Ich mag ja bekanntlicherweise Aktien, bei denen etwas los ist. Solche volatilen Papiere, deren Kurse gern mal Achterbahn fahren, sind einfach die Würze in jedem Wertpapierdepot und nicht die Existenz solcher Papiere sind das Problem, sondern einzig und allein ihr Verhältnis zum Rest der Depotzusammensetzung. Wie eine Achterbahnfahrt eines volatilen Papiers aussieht, hat heute eindrucksvoll die Aktie der K+S AG vorgemacht, denn heute war wirklich alles dabei.
So sieht die Chart des Intradays aus, also der heutige Kursverlauf von 9 bis 18 Uhr:
Ich gehe mal den Intraday chronologisch durch:
- Start um 9 Uhr: Der Aktienkurs kommt mit 321,50 Euro in den XETRA-Handel hinein und knallt in den ersten Minuten auf das Tagestief von 301,26 Euro herunter, das ist ein sattes Minus von 6,3 % innerhalb weniger Minuten. Das hat so genannte technische Gründe – dazu muss man wissen, dass der Aktienkurs bereits gestern stark unter Druck war und viele Anleger Verkaufsorders über Nacht platziert hatten. Dazu kommen dann auch noch Stop-Loss-Aufträge, also platzierte Verkaufsorders, die bei einem definierten Schwellenwert automatisch aktiviert werden. Für diese technischen Gründe spricht auch die Volumenchart unter der eigentlichen Chart, die in Balken die gehandelten Stückzahlen synchron zum obigen Kursverlauf anzeigt.
- 10 Uhr: Der Kurs hat sich langsam eingependelt. Die ersten stetigen Kauforder kommen, die Volumenchart hat nun kräftige grüne Balken, die steigende Kurse anzeigen. Um 10:20 Uhr veröffentlicht die K+S AG eine Ad-Hoc-Meldung mit einer positiven Gewinnprognose für das zweite Halbjahr und kündigt darin an, dass die Gewinnprognose von 0,8 auf 1,1 Milliarden Euro angehoben wird. Das war allerdings schon erwartet worden, deshalb ist der Kursanstieg eher moderat.
- 11 Uhr: Der Kurs kommt schon wieder ins Stocken, immer weniger Handelsaktivität. Analysten erwarten, dass die Europäische Zentralbank heute den Leitzins erhöhen könnte, was bedeuten würde, dass Kredite teurer würden. Das dämpft generell die Kauflust.
- 13.30 Uhr: Die Europäische Zentralbank verkündet die Leitzinserhöhung von 4 auf 4,25 %. Daraufhin zieht der Kurs der Aktie kräftig an. Ja, warum zieht denn der Aktienkurs an, wo doch nun die Zinsen erhöht werden und das doch eigentlich für ein Unternehmen eher schlechte Nachrichten sind? Nun, das hat seine Gründe darin, dass die K+S AG im Rohstoffsektor tätig ist und Düngemittel herstellt. Rohstoffe werden weltweit für gewöhnlich in US-Dollar gehandelt und wenn im Euroland der Leitzins steigt, bedeutet dies für Dollarland (und eben auch für die Rohstoffmärkte) einen Geldabfluss in Richtung Euroland.
- 14.30 Uhr: Nun reagiert der US-Dollar auf die Leitzinserhöhung der EZB und fällt um zwei Eurocent. Macht sich im steigenden Kursverlauf der K+S AG genau um die Zeit bemerkbar, allerdings wird der Anstieg auch durch einige starke Kauforder unterstützt.
- 15:02 Uhr: Der Kurs erreicht sein Tageshoch bei 347,44 Euro, immerhin 8 % über dem Eröffnungskurs und schlappen 15,3 % über dem Tagestief vor sechs Stunden.
- Ab 15 Uhr bis Ende: Der Kurs bröckelt wieder stark. Das liegt zum einen an Gewinnmitnahmen – erkennbar an wieder anwachsenden Verkaufsaktivitäten – und zum anderen an einer Ankündigung des russischen Konzerns und Mitbewerbers Acron, der ankündigte, 10 % seines Kapitals an der Börse zu bringen. Analysten bewerten dies damit, dass in vielen Portfolios hierfür Platz geschaffen wird. Hinein spielt hier aber auch, dass Rohstoffwerte stark konjunktursensibel reagieren und sie das tendenziell gerade auch tun.
Grundsätzlich führen viele Analysten die K+S AG weiterhin mit “Buy”, also mit Kaufempfehlungen – eben, weil der Rohstoffsektor weiterhin sehr gefragt ist. Allerdings sage ich es gern nochmal: Solche hochvolatilen Sachen sind nichts für Sparbriefkäufer.
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