Der Tag im Delirium.

Nach der zweiten Inhalation heute (irgendeine seltsame Salbe mit massiv konzentriertem Eukalyptusöl in heißem Wasser) geht es wieder so ganz langsam aufwärts. Die gestrige Nacht war mal wieder eine völlig unbrauchbare, ich kam gefühlte null Minuten dazu, ein Auge zuzudrücken. Ich habe dann mit laufender und doch ständig verstopfter Nase einige Dutzend Seiten von Frank Schätzings Lautlos gelesen. Ein grandioses Buch, in dem Schätzing Science-Fiction schon wieder so unglaublich unwiderstehlich schreibt, dass man das Buch selbst in den ersten 50 Seiten kaum noch weglegen kann.

Ansonsten habe ich den Nachmittag mal wieder dazu genutzt, einmal quer durch die Wikipedia zu surfen – von einem Wikilink zum nächsten und eigentlich ist das genau die Weise, wie ich früher als Kind auch ein Lexikon lesend auseinander genommen habe. Dabei ist mir in den Sinn gekommen, dass unsereiner bei so einer Wikipedia-Surfstunde nichts anderes tut, wie als Kind der Verwandtschaft Löcher in den Bauch zu fragen: „Du, Papa, was ist eigentlich Soundso?“ Und ich konnte als Kind in solche Frageattacken sehr hartnäckig werden.

Ein Brockhaus oder anderes, mehrbändiges Lexikon war aus finanziellen Gründen natürlich nicht drin. Diverse Kinderlexika und einbändige Werke habe ich noch heute hier im Bücherregal, es war jedoch immer sehr ätzend, Erklärungen zu suchen, die natürlich nicht darin zu finden waren. Also immer alles schön notiert, mit dem Zettel in die Bücherei gegangen und dort nachgelesen. Dort gab es dann auch die dicken Wälzer, die aber natürlich nicht ausgeliehen werden durften. Also alles hübsch aufs Wägelchen packen, alles in den Lesesaal schaukeln, lesen und Notizen machen. Und so wie Besim dann halt ist, hat er diese Notizen dann mit nach Hause genommen und, ein Traum für jeden Migrationspolitiker, fein säuberlich gelocht und abgeheftet. Verstanden hat das keiner.

Ich sehe diese Wikipedia-Attacken deshalb auch gern als Überbleibsel aus der Zeit an, in denen „Wissen“ vor allem erst einmal mit „Laufen“ verbunden waren. Ich habe es echt gehasst.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Der Tag im Delirium.“

  1. Avatar von miriam.nord

    Wie süß ist das denn? Ich habe früher auch jede Menge Zeit in der Bibliothek verbracht. Was habe ich da alles gelesen… Direkt nach Schulschluß querbeet angefangen in der Kinderabteilung runter zu den SienceFiction-Sachen rüber in die Romane des 18-19.Jahrhunderts (romantisch… hach), zwischendurch immer was populärwissenschaftliches (Physik!)… Dann um 17.00 mit schlechtem Gewissen wieder nach Hause geeilt, um ja vor den Eltern da zu sein und wenigstens den Anschein zu geben, die Pflichten an Hausarbeit angefangen zu haben… War das schön, komplette Regale gingen bald auf mein Konto. Hoffentlich bist du wieder auf dem Damm.

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