• Ursula hat die Schnauze voll.

    Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen scheint eine jämmerliche Niederlage in ihrem kläglichen Versuch einzuheimsen, dem bösen™ Internet ein Pferdegeschirr aufzusetzen. Laut FOCUS hat sich die Arbeitsgruppe im Familienministerium, die unter anderem so brillante Ideen entwickelt hat, dass Provider mit freiwilligen Filtermaßnahmen bewusst gegen hiesige Gesetze verstoßen sollen dürfen und der Staat im Falle von Schadenersatzansprüchen dann selbst die Zeche übernimmt (diese Idee von hirnverfaulten Beamten muss man sich auch mal auf der Zunge zergehen lassen… der Staat bezahlt den Schadenersatz anderer, die gegen die Gesetze eben dieses Staates verstoßen), mehr oder weniger sang- und klanglos aufgelöst.

    Ganz klarer Fall: Gut so. Kinderpornografie wird nicht durch staatlich sanktionierte Scheuklappen für Dumme bekämpft, auch denn „Bundesmutter“ Ursula von der Leyen es vorzüglich verstanden hat, die Provider-Welt ordentlich gegen die Wand zu drängen und damit vereinzelt sogar so weit Erfolg hatte, dass einige Provider danach sogar prinzipiell für Filtermaßnahmen empfänglich waren.

    Allerdings kann man kaum von „Victory“ sprechen: Ursula von der Leyen ist eine von vielen. Es ist leider fest davon auszugehen, dass vielleicht schon morgen der nächste Politiker mit Profilierungsnöten die nächste Keule auspackt.

  • Laborieren mit der Fritzbox-Software.

    Eigentlich eine hübsche Sache, die AVM da mit den so genannten Labor-Firmwares anbietet. Dabei handelt es sich um Firmware-Versionen für Fritzboxen, die sich noch im Beta-Stadium befindet und teilweise richtig gute Erneuerungen mit sich bringen. Für gewöhnlich gibt es alle paar Tage Updates dieser Labor-Firmwares, so dass man auch sehr schön sehen kann, wie bei AVM neue Features „wachsen“.

    Leider geht AVM bei diesen Entwicklungsarbeiten mehrgleisig vor, so dass man etwas aufpassen muss, welche Version der Labor-Firmware man sich da einspielt. Denn AVM entwickelt mehrgleisig. Machen wir das mal am Beispiel der Fritzbox 7270 fest:

    Die derzeitige, offizielle Firmware-Version der Fritzbox 7270 ist lautet 54.04.70. Derzeit (Stand: 3. März 2009) gibt es als Labor-Firmware zwei Firmware-Versionen, nämlich die Version 54.04.94 mit dem Entwicklungsschwerpunkt IPv6-Unterstützung und die Version 54.04.98 mit dem Entwicklungsschwerpunkt der Verbesserung des WLAN-Monitors.

    Eingespielt sind die Labor-Firmwares schnell, die bestehenden Konfigurationen werden nahtlos übernommen. Das Problem ist jedoch, dass der Rückwärtsweg umso steiniger ist. Zwar lassen sich alte Firmware-Versionen einspielen, jedoch können Konfigurationsdateien, die aus neueren Firmware-Versionen stammen, nicht in Fritzboxen mit früherer Firmware-Version eingespielt werden.

    Das wäre ja jetzt auch nur ein kleines Problem, allerdings erlaubt sich AVM irgendwann den Spaß, dass sie mehrere Entwicklungszweige wieder vereinigen und dann nicht, wie man eigentlich erwarten könnte, nicht einfach die Versionsnummer eines bestehenden Zweiges genommen wird, sondern eine neue, die höher ist, als die aller vereinigten Entwicklungszweige.

    So kann es nämlich passieren, dass wenn man nun die Labor-Firmware 54.04.98 installiert und AVM irgendwann diesen Entwicklungszweig mit der Version 54.04.94 vereinigt und dann die Versionsnummer 54.04.94 weiterführt, man danach die Fritzbox neu konfigurieren darf, weil die Konfigurationsdatei aus einer höheren Version stammt.

  • Für die Ewigkeit schreiben bei Xing.

