Das zumindest ist die Folgerung, die man guten Gewissens aus der Ankündigung herauslesen darf, dass die britischen Zeitungen aus seinem Medienimperium innerhalb der nächsten 12 Monate online nur noch gegen Zaster lesbar sein sollen. “Die Zeiten des gegenwärtigen Internets”, so der Held, “sind bald vorbei“, und Nachrichten im Internet kostenlos anzubieten, sei ein „nicht funktionierendes Geschäftsmodell„.
Damit hat der inzwischen 78 Jahre alte Boss der News Corporation gar nicht mal so unrecht, denn die Frage ist, von welcher Seite er sich seine Entscheidung anschaut. Seine Argumentation ist die, dass er voll auf Online-Abonnements setzt, die angeblich boomen sollen. Sprich: Der Zeitungskunde von morgen kauft sich ein Lesegerät, beispielsweise einen Amazon Kindle, lädt sich morgens die Zeitung aufs Gerät, setzt sich in die U-Bahn und liest die Zeitung im Lesegerät. Hübsche Vorstellung, der ich vor Jahren durchaus auch etwas abgewinnen konnte, als mein Palm noch ein nomadisches Gerät war, das nur umständlich per Kabel ans Netz kam und man sich aktuelle Inhalte wie ein Junkie am PC auf die Kiste schaufelte und dann vor allem Leute beeindrucken wollte.
Problem dabei ist, dass das immer weniger Menschen tun – eine Zeitung zu lesen, wie man früher eine Zeitung gelesen hat: Von vorne nach hinten. Die meisten Menschen, die ich kenne und die sich online informieren, lesen keine in PDF oder in ein anderes, seitenartiges Format gegossene Zeitung mehr, sondern surfen auf News-Sites, wie SPIEGEL Online, Süddeutsche.de, FOCUS Online und lesen sie nicht von vorne bis hinten durch. Gewissermaßen lesen sie mehrfach am Tag die Titelseite neu durch und springen, wenn ihnen etwas gefällt, direkt auf die Nachricht. Das letzte mal, dass ich auf die Rubrikseite “Netzwelt” bei SPIEGEL Online geklickt habe, ist Jahre her. Meine Erfahrungen aus IVW-Auswertungen von Online-Ausgaben kleinerer und größerer Tageszeitung ist die, dass sie Nischenprodukte für Nostalgiker sind, die beispielsweise im fernen Ausland gern die heimische Tageszeitung auf dem Bildschirm haben möchten. Kann toll sein, kostet den Verlag ja letztlich auch relativ wenig, aber ob das die Zukunft ist?
Man mag es bedauern, dass eine jahrhundertealte Kultur, nämlich die des Zeitungslesen, langsam aber sicher den Bach runter geht und sich das Ende ziemlich todsicher seit Monaten durch immer weiter sinkende Einnahmen aus Anzeigen ankündigt: Ob ein alter, knurriger, stockkonservativer, drei mal verheirateter und mit 70 und 72 Jahren wieder Vater gewordener Rechtsausleger namens Rupert Murdoch die Welt aufhalten kann, darf bezweifelt werden. Es ist gut so.
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