Morgen/später zerreißt der SPIEGEL auf Seite 94 die deutsche Blogosphäre verbal oder verpasst ihr zumindest rechts und links ein paar tadelnde Watschn, so dass der Titel eigentlich auch so aussehen könnte:
Das Übliche, wenn hartgesottene Journalisten Angst um ihren Sessel bekommen und den Konkurrenten verbal ausschalten wollen/sollen/müssen: Die deutsche Blogosphäre sei so schrecklich unpolitisch und nichtssagend im Gegensatz zur Bloggerszene in den USA und sei die meiste Zeit eh nur mit sich selbst beschäftigt. Niemand darf etwas sagen, jeder wird darin sofort hysterisch verbal verprügelt. Und eigentlich tauge die deutsche Netzcommunity maximal nur dazu, in der Wikipedia gemeinsam Wissen zusammenzutragen. Von dem übrigens auch das Wissen des SPIEGEL profitiert. Lilalu.
Den tief einblickenden Kardinalfehler haben die drei Redakteure (einer allein traut sich wohl wieder nicht) schon von vorneherein gemacht: Sie vergleichen die Bloggerszene mehr oder wenigermit ihrem eigenen Stand und beschweren sich vehement gegen den Unprofessionalismus und der starken Parteilichkeit. Ach. Und wer in den letzen Jahren der Austschen Chefredaktionsära den SPIEGEL gelesen hat, hat ständig nur fundierte und neutrale Bewertungen des Neoliberalismus gelesen, die sich auch mal engagierter mit den Schattenseiten beschäftigt hat. So ein warmer Sessel mit Computer und Bürokaffee in einem der SPIEGEL-Hochhäuser kann schon mal den Empfindungsradar verzerren, keine Frage.
Liebe SPIEGEL-Redaktion, falls der Artikel zurechtweisend gemeint sein sollte: Das war eine schlappe Nummer. Das probieren wir bei Gelegenheit nochmal und klammern dabei die üblichen Stereotypen in der deutschen Blogosphäre aus, die jeder Journalist nach den ersten Minuten der Recherche findet und freudig-zitternd seinen Artikel damit beginnt.
Ein paar Blogger dividieren gerade den Artikel schön auseinander, hier eine bereits sehr hübsche Auswahl, die mit Sicherheit morgen weiter anschwillt:
- Chris bei Fixmbr mit einer launigen, eher stinkigen Antwort.
- Felix Disselhoff in der Medienlese sauber-sachlich im SPIEGEL-Stil (was den SPIEGEL-Leuten vermutlich am meisten schmerzt).
- Peter Viebig, Redakteur bei der Nürnberger Zeitung, schreibt als Kollege ebenfalls dagegen und unterhöhlt den Vorwurf des angeblichen Nichtpolitischseins der deutschen Bloggerszene.
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