    Eine Moderatorentätigkeit in einem Xing-Forum führt selbst einen so datenschutzbewanderten Menschen wie mich gelegentlich an den Rand der Ratlosigkeit. Schon seit einigen Tagen beschäftige ich mit mich einem Forumsteilnehmer, der sich nach langer Zeit (im Guten) aus einem von mir moderierten Xing-Forum verabschiedet hat und nun nach Monaten auf die Idee gekommen ist, dass er all seine Beiträge, die er in diesem Forum geschrieben hat, gelöscht haben möchte.

    Überraschung Nummer 1: Geschriebene Beiträge in einem Forum kann der Absender nur innerhalb der ersten drei Tage nach dem Schreiben nochmal überarbeiten oder löschen.

    Nun bin ich und meine Moderationskollegen nicht sonderlich scharf darauf, solche Dinge zu tun, denn sie bringen quasi nichts. Bei einmal in einem Social Network herausposaunte Äußerungen darf man getrost davon ausgehen, dass sich solche Informationen in der Öffentlichkeit befinden und zum anderen hinterlassen Artikellöschungen in thread-orientierten Foren grundsätzlich immer Diskussionslöcher. Das hat wohl auch Xing erkannt, denn:

    Überraschung Nummer 2: Xing räumt sich nach Akzeptieren der AGB grundsätzlich das Recht ein, dass einmal gesendete Artikel in einem Xing-Forum bis zum Sanktnimmerleinstag (oder bis zum eventuellen Austritt des Mitgliedes) veröffentlicht bleiben dürfen. So als ob es das Recht auf Informationelle Selbstbestimmung nicht geben würde.

    Also habe ich noch etwas tiefer im Moderatorenforum gegraben und siehe da:

    Überraschung Nummer 3: Xing hält sich, glaubt man der FAQ für Moderatoren, argumentativ aus der Forenhaftung heraus und überträgt diese geistig an die Moderatoren von Foren, die ihrerseits dann weitgehend das Recht (aber nicht die Verpflichtung) haben, Artikel in Foren zu löschen. So als ob Teilnehmer von Xing-Foren einen Vertrag mit den Forenmoderatoren hätten und nicht mit Xing und so als ob die Forenmoderatoren ihrerseits einen Vertrag mit Xing hätten, die genau diese Verschiebung von Rechten zur Grundlage hätten.

    Nun gut, habe ich mir gedacht, ich habe eigentlich keine sonderliche Lust, mit dem ehemaligen Forumsteilnehmer da größere Diskussionen anzufangen. Zum einen ist der Teilnehmer schon nicht mehr in der Gruppe und zum anderen sind solche Sachen bei mir letztendlich eine reine Abwägung des Zeitfaktors. Also habe ich mit dem Löschen der betreffenden Artikel des Teilnehmers, die er mir wenigstens in einer Liste hat zukommen lassen, begonnen. Das funktionierte auch soweit. Zumindest fast. Denn:

    Überraschung Nummer 4: Man kann als Moderator zwar Artikel innerhalb eines Threads löschen, jedoch niemals den ersten Artikel eines Threads. Entweder muss dieser erste Artikel bestehen bleiben oder der gesamte Thread muss gelöscht werden.

    Und das brachte mich dann auch gleich zur …

    Überraschung Nummer 5: Ich kann als Moderator zwar Artikel von Forenteilnehmern überarbeiten, löschen oder mit einem anderen Text versehen, ich kann jedoch nicht den Absender des Artikels unkenntlich machen.

    Das ist mir dann doch etwas zu viel Quatsch auf einmal, den ich unbezahlt dafür machen soll, damit Xing mit dem Mehrwert eines Forensystems möglicherweise ordentlich Geld verdienen kann. Der Teilnehmer soll sich nun mal schön an diejenigen wenden, die für das Auslecken der Sickergruben auch wirklich Geld verdienen, nämlich die Menschen im echten Xing-Support. Denn das sind auch seine wahren Vertragspartner, so deliziös auch die Moderatorenregeln geschrieben sind.

  • Was Handys früher mal nicht konnten.

    Letztens habe ich eine Ausrede für eine nicht gelesene SMS gehört, die weckte schlagartig Nostalgien: „Der SMS-Speicher in meinem Handy war voll.“ Sowas gab es tatsächlich einmal und es lohnt durchaus, sich mal in die nostalgischen Zeiten zurückzudenken.

