• Das seltsame Wesen namens „Stadt“.

    Eigentlich ist es ja ziemlich skurril: Als richtiger Arbeitnehmer lernt man die Innenstadt seiner Heimatstadt eigentlich selten wirklich kennen. Tagsüber arbeitet man ja und wenn man nicht das Glück hat in der Innenstadt seine Mittagspause zu verbringen (in Pforzheim ist es eher ein Glück, wenn man sie nicht regelmäßig dort verbringen muss), sieht man die Stadt eigentlich nur am Abend oder nachts. Wenn dort dann in der Regel ganz andere Menschen unterwegs sind, als tagsüber. Oder, im Falle von Pforzheim, eben auch gar keine.

    Seitdem ich abends meine Rundläufe durch die Stadt mache, habe ich den Eindruck gewonnen, diese Stadt, in der ich mir kurzen Ausnahmen nun seit 36 Jahren lebe, gut zu kennen. Das mag sein, allerdings eben ohne den Menschen, die tagsüber diese Stadt bevölkern.

    Befremden. Ihr kennt dieses Gefühl, in eurer Heimatstadt zu sein, die ihr eigentlich wie die Westentasche kennt, weil ihr als Kind quasi jeden Tag dort unterwegs gewesen seit? Und dann aber dort tagsüber einmal läuft, mit einem konkreten Anliegen, dass ihr allerdings seit Jahren weitgehend nur noch online tut? Man steht da wie der Ochs‘ vorm Berg:

    • Ich stehe in einem Kaufhaus, möchte eine CD kaufen. Für meine Mutter. Titel bekannt, finde sie aber nicht, weder unter „Filmmusik“, noch unter „Aktuelles“, noch unter „Sampler“. Ein aufmerksamer Mitarbeiter sieht dies, fragt mich freundlich, ob er mir helfen dürfe (ja, „dürfe“, nicht „könne“). Froh über dieses Angebot, nenne Titel. Er überlegt, geht ein paar Schritte vor und zurück und erwidert etwas kleinlaut, dass er neu sei und nicht wisse, um was es sich überhaupt handele. Sei die CD neu? Ja. Ah, das könne ein Problem werden, sie würden Neuigkeiten leider gar nicht so schnell bekommen. Schön.
    • In einem Musikgeschäft bzw. in einer Drogerie mit angehängtem Musikregal war die Frage schon viel einfacher zu beantworten. Die CD gibt es nicht, hatten sie nicht und bekommen sie irgendwann mal. Schön. Warum leert ihr eure Regale eigentlich nicht und stellt da Blümchen hin? Wäre der Platz doch viel sinnvoller genutzt?

    Wie geht es nun weiter? Gar nicht mehr. Eigentlich bleibt nur noch der Media-Discounter am Stadtrand. Dort kann man nicht mal eben hinlaufen, außerdem hasse ich es in solchen medialen Mülldeponien einzukaufen. Einkauf abgebrochen, erstaunt nach Hause geschlichen und die Musik doch wieder online bestellt.

    Es passieren aber, so viel Freude muss dann aber doch sein, zumindest Dinge, die einem nicht passieren, wenn man Dinge nur noch online tut. Dinge, die einem früher gar nicht aufgefallen sind und die mich heute erstaunen, ja fast schon entsetzen:

    • (Eine ältere Frau, die mit Plüschstiefeln durch die Gegend läuft und in einem Schuhgeschäft verschwindet, dass sich vornehmlich extrem junge Menschen als Zielgruppe ausgesucht hat, überspringe ich an dieser Stelle, das interessiert ja doch niemanden, außerdem möchte ich alte Mitmenschen nicht diskriminieren, weil wir auch mal so werden. Ganz bestimmt.)
    • „Entschuldigung, was halten Sie von Additiven im Kraftstoff?“ Auf diese entwaffnende Frage wollte ich den Student, der da hochmotiviert mit seinem Klemmbrettchen den ganzen Tag offenbar nicht nur auf mich wartete, spontan zum Kaffee einladen, aber er wollte nicht. Ich antwortete, dass ich auf der Straße nur Kommentare zum Thema Promiskuität von Kreuzotterweibchen abgebe. Nicht erwartet, ebenfalls auf einen Harald-Schmidt-Fan zu treffen.
    • An der Ampel stehend brüllt mich der Mann, der links neben mir ebenfalls auf das Abmarschsignal wartete, derartig in einer erstaunlichen Lautstärke an, dass mir für einen Moment die Augen flatterten: „Halt! Geht gefälligst über die Ampel!“ Er meinte irgendwelche Kinder, die locker 100 Meter weiter standen und noch nicht mal den Anstand machten, die Straße zu überqueren.
    • Und wieder einmal kurz davor gewesen, angefahren zu werden, diesmal auf einem Parkplatz von einem Fahrer eines grünen BMW.

