Seien wir einmal freundlich: Dass nun politische Feinde von Jörg Tauss in Schadenfreude ausbrechen, wird sicherlich nicht passieren. Von italienischen Politikverhältnissen sind wir schließlich noch weit entfernt. Dass es aber doch hier und da Politiker geben wird, die sich vor Glück leise die Hände reiben, das halte ich für mehr als wahrscheinlich. Und das ist nicht wenig gefährlich, gleich aus mehreren Gründen.
Grund 1: Jörg Tauss als politische Person
Das Problem an der ganzen Geschichte ist, dass bei einer Hexenjagd die Fakten nicht mehr interessieren. Würden sich die Verdächtigungen bestätigen, wäre er schuldig. Würden sie sich nicht bestätigen, gäbe es zumindest genügend Köpfe, die daraus die dollsten Geschichten drehen. Gerade im Anbetracht dieser Gefahr hat Jörg Tauss auch das gemacht, was bei Verdächtigungen dieser Preisklasse üblich ist, nämlich seine politischen Ämter abgegeben, um, wie es heißt, vor diesen Schaden abzuwenden. Das allein dürfte schon genügend politischen Gegnern genügen. Zwar behält er sein Bundestagsmandat weiter, allerdings ist das auch nur so lange tragbar, wie die Verdächtigungen möglichst schnell entkräftet werden können.
Grund 2: Die aktuellen Diskussionen zu Online-Sperren
Viel schlimmer sind die politischen Dimensionen und die Kompetenzlöcher, die ein Rückzug von Jörg Tauss in der Online-Politik des Bundestages hinterlassen würde. Ich kenne niemanden, der eine derartig große Kompetenz in Sachen Online aufweist und auch den Biss hat, diese öffentlich zu verteidigen, als die von ihm. Dass seine Fachkenntnisse über das Nichtfunktionieren der Online-Sperrungspläne von Ursula von der Leyen nun genau in der Thematik Kinderpornografie offensichtlich zu einem Bumerang für seine Person werden, ist mehr als merkwürdig. Das beweisen die inzwischen massiv sprießenden Verschwörungstheorien allüberall in der Blogosphäre.
Man darf bzw. man muss gespannt sein, was die stockkonservative Von-der-Leyen-Schäuble-Bande aus diesem Vorfall für ein argumentatives Ding im Bezug auf Online-Sperren drehen wird. Dass es in keinem Fall lustig wird, das ist schon mal klar.
Schreibe einen Kommentar