    • Die ersten GSM-Handys hatten gar keine SMS-Funktion, die SMS-Funktion kam erst später durch eine zweite GSM-Evolutionsstufe und wurde erst in den Jahren 1994/95 Schritt für Schritt in GSM-Netze eingeführt. SMS-Versenden war da sogar in den meisten Netzwerken noch kostenlos, so lange das alles offiziell in den Erprobungsphasen war.
    • Tatsächlich konnten die ersten SMS-fähigen Handys nur sehr wenig SMS speichern, 10 Stück waren dabei eine gängige Größe. Und die wurden, da man es den Herstellern relativ leicht machen wollte, auch noch auf der SIM-Karte abgespeichert. War der Speicher voll, gab es auch keine SMS, die wurden dann für maximal zwei Tage beim Mobilfunkprovider zwischengespeichert.
    • Frühere GSM-Telefone funktionierten nur in den so genannten D-Netzen, das waren früher einmal D1 (heute T-Mobile) und D2 (heute Vodafone). E-Plus war der erste Betreiber, der ein weiteres Frequenzband nutzen durfte, das dann kreativerweise E-Netz genannt wurde. Da E-Plus beim Start logischerweise kaum auf schon im Umlauf befindliche D-Netz-Telefone zurückgreifen konnte, gab es ein hübsches, türkisfarbene Telefon von Motorola dazu, das übrigens einer der ersten Mobiltelefone mit ausschließlichem Branding des Mobilfunkproviders war – netztechnisch funktionierte es nur in E-Netzen, der Gerätehersteller stand aber auch nicht auf dem Telefon selbst.
    • Es gab vereinzelte GSM-Telefone mit Anrufbeantworter. Damit ist nicht die Mailbox des Mobilfunkproviders gemeint, sondern tatsächlich ein eingebauter Anrufbeantworter im Telefon selbst. Einer dieser Telefone war das Hagenuk MT 2000.
    • Frühe GSM-Telefone hatten richtige Antennen. Die allerersten Telefone hatten richtig massive Antennen, fest verschraubt. Bei manchen Telefonen gab es eine Gummiantenne zum Hochklappen (Motorola), die richtig schicken und wichtigen Telefone hatten Stummelantennen, die man zum Telefonieren ausziehen musste. Das gehörte dann zum Ritual bei den schickeren Motorola-Telefonen („Startac“), dass man beim Klingeln zuerst die Antenne herauszog und dann das Telefon aufklappte.
    • Mobiltelefone hatten bescheidene Akkulaufzeiten. Kam man zu Beginn noch mit richtigen Nickel-Cadmium-Akkus daher und hatten manche Telefone davon gleich fünf Zellen (die zusammen schwerer sind als die meisten heutigen Mobiltelefone) und einer Standby-Zeit von 8 bis 12 Stunden aus, so wurde das nach und nach besser. Das Siemens S4 warb anno 1995 damit, dass es immerhin schon phantastische 70 Stunden Standby bleiben konnte, dank der ersten Lithium-Ion-Akkus.
    • Seltsamerweise hat das mit dem portablen Telefonbuch früher besser funktioniert, als bei vielen Telefonen heute. Das liegt daran, dass es nicht wenige GSM-Telefone gab, die schlicht kein geräteeigenes Telefonbuch hatten und die Telefonnummern ebenfalls auf die SIM-Karte speicherten. Das war allerdings auch nur so lange praktisch, so lange eine SIM-Karte nicht kaputtging.

    Hat jemand noch weitere alte Geschichten zu Mobiltelefonen? Wir sollten das für die Nachwelt festhalten. 🙂

  • „Ich“ oder „Wir“ im Wahlkampf?

    Eine sehr beliebte Frage im Umfeld von Politik 2.0 ist die Frage, wie man eigentlich als Wahlkampfteam online auftritt. Dazu gebe ich eine Analogie aus dem klassischen Wahlkampf als Argument zur Diskussion: Ein Infostand in der Fußgängerzone einer x-beliebigen Stadt. Dort steht der zu wählende Kandidat, nennen wir ihn einfach mal Jakob Maria Mierscheid, und, sagen wir, zehn Menschen aus seinem Wahlkampfteam, die Gespräche mit Passanten suchen, Material verteilen. Stehen da nun elf Jakob Mierscheids, um mal die klassische Vorgehensweise in der politischen Kommunikation zu beschreiben, oder ein Jakob Maria Mierscheid und zehn weitere Individuen mit eigenem Namen, eigenen Ansichten, eigenen Verbindungen zum Kandidaten, aber alle mit der Gemeinsamkeit, dass sie sich mit dem Kandidaten identifizieren?

