• Meine Wahlempfehlung zur Bundestagswahl 2009.

    Da vermutlich die nächsten Tage alle Zeitungen, Fernsehsender und die halbe Blogosphäre voll sein werden mit Wahlempfehlungen, fange ich einfach schon mal an. Der frühe Vogel fängt den Fisch, wobei ich noch überlege, wer eigentlich der Vogel ist.

    Ja, die Entscheidung fällt nicht leicht, weil es eine sehr polarisierende Richtungswahl ist und ich damit noch nicht mal die üblichen Klischees wie Lagerwahlkampf, Sozial gegen Unsozial, Konservativ gegen Links etc. meine, sondern eher die Frage, ob es zu einer Wiederauflage der Großen Koalition kommt oder nicht. Und da ist meine klare Auffassung, dass eine Große Koalition Gift für alle wäre. Gift für die politische Kultur, Gift für die Parteien, Gift für den Parteinachwuchs. Eine Große Koalition ist Verwaltung, keine Gestaltung.

    Damit kommen wir zur Frage, wen ich eigentlich wählen soll. Fangen wir von hinten an, mit den Parteien, die unter “Sonstiges” laufen. Keine wählbar. Nicht nur deshalb, weil keine dieser Parteien – einschließlich der Piratenpartei – kein für mich sinnvolles Wahlprogramm aufbieten, das sich in meinen Augen nicht auf einige wenige Dinge beschränken darf, sondern umfassend ist. Das Programm der Piratenpartei beschränkt sich sehr weitgehend auf die digitale Kultur und enthält mit Sicherheit einige hochspannende Aspekte, mit denen sich zukünftige Regierungen beschäftigen müssen, die Piratenpartei ist jedoch derzeit nicht wählbar.

    Kommen wir zu den großen Platzhirschen, zu Rot und Schwarz. Schwarz wählen, also CDU, das geht aus prinzipiellen Gründen nicht. Das geheuchelte Konservative, was die CDU krampfhaft zu verkörpern versucht, ist mir derartig fern, wie es eine politische Einstellung nur sein kann. Das Huldigen des Gestern, die tatsächliche frenetisch gepflegte Beschwörung und das engagierte Zelebrieren des Mittelmäßigen, wie es Angela Merkel tut, ist keine Politik, der ich zutraue, mit den wirklichen Problemen des Landes umzugehen. Das wissen natürlich auch die Strategen von CDU/CSU, die mit wohldosiertem Weichspülertum dem Volk Kuchen versprechen und noch nicht mal Brot verteilen können. Sprich: Von Steuersenkungen zu sprechen, obwohl der Staat faktisch pleite ist, Milliarden in Bürgschaften im Finanzsystem stecken und mit einem gewaltigen Burst auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen ist, ist eine glatte Lüge, für die sich Angela Merkel und Horst Seehofer auch noch gefeiert wissen wollen. Man muss schon sehr dreist sein, um so eine Geisteshaltung an den Tag zu legen und das kommt ausgerechnet von denen, die sich als besonders aufrecht auf zwei Beinen schreitend sehen. No way. Wer CDU wählt, wählt Gestern.

    Wenn man schon von CDU spricht, ist der Weg nicht weit zum Lieblingskoalitionspartner, der FDP. Tja, FDP. Eigentlich ist mit der Liberalismus nicht ganz so fern, wie man das landläufig zu glauben pflegt, allerdings ist die FDP in meinen Augen eine reine Nonsensveranstaltung. An Guido Westerwelle gefallen mir seine ausgesprochen guten Umgangsformen und das war es dann auch schon. Spricht man mit gestandenen FDP-Leuten, dann kommen diese erschreckenderweise zu einem ähnlichen Ergebnis, was mir eines zeigt: Außer Westerwelle gibt es in der FDP nicht mehr sehr viel und ein großer Teil dessen, was FDP-Wähler sind, sind eigentlich verkappte CDU-Wähler.

