Warum wir JETZT spenden müssen.

Eine kleine Geschichte: In meiner Grundschulzeit, irgendwann vor fast 30 Jahren, hatten wir im Winter in der Schule Besuch von Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes. Die verteilten kleine Pappkartons mit der Bitte, die mit nach Hause zu nehmen und mit Dingen zu füllen, die wir Kinder auf diese Weise anderen Kindern in Polen (ich denke, es war Polen, weiß es aber nicht mehr ganz genau) schenken würden, weil dort, wohin diese Päckchen alle gehen sollten, akute Not herrschen würde.

Ich kann mich noch sehr gut an diesen kleinen Pappkarton erinnern, darauf war ein großes, rotes Kreuz und der Schriftzug “Deutsches Rotes Kreuz” in Deutsch und Englisch geschrieben, vielleicht 30 mal 15 mal 15 Zentimeter groß. Meine Butterbrotbox war fast größer. Ich brachte diesen Pappkarton also in meinem Schulranzen nach Hause, zeigte ihn meiner Mutter. Ich spielte etwas mit dieser eindrucksvoll bedruckten Box herum, bis meine Mutter mich dann irgendwann nachmittags fragte, ob wir denn nun diesen Pappkarton befüllen sollten.

Ich wusste ehrlich gesagt bis zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich, was man in diesen Pappkarton hineinstecken könnte. Ich wusste zwar, wo Polen lag und dass dort offensichtlich Menschen wohnten. Aber wie man nun mit so einem Pappkarton helfen soll, das wusste ich nicht. Das hat mir dann meine Mutter gezeigt. Was wir genau in den Pappkarton gesteckt haben, weiß ich gar nicht mehr. Ich kann mich dunkel unter anderem an einen Block und Malstifte erinnern, an eines aber ganz genau: Ein Mars-Riegel.

Am nächsten Tag brachte ich meinen Pappkarton wieder mit in die Schule, jeder meiner Klassenkameraden (einige lesen hier mit) hatte seinen gefüllten Pappkarton auch dabei. Die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes kamen wieder, wir packten alle unsere kleinen Pappkartons in eine große, eindrucksvolle Metallbox und sie gingen alle auf die Reise. Irgendein Kind in Polen wird sich einige Tage oder Wochen später über einen Mars-Riegel aus Deutschland gefreut haben, der in einem Pappkarton des Deutschen Roten Kreuzes lag und von einer türkischen Familie gepackt wurde. Und das im Kalten Krieg. Wo ist hier Raum für Hass?

Wo bitte genau haben wir Probleme damit, dass es ausgerechnet das Land Pakistan sein soll, in dem gerade ein Fünftel des Landes unter Wasser steht, 20 Millionen Menschen auf der Flucht sind und buchstäblich die Welt untergeht? ARD und ZDF wollen keine Spendengala machen, weil man noch abwarten wolle, wie die Bilder aus Pakistan hier ankommen? Viele Menschen haben gar Angst, dass gespendete Geld würde irgendwelchen Terroristen in die Hände fallen? Nächstenliebe jetzt nur noch für Menschen westlich von uns? Morgen vielleicht dann nur noch Weiße und auf jeden Fall keine Moslems?

Wie delikat scheiße wir doch gelegentlich sein können. Seit wann denken wir von anderen Menschen erst einmal schlecht, bevor wir ihnen bei Naturkatastrophen helfen oder vielleicht auch nicht? Woher haben wir diesen dumpfen Hass nur her? Mannmannmann!

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Kommentare

Eine Antwort zu „Warum wir JETZT spenden müssen.“

  1. Avatar von Timo
    Timo

    Ich finde es sehr befremdlich, dass die Öffentlichkeit – gestützt durch die Medien – Naturkatastrophen auf der Welt immer nur selektiv oder schlimmer noch irgendwie bewertet mitbekommen.

    Haiti ist ein beschauliches kleines Land, mit lauter Menschen drin, von denen der gemeine Deutsche nichts Schlechtes gehört hat. Die Medien berichten vom unglaublichen Leid der Leute dort und zeigen schreckliche Bilder von Menschen in Not, die Deutschen überschütten die NGOs mit Spendengeldern.

    Pakistan ist ein Land mit Atomwaffen und voller Muslime. Die Medien zeigen zwar mal ein paar Bilder von etwas überschwemmten Gebieten, denken aber gleichzeitig, dass ja in Sachsen zur Zeit auch ein bisschen feucht ist. Hauptsächlich aber berichten die Nachrichten davon, dass die Taliban sich die Not zunutze machen. Der gemeine Deutsche hat also das Gefühl, dass wenn er jetzt spendet er direkt in eine Bombe auf sein Haus investiert.

    Wieso versteht niemand, dass genau diese schändliche Zurückhaltung der reichen Einwohner der westlichen Welt die Notleidenden in Pakistan den Taliban in die Arme treibt?

    Ich kann Besims Aufruf nur mit vollem Nachdruck unterstützen:

    SPENDET GELD FÜR PAKISTAN!

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