    Ich halte diese große Portion Authentizität (wenn man nicht gerade ein bezahltes Team für sich laufen lässt) für ein großes Kapital und hohes Gut in einem jeden Wahlkampf und aus diesem Grund steht es außer Frage, dass man dieses Humankapital praktisch zwingend auch im Online-Wahlkampf einsetzen muss – weil es schon da ist. Nichts ist wertvoller als die „Front Runner“, die Menschen, die an der Wahlkampffront stehen.

    Wie das funktioniert, machte der Online-Campaigning-Altmeister Barack Obama vor. Und es war deshalb so gut, weil es kaum auffiel, denn es schrieb beispielsweise „David Plouffe, BarackObama.com“. Und genauso kann man es auch im Online-Wahlkampf halten, da ist es dann eben „Thomas Gottschalk, Team Jakob Maria Mierscheid 2009“ oder ähnlich und genau damit werden in der Kampagne E-Mails absenderadressiert oder das Wahlkampf-Weblog bestückt.

    Wenn man nicht gerade jeden Tag einen neuen Namen einführt und die Leute des Wahlkampfteams auch einmal im Bild hat, leidet darunter keinesfalls die Glaubwürdigkeit. Genau das Gegenteil wird der Fall sein.

  • Auf der PS3: Flower.

    Bei PS3-Spielen, die von den Santa Monica Studios kommen und im Playstation Store erhältlich sind, handelt es sich inzwischen gern um experimentelle Projekte. Ein solches Projekt und Computerspiel ist flOw, in dem der Spieler eine Art Meerestierchen mit dem Sixxaxis-Controller steuert, andere Tierchen frisst und dadurch ein immer größer werdendes Tierchen wird. Damit gewinnt man zwar buchstäblich keinen Blumentopf und mit Action hält es sich auch in eng begrenzten Rahmen, allerdings ist es ein Sinn- und Klangergebnis eigener Klasse.

    Ein neues Spiel aus der gleichen Kategorie ist Flower, das ebenfalls nur über den Playstation Store gekauft und heruntergeladen werden kann. Auch hier kommt der Sixxaxis-Controller wieder auf seine Kosten, nur wird hier mit Bewegungen des Controllers kein Tierchen gesteuert, sondern Blütenblätter in einer Traumlandschaft. Der Geschichte nach träumt hier eine Topfblume in einer Stadtwohnung und hat man ein Level geschafft (was nicht sonderlich schwer ist), gibt es einen weitere Topfpflanze, die ebenfalls geträumt werden will. In den Träumen müssen mit den Blütenblättern andere Blüten angesteuert und berührt werden, damit diese sich öffnen und das Spiel fortsetzen. Man schwebt nach und nach in einer riesigen Welle von bunten Blütenblätter über zunächst graue Hügel und Täler, die man interaktiv zu grünen, blühenden Landschaften verwandelt. Untermalt ist das ganze mit sphärischer Musik, in die bei bestimmten Interaktionen Klangeindrücke eingemischt werden.

    Das hört sich jetzt stinklangweilig an und das ist es in einer gewissen Form auch, denn zwar gibt es hier Blumentöpfe zu gewinnen (wenn man nämlich ein Level beendet hat), allerdings gibt es absolut keinen Druck: Nur herumschweben? Kein Problem! Blumenblüten in anderen Abfolgen ansteuern? Ebenfalls kein Problem! Schon nach wenigen Minuten verschwindet Raum und Zeit und wenn man einen entsprechend großen Fernseher hat, hängt man in einem Trip, den sich kein LSD-Junkie besser erträumen würde.

    Für 7,99 Euro ist Flower wieder mal ein nettes, kleines Experimentierprojekt, für dessen Durchspielen es diesmal sogar PS3-Trophies gibt.

  • Der SPIEGEL beackert Social Networks.