    Viel schlimmer wiegt aber der Nachteil, dass Gelb wählen nach der Ansage von Guido Westerwelle nur bedeuten kann, dass es entweder Schwarz-Gelb gibt, vor was uns der Herr bitte verschonen möge, oder dass die FDP zum dritten mal in Folge in die Opposition geht, obwohl sie es schon beim letzten Mal nicht hätte tun müssen, wenn Herr Westerwelle mal aus dem Handtäschchen von Angela Merkel herausgesprungen wäre. Da damit auch diesmal nicht zu rechnen ist, ist die FDP für mich so unwählbar, wie sie es eigentlich immer war. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Vielleicht ist Guido Westerwelle auch einfach zu höflich für seinen Job, das lasse ich mal so dahingestellt…

    SPD. Ja, die SPD. Eine Partei, mit der ich derzeit so meine Probleme habe, deren politische Grundrichtung dennoch weiterhin die Linie ist, die vollständig meinige ist, auch wenn ich eigentlich als Mittdreißiger mit nicht ganz so schlechter Bildung und gutem Auskommen eigentlich nicht zum Stammklientel der SPD gehöre. Die Sozialdemokratie ist jedoch jedes Mal, wenn ich über den richtigen Weg nachdenke, die Antwort, die mir am menschlichsten erscheint – aus der Sicht der Ratio und nicht der Emotio. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir als Gesellschaft zusammenbleiben müssen, wenn wir nicht verhungern wollen und das geht nur, wenn wir an uns alle gemeinsam denken und entsprechend handeln. Da weiß ich niemanden, außer die SPD.

    Die Linke? Nicht diskutabel und da lasse ich die übliche Rote-Socken-Denkweise sogar mal außen vor. Aber ich konnte weder Gregor Gysi jemals gut leiden, als Oskar Lafontaine, weil deren Rechenoperationen zwar hübsch lesbare Ergebnisse liefern, aber nicht mit der Mathematik zu erklären ist, die wir auf unserem Planeten lehren. Vielleicht, ich will es ja nicht ausschließen, geht das auf einem anderen Planeten besser. Hier nicht. Sozialromantik ist fehl am Platze und letztendlich genauso ein Gestern, wie es CDU/CSU mit ihrer Stillstandspolitik propagiert. So am Rande: Es fällt auf, wie ähnlich da doch CDU/CSU und die Linke agieren, nicht?

    Also SPD? Nein, denn da gibt es ja die latente Gefahr der Großen Koalition. Käme es wieder zu einem Patt, weil CDU/CSU es allem Anschein nach wieder schaffen werden, den sicher geglaubten Schwarz-Gelb-Sieg auf den letzten Metern zu versemmeln, stünde möglicherweise als Ultima Ratio die Große Koalition wieder als letzte Option auf dem Zettel. Die will zwar keiner – und das glaube ich übrigens allen Wählern und Politikern sofort – aber wenn es zum Patt kommt, kommt es zum Patt.

    So bleiben nur noch die Grünen, die ebenfalls eine klare Ansage gemacht haben und keine Jamaika-Koalition machen wollen. Das glaube ich den Grünen im Zweifel eher, als Westerwelles Nein zur Ampel, denn für Guido Westerwelle wird das Eis auf dem Hochparkett dünn, wenn die FDP nun auch zum dritten Mal in die Opposition geht. Noch finden seine Parteifreunde das akzeptabel und jubeln ihm für diese vermeintliche Geradlinigkeit zum Pult hoch, aber Pulte werden im Politikbetrieb in der Regel schneller abgesägt, als man sich dahinterstellen kann.

