Dass ich mich mit meinem Samsung Galaxy S2 auf das CyanogenMod-Eis gewagt habe, also einer so genannten Aftersales-Firmware, die nicht offiziell von Samsung gepflegt und auch nicht empfohlen wird, passierte aufgrund akuter Langeweile und Genervtheit auf die Art und Weise, wie Samsung für seine Smartphones Android pflegt.
Zum einen dauert es gewaltig lange, bis Samsung die Android-Basis für seine Firmware aktualisiert. Für mein Galaxy S2 ist beispielsweise noch 4.0.4 aktuell, während es auf dem Markt bereits 4.1.2 und nun auch schon 4.2 gibt. Es ist fest damit zu rechnen, dass das kommende Update schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder auf eine alte Android-Basis setzen wird. Und interessanterweise interessiert das alles bei Samsung niemanden, auch nicht das Bugfixing, was den kleineren Android-Updates zugrunde liegt.
Zum anderen pflegt Samsung bei seinen Firmware-Paketen eine typisch fernöstliche Kultur: Alles reinpacken und vorinstallieren, ohne Rücksicht auf Übersichtlichkeit. Das erste, was ich beim Starten meines Samsung Galaxy S2 im Mai 2011 dachte: Du liebe Zeit … die vorinstallierten Apps verteilten sich auf zwei Seiten des Launchers und genügend dieser vorinstallierten Software habe ich nicht ein einziges Mal gestartet. Dass man bei Samsung es mal so verstehen könnte, dass man Software optional zum Download anbietet und nicht von Hause aus die Smartphones zumüllt – unmöglich.
CyanogenMod geht in seinen Firmware-Paketen da den minimalistischen Weg: So pures Android wie nur möglich, dafür jedoch auf Geschwindigkeit optimiert und von Hause aus offen, also mit Superuser-Rechten. Was man von CyanogenMod und von der Installation jeglicher Aftersales-Firmware andererseits nicht erwarten darf: Eine sehr einfache Installation. Alle Aftersales-Firmwares sind mehr oder weniger komplex zu installieren, zumindest beim ersten Mal. Denn tatsächlich muss man zunächst das Smartphone so “knacken”, dass es die Installation von alternativen Firmware-Paketen überhaupt erlaubt. Das macht man für gewöhnlich dadurch, in dem man den Bootloader manipuliert, also das Stück Software, das ein Smartphone nach dem Einschalten unmittelbar ausführt und damit das eigentliche Betriebssystem lädt. Praktisch alle Smartphones überprüfen im Bootloader während der Installation einer Firmware deren Echtheit und installieren von Hause aus logischerweise nur die eigene Firmware. Hat man einen modifizierten Bootloader auf das Smartphone installiert bekommen, dann ist der Weg zu alternativen Firmwares frei.
Der Weg mit dem Samsung Galaxy S2 ist nicht sonderlich tricky, dauert aber zwei, drei Stündchen und erfordert zumindest ein paar Kenntnisse über Android und die Art und Weise, wie man per lokalem Computer Firmware einspielt. Und auch wenn die Installation von CyanogenMod eigentlich ziemlich sicher ist, muss man sich im Klaren darüber sein, dass nach der Installation einer alternativen Firmware der Hardware-Hersteller für gewöhnlich eventuelle Support- und Gewährleistungsansprüche ab diesem Zeitpunkt ablehnt. Zumindest ist der Rückweg zu einer Samsung-Firmware nicht gänzlich verbaut, wenngleich man dies dann zwingend an einem lokalen Computer initiieren muss.
Nun gut, es gibt schlimmeres auf dieser Welt, denn der Gegenwert ist mehr als fair: CyanogenMod 10 basiert auf Android 4.1/4.2 und auf diesem Weg bekomme ich auf mein Smartphone sehr elegant ein praktisch natives Android installiert, gänzlich unbeladen im Gegensatz zu den völlig überladenen Samsung-Firmwares. Wer das wiederum nicht mag, bleibt besser bei Samsung-Firmwares, da die meiste Fremdsoftware in Samsung-Paketen nicht separat erhältlich ist bzw. dann kostenpflichtig ist. Das gilt insbesondere auch für den Samsung-eigenen App Store und auch für die Erweiterungen, die Samsung in seine Android-Firmwares einbaut (z.B. Samsung DIVE zum Lokalisieren eines geklauten Smartphones).
Wer sich kundig machen möchte und vielleicht sogar mal CyanogenMod auf eigene Gefahr hin ausprobieren möchte, dem sei das CyanogenMod-Wiki empfohlen. Hier gibt es zu allen unterstützten Smartphones Installationsanleitungen, FAQ und Links zu Downloads. Ein Hinweis dazu: Stable-Downloads sind stabile Firmware-Versionen für den alltäglichen Gebrauch, Experimental-Downloads Firmware im Beta-Status zum Experimentieren und Nightlies absolute Experimentierfelder, die zwar weitgehend gut laufen, aber eben ausdrücklich auch im Alpha-Status sein können.
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