    Eigentlich schön zu sehen, dass die Redaktion des gedruckten SPIEGEL sich so langsam durch alle gängigen Web-2.0-Technologien durchgearbeitet hat: Letztes Jahr waren es noch die Blogger, die halbdebil sich vor allem nur selbst onanierend feiern, nun sind es die kleinen, engen, siebzehn- bis zwanzigjährigen Mädchen, die saufend von Party zu Party springen und als virtuelle Trophäen Fotos von „tätowierten Schambeinen, blanken Hinterteilen, gebleckten Zungen, delirös verdrehten Augen“ in Social Networks hinterlassen.

    Bei solchen Sätzen in ersten Absätzen von SPIEGEL-Artikeln über aktuelle Internet-Entwicklungen hält mich normalerweise nicht mehr sonderlich viel davon ab, einfach weiterzublättern. Es kommt nur selten etwas gutes dabei heraus, wenn Journalisten so anfangen. Allerdings, und da sei dem SPIEGEL diesmal fast schon wieder Respekt gezollt: Das Titelbild mit dem Titel „Fremde Freunde – Vom zweifelhaften Wert digitaler Beziehungen“ weckt zwar wieder dunkelste Inquisitionserinnerungen wach, der Artikel selbst ist allerdings in fast schon vernünftigem Ton gehalten – abgesehen von der Einleitung und dem üblichen Bebildere, bei dem man praktischerweise offensichtlich eben auf gemeinfreie Bilder in eben diesen Social Networks zurückgreifen konnte.

    Erzählt werden so Geschichten einer siebenundzwanzigjährigen Maja, die nach Düsseldorf gezogen ist, niemanden kannte und über soziale Netzwerke einen völlig neuen Bekanntenkreis bilden konnte. Ein Sebastian aus Frankfurt/Main holt sich über couchsurfing.com bis dato unbekannte Menschen gar in die heimische Wohnung und lässt sie dort kostenlos übernachten. Im Artikel spart man sich doch tatsächlich noch gehässige Kommentare auf diese Menschen, dabei könnte man ja mit unbekannten Menschen, die von einer Website, die den Begriff eines Schlafmöbels beinhaltet, ganz andere Dinge machen, als sie einfach nur treffen:

    „In der Online-Welt machen die jungen Netzwerker, was sie auch im Leben draußen vornehmlich tun: herumhängen. Sie klicken durch die Profilseiten der Freunde, sie lesen, was es Neues gibt, hinterlassen neckische Kommentare und laden Handyfotos vom Popkonzert hoch.“

    Huch, so harmlos? Nicht ganz, denn im Artikel spricht man das (durchaus nicht unsensible) Problem an, dass die geringen Medienbrüche zwischen SMS, Online-Community und sozialen Netzwerken ein erheblich stärkeres Konfliktpotential in ganz anderen Eskalationsgrößen haben können. War die heimische Wohnung bei Streitigkeiten ein Rückzugsort, so gibt es diese bei solch vernetztem Mobbing nicht mehr.

    Im beginnenden Herbst des Artikels geht man sogar auf den professionellen Part sozialer Netzwerke ein, nämlich die Möglichkeiten von Business-Netzwerken. Unvermeidlich hier ein Xing-Nutzer, der offensichtlich den Wert eines jeder seiner Xing-Kontakte durch seine Geschäftsbücher beziffern könnte. Und da bleibt dann auch der kurze Weg zu Politik 2.0 nicht aus und führt aus, dass es erst online möglich wurde, innerhalb kürzester Zeit starke Vernetzungseffekte für politische Themen zu bilden und man befürchtet, dass „für das Superwahljahr 2009 ein Online-Wahlkamf neuer Güte drohe“ – als ob es schon mal einen Online-Wahlkampf mit Güte in Deutschland gegeben hätte.

