Meine Nikon D700 besitzt zwar einen eingebauten Blitz, der jedoch architektonisch bedingt eher als kleine Funzel zu bezeichnen ist, die zwar schön zum Aufhellen bei Portraitaufnahmen fungieren kann, aber schon bei der Ausleuchtung eines mittelgroßen Raumes an ihre Grenzen stößt. Wer also etwas mehr möchte, kommt um ein externes Blitzgerät nicht herum und da kann man richtig Geld loswerden.
Der erste Griff führt natürlich gern zu Systemblitzgeräten der jeweiligen Kamerahersteller. Keine Frage, diese Blitzgeräte sind gut und meist auch gut auf die Kamera abgestimmt. Man erkauft sich diesen Komfort, der sicherlich auch etwas mit Markenfetischismus zu tun hat, allerdings teuer. Beispiel bei Nikon: Das Systemblitzgerät SB-600, das in der semiprofessionellen Klasse angesiedelt ist, kostet zwischen 240 und 280 Euro. Das ist ein schöner Batzen Geld für ein Blitzgerät, dass man vielleicht gar nicht so häufig braucht. Es macht also Sinn, sich umzuschauen und vor allem mal einen Fachkundigen zu fragen. Ich kenne da nix, wobei das weniger mit Geiz zu tun hat, sondern eher damit, dass Systemzubehör nicht unbedingt das Beste ist und in vielen Fällen noch nicht mal von Nikon, Canon & Co. selbst gebaut wird.
Mein Fotohändler des Vertrauens empfahl mir hier den Hersteller Nissin und dessen Spitzengerät Speedlite Di622. Preis: 120 Euro. Und die 120 Euro sind sehr angemessen angelegt. Das Blitzgerät kommt angepasst für Canon- oder Nikon-Kameras, wobei deren Unterscheidung sich weitgehend auf die TTL-Blitzsteuerung beschränkt. Ansonsten sind beide Typen baugleich und mehr als simpel zu bedienen. Es gibt lediglich drei Knöpfe zum Ein- und Ausschalten, Modi-Wechsel, sowie zum Testblitzauslösen. Die LED-Anzeige ist ebenfalls simpel und gibt die Blitzbereitschaft und bei manueller Blitzsteuerung die Intensität des Blitzes an. Mehr nicht und mehr braucht keiner, der nicht Profi ist, denn moderne Kameras haben schon vor Jahren externe Blitzgeräte immer mehr zu teuren Lampen degradiert, in dem sie viele Aspekte der Blitzsteuerung selbst übernehmen.
So funktioniert das TTL-Blitzen (nennt sich bei Nikon-Digitalkameras “i-TTL”) einwandfrei. Zu bemängeln ist der eher magere Ausleuchtkegel, der für die Brennweite von 105 mm (bei 24 mal 36 mm Bildformat) ausgerichtet ist und die eingebaute Streuscheibe meines Erachtens nicht wirklich tolle Ergebnisse sichert. Ein eigener Diffusor ist deshalb sicherlich keine schlechte Investition, Profifotografeure verzichten eh kaum auf solche Statusobjekte. Ansonsten leuchtet der Speedlite Di622 sehr ordentlich aus, nicht zu viel und nicht zu knapp, wobei ich das Gefühl habe, dass in Grenzbereichen des Blitzens das Gerät eher etwas vorsichtiger ans Werk geht, als mein damaliges Systemblitzgerät SB-28 aus der analogen Welt. Das ist aber nicht wirklich gut vergleichbar, zudem ist so ein Eindruck höchst subjektiv.
Mitgeliefert wird eine kleiner (unkomfortabler) Schutzbeutel und ein Blitzschuh, mit dem das Blitzgerät auf den Tisch gestellt oder auf ein Stativ montiert werden kann. Das deshalb, weil der Speedlite Di622 noch ein Feature hat, wie die Großen, nämlich das “dumme” manuelle Blitzen: Stellt man es so auf, achtet eine eingebaute Fotozelle auf externe Blitzsignale und feuert einen Blitz ab. So kann man das Gerät ein paar Meter weiter weg von der Kamera aufstellen und indirekt blitzen, ohne dass man Kabel verlegen oder mit relativ teuren Funkauslösern arbeiten muss. Das Hübsche dabei ist, dass das Speedlite Di622 dabei auf die Hilfsblitze nicht reagiert, die die Kamera bei dunklen Motiven vor der eigentlichen Auslösung zur Belichtungssteuerung abfeuert. Zwar muss man beim “dummen” manuellen Blitzen die Blitzintensität am Blitzgerät manuell einstellen, dank Digitalfotografie kann man das aber sofort nach dem Fotografieren beurteilen.
Eindeutiger Kauftipp, man kann nicht viel falsch machen bei diesem Preis.
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