und auch heute noch nutze ich Mozilla Thunderbird, das (zumindest ideell) ein Kind des Navigators ist.
Traditionell nutzte der Netscape Navigator und später auch Mozilla Thunderbird für das Mailarchiv das so genannte „mbox“-Format. Das sieht so aus, dass für jeden Ordner, der im Mailprogramm angelegt ist, eine Datei im Dateisystem angelegt wird. Liegen Mails in diesem virtuellen Mailordner, werden diese alle in dieser einen Datei gespeichert.
Das funktioniert so lange prächtig, wie man relativ wenig Mails und dann auch noch vor allem sehr kleine Mails darin archiviert. Nur ein Beispiel: Mein Mailarchiv aus dem Jahre 2001 besteht aus gut 4.000 Mails und die sind zusammen gerade einmal 11 Megabyte (!) groß. Die rund 10.000 Mails aus dem Jahre 2018 brauchen schlappe 2,2 Gigabyte. Und die sind alle tatsächlich in einer Datei gespeichert, wenn man diese Mails in einem einzigen virtuellen Verzeichnis hat.
Demzufolge ist das mbox-Format zwar immer noch funktional, aber fehleranfällig und vor allem langsam. Es gibt zwar in Thunderbird eine Indexdatei zum Auffinden der einzelnen Mails in den riesigen Dateien, aber richtig praktisch ist das nicht mehr, weil für jede neue Mail die gesamte Datei angefasst werden muss. Neue Mails werden zwar nur angehängt und alte so markiert, dass sie erst bei einem Bereinigungsvorgang entfernt werden, dennoch ist das alles mühselig. Und im übrigen im Zeitalter von SSD-Festplatten ein Hort für viele unnötige Schreiboperationen.
maildir als moderne Antwort
Daher gibt es das so genannte „maildir“-Format, dass im Prinzip nicht mehr alle Mails eines virtuellen Verzeichnisses in eine Datei packt, sondern als einzelne Dateien in ein echtes Dateisystemverzeichnis. Heute brauchen wir uns um Zugriffsgeschwindigkeiten nicht mehr sonderlich scheren und können den direkten Dateizugriff auf einzelne Mails locker leisten. Zwar gibt es auch bei maildir einen Index, aber der Zugriff auf einzelne Dateien und Mails ist erheblich schneller und vor allem stabiler.
Kleiner Nachteil: Das Kopieren von wirklich großen Mailarchiven dauert deutlich länger, weil viele einzelne Dateioperationen nötig sind, als nur das verschieben von sehr großen mbox-Dateien. Aber das ist aus meiner Sicht tolerierbar, da ich – inzwischen – selten wirklich große Mailarchive kopiere.
maildir aktivieren
Wollte ich hier eigentlich erklären, aber Mozilla hat hierzu einen inzwischen sehr umfangreichen und guten Artikel:
Sehr wichtig: maildir funktioniert zwar bei mir stabil und problemlos, ist aber tatsächlich immer noch eine experimentielle Implementierung. Daher ist es unumgänglich, vorher (!) das gesamte (!!) Mailarchiv wegzusichern. Das sollte man sowieso regelmäßig machen, egal ob durch das Kopieren der Mails oder durch eine zentrale Systemsicherung.
Ich schreibe es sicherheitshalber nochmal: Mache eine Datensicherung vorher!
Schreibe einen Kommentar