    Deshalb ist meine Wahlempfehlung für die Zweitstimme dieses Mal grün, damit – Ironie des Schicksals – Frank-Walter Steinmeier Kanzler werden kann und es zu einer Ampelkoalition kommt. So richtig, ha, grün, bin ich lange Zeit mit ihm nicht geworden, aber mir hat es ausgesprochen gut gefallen, wie er sich dem gewaltigen Rückstand der SPD gegenüber der Union nicht gemütlich gemacht, sondern an sich gearbeitet hat. Das sage ich nicht einfach so, weil ich mit so einer Sprech reumütig wieder ins SPD-Lager aufgenommen werden will, sondern das sage ich, weil mir so Menschen ungeheuer imponieren und mir solche vielleicht spät zündende Zündkerzen allemal lieber sind, als in Salamitaktik lamentierende Kraftstoffzerstäuber wie Angela Merkel.

  • Die Polizei aus Sicht der ARD.

    Wer die ARD-Vorabendserie „Großstadtrevier“ nicht kennt, könnte über die vermittelnden Botschaften des eindringlich dafür propagierenden Werbebanner glatt irritiert sein. So habe ich mir Polizisten eigentlich schon immer vorgestellt:

    Szenen eines Werbebanners für die ARD-Vorabendserie "Großstadtrevier"

    Dummerweise ist die Serie auch genau so, wie das Klischee zu vermitteln versucht. Willkommen in der ARD und willkommen bei der deutschen Polizei. „Bärendienst erweisen“ nennt man so etwas dann auch.

  • Zwischenbericht zu “netplanet_4G”

    Sechs Wochen nach den ersten Arbeiten dürfte es sich lohnen, einen kleinen Zwischenbericht in Sachen “netplanet_4G” zu schreiben. Die Umstellung von netplanet auf WordPress läuft nämlich besser und zügiger, als ich ursprünglich befürchtete.

    Anfänglich nochmal kurz zur Planung: Ich habe die Arbeiten in mehrere Stadien aufgeteilt, die nacheinander abgearbeitet werden:

    1. Aufsetzen einer nichtöffentlichen WordPress-Arbeitsumgebung (erledigt)
    2. Anlage der Seitenstruktur analog zur jetzigen Sitestruktur (erledigt)
    3. Übernahme der HTML-Seiten in einzelne WordPress-Seiten (aktuell)
    4. Erstellen eines Themes
    5. Überarbeitung spezieller CSS-Klassen
    6. Launch

    Wie zu sehen ist, bin ich gerade im Stadium 3, also der Übernahme der HTML-Seiten in WordPress-Seiten. Während die Stadien 1 und 2 eine Angelegenheit war, die an einem Wochenende über die Bühne ging, ist Stadium 3 nun in der fünften Woche, was ich aber befürchtete, da immerhin 110 HTML-Artikel zu importieren sind und ich leider nicht immer überall HTML richtig ausgezeichnet habe. Importiert sind jetzt ziemlich genau die Hälfte aller etwa 110 Artikel.

    Wobei ich sagen muss, dass TinyMCE, der Editor in WordPress, mir eine Menge Arbeit abnimmt: Ich habe in den originalen HTML-Dateien leider ursprünglich etwas zu viel Arbeit in den Aufbau des HTML-Codes gesteckt und sehr viel mit “harten” Umbrüchen und Tabulatoren gearbeitet. Das hat den Code nicht nur unnötig aufgebläht, sondern die Entfernung dieser unnötigen Inhalte ist, wenn man es manuell machen wollte, eine Drecksarbeit. Hübsch ist bei TinyMCE da die folgende Vorgehensweise: Man schalte den Editor auf HTML-Ansicht, füge da den gesamten, kopierten HTML-Code der Seite ein, klicke im TinyMCE-Editor auf die visuelle Ansicht und wieder zurück. Siehe da – Der HTML-Code ist neu formatiert, lediglich die Zeilenumbrüche sind noch da. Die Tabulatorschritte sind jedoch alle eliminiert, ebenso eine Menge an unnützen HTML-Auszeichnungen. Die restlichen Umbrüche sind dann nur noch eine kleine Arbeit, die ich gern mache, weil ich so nochmal die Texte grob überfliegen kann.