    Solltet ihr auch mal wieder machen – tagsüber in die Stadt gehen und konkret etwas kaufen. Nicht so profane Dinge wie Milch oder Butter, sondern so hochkomplexe Dinge wie eine Musik-CD. Ihr lernt die Welt neu kennen.

  • 450 wichtige Gründe für den Atomausstieg.

    Für die so genannte „Ethik-Kommission“, die von der Bundesregierung zur Bewertung der Atomkraft eingesetzt wurde und kaum mehr als ein Schaumschlacht darstellen, habe ich einmal aufwendige Vorarbeit geleistet und 450 wichtige Gründe zusammengetragen, warum wir es uns eigentlich keinen Tag länger erlauben können, weiter auf die Atomkraft zu setzen:

    1. Atommüll
    2. Atommüll
    3. Atommüll
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    429. Atommüll
    430. Atommüll
    431. Atommüll
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    433. Atommüll
    434. Atommüll
    435. Atommüll
    436. Atommüll
    437. Atommüll
    438. Atommüll
    439. Atommüll
    440. Atommüll
    441. Atommüll
    442. Atommüll
    443. Atommüll
    444. Atommüll
    445. Atommüll
    446. Atommüll
    447. Atommüll
    448. Atommüll
    449. Atommüll
    450. Atommüll

    Warum 450 Gründe? Weil es rund 450 Tonnen Atommüll sind, die jedes Jahr frisch zu den bereits bestehenden 30.000 Tonnen Atommüll hinzukommen. Deutscher Atommüll, versteht sich. Für den es nach wie vor kein Endlager gibt, der in so genannten „Erkundungsbergwerken“ teilweise auf haarsträubende Weise verklappt wurde und der allesamt noch Jahrtausende so strahlen wird, dass wir Dutzende nachfolgende Generationen davor bewahren müssen, das Zeug auch nur aus der Nähe anzuschauen.

    Wäre die „Ethik-Kommission“ tatsächlich fair und offen und würde sie tatsächlich nach ethischen Maßstäben messen und nicht nach dem, was die Bundesregierung als Ergebnis weitgehend vorgibt, wäre ihre Entscheidung über den sofortigen Ausstieg innerhalb von 10 Minuten gefällt. Inklusive der notwendigen Zeit, noch schnell einen Kaffee auf Bundeskosten zu leeren und ein Küchlein zu verdrücken. Und mit einer einmaligen Veranstaltungen könnte man sich wenigstens die Anreisekosten der Kommissionäre für die nächsten Sitzungen sparen.

  • Reparieren der defekten Kalender-Minianwendung unter Windows 7.

    Dinger gibt es, da fasst man sich wirklich gelegentlich an den Kopf. Beispielsweise begrüßte mich heute morgen mein Windows-Desktop folgendermaßen in der Sidebar. Man beachte das orangefarbene Kalenderblatt, das normalerweise das aktuelle Datum anzeigt.

    Kurzum, es hat nichts geholfen, was man akut in solchen Fällen machen würde: Minianwendung entfernen, den sidebar.exe-Prozess abschießen, Benutzer abmelden, Rechner neu starten. Es hätte übrigens, wenn man sehr auf Schmerzen steht, auch nicht geholfen, in der allergrößten Paranoia Windows neu aufzusetzen. Denn wenn der folgsame Benutzer dann irgendwann, nach einem Tag Windows-, Service-Pack- und Hotfixes-Installieren letztendlich den Internet Explorer 9 installiert hätte, wäre das Problem wieder aufgetaucht – der Internet Explorer 9 scheint nämlich das Problem zu verursachen. Wie genau er das schafft? Keine Ahnung, direkt nach der Installation funktionierte die Kalender-Minianwendung zumindest noch. Dass die Minianwendung zumindest mit dem Internet Explorer verbandelt sein könnte, lässt sich daraus schließen, dass die Windows-Minianwendungen in Wirklichkeit keine echten Programme, sondern Widgets sind, also in JavaScript gescriptete Anwendungen. Und dazu bedient sich Windows eben dem Internet Explorer bzw. dessen JavaScript-Umgebung.

    Der Fix von Microsoft

    Das Problem mit der nicht funktionierenden Kalender-Minianwendung scheint so häufig aufzutreten, dass es im Support-Bereich von Microsoft sogar schon einen Knowledge-Base-Artikel dazu gibt, inklusive einem Hotfix. Dieser Hotfix besteht dabei aus einer Anwendung, die lediglich einen Eintrag in der Windows-Registry abändert, der den Fehler verursacht.

