Als am Sonntag im eher ermüdenden Heute-Journal ein investigativ angehauchter Beitrag kam, in dem behauptet wurde, dass angeblich neue Informationen in Dänemark aufgetaucht seien, die eine vermutete Zusammenarbeit zwischen dem Autor Günther Wallraf und der DDR-Staatssicherheit nähren würden, war ich, ich gebe es zu, schon im Dämmerzustand. Ob das an der unsäglichen Maybrit Illner liegt, die im Stile einer Narkoseärztin Nachrichten verliest und dabei nervtötende Zischlaute wie ein defektes DECT-Mobilteil loslässt oder am Tatort, der kurz zuvor in der ARD verstrahlt wurde – keine Ahnung.
Jedenfalls kam dieser Beitrag, der mit einem Interview eines Historikers der Süddänischen Universität namens Thomas Wegener Friis begann. Anmoderiert wurde dies von der Journalistin mit dem Satz, dass Friis die seltene Gelegenheit bekommen habe, einen Blick in das Archiv des dänischen Geheimdienstes zu werfen. Untermalt wurde diese Anmoderation mit einer 180°-Grad-Drehung um Herrn Friis herum, höchstwahrscheinlich am Ort des Geschehens. Dieses Bild endete mit der Sicht zum Gebäude, in dem sich, wenn man die Dramaturgie des Artikels richtig interpretiert, wohl das Archiv des dänischen Geheimdienstes befinden soll:
Ein Gebäude von vielen auf dieser Welt. Allerdings nicht unbedingt für die Leute, die sonntagabends gern die vorwiegend skandinavischen oder britischen Krimis anschauen, die ironischerweise genau nach diesem Heute-Journal im ZDF ab 22 Uhr beginnen. Denn dieses Gebäude kommt in einer dänischen Krimiserie vor, nämlich in Livvagterne, die in Deutschland unter dem Titel “Protectors – Auf Leben und Tod” geführt wird:
Der runde Gebäudeteil ist im ZDF-Beitrag ganz hinten zu erkennen (Bild für eine Großansicht anklicken), sehr deutlich sind aber die vier großen Fensterfronten und die kleineren Fenster zu erkennen, die identisch mit dem Gebäude in der Fernsehserie ist. Dort ist dieses Gebäude übrigens das Hauptquartier einer Spezialeinheit des dänischen Geheimdienstes, die zum Personenschutz eingesetzt wird.
Wer mal zu diesem Gebäude fahren möchte, here we go:
Größere Kartenansicht
Dass in Dänemark offensichtlich Fernsehserien über Geheimdienste auch vor echten Geheimdienstgebäuden gedreht werden dürfen, ist bemerkenswert, während hierzulande schon das Drehen von Dorfpolizeistuben einen mittelgroßen Verwaltungsakt auslösen. Unvergessen daher so Winkelzüge, dass beispielsweise Kommissar Bienzle keineswegs in einem Stuttgarter Polizeihochhaus seine Stube hatte, sondern im Gebäude des Südwestrundfunks. 😉
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