Kurzum: Wer glaubt, gleich nach einem jahrelangen Angestelltenverhältnis ein Gewerbe aufmachen zu können, bei dem er dann auch gleich erfolgreich sein will, muss ein Genie sein oder steht auf Schmerzen. Mein Versuch jedenfalls, gleich nach dem Beenden meines bisherigen Arbeitsverhältnisses Ende April die Selbstständigkeit zu beginnen, endete kläglich, nachdem mir mein Berater bei der Arbeitsagentur Ende April nahelegte, es nicht zu überstürzen. Arbeitslosigkeit ist erst einmal nur ein Zustand, der eine Änderung des Zustandes impliziert, aber keine Straftat. Noch, jedenfalls.
Die letzten Monate waren daher eine phasenreiche Zeit, die ich gar nicht missen möchte:
Zuerst habe ich tatsächlich einen Monat gebraucht, um aus dem Alltagstrott herauszukommen, in dem ich bisher steckte. Das Hamsterrad, in dem ich mehr als zehn Jahre weitgehend zuverlässig und engagiert drehte und drehte, war tatsächlich stärker ausgeprägt, als ich dachte. Ich entdeckte, dass der Verstand nach und nach auch wieder sehr lange und komplexe Gedankenvorgänge verwalten kann, ich konnte wieder vernünftig schlafen, ich träumte wieder (man glaubt es kaum, was man wieder neu an sich entdeckt) und ich hatte Zeit für viele Gespräche.
Gespräche, in denen sich nach und nach Bedürfnisse, Ideen, Ansätze, Gedankensplitter und Projekte sammeln und mit sich spielen lassen. Kombinieren, würfeln, tun, denken, anfassen, fühlen. Nicht zuletzt die schnell ausgesponnene Idee des Gerstelblog, dem Weblog des Autohaus Heinrich Gerstel, das im Mai noch online ging, war so ein Ergebnis und eine Erfahrungsprojekt zugleich, das mir jedoch nochmal sehr nachdrücklich zeigte, dass es die Grundkonzepte von Web 2.0 gibt und die Kommunikationsparadigmen dazu da sind, einzusetzen.
Kurzum: Fünf Monate sind vergangen, ein Businessplan ist geschrieben, ein Finanzplan erstellt. Morgen wird der bereits ausgefüllte Gewerbeschein (den man immerhin bei uns in Pforzheim als PDF-Datei von der Stadt-Website herunterladen und am Computer ausfüllen kann) beim Gewerbeamt vorgetragen und danach das Machwerk bei der Arbeitsagentur zwecks Existenzgründungsförderung abgegeben. Und danach ist die Arbeitslosigkeit auch wieder beendet und die Selbstständigkeit beginnt.
Mal sehen, wie sich das alles so anfühlt. Viel falsch machen kann man erst einmal nicht.
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