    Weiter geht es im Artikel mit Micro-Blogging-Formaten und da so mit Twitter, als ob Twitter das einzige Micro-Blogging-Format wäre. Während bei den Terroranschlägen in Mumbai die Micro-Blogger sehr schnell am Werk waren, war es im aktuellen Gaza-Konflikt schon sehr spärlich. Offenbar darum:

    „Arme Gegenden mit dürftiger Stromversorgung haben offenbar andere Sorgen – das schicke Medium gedeiht eher in technisch besser versorgten Metropolen. Aber auch dort ist es, wie der Fall Mumbai zeigte, nicht eben zuverlässig: Da war die Rede von Angriffen auf ein Marriott-Hotel, die es nie gab; manches entstammte nur dem Hörensagen, wurde falsch abgeschrieben oder einfach nur aufgebauscht. Im Netzgezwitscher mischen sich falsche Mitteilungen unentwirrbar mit wahren, und die Selbstorganisation kann jederzeit umschlagen in entfesselten Unverstand.“

    So am Rande: Kleiner handwerklicher Fehler, denn das ist schon richtig, was der SPIEGEL hier schreibt, allerdings sagt ja auch niemand, dass Twitter-Streams einen wie auch immer gearteten Ersatz für Nachrichtensendungen darstellen sollen, auch wenn Journalisten bei aktuellen Ereignissen inzwischen gar nicht so ungern von diesen neuen Medienströmen zitieren.

    Wie man Falschinformationen und im späteren Leben eher unerwünschte Inhalte wieder aus dem Netz bekommt, ist dann das Thema gegen Ende des Artikels. Dass das kaum wirklich geht, ist ein logischer Rückschluss, immerhin hat man sich aber kundig darüber gemacht, dass es gar Dienste gibt, die gegen Bezahlung fingierte und positive Falschinformationen von Menschen einstellen, um deren Image wieder im Internet aufzupolieren. Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, so dass ich dann doch sogar noch etwas gelernt habe.

    Und natürlich: Man möge doch bitte seine Inhalte in sozialen Netzwerken nicht ganz so offen zur Schau stellen, um sich davor zu schützen, dass andere Menschen diese Informationen verwursten, so wie im Fall der Co-Pilotin der Lufthansa-Maschine, die bei schweren Turbulenzen am Hamburger Flughafen beinahe verunglückt wäre und über die sich die BILD-Zeitung (wer sonst?) in ihrem StudiVZ-Profil kundig gemacht hat, um dann über Aspekte ihres Lebens zu schreiben.

    Wahnsinn, was ist denn in den SPIEGEL gefahren? So sanft, so freundlich, so fundiert. Liegt es daran, dass man eben nicht dauerhaft auf die neuen Medien schimpfen kann, die man inzwischen auch selbst nutzt? Oder haben sich da endlich einmal ein paar fachlich versierte Journalisten hingesetzt und das Objekt der Begierde endlich tatsächlich einmal von verschiedenen Seiten aus beleuchtet? Es fällt jedenfalls auf. Hat lange gedauert.

  • Zöpfe ab!

    Der heute 28. Februar 2009 ist Zöpfe-ab-Tag, für kleine und große Zöpfe. Vielleicht liegt es ja am wunderschön sonnig und frühlingshaften Wetter, das mich sogar dazu bringt, das Fenster bei 11 Grad Celsius den ganzen Tag geöffnet zu halten, was man bei einem nicht sonnigen Tag nicht ohne gewisse geistige Verwirrung machen würde.

    Fangen wir an:

    1. Ich habe bei mir das Ende der CD eingeläutet und das eigentlich vorreservierte, neue U2-Album nicht mehr als Silberscheibe gekauft, sondern online. Eigentlich wollte ich noch den kümmerlichen Rest von Happy Digits bei Musicload.de auf den Kopf hauen, da ich jedoch keine 995 Happy Digits hatte, sondern nur 575, hätte ich dann doch per Kreditkarte zahlen sollen. Was solls, ich habe es getan und einen Satz U2-Album als DRM-freie MP3-Dateien erstanden. Sorry, Joachim, wir kommen da noch zueinander. 😉
    2. Ich habe XAMPP als Entwicklungsplattform auf meinem PC installiert, um damit die WordPress-Installationen, die demnächst für die diversen Wahlkämpfe anstehen, vorzubereiten. Es ist leichter zu installieren, als ich dachte, allerdings mögen sich der Apache-Webserver und ein bereits laufendes Skype nicht, weil sie sich um eine Reihe von TCP-Ports streiten. Daran ist allerdings Skype schuld.
    3. Ich habe erstaunlicherweise zwei Kilo abgenommen und will diesen Umstand weiter fortsetzen.
    4. Ich habe meinen Kopf freigemacht für eine Idee, die nun unumkehrbar vorangetrieben wird. Dazu wird es aus bestimmten Gründen in den nächsten Wochen Neuigkeiten geben.
    5. Ich verabschiede mich von einer Reihe von gekaufter Software und anderem Krempel, den ich schlicht nicht mehr brauche und der hier schlicht Staub ansetzt. Weg mit dem Müll. Das gilt auch für eine Reihe von Musik-CD, die ich nicht mehr höre. Bei solchen Dingen bin ich herzlich wenig sendimental.