    Sprich: Auf der obigen Seite mit dem Knowledge-Base-Artikel gibt es weiter unten einen Button zu einer „Fix-it“-Anwendung. Diese Datei herunterladen, auf dem betreffenden Windows-7-Rechner ausführen, Windows neu starten und dann sollte die Kalender-Minianwendung wieder das aktuelle Datum anzeigen.

    Manchmal kann man über so manch Windows-Problem und dessen Lösung nur staunen. Und das vor allem deshalb, weil das so eine Kategorie von Problemen ist, wo man ein halbes Wochenende darüber brüten könnte, wenn man nicht sofort mal eine Suchmaschine des Vertrauens damit betraut, Lösungen zu suchen.

  • Network Attached Storage mit der Fritzbox 7270.

    Meine AVM Fritzbox 7270 kann sich nicht darüber beklagen, dass ich nicht alle Bordmittel, die das Ding anbietet (und die mit jedem Update der Firmware immer umfangreicher werden), auch ausgiebig nutze. So gehört die Möglichkeit, die Fritzbox mit dem Einstecken einer mobilen Festplatte oder eines handelsüblichen USB-Stick zu einem echten Network Attached Storage auszubauen, zu einem Klassiker, bei dem ich mich kaum noch daran erinnern kann, wie ich denn früher eigentlich von PC zu Notebook und umgekehrt Daten verschoben habe.

    Auf dem PC tagsüber arbeiten und sich dann noch eben schnell Dateien, die ich auf dem Bauch liegend am Notebook fertigbearbeiten möchte, auf das Netzlaufwerk verschieben – Check! Oder Dateien, auf die ich auch von extern zugreifen möchte, auf das Netzlaufwerk legen und dann von unterwegs aus per VPN Verbindung zur Fritzbox herstellen und darüber dann auf das Netzlaufwerk zuzugreifen – Check! Es tut einfach und zwar per FTP, Secure FTP und auch per SMB, also dem, was man landläufig unter „Windows-Freigabe“ versteht. Und auch einen Passwortschutz gibt es, wenn leider hier mit dem Manko, dass es nur einen einzigen Benutzer gibt. Das ist jedoch nur ein Mini-Problem, die Fritzbox ist ja auch nicht dazu da, ein Corporate Network abzudecken.

    Flott ist flott, aber manchmal nicht flott genug.

    Obgleich die NAS-Funktion problemlos funktioniert, darf man jedoch keine Geschwindigkeitsweltwunder erwarten. Bei meiner Fritzbox 7270 habe ich bei einem angesteckten USB-Stick (Corsair Voyager GT) eine durchschnittliche Schreibrate von 690 Kilobyte/Sekunde und eine Leserate von 840 Kilobyte/Sekunde. Das ist nicht schlecht für einen extrem multifunktionalen Router, aber natürlich weit davon entfernt, Geschwindigkeitsrekorde zu brechen. Mein PC ist mit der Fritzbox per Homeplug verbunden, das erreicht auf dieser Strecke durchschnittlich 10 Megabyte/Sekunde. Mein verwendeter USB-Stick hat eine Schreibrate von rund 20 Megabyte/Sekunde, ist also sicher auch nicht das Nadelöhr. Das ist hier in dieser Konstellation tatsächlich die Fritzbox, der man einen größeren Datentransport auch durchaus im Leistungsmonitor auf der Web-Oberfläche ansieht. (Besser soll es anscheinend mit der Fritzbox 7390 sein, die habe ich jedoch nicht und kann dazu auch nichts sagen.)

    Für das Auslagern von Daten ist die NAS-Funktion der Fritzbox jedoch durchaus brauchbar, wenn man nicht gerade sehr große Dateien ständig zu verschieben hat. Und wenn man berücksichtigt, dass man mit dieser Lösung kein externes NAS-Gerät braucht, was zusätzlich Strom frisst, wird das alles schon sehr, sehr attraktiv.

    Aus dem Besim-Labor: Fritzbox-NAS und Media Streaming.

