Hubert Mayer, den ich vom BarCamp Stuttgart kenne, arbeitet bei einer kleinen Versicherung und bloggt angenehm offen die Frage, wie Versicherungen am ehesten das Thema Social Media anpacken sollen und ob sie vielleicht sogar bloggen sollen. Sehr interessant dabei finde ich, dass er diese Fragestellung aus der Intention heraus stellt, dass offenbar im Unternehmen selbst diese Fragestellung an die Abteilungen gerichtet wurde und um Feedback gebeten wird. Da hat eine Unternehmensleitung den Begriff „Social Media“ schon mal so gut verstanden, dass sie weiß, dass die ureigene Bewegung von Social Media „von unten“ kommt.
Wer mich kennt, weiß, dass ich auf Fragen mitunter recht trocken antworten kann. Stellt mir ein Unternehmen bzw. ein Unternehmensvertreter die Frage, ob denn ein Corporate Blog für sein Unternehmen Sinn machen würde, antworte ich da sinngemäß: „Gegenfrage: Warum würde es denn Ihrer Meinung nach keinen Sinn machen?“ So eine Frage ist dann erklärungsbedürftig, denn ich will damit niemanden scharf in seiner Frage abwerten, sondern es ist eine ernstgemeinte Frage. Du, lieber Unternehmer, hast offenbar schon entdeckt, dass man mit einem Weblog etwas anstellen kann, was mit anderen Werkzeugen schwieriger und teurer ist. Warum wartest du noch? Lass‘ uns losgehen, dir ein Weblog bauen und mit der Redaktionsarbeit starten!
Darum auch in der Überschrift dieses Artikels die drei Ausrufezeichen nach der Frage als Antwort. Machen! Wer schon darüber nachdenkt, ob er vielleicht seinen Kunden mehr über sich erzählen möchte, ist schon mittendrin.
Die ersten Antworten auf Huberts Frage gehen schon schwer in die richtige Richtung und das nicht nur deshalb, weil viele dieser Antworten als Kommentare in anderen Blogs daherkommen. Und auch meine grundsätzliche Intention, warum eine Versicherung bloggen sollte, ist die, dass ein Unternehmen, dass mit Menschen zu tun hat und Dienste leistet, eben mehr machen muss, als nur vor einem Verkauf eines Produktes dafür zu werben. Das zentrale Paradigma, dass nicht der See die Antwort darauf sein kann, was Wasser machen kann, sondern der Fluss die richtige Antwort ist, passt hier wie Deckel auf Kochtopf. Mit kaum einer anderen Dienstleistung haben alle Menschen in diesem Land mehr zu tun, als mit Versicherungen und gerade mit Versicherungsdienstleistungen und Versicherungen selbst fühlen sich die meisten Menschen nicht sehr wohl.
Was meines Erachtens seine Versicherung sehr für ein Weblog prädestiniert, ist eine Spezialität dieser Versicherung, die ihre Arbeitsweise unglaublich spannend macht. Sie ist nämlich eine „Versicherung a.G.“. Also keine Aktiengesellschaft, sondern eine Versicherung auf Gegenseitigkeit. So eine Versicherung legt ihre Arbeit also tatsächlich dem Umstand zu Grunde, dass sie mit dem Versicherungsnehmer vereinbart, Geld dafür zu nehmen, um ihm im Ernstfall vereinbarungsgemäß zu helfen. Unmittelbar. Und ohne Aktionäre, die zwischen diesen beiden Parteien stehen und eine dritte Gewalt in einem Unternehmen darstellen, die man am allerwenigsten in einem Versicherungskonzern haben will.
Auch das Unternehmen, bei der ich eine hoffentlich nie eintretende Berufsunfähigkeit versichert habe, macht dies auf Gegenseitigkeit, betreibt kein Callcenter und ich habe zwecks Änderung der Kontoverbindungen einst dort mal angerufen und wurde vom Pförtner (!) direkt zu einer Mitarbeiterin in der Buchhaltung, tiefster bayerischer Dialekt, weitergeleitet, die auf jeden Papierkram verzichtete. Weil sie, so sagte sie, ihren Kunden glaubt und die einfache Syntaxprüfung des Buchhaltungssystems, das sie während des Telefonates mit meinen neuen Kontodaten fütterte, ihr als banktechnischer Nachweis genügt. Auf Gegenseitigkeit, direkt erlebbar. Ironie der Geschichte war, dass ich danach erst in der Wikipedia fand, wie auf diese Weise Versicherungen einst landläufig mit echtem Vertrauen umgegangen sind. 450 Mitarbeiter, 20 Milliarden Euro Versicherungssumme. Auf Gegenseitigkeit basierende Vereinbarungen können erfolgreich sein, auch und vielleicht gerade heute.
Gegenseitigkeit, Vertrauen, Vereinbarung, Commitment…. rund um diese Begriffe, rund um das Thema Versichern, rund um das Thema, was ihr da eigentlich in euren Versicherungszentralen macht – mir würden hunderte Themen und Fragen einfallen, die ich da gern stellen würde.
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