Schon ein starkes Stück, was die Stuttgarter Volksbank da in den letzten Tagen an Nachrichten fabriziert. Schlimm dabei ist, dass diese Volksbank offenkundig dabei gerade von einem Fettzuber in den nächsten tritt und man eigentlich nur darüber staunen kann, wie unmenschlich (ja, unmenschlich) sie mit ihrer Kundschaft umgeht und sie dabei völlig vergisst, dass sie ja eigentlich genau von diesen Leuten lebt.
Okay, fangen wir an: Eine Kundin hat von der Stuttgarter Volksbank eine Rechnung über 52,96 Euro bekommen. Aufgrund der Videoüberwachung in ihrer Filiale habe man festgestellt, dass es „resultierend aus dem Besuch der Kundin im Geldautomatenbereich der Bank zu einer fäkalen Verunreinigung kam2. Die Bank würde deshalb darum bitten, für die entstandenen Reinigungskosten aufzukommen.
Nun, „fäkale Verunreinigungen“ in den „Geltautomatenbereich“ einer Bank hineinzubringen, ist wahrlich nicht schwer. Shit happens. Tagtäglich kacken Millionen Hunde Tonnen von Kot auf Straßen und Gehwege und wir können die Hintern der Hunde ja nicht zulöten. Also ist es im Bereich des Möglichen, ja sogar im Bereich des Wahrscheinlichen, dass tagtäglich hunderte Menschen in Tierkote hineintreten und diese in Geschäftsräume tragen, ob wissentlich oder unwissentlich. Das gesondert dem Kunden, der noch nicht mal den Kot erzeugt hat, sondern lediglich selbst Anschlagsopfer ist, in Rechnung zu stellen, ist kleinlich.
Auf die Frage und die Rückfragen, wieso man ausgerechnet die Videoüberwachung für so eine „Tat“ zu Rate zieht und damit ein System, dass eigentlich zur Diebstahlsicherung und zum Vandalenschutz dient und durch den Eingriff in die Privatsphäre eines Menschen besonders sensibel handzuhaben wäre, penetriert, zu antworten, man müsse damit das „Hausrecht durchsetzen“, ist nicht kleinlich, sondern peinlich. Damit ist der betreffende Kunde als Störenfried und Vandale gebrandmarkt. Mal ganz abgesehen von datenschutzrechtlichen Bedenken, um die sich jetzt angeblich die zuständige Aufsichtsbehörde kümmert.
Dann auf die entstandenen Rückfragen des gesamten Vorfalles und auf Fragen der Presse durch die Banksprecherin antworten zu lassen, dass es sich nicht um einen Hundehaufen, der von außen hereingetragen wurde, handelte, sondern es sich um eine massive Verunreinigung durch das Kind handelte, dass sich sichtbar im Geldautomatenbereich erleichterte, ist nicht mehr nur kleinlich, nicht mehr nur peinlich, sondern einfach nur unverschämt. Okay, in eine Bank zu kacken, ist gesellschaftlich untragbar, moralisch – zumindest in einer vertrauensvollen Kunde-Bank-Beziehung – nicht in der näheren Wahl der geeigneten Kommunikationsmittel, sowie hygienisch bedenklich. Das werden die Eltern des dreieinhalbjährigen Täters sicherlich auch ihrem Kind in der Erziehungsmatrix vermittelt haben.
Nun, dass ein Kind anscheinend Muffesausen von einem bevorstehenden Arztbesuch hatte (die Mutter gab an, dass sie nach dem Maleur mit dem Kind schnell nach Hause fahren und es waschen musste, weil ein Arztbesuch unmittelbar bevorstand) und höchstwahrscheinlich versehentlich in die Bank kackte, ist ein bedauerlicher Kollateralschaden, der niemandem wirklich gefallen haben dürfte. Dann aber auch noch mit dem Finger auf denjenigen zu zeigen, dem offenkundig ein wirklich peinliches Missgeschick passiert ist, das ist eigentlich das Livree des unmenschlichen Ignoranten. Da spielt auch überhaupt nicht die Frage eine Rolle, ob die Mutter den Unfall des Kindes melden hätte können oder es eben nicht getan hat. Wer steht schon gern Flatulenzen ablassend in einer Warteschlange und ruft nach jedem Stoß: „Hallo, ich war es!“
Und damit hat dann die Stuttgarter Volksbank auch öffentlich die Frage beantwortet, warum der normale, gesunde Mensch mit funktionierendem Verstand eigentlich nicht mehr zu ihr als Kunde kommen kann: Er könnte ja, zumindest theoretisch und mit durchaus messbarer Wahrscheinlichkeit (man denke an Durchfälle) in den Geldautomatenbereich kacken, vielleicht sogar unangekündigt und ohne Rückmeldung Flatulenzen abgasen oder gar etwas wollen. Also wirklich etwas banktechnisches, Geld oder so.
Die andere, wirklich dringlichere Moral der Geschichte ist jedoch, dass dieser Vorfall der bilderbuchmäßige Beweis dafür ist, dass die Vorratshaltung von personenbezogenen Daten mögliche Nutznießer wie die Schmeißfliegen anzieht, egal wie angeblich sicher die Daten gehalten werden und welche Zugriffsstufen es dafür gibt. Rache und Missgunst überwinden früher oder später jede datenschutzrechtliche, moralische und menschliche Hürde.
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