    Gleich vorweg: Alles, was ab hier negativ formuliert ist, rechne ich ausdrücklich nicht der ansonsten hervorragenden Fritzbox an. Die AVM-Leute können ja schließlich nichts dafür, dass ich gerne experimentiere. 😉

    Die NAS-Funktion der Fritzbox 7270 regt natürlich meine Phantasie an und in meiner Phantasie hätte ich gern meine Audiodatenbank zentral im Netzwerk, um darauf nicht nur mit meinem PC, sondern auch per Notebook und externen Media Playern zugreifen zu können. Ich habe zwar eine „echte“ NAS mit zwei spiegelnden Festplatten, die auf diesem Weg 1 Terabyte Speicherplatz im Netzwerk bereitstellen, allerdings habe ich auch Energiespargründen diese NAS nicht ständig am Start. Selbst im Energiesparmodus ist mir der Spaß für Privatzwecke einfach zu kostspielig und reine Energieverschwendung.

    Die Fritzbox 7270 liefert einen UPnP-fähigen Media Server in der aktuellen Firmware mit, der ist jedoch im jetzigen Zustand (März 2011) eher mau. Der Media Server lässt keine Einschränkung auf bestimmte Verzeichnisse zu und kann darüber hinaus nur MP3-Dateien indizieren. Da aber meine Mediathek aus AAC-Dateien besteht, ist der Media Server für mich unbrauchbar. Und ohne Media Server fällt schon mal die Möglichkeit flach, sich die Musik, die auf einem angeschlossenen NAS-Medium liegt, mit einem UPnP-fähigen Client streamen zu lassen.

    Und da wird es jetzt zu einem Problem, denn wenn das Netzlaufwerk bzw. das NAS sich nicht selbst um die Musikverwaltung kümmern kann, muss das der Client selbst tun und das heißt, dass sehr viel Netzkommunikation laufen muss. Ein eigentliches Lied zu laden, ist dabei noch das geringste Problem, aber jeder Player will natürlich beim Aufbau einer Mediendatenbank die Informationen eines jeden Musikstücks lesen und laden. Und das heißt, dass mal eben die gesamte Mediendatenbank durch das Netz gezogen möchte – mit den obigen Datenübertragungsraten. Bei meinem Versuch habe ich nach zwei Stunden aufgegeben, weil iTunes für solche Zwecke absolut nicht zu gebrauchen ist, aber immerhin noch eine andere architektonische Baustelle aufzeigt: Musik, die auf externe MP3-Player möchte, muss ja auch über das Netzwerk bezogen werden. Das Befüllen eines großen MP3-Players, das ja auch auf normalem Wege gut und gern eine Stunde und mehr dauern kann, wird mit unserem kleinen Flaschenhals hier eine Wochenendaktion.

    Test abgebrochen. Das Netzlaufwerk meiner Fritzbox macht also weiterhin brav und gut meinen Dateiaustausch, dient aber vorläufig nicht als Medienserver. Eine andere NAS-Lösung für mein „USB-Stick-Monster“ mit seinen 64 Gigabyte Speicherkapazität bahnt sich jedoch an, dazu in den nächsten Tagen mehr. Das „Besim-Labor“ hat also noch etwas vor. 😉

  • Warum man keinem Media Player die Dateiverwaltung überlassen sollte.

    Vom Windows Media Player zu iTunes zu wechseln, ist wie vom Regen zur Traufe zu wechseln. Umgekehrt übrigens genauso, und übrigens gilt das für alle Media Player. Da könnte man glauben, man hat mit MP3 oder AAC ein Dateiformat, das alle Player mehr oder weniger verstehen, aber wehe, man gibt den Playern mehr Rechte, als nur das reine Abspielen von Musik.

    Man kann das alles halten, wie man möchte. Bei Dingen, die aber zweifellos mir gehören, beanspruche ich das Recht, über deren Organisation selbst zu herrschen. Ich habe früher eine CD ja auch nicht gekauft, damit sie nur in einem CD-Player funktioniert und der vielleicht zur Absicherung ein paar Löcher in die CD stanzt. Interoperabilität ist bei Nutzdaten wichtig (also mir zumindest) und das nicht nur aus dem Blickwinkel heraus, dass ich heute einen alternativen Player brauche, sondern vielleicht in Zukunft. Weiß ich, ob ich in einem Jahr noch iTunes benutze? Ich weiß aber ganz sicher, dass ich meine Musik mitnehmen möchte, egal ob zu einem anderen Player, zur PlayStation, zu einem vielleicht zukünftigen Autoradio mit AAC-Unterstützung und Dateispeicher. Und ich weiß auch, dass ich viele Audiodateien habe und in Sachen Dateiablage pendantische Züge an den Tag legen kann.