    Ein weiterer Punkt, der sich sehr schön mit WordPress-Bordmitteln regeln ließ, waren Links, die ich in netplanet-Artikel auf weiterführende Artikel habe. Die habe ich nämlich kurzerhand in WordPress auch als Links angelegt. Damit die dann später auf den richtigen Seiten erscheinen, werden die Links in Kategorien einsortiert, die genauso heißen, wie die Seiten – in das Seitentemplate wird dann nur noch eine Abfrage hineinkommen, die nach Links einer Kategorie suchen soll, die genauso heißt, wie die Seite selbst.

    Der Zeitrahmen bis Ende des Jahres scheint jedenfalls immer noch ganz passabel zu sein.

  • 75 Tage iPhone.

    iPhone-Erfahrungsberichte gibt es vermutlich wie Sand am Meer. Dennoch will ich es wagen, nach 75 Tagen ein Resümee zu ziehen. Ich habe lange überlegt, ob das sinnvoll ist, denke aber inzwischen, das es ist. Es wird, wie man es von diesem Blog her kennt, polarisierend. Das nur als Vorwarnung.

    In Sachen Hardware, Präsentation, Bedienung gibt es wenig zu meckern. Apple hat Erfahrung darin, technischen Krempel hochwertig zu verpacken (oder zumindest den Eindruck zu verschaffen) und sie haben vor allem verstanden, dass es Handybesitzer mit der Qualität sehr genau nehmen, genauer als mit den meisten anderen Dingen. So Sachen wie schlabberiges Display, staubundichtes Gehäuse, zu große Spalte a den Rändern zwischen Display und Gehäuse, wackelnde Akkudeckel gibt es alles nicht. Es ist alles akkurat verarbeitet und das Display macht den Eindruck, als ob es aus Panzerglas wäre – inklusive dem Effekt, dass die Scheibe kühl ist, wenn man mit dem Finger darauf herumfährt. In Sachen Verarbeitung können sich praktisch alle anderen Hersteller von Mobiltelefonen gewaltige Scheiben abschneiden und nachsitzen.

    In Sachen Software glänzt natürlich sofort die Benutzeroberfläche und die Art und Weise, wie Applikationen eingebettet sind. So eine intuitive Benutzung suchte man bis dato vergeblich bei der Konkurrenz. Und selbst jetzt im Jahr 3 des iPhones, tut sich die Konkurrenz immer noch sehr schwer, dem Bedienkonzept des iPhones etwas adäquates entgegenzusetzen.

    Zugutehalten darf man Apple darüber hinaus, dass sie es mit dem App Store geschafft haben, einen virtuellen Marktplatz für Software aufzubauen, der offensichtlich auch funktioniert. Software kann sehr einfach gekauft werden, lässt sich sofort installieren und benutzen und auch wieder rückstandsfrei deinstallieren. Sich also mal eben ein paar Dutzend Applikationen zu installieren und die nach und nach zu testen, ohne Sorge tragen zu müssen, ob das Telefon danach noch benutzbar ist, das ist schon so, wie man sich das bei einem Mobiltelefon vorstellt.

    Allerdings beginnt es dann hier auch schon mit dem Mängeln, denn die Bedingungen für Software, die über den AppStore veröffentlicht werden will, sind hoch, wenn nicht gar willkürlich. Das fängt schon damit an, dass Apple keine Fremdsoftware mag, die eingebaute Funktionen Konkurrenz machen könnten. Es gibt also kein alternatives Adressbuch oder Kalender. Damit kann man schon schwer leben. Allerdings sind die Apple-eigenen Applikationen derart einfältig, dass dieser Umstand einfach inakzeptabel ist. Adressen und Kalendereinträge lassen sich zwar mit Outlook synchronisieren, dabei fallen jedoch die Kategorie-Angaben heraus. Im Business-Umfeld ist das ein grobes Foul. Dazu kommt, dass das eingebaute Adressbuch und der Kalender mit jeweils einigen tausend Adressen nicht mehr wirklich gut klarkommt und immer lahmer wird. Woher nimmt Apple bitteschön sich das Recht heraus, mir als mündigem Benutzer des iPhones vorzuschreiben, welche Software ich zu nutzen habe?

