Showdown.

Wenn man so ein paar Jahre im Internet-Business unterwegs ist, lernt man ein paar Dinge. Dazu gehören zwei sehr wichtige Punkte:

  1. Lies dir den Dreck an, mit dem du arbeiten willst.
  2. Pöbele bei technischen Problemen nicht einfach andere Leute an, wenn du dir nicht sicher bist, ob der Mist, der da vor sich hingärt, nicht von dir stammt.

Unter echten Sysadmins – die erkennt man vor allem durch ihre schwarze Kleidung, dem Benutzen von mindestens zwei Mobiltelefonen und einem eingängigen RIPE-Handle – ist das ehernes Gesetz. Selbst wenn man in einem Worst-Case-Szenario die größten Netzwerkprobleme ins Internet herausbläst, meinetwegen falsche Routen per BGP4 ins Internet propagiert oder einen guten, alten Spam-Angriff hostet – niemand schnauzt dich grundlos an, bevor er nicht in klarer Sprache mit dir geredet hat. Im Internet-Business kann man mit nur sehr wenigen Handgriffen so viel falsch machen, da geht man mit den Leuten, die versuchen, das tägliche Chaos in den eigenen Netzen zu bewältigen, mit einer gewissen Portion Respekt um.

Nicht echte Sysadmins, ich nenne sie der Einfachheit halber einfach “Blender”, kennen das alles nicht. Sie haben entweder das Internet nicht verstanden, halten sich nicht an die zwei obigen Punkte oder haben aus dem Grabbelsack, aus dem man als junger Mensch den passenden Beruf zieht, den falschen gezogen. Kommt vor, ich habe bis zu einem gewissen Grad sogar Mitleid damit.

Nicht so bei unserem aktuellen Patienten. Der ist wohl so eine Art Systemberater. Da gibt es auch solche und solche, einige machen einen guten Job für ihr Geld, andere nicht. Der da macht keinen guten Job und lässt uns alle daran teilhaben.

Zuerst hat er uns einen Kunden abgeschwatzt. Damit können wir leben, der Grundsatz im Business lautet: “Kunden kommen – Kunden gehen.” Dieser Kunde will gehen. Es wird ordentlich gekündigt, wir versuchen noch die Gründe zu hinterfragen, es kommen keine wirklich tollen, aber ab einem gewissen Grad hat man das eben zu akzeptieren.

Kunde besitzt zwei Domains, von denen der Systemberater allerdings nur eine kennt. Die ihm bekannte Domain wird ordentlich gekündigt und die übernimmt der Systemprovider auch über seinen Provider. Die andere Domain wird vergessen. Kündigungszeitpunkt kommt und wir machen das, was man mit vergessenen DE-Domains zu machen hat: TRANSIT. Wir löschen also so eine Domain nicht, sondern geben sie dem DENIC zurück, das wiederum den Domainbesitzer kontaktieren wird. Wir tun also das, was von uns gefordert wird, wenn der Kunde schläft und dessen EDV-Mensch ebenso.

Nun gibt es ein Problem: Diese vergessene Domain zeigte auf einen Webserver und die übernommene Domain zeigte wiederum auf die vergessene Domain. Die vergessene Domain führt bei einem Aufruf in einem Webbrowser zur TRANSIT-Informationsseite des DENIC und damit jetzt eben auch die übernommene Domain. Das ist natürlich blöd. Allerdings auch nicht unser Problem, denn man müsste einfach mal den Kopf einschalten und seine Nameserver-Konfiguration im Griff haben. Hat er aber nicht. Seit Tagen nicht. Er ist nun der Meinung, dass wir die Domain, die er bei uns abgeholt hat, nicht an seinen Provider gegeben haben, sondern an das DENIC. Was technisch gar nicht geht, denn die Zustimmung zu einer Domainübernahme kann man nur an den Provider geben, von dem auch die Domainübernahme gestartet wurde. Könnte man begreifen, wenn man sich das in Ruhe mal anschaut, was man da so fabriziert.

Der Höhepunkt der Scharmützel dann heute: Ein Anruf. Damit wollte es uns der Systemberater sicherlich mal so richtig zeigen. Er landete bei mir. Hätte er sachlich gefragt, hätte ich ihm auf den richtigen Trichter gebracht. So wurde es allerdings dann doch nichts:

Besim: “Karadeniz. Guten Tag.”

Systemberater: “Was ist denn das jetzt für eine Blutgrätsche, die ihr am <Kundenname> ausübt?”

Besim: “Okay, wenn Sie mir schon mit so Begrifflichkeiten wie ‘Blutgrätsche’ kommen würde ich vorschlagen, dass Sie sich zuerst einmal darüber kundig machen, wie die Technik funktioniert, mit der Sie arbeiten.”

Systemberater: (überzeichnend) “Okay, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag!”

-klick-

Was jetzt passiert, ist jahrelange Erfahrung, die man mit Blendern sammelt. Er wird frohlockend zu seinem Kunden springen, auf uns ach so böse Leute schimpfen und den Kunden aufstacheln. Wir sind sehr gespannt.


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Kommentare

8 Antworten zu „Showdown.“

  1. Avatar von Dominik Boecker
    Dominik Boecker

    Boeser Besim ;^) *g*

    Und manche gehen dann zum Anwalt (der dann hoffentlich dem “Wieder-Kunden” erklärt, warum das so ist)…

  2. Avatar von dfusion

    Das nenne ich mal aus dem echten Admin Leben gegriffen! Richtig gehandelt, klasse!

  3. Avatar von Nik

    Man kann beim LARTing-Department anrufen, muß man aber nicht…

    Das wird er dann auch noch einsehen. Früher oder später. Und er hat die Wahl, ob er’s auf die harte oder auf die ganz harte Tour lernen wird…

  4. Avatar von Frank Altpeter

    Aua, sag ich da nur … so einen habe ich ja (glücklicherweise) schon laaaange nicht mehr gehabt.

  5. Avatar von Thomas Wieske

    Tja, das ist gottseidank nicht unser tägliches Brot, aber es passiert,
    und man kann nur den Kopf über solche Diensleister und A-Blender
    schütteln, und es nur mit “schwarzen” Humor begegnen.

    Die meisten “gegangenen” Kunden merken das irgendwann, das sie für
    paar gesparte Euro, ganz schlechten Service erhalten, und nur wenige
    haben das Rückrad, zurückzukommen und einfach zu sagen, ok, war ein
    Fehler, habe mich doch bitte wieder lieb und kümmere mich dich um mich.

    Und was wären wir, wenn wir ihn nicht liebevoll an unsere Brust
    drücken und sagen, sowas machen wir nie wieder, ja..?!

    Gruß,
    thw

    1. Avatar von Besim Karadeniz

      In unseren Breitengraden ist Demut eher eine Sache, die auf gleicher Stufe wie schmerzhafte Hämorrhoiden steht. Da geht man dann doch lieber zum nächsten Blender, bevor man sich die Blöße gibt, zu dem zu gehen, der noch davor gewarnt hat, den billigsten Weg zu wählen.

      1. Avatar von Thomas Wieske

        Gebe ich dir recht, wenn es nicht Ausnahmen gäbe. Da ich diese selber
        erlebt habe, kann ich diese nicht leugnen.
        Aber Ok, man kann den bisherigen Service nur dann als bisher Gut
        vergleichen, wenn man schlechteren erlebt hat.
        Und das muss Kunde selbst erfahren, genau wie das Kind, was auf
        die heisse Herdplatte tascht…

        thw

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