    Die grundlegende Schwierigkeit bei der Verwaltung von Mediadaten ist, dass es richtig viel Arbeit ist. Dateien müssen benannt werden, dazu braucht man eine Titeldatenbank, die mitunter unterschiedliche Qualität hat und es braucht ein Bild des Covers. Und dann kommt ein Media Player auch noch auf die Idee, Dateien mehr oder weniger sinnvoll abzulegen.

    iTunes macht dies mit einem Baum: Zuerst gibt es ein Verzeichnis, das benannt ist nach dem Musik oder der Band und darin dann Verzeichnisse für die einzelnen Alben dieses Gewerks. In der Theorie schön, in der Praxis klemmt es regelmäßig. Hier eine Auswahl:

    • Unterschiedliche Schreibweise. Heißt es in den Albuminformationen bei einem Album „Jean Michel Jarre“ und bei einem anderen richtigerweise „Jean-Michel Jarre“ (beide Vornamen mit Bindestrich verbunden), dann gibt es zwei Verzeichnisse.
    • Verwendung von Sonderzeichen in Band- oder Albumnamen und unterschiedliche Abbildung dieser in Verzeichnisnamen.
    • Werden in iTunes manuell Korrekturen ausgeführt, werden diese theoretisch auch in die Verzeichnis- und Dateistruktur übernommen. Theoretisch. In der Praxis bleiben leere Verzeichnisse zurück.

    Und iTunes macht noch eine ganze Reihe von weiteren Problemen, die nur teilweise mit gesundem Menschenverstand nachvollziehbar sind:

    • Mal begreift iTunes, dass ein Album ein Sampler ist, also Musikstücke mehrerer Bands beinhaltet, und mal nicht. Und mal versteht er ein Album als Sampler, obwohl es kein Sampler ist, sondern ein Album eines Künstlers, bei dem ein Musikstück noch mit einem anderen Künstler gesungen wird. Ist iTunes nicht begreiflich zu machen. Noch viel schlimmer: Ändert man dies, versteht er das manchmal einfach nicht und trennt ein Album in mehrere Alben auf.
    • Das Bild eines Albums wird normalerweise in jede Audiodatei integriert. Das macht iTunes auch, wenn man manuell einem Musikstück so eine Grafik zuweist. Überlässt man es iTunes, diese Alben selbst zu laden, werden diese nicht in die Dateien integriert, sondern iTunes ordnet die einfach nur zu. Greift man mit einem anderen Media Player auf den Datenbestand zu, gibt es für diese Audiodateien eben keine Albumbilder.
    • Albumbilder, die iTunes selbst geladen hat, werden zwar in einem Verzeichnis gesichert (wenn auch völlig unübersichtlich in hunderte von verschachtelten Verzeichnissen), dort liegen die Dateien aber nicht als Grafik vor, sondern als verschlüsselte (!) Dateien. Warum hier versteckt werden soll, was beispielsweise bei Amazon.de einfach heruntergeladen werden kann, ist ein Rätsel.

    Warum sich über die Dateiverwaltung Gedanken machen?

    Zugegeben: Wer nur mit iTunes Musik hört und sich mit dem leichten Chaos, das iTunes da hinter den Kulissen veranstaltet, zufrieden gibt, der braucht nicht weiterzulesen. Ich habe jedoch ein paar Probleme damit, denn meine Sammlung hat bitteschön übersichtlich zu sein. Ich möchte direkt im Root-Verzeichnis alle Alben sehen können und ich möchte vor allem mit unterschiedlichen Media Playern auf diesen Datenbestand zugreifen können. Und hier vor allem mit Gerätschaften, die nicht aus dem Hause Apple kommen. (Dazu komme ich mal in einem späteren Blog-Artikel.)

    Grundsätzlich gilt immer: Je einfacher eine Verzeichnisstruktur bei einer sehr großen Sammlung von Daten, desto besser. Deshalb:

    Mache es selbst!

    Und das geht eigentlich sehr einfach, denn meine Verzeichnisstruktur ist so aufgebaut:

    1. Es wird nicht der von iTunes automatisch angelegte Ordner „Music“ im iTunes-Media-Ordner genutzt, sondern ein eigenes Verzeichnis. Das ist aus dem Grund wichtig, weil iTunes gekaufte Medien in seinen eigenen Ordner platzieren wird und da die hauseigene Ordnerstruktur nutzt. Ein anderes Verzeichnis ist aber kein Problem, denn in iTunes lassen sich Mediatheken in anderen Ordnern problemlos ebenfalls scannen (siehe Menü „Datei“).
    2. Nur eine einzige Verzeichnisebene. Jedes Album hat also direkt im Root-Verzeichnis sein eigenes Verzeichnis, in dem die Audiofiles liegen.
    3. Damit der Interpret in der Verzeichnisstruktur sichtbar bleibt, sind die Verzeichnisse nach dem Schema „Interpret – Albumname“ benannt.
    4. Alle Alben bzw. Audiofiles bekommen manuell die Albumgrafik implementiert, was in iTunes den leider etwas beschwerlichen Weg kostet, das bei jedem Album manuell tun zu müssen.