    Das kann man aber noch weiter hinterfragen, beispielsweise bei Klingeltönen, der Farbgestaltung oder so profane Dinge wie Hintergrundbilder. Klingeltöne gibt es nur die paar vorgefertigten oder gegen Zahlung eines inakzeptablen Betrages über iTunes erstellt, bei der Farbgestaltung und Hintergrundbildern gibt es einfach gar nichts. Geht nicht. Ein Mobiltelefon, so schnell wie manch Computer, leistungsfähig ohne Ende und softwaremäßig praktisch kaputtreglementiert. Eine Begründung von offizieller Seite findet sich nicht, außer so Äußerungen wie: “Das machen wir aus Stabilitätsgründen.” Man male sich einmal aus, Microsoft würde Windows zu kaputtreglementieren…

    Den Gipfel des Anachronismus erreicht das iPhone in Sachen Connectivity: Man schließt das iPhone an den PC an und darf sich maximal Bilder anschauen. Bluetooth ist an Bord, kann aber weitgehend nur für Freisprecheinrichtungen genutzt werden. Aus diesen Gründen der Reglementierung erlebt man dann so unsäglich schlechte Sachen wie Programme, mit denen zwei iPhones per Funk Dateien austauschen können, beide aber in einem gemeinsamen WLAN-Netzwerk eingebunden sein müssen. Oder so ganz grandiose Notnägel wie eigene Webserver, die so manch Applikation dann startet, wenn man per PC etwas auf das iPhone in die jeweilige Applikation schaufeln möchte, denn ein Direktzugriff, was wirklich jedes pupsige Windows-Mobile-Gerät von Hause aus kann, gibt es nicht. Äh, hallo?

    Jeder, der sich halbwegs praktikabel mit dem iPhone beschäftigen will, muss das Betriebssystem also tatsächlich knacken (“jailbreaken”), um so manch vernünftige und hochnützliche Software über die Hintertüre zu installieren. Tatsächlich sind wir so weit, dass wir ein Betriebssystem knacken müssen, um es benutzbar zu machen und zahlen für so einen inakzeptablen – sagen wir es deutlich – Hühnerschiß auch noch so viel Geld, wie für kein anderes Smartphone weit und breit – und da haben wir das Thema der Vermarktung über einzelne Mobilfunkprovider mit den damit verbundenen Mondpreisen hier noch gar nicht angeschnitten.

    So gut das iPhone sich bedienen lässt und aussieht: Es langweilt mich und es ärgert mich über die massive und unerträgliche Bevormundung von Seiten Apples. So kann man als Apple zwar unverschämt viel Geld verdienen, allerdings ist das in meinen Augen fies verdientes Geld. Mit so dikatorischem Handeln funktioniert die Welt nicht und es wird langfristig für alle Nutzer und auch für Apple ein Segen sein, wenn Google mit Android und Microsoft mit Windows Mobile 7 (irgendwann) mit gleichwertiger Soft- und Hardware den Markt aufrollen.

  • Gaaanz ruhig.

    Also wenn ich mir Rivva heute morgen so anschaue, muss ich fast den Eindruck bekommen, dass es bei der Großdemonstration am Samstag in Berlin zu tumultartigen Zuständen zwischen den zehntausenden Demonstranten und der Polizei gekommen sein muss. Ist es das?

    Was haben wir eigentlich: Ein Polizist ist ausgerastet und hat um sich geschlagen. Das ist bedauerlich, das hat selbst die Polizei von sich aus bemerkt, man schreibt sogar eine Pressemitteilung und kündigt die Klärung des Sachverhaltes an. Immerhin. Das zeigt, dass man sich bei den Ordnungshütern der Situation bewusst ist, in der da ein Mensch in Uniform offensichtlich ausgetickt ist.