    Das dürfte doch für einen Samstagnachmittag, von dem ich jetzt doch tatsächlich heroenhaft zwei Stunden auf dem Balkon in der Sonne ausgehalten habe, reichen, oder?

  • Das Guerilla-Marketing von Ryanair.

    Also ich finde die Fluggesellschaft Ryanair eine grundehrliche Fluggesellschaft (wenn man mal von dem üblichen Preisfindungschaos absieht). Vor und während einem Flug jeden Mist einzeln abzurechnen, mag zwar als Pfennigfuchserei durchgehen, ist aber unterm Strich ehrlicher, als wenn man für eine gleiche Strecke mit einer anderen Fluggesellschaft, die für den kostenlosen Toilettengang, für das Frühstück etc. unter Umständen gleich einige Hunderter mehr verlangt. Wer da mit der Einzelhandelspolitik von Ryanair nicht kann, ist ja auch nicht gezwungen, mit ihnen zu fliegen.

    Im übrigen muss man bei Ryanairs Chef Michael O’Leary immer eines berücksichtigen: Er ist ein genialer Verkäufer, der weiß, wie man kostenlos in die Medien kommt: Nämlich durch unkonventionelle, teilweise auch nicht wirklich reelle Ideen. Das hat er an dieser Stelle mit dem lauten Denken über eine Toilettenbenutzungsgebühr in seinen Flugzeugen mal wieder bemerkenswert gut geschafft.

    Denn richtig viel Geld verdienen wird er damit kaum. Ich habe auf Kurzstreckenflügen noch nie auf die Toilette gehen müssen und es stellt sich bei menschlichen Dringlichkeiten in abgeschlossenen Räumen immer die Frage, ob man mit einem Insasse lange darüber diskutieren möchte, ob er nun die Toilette freikauft oder schlicht ins Flugzeug macht, Fläschchen abfüllt, oder die „Kritiktüte“ füllt.

    Aber egal: Michael O’Leary hat es wieder einmal geschafft. Ein paar weitere Ideen hat Lydia (die übrigens wieder gute und würzige Bloggerluft verbreitet und bei der ich glaube, dass auch sie Michael O’Leary durchschaut hat) in ihrem Blog gesammelt. Die Idee mit den Stehplätzen und den Halteschlaufen hat es aber schon mal in „Verstehen Sie Spass“ gegeben und das Verstörenste dabei waren die Geschäftsleute, die sich einfach hinstellten und erst einmal in Ruhe die Zeitung gelesen haben.

  • Defekter Kommentar-Spam.

    Bisher hatte Akismet in diesem Blog relativ wenig zu tun. Laut den Akismet-Statistiken verfingen sich monatlich zwischen 200 und 300 Spam-Kommentare im Filter,wovon dann auch nur ein Bruchteil tatsächlich lokal als Spam-Kommentare ankamen.

    Eigentlich hätte auch dieser Monat nahtlos an diese Zahlen anknüpfen können, wenn nicht seit Montag eine regelrechte Welle von Spam-Kommentaren hereingebrochen wäre und derzeit das zehn- bis fünfzehnfache an Müll hier hereinspült. Wahllos, auf alle Arten von Artikeln, junge und alte.

    Interessant an dem Müll ist, dass die darin integrierten Links allesamt nicht funktionieren, ja die Domains noch nicht mal registriert sind. Die Spam-Kommentare werden also nicht zum Zweck des Bildens von direkten Links eingeschossen, sondern können an sich nur dazu dienen, dass ein besuchender Roboter genau die betreffenden Artikel aufruft und prüft, ob der Kommentar dort veröffentlicht werden konnte oder nicht. Und dann geht es vermutlich richtig los. Reine Vermutung

    Um das mal nachzuprüfen, werde ich einen Spam-Kommentar in den nächsten Tagen mal spaßeshalber freigeben und den Artikel überwachen.

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