    Wichtig: Damit nun iTunes sich an die Regeln hält, die man ihm auferlegt, muss unbedingt in den iTunes-Einstellungen unter „Erweitert“ den Haken bei „iTunes-Medienordner automatisch verwalten“ herausgenommen werden, damit iTunes nicht anfängt, in so eine neu angelegte Ordnerstruktur wieder hineinzupfuschen!

  • Fax-Spam loswerden.

    Um was man sich beim Start einer Unternehmen und der hoffnungsvollen (oder lästigen) Installation eines Telefax-Gerätes bzw. eines Telefax-Gateways nicht zu kümmern braucht, ist der eingehende Telefax-Spam. Früher oder später kommt der Spam, so sicher wie das Bluten des Zahnfleisches bei Benutzung einer Stahlbürste zum Zähneputzen.

    Ich drucke zwar eingehende Telefaxe nicht aus, sondern lasse sie von meiner Fritzbox am ISDN-Anschluss empfangen und danach lokal auf einen USB-Stick ablegen und als PDF-Datei an mich mailen, allerdings ist Fax-Spam an einer entscheidenden Stelle nerviger, als E-Mail-Spam: Fax-Spam lässt sich ungleich schwerer filtern, nämlich nur dann, wenn man eine OCR-Software am Start hat, die eine Texterkennung über eingehende Telefaxe laufen lässt. Etwas viel Aufwand, zumal ich das ja eigentlich server-gestützt bräuchte, da ich ja auf eingehende Telefaxe für gewöhnlich per E-Mail zugreife.

    Ich habe es dann mal auf die ganz abenteuerliche und subversive Art probiert – eine E-Mail an die in den Fax-Spams angegebene E-Mail-Adresse zum Abbestellen geschickt und um Austragen meiner Telefaxnummer gebeten. Freundlich, mit einem nicht ganz richtigen Grund, dass hinter der angegebenen Telefaxnummer „ein automatisiertes System stecken würde, das bei eingehenden Fax-Spam jedes Mal neu gestartet werden müsste und mein Kunde darüber nicht sehr glücklich sei“. Tech-Blabla zum Angst machen. 😉

    Der aber offensichtlich wirkt. Bis dato war ich in zwei Fax-Spam-Verteilern, dem „Swissreport“-Dingens mit obskuren Aktienempfehlungen für Pennystocks und dem Versandhändler für Bürostühle/Ventilatoren/Flaggenmasten/Telefonbuch-CDs/etc. Von beiden Spammern erhalte ich seit der Abbestellung vor ca. drei Monaten keine Fax-Spams mehr. Ob das auf Dauer so bleibt, muss sich noch zeigen, aber zumindest geben die Nervensägen schon mal mittelfristig Ruhe.

  • Darf man gegen Atomkraft sein? Man muss.

    Ganz ehrlich: Ich habe ein paar Wahlkämpfe erlebt, aber noch nie so einen, bei dem man praktisch an drei Wochenenden am Stück eine neue Hiobsbotschaft im Wahlkampf berücksichtigen muss. Das Erdbeben und der dadurch entstandene Tsunami haben am Freitag eigentlich vollkommen für eine große Katastrophe gereicht. Dass dadurch auch gleich noch zwei (oder drei?) Kernkraftwerke einige schwere Störfälle erlitten und man auch durch eine extrem befremdlich wirkende (aber leider zu erwartende) Informationspolitik gar nicht so richtig weiß, was da eigentlich geschieht, das war nicht wirklich noch erforderlich, wenn man so trocken sein darf. Dass sich dadurch in Deutschland auch gleich noch die Atomkraftdebatte entzündet, das ist eine Geschichte, über die man jubeln könnte. Oder auch nicht. Ich sage das als jemand, der gegen Atomkraft ist.

    Ach damals, 1986 …

    … da war die Welt noch in Ordnung. Da ging im Mai 1986 in der Sowjetunion – beim glasklar definierten Feind – ein Kernkraftwerk hoch. Das bekamen wir später mit, denn zunächst dachte man in Skandinavien, dass dort ein Kernkraftwerk hochgegangen sein muss, weil dort erhöhte Strahlungsmesswerte auftraten. Dass irgendwo der Wurm sein musste, erkannte man dadurch, dass draußen die Strahlung höher war als in den Kernkraftwerken und irgendwann eierten dann die Sowjets herum, dass da ein kleines Missgeschick passiert war.