    Bei vielen anderen Polizeieinsätzen, beispielsweise im Rahmen eines so manchen Fußballspiels, geht es ganz anders zur Sache und jeder Fußballfan kennt die goldene Regel, dass man eine Sache bei so Sondereinsätzen nicht tun sollte: Die große Diskussion mit dem Ordnungshüter anfangen. Wenn der Platzverweis kommt, ist er da und geht auch nicht mehr weg, wenn man darüber diskutieren möchte.

    Auch wenn es hübsch aussieht und die Demo noch so friedlich ist: Die Ordnungshüter sind gestresst, sind vielleicht über viele hundert Kilometer zur Arbeit an einem Wochenende angekarrt worden, schwitzen sich das Hemd nass und dann kommt auch noch ein Held daher und möchte eine Grundsatzdiskussion anzetteln und gerät auch noch an einen Polizisten, dem die Hutschnur unglücklicherweise so platzt, dass es blutet.

    Dass man sich darüber beklagen kann, dass da jemand die Hand ausgerutscht ist – kein Problem, muss man auch machen. Aber jetzt so Argumente herauszubauschen und das alles in einen Kontext zu schieben, der Staat hätte ein Problem mit der Freiheitsliebe des Bürgers, da frage ich mich dann schon, was da einige Leute zum Frühstück gegessen haben. Richtiger Ärger fängt dann an, wenn der Wasserwerfer anfängt, zu tropfen.

    Wer sich wirkliche Ungerechtigkeiten anschauen möchte, sollte sich mal anschauen, wie die französische Gendarmerie mobile es pflegt, Demonstrationen in Schach zu halten. Wenn dir in Frankreich ein schwarzgekleideter Trupp Polizisten entgegengetrabt kommt, heißt es, die Beine in die Hand zu nehmen, egal was der Rechtsstaat sagt.

    Ich finde, das Thema "Freiheit statt Angst" fängt an, sich in ungesunde Nebenäste zu entwickeln. Freiheit heißt, andere zu tolerieren, und anderem auch diejenigen, die ihren Job nach Regeln ausführen, die zwar gegen die Gedanken einiger Demonstranten stehen, allerdings nun mal derzeitige Rechtsordnung sind. Der Grat zwischen Recht und Unrecht ist gerade bei Demonstrationen von Hause aus unscharf, aber die Kirche im Dorf zu lassen, ist grundsätzlich auch da nicht falsch. Gilt auch grundsätzlich für beide Seiten.

  • „Wir treiben die Sau durchs Dorf.“

    Wo die Pforzheimer Zeitung Recht hat, hat sie Recht, in diesem Fall in einer Anzeige für ihr Online-Portal, die im eigenen, kostenlos verteilten Anzeigenblatt veröffentlicht ist (click for big):

    Foto Werbeanzeige pz-online.de mit dem Slogan: "Wir treiben die Sau durchs Dorf."

    Die eigene Medienkritik ist vorbildlich. 😉

  • iPhone-Update 3.1 – Und dein Jailbreak ist hin.

    Eine Warnung an alle, die ein jailbroken iPhone 3GS nutzen und möglicherweise bald das iPhone-Update 3.1 einspielen wollen – wartet vielleicht noch ein paar Tage, denn Apple hat etwas sehr signifikantes geändert: Sie lassen beim iPhone 3GS kein Downgrade des Betriebssystems mehr zu. Und das auf so eine perfiede Weise, wie man es aus totalitären Systemen her kennt.

    Normalerweise ist ein Downgrade der iPhone-Betriebssoftware kein Problem. Man juble dem System schlicht einer der ursprünglich mal downgeloadeten Update-Pakete via iTunes unter und mache ein Restore. Was so unscheinbar nomadisch aussieht, funktioniert aber nicht offline, denn bevor iTunes ein Restore durchführt, telefoniert es unbemerkt nach Hause und fragt um Erlaubnis, die in Form einer Signatur gegeben wird. Erst wenn diese Signatur vorhanden ist, lässt sich das Up- bzw. Downgrade durchführen. Bisher war das alles auch kein Problem.

