Kampf dem latenten Rassenhass in Online-Medien.

Ein schöner Kommentar und Aufruf der Publizistin Mely Kiyak zum Thema Rassismus in Leserforen von Online-Medien findet sich auf der Website des Deutschlandradio Kultur. In Ihrem Text „Verachtung am Morgen“ beschreibt sie das, was mich schon vor zwei Jahren hier im Weblog schwer anstinken ließ – der mehr oder weniger latente, gut gepflegte und kaum reglementierte Rassismus in Online-Foren von vielen Tageszeitungen, vornehmlich hyperpotenten Lokalblättern mit überforderten Online-Redaktionen.

Geändert hat sich seitdem wenig. Zwar haben einige Lokalblätter inzwischen leidlich erkannt, dass allzu reißerische Artikel teilweise erschreckende verbale Ausfälle in der Leserschaft erzeugen und sich das nicht einfach so unter den Tisch kehren lässt. Gegen tatsächlich veröffentlichte Ausfälligkeiten in Leserforen wird jedoch landläufig extrem selten und erstaunlich zäh reagiert. Das ach so hochgehaltene Gut der Meinungsfreiheit, das vielen Lokalzeitungen zwar nicht fremd, aber „auslegungsfähig“ im Rahmen ihrer eigenen Arbeit ist, ist da gern die Pauschalentschuldigung, gern auch in schlampig formatierten Serien-Mails.

Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Journalisten lassen sich herab, auf rassistische Äußerungen, pauschale Verleumdungen, unterschwellige Volksverhetzungen etc. auf ihrer Website einfach nicht zu reagieren und sie als gangbare Art der Meinungsäußerung gelten zu lassen. Als ob Rassismus nicht schon von Hause aus eine verwerfliche und völlig indiskutable Haltung wäre! Der ganze Scheiß steht aber, im Gegensatz zu den wöchentlich abgedruckten Leserbriefen, nicht nur ein Tag in der Zeitung, sondern wochen-, monate-, jahrelang im Web. Unkommentiert von den Leuten, die eigentlich die Zeitung bzw. das Online-Medium schreiben.

Und das sind sich die Leute, die solchen Rassenhass bewusst befeuern, vollkommen bewusst. Der Informationsraum solcher schlechtmoderierten Online-Medien verkommt so zu Orten mit mehreren Publikationsebenen: Oben der mehr oder weniger gute, „offizielle“ Zeitungsinhalt – unten die so genannten Lesermeinungen inklusive Diffamierungen, Beleidigungen, Verhetzungen. Eine hier ständig proletende Schar von Kommentatoren erzeugt so auf Dauer ein hochbrisantes Milieu. Das Attentat von Anders B. in Norwegen hat sehr deutlich gezeigt, was latent geschürter und geduldeter Rassenhass bei gestörten Menschen so befeuern kann, dass sie in kaum vorstellbaren und nicht ansatzweise nachvollziehbaren Tragödien enden. Nicht eine bestimmte Haltung gefährdet die andere, sondern die geschürte Angst davor. Das lernen wir, gerade in Deutschland, nun wirklich jeder in der Schule in einer solchen epischen Breite, dass man es eigentlich kaum überhören kann.

Es wäre an der Zeit, liebe Online-Medien, sich der eigenen Verantwortung bewusst zu werden. Eure Auflagenzahlen sinken auch ohne rassistische Leserkommentare, so könnte man es wenigstens noch schnell nochmal mit gesellschaftlicher Verantwortung probieren, bevor das Papier alle ist.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Kampf dem latenten Rassenhass in Online-Medien.“

  1. Avatar von irgendeiner
    irgendeiner

    schau doch nur mal auf welt.de

    wenn es um türken, ausländer usw geht. mehr rassismus und ausländerhass geht nicht.

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