    Jahaha, da schimpften wir auf die Sowjets. Aber eigentlich war die Regierung Kohl ebenfalls sehr lange danach damit unterwegs, alles herunterzuspielen. Alles völlig problemlos, die Strahlung völlig ungefährlich und unsere Kernkraftwerke hier in Deutschland, aber Hallo! Gerade die supersicher, weil eben deutsche Technik und nicht so verlottertes Zeug, wie die Sowjets da verbauen.

    Und weil es zu dieser Zeit in Deutschland energietechnisch auch nicht sonderlich viele Alternativen gab – warum auch, Energiekonzerne gehörten da noch zu einem Großteil dem Staat – und „Atom“ einfach noch sexy klang, ließen sich diejenigen, die gegen Atomkraft sein wollten, auch sehr einfach abkanzeln und jagen. Ja, „jagen“. Was gab es nicht alles … eine Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf, eine Uranaufbereitungsfirma namens Transnuklear, die in schwere Nöte wegen nicht korrekter Lagerung von radioaktiven Stoffen kam, ein Forschungsbergwerk namens „Asse“, dass, wie sich inzwischen herausstellt, von wahren Schmutzfinken für jede Art von Einlagerungsschweinerei missbraucht wurde und nicht zuletzt ein Endlager in Gorleben, das immer noch kein Endlager ist und die dorthin gelieferten Castor-Behälter allesamt noch in einer schwerbewachten Halle im Wald herumstehen.

    25 Jahre später …

    … hat sich eigentlich nichts geändert in Sachen Atomenergie. Die Atomkraftwerke in Deutschland sind immer noch die gleichen, inzwischen eben 25 Jahre älter. Autos, die in den 1970er Jahren gebaut wurden und bei denen es Kopfstützen und Sicherheitsgurte nur – wenn überhaupt – gegen Aufpreis gab, sind heutzutage ohne Historienkennzeichen gar nicht mehr zulassungsfähig. 40 Jahre alte Kernkraftwerke – offensichtlich kein Problem, so dass Atomstrom wird immer noch produziert wird, inzwischen nun eben aus weitgehend abgeschriebenen Anlagen.

    Atommüll wird übrigens auch noch produziert und zwar nicht zu knapp, nämlich rund 450 Tonnen pro Jahr. Und das hinsichtlich einem Endlager, Gorleben, das immer noch kein Endlager ist. Wir wissen also immer noch nicht, wohin wir den Dreck, den wir ständig erzeugen und den wir schon erzeugt haben, eigentlich hinstellen sollen. Und aus dem „Forschungsbergwerk“ Asse, da müssen jetzt irgendwann demnächst an die 125.000 Fässer mit radioaktivem Material herausgeholt und auch irgendwo hingestellt werden. Wir erinnern uns – ein „Forschungsbergwerk“. Mit 125.000 Fässern zum „Testen“. Testen Sie mal das Einlagern von, sagen wir, 125.000 Autoreifen in Ihrem Garten. Wenn sie die 125.000 Autoreifen bei einer mutmaßlichen Breite von 20 Zentimetern alle aufeinanderstapeln, haben sie mit 25 Kilometern Höhe immerhin den größten Turm der Welt.

    Was sich sehr wohl in den 25 Jahren geändert hat, ist die politische Landschaft. Zwar sind aktuell gerade wieder die gleichen Betonköpfe an der Bundesmacht, wie damals vor 25 Jahren. Aber sie haben starken Gegenwind von einer Gesellschaft, die vieles gelernt hat in den 25 Jahren:

    • Atomstrom ist endlich, weil es nicht unendlich viel Uran gibt.
    • Atomstrom ist nicht billig, weil trotz der abgeschriebenen Kernkraftwerke Strom nicht billiger geworden ist, als vor 25 Jahren.
    • Es gibt inzwischen Nachfolgetechnologien, die zumindest als Brückentechnologien in Sachen Stromerzeugung dienen können.
    • Das Volk (zumindest ein Teil davon) glaubt inzwischen nicht mehr jeden Mist, sondern informiert sich erheblich differenzierter.
    • Die damals noch als subversiv abkanzelbare „grüne“ Politik ist haus- und hoffähig geworden.
    • Die Alten von heute lassen sich nicht so einfach auf die Jungen hetzen, weil viele der Alten von heute die Jungen von vor 25 Jahren waren.