    Seit dieser Woche hat Apple aber die Zügel angezogen und verweigert beim 3GS (und nur hier, also nicht beim 3G oder 2G) die Signatur für Versionen unter 3.1. Das bedeutet, dass ein Update auf 3.1 eine Einbahnstraße ist. Gut, könnte man sagen, was juckt mich die alte Version von gestern? Unter Umständen viel.

    Denn mit einem Update geht auch erst mal ein eventueller Jailbreak flöten, denn man sich später mit an dieser Stelle nicht näher zu bezeichnenden Tools wieder einbaut. Fällt aber eventuell ein Jailbreak mit der Version 3.1 flach, weil dort ggf. die bisherigen Exploits nicht greifen, dann ist Schicht im Schacht und das Apple-Gefängnis möglicherweise finaler denn je.

    Saurik alias Jay Freeman, der Maintainer des alternativen AppStore Cydia, hat vor einigen Tagen einen anderen Ansatz gestartet und die Möglichkeit geboten, die so genannte ECID-Datei des iPhones auf seinem Server zu sichern. Diese individuelle Datei ist höchstwahrscheinlich ein wichtiger Schlüssel zu zukünftigen Jailbreaks und für 3.1-upgedatete iPhones jetzt natürlich auch nicht mehr greifbar.

    Erinnert mich alles so etwas an Guantanamo, allerdings bleibt derzeit keine andere Lösung, als Besitzer eines 3GS tunlichst kein iPhone-Update auf 3.1 zu machen, wenn man jailbreaken möchte.

    Einen weiteren Bockmist liefert man sich offensichtlich auch mit dem Tethering, das nach unbestätigten und vor allem logisch nicht nachvollziehbaren Meldungen offenbar bei bisher tethering-fähigen iPhones nach dem Update auch nicht mehr funktionieren soll, obwohl es davor noch funktionierte. Bezeichnenderweise wissen bis dato weder die T-Mobile-Hotline etwas davon, noch blicken es Mitarbeiter auf der Apple-Hotline, die einigen Bloggern, die in die Update-Falle getappt sind, tatsächlich das empfehlen, was oben ja nicht mehr funktioniert, nämlich ein Downgrade.

    Was für ein Saftladen. Warum baut Apple eigentlich keine Würgehalsbänder? Argumentativ hätten sie es ja eigentlich drauf.

  • Ein Internet-Manifest.

    Das so genannte Internet-Manifest ist ja per se erst einmal nichts schlechtes. Nicht, weil man einigen Leuten dringend die Philosophie des Internets erklären müsste, sondern weil es genügend andere Lobbyisten gibt, die mit ihrer Online-Strategie gegen die Wand gefahren sind und nun Dinge behaupten, die nicht stimmen, sondern die ihr Geschäft leichter machen würden. Mein persönlicher Favorit ist da immer noch die Führung des Axel-Springer-Verlages, die nun offenbar beleidigt mit diesem Internet sind und Zahlemann & Söhne machen wollen. Müssen.

    Also, das Internet-Manifest kam möglicherweise sogar zur richtigen Zeit, denn der Zeitgeist passt. Online verankert sich immer stärker in der Gesellschaft und bringt die nette und wichtige Eigenschaft mit, dass Information in Hülle und Fülle vorliegt – wenn man sich dafür interessiert. Das gefällt natürlich nicht unbedingt den Meinungsmachern, die vor dem Online-Zeitalter die Meinung vornehmlich über die klassischen Medien geführt haben, weshalb es ganz gut ist, dass die Online-Welt da mal ein paar Dinge klarstellt.

