Angebliche Zensur bei rottenneighbor.com.

Äh, nein, ich glaube nicht daran, dass rottenneighbor.com angeblich von einigen Providern zensiert wird. Dazu ist die Idee uralt und immer noch plump, das Risiko von eigenmächtigen Zensuren durch einzelne ISP in Deutschland nach wie vor ein viel zu heißes Eisen und überhaupt besteht dazu eigentlich gar keinen Grund. Müsste man rottenneighbor.com zensieren, müsste man noch viele andere Dinge zensieren – im Vergleich zu vielem anderen Zeug im Internet, das sicherlich genügend Politiker gefiltert sehen würden, ist rottenneighbor.com ein Fliegenschiss. Über meinen Zugang (Interoute) funktioniert rottenneighbor.com zumindest weiterhin.

Was allerdings eher Tatsachen sind, sind folgende:

  1. Der Dienst ist seit Wochen gnadenlos überlastet. Zum einen rotiert die Website als beliebtes Beispiel für das ach so böse Internet gerade die Medien rauf und runter – die Redaktionen von praktisch allen Lokalblättern in Deutschland, die dpa-Nachrichten für eigene Artikel verwursten, machen sich da derzeit quasi die Schlüpfer nass vor Glück – und zum anderen liegt der Webserver in den tiefsten Tiefen der USA, der traceroute von mir braucht allein 18 Hops bis zum Webserver, der auch noch munter auf ICMP-Anfragen antwortet, was den mülligen Ansatz von rottenneighbor.com mehr als deutlich unterstreicht.
  2. Man spielt am DNS herum und versucht sich an Loadbalancing. Wer aufmerksam schaut, wird nach der Eingabe von www.rottenneighbor.com erkennen, dass die Anfrage auf www.de.rottenneighbor.com umgeleitet wird und von dort aus die Antwort kommt. Allerdings ist das nur einfachstes Loadbalancing, denn der „de“-Webserver steht hinter den gleichen 18 Hops und hat eine IP-Adresse aus dem gleichen IP-Adressnetzwerk. Angenommen, sie frickeln am DNS, schalten die Umleitungen und blocken dann entsprechend auf den anderen Webservern die da noch hinkommenden Anfragen – kein neues Verhalten von Administratoren, denen das Wasser bis zum Hals steht vor Anfragen.

Was nun als einziges Theorem zurückbliebe, wäre der Verdacht, dass rottenneighbor.com dediziert einen Webserver für Deutschland betreibt. So viel Rücksichtnahme von einer mashenden Garagenband in Santa Barbara würde mein Weltbild über das Weltbild des klassischen Amerikaners allerdings gehörig auf den Kopf stellt.


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Kommentare

11 Antworten zu „Angebliche Zensur bei rottenneighbor.com.“

  1. Avatar von oliver gassner

    Also ich glaub die tcom stand ja unter verdacht zu filtern, gell?

    Ich kam aber gerade drauf. (erster versuch)

    Sorgen mach ich mir seitdem weniger um zensur 😉

  2. Avatar von Besim Karadeniz

    Eigentlich weitgehend klarer Fall von verkorksten DNS-Konfigurationen. Aber das glaubt mir ja doch eh niemand. 😉

  3. […] von vielen Providern gesperrt worden – So ist es in der Blogsphäre umher gegangen (1, 2, 3). Auch ich kann als Kunde von T-Online nicht mehr auf die Seite […]

  4. links for 2008-09-01…

    Angebliche Zensur bei rottenneighbor.com. | blog@netplanet

    (tags: icommented)

  5. […] sprießen wie die Blüten meines Kaktus, ein Bruchteil (Überlegungen von Holger Koepke, von mir) der Orakeleien sind technisch fundiert, aber natürlich hat jeder eine Meinung. Und die ist in […]

  6. Avatar von Der Dicke

    Bin jetzt auch der festen Überzeugung, dass die Seite nicht gesperrt wird.
    Was aber interessant ist, dass es doch so viele gibt die gleich an eine Welt-Verschwörung glauben. Aber Pssst…. NSA liest mit 😉

  7. Avatar von oliver gassner

    Ach ja Besim, you have been telepolised 😉

  8. Avatar von Besim Karadeniz

    Ja, ich habe es gerade gemerkt. Noch läuft alles. 🙂

  9. […] Doch weil es en vogue ist, im Zusammenhang mit rottenneighbor jetzt von Zensur, Vorzensur, oder auch Blockade zu faseln glaubt kaum jemand diese einfache Erklärung. Außer dort. […]

  10. […] September 2008 Veröffentlicht in Netzleben Laut FOCUS und Golem.de kristallisiert sich in Sachen Verschwörungstheorien rund um rottenneighbor.com inzwischen heraus, dass der Betreiber selbst wohl bestimmte […]

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