    Wobei… genau hier beginnt das Problem mit dem Internet-Manifest. Spricht denn hier die Online-Welt? Wer sind die fünfzehn Unterzeichner? Das sind alles Blogger. Zwar sicherlich in der Blogosphäre zum großen Teil soetwas wie Koryphäen, allerdings eben auch nur dort. Und nach der Blogosphäre kommt erst einmal das World Wide Web, was zwar ein sehr großer Informationsraum im Internet ist, aber eben nicht das Internet allein.

    Ich hätte mir gewünscht, dass das Internet-Manifest umfassender das Thema anpackt. Die Blogosphäre ist nicht allein das Web ist nicht allein das Internet. Dazu hätte gehört, dass die Unterzeichner nicht die üblichen Verdächtigen der Blogosphäre sind, von denen einige in meiner subjektiven Beurteilung schon den Zenit ihrer blogosphärischen Karriere überschritten haben und “lost in translation” wandeln, sondern dass da auch einige echte Protagonisten der Online- und Web-Bewegung involviert sind. Dann hätte das Internet-Manifest auch dem Internet gerecht werden können.

    Und im übrigen schreibt man zuerst ein Manifest, arbeitet daran, bis es fertig ist und unterzeichnet es erst dann. Nicht erst verfassen, dann unterzeichnen und dann in einem Wiki vom “Fußvolk” gnädigerweise erweitern lassen. Bei sowas drängt sich mir immer der fade Beigeschmack auf, dass es eher weniger um das Manifest selbst geht. Collaboration hin oder her – wer online berühmt werden will, soll bloggen. Sich selbst auf Podeste hieven, Weisheiten herablassen und sich bejubeln lassen – das ist die Form der bisherigen Meinungsmacher.

  • Die SPIEGEL-Bilanz zu Ursula von der Leyen.

    In einem eher launischen Artikel bilanziert der SPIEGEL die Große Koalition und kommt zum völlig überraschenden Ergebnis, dass man eine Neuauflage der Großen Koalition nicht unbedingt mehr möchte. Bemerkenswert finde ich aber folgenden Satz, hübsch vor allem die letztgenannte Ministerin:

    „Natürlich finden sich gute Besetzungen in Merkels Kabinett: Peer Steinbrück als Finanzminister, Frank-Walter Steinmeier als Außenminister, Wolfgang Schäuble als Innenminister, Ursula von der Leyen als Ursula von der Leyen.“
    — DER SPIEGEL 36/2009 vom 31.08.2009

    Haarscharf erfasst. Übrigens kommt Ursula von der Leyen am 22. September auch nach Pforzheim, leider aber schon um 12.30 Uhr. So wird der Besuch im Pforzheimer Mehrgenerationenhaus dann leider wieder nur eine weitgehend reine Seniorenveranstaltung mit der üblichen Dialektik. Wer Zeit und eine Videokamera hat, kann sich das ja mal antun, da springt sicherlich wieder was zum Thema Zensursula heraus.

  • Blogs aus der Region (17).

    Nach drei Monaten steht mal wieder ein Großreinemachen in meiner liebevoll handgepflegten Liste mit Blogs aus Pforzheim & Enzkreis an. Erwartungsgemäß gibt es dank des Superwahljahres einige Änderungen bei den politischen Blogs, aber nicht nur. Einige private Websites haben wohl auch teilweise schlappgemacht, ich lasse da aber noch alles drin und gebe den derzeit ausfallenden Jungs und Mädels noch eine Frist bis Ende des Jahres. 🙂

    So, nun aber: Neu bei den Businessblogs ist das Orange Pepper Blog. Gibt es schon eine Weile, habe ich aber erstaunlicherweise erst dann gefunden, seit dem ich deren Chef in Twitter followe. So kann es gehen…

    Bei den politischen Blogs sind einige ehemalige Gemeinderatskandidaten nun zu den privaten Blogs gewechselt, neu hinzugekommen sind die Kampagnen-Websites von Katja Mast und Memet Kilic. Ebenfalls neu hinzugekommen ist das Blog von Michael Seiß, dem Bürgermeister von Friolzheim.

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