    Die Atomkraftgegner von heute einfach wieder als „Spaßbremsen“ abzusondern und mit gerümpften Nasen auf ihre Sandalen zu zeigen, in denen sie barfüßig herumliefen, das funktioniert nicht mehr. Und nun ist am Freitag auch noch das letzte Kapitel des Atomkraftmärchens gefallen, in dem ein hochmodernes und hochtechnisiertes Land wie Japan zeigen musste, dass ein Atomkraftwerk offensichtlich also doch nicht so idiotensicher zu bedienen ist, wie ein Wählscheibentelefon, auch wenn es praktisch gleich alt sein kann. (Ironie am Rande: Das deutsche Wörterbuch von Firefox kennt den Begriff „Wählscheibentelefon“ nicht.)

    Das gestrige „Für Atomkraft“ ist das heutige „Gegen Atomkraft“.

    Eine steile These, die aber gar nicht mehr so steil ist, wenn man anschaut, wie es läuft. Wir verbrauchen immer mehr Energie und gerade in den Schwellenländern ist diese ansteigende Kurve keine Kurve mehr, sondern eine Steilwand, die diese Länder vor allem mit katastrophal viel Kohle- und Gaskraftwerken bewältigen. Die etwas besseren Nationen, denen man Uran zumindest so in die Hand geben kann, dass sie es nicht gleich in den Bombenbau stecken, bauen Atomkraftwerke, obwohl alle wissen, dass die Uranvorräte auf diesem Planeten so endlich sind wie Kohle und Gas und dass man mit einem platzenden, weil falsch bedientem Atomkraftwerk sich so richtig viel Ärger ins Land holen kann.

    Sprich: Wer heute umsteigt auf regenerative Energieerzeugung, der muss morgen weniger bangen und hat auch noch den netten und entscheidenden Wettbewerbsvorteil, dass er einen Know-How-Vorsprung hat. Gut für ein Land wie Deutschland, das von Know-How bis zum heutigen Tage lebt.

    Wer also für Zukunft ist, der kann gar nicht anders, als gegen Atomkraft zu sein. Nicht heute, sondern eigentlich gestern.

    Das Märchen der „Brückentechnologie Atomkraft“ und der Ausstieg aus dem Atomausstieg.

    Unsere CDU/CSU/FDP-Bundesregierung meint es ja ach so gut mit uns. Nur 12 Jahre länger unsere Atomkraftwerke betreiben, das ist doch kein Problem. Das Geld, was sie erwirtschaften, geht echt voll in die Entwicklung von regenerativen Energieformen und überhaupt und so – kein Problem! Es hat doch alles so lange schon funktioniert, da werden diese 12 Jahre auch noch gut gehen.

    Doch, es ist ein Problem. In den 12 Jahren Laufzeitverlängerung passiert nichts, außer dass der Strompreis weiter steigen wird, ebenso der Shareholder Value der Stromkonzerne, diese wiederum nur einen verhältnismäßig geringen Teil ihrer Gewinne in die Entwicklung von regenerativen Energieformen stecken müssen und diese zudem auch noch zu einem großen Teil von ihnen selbst kontrolliert werden. Jedes Jahr länger ohne akuten Zwang, dass hiesige Atomkraftwerke, die eh schon längst in einem nicht mehr akzeptablen Alter sind, kurz vor ihrem Ende stehen, ist ein verlorenes Jahr für die Energiepolitik dieses Landes und vor allem für die Wirtschaftspolitik der Zukunft. Zugegeben: Das ist Wirtschaftspolitik gemessen in so Zeiträumen, dass man dazu mehrere Legislaturperioden braucht und die somit in unserer grundsätzlich nur in Vier- bzw. Fünfjahresschritten gemachten Politik nicht besonders viel Spaß macht.

    Wer also heute tatsächlich für Atomkraft ist und mit den alten Schlagern daherkommt, dass wir ohne Atomkraft zukünftig auf Bäumen sitzen werden und was weiß ich noch alles, den sollte sich fragen, ob er nicht auch Sandalen der Kategorie „Jesus-Latschen“ zu Hause hat. Die sind nämlich in der Zwischenzeit modern geworden.

  • Was würde eigentlich Gott zu Angela Merkel sagen?

    Ich unterstelle unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel einfach grundsätzlich einmal, dass sie den Zenit ihrer politischen Karriere schon seit einiger Zeit überschritten hat. Die politische Erfolgsliste dieser Regierungsperiode ist nach wie vor herzlich kurz, alle mittelmäßig entzündlichen Schimpfwörter sind zwischen den Regierungsmitgliedern ausgetauscht worden, die größten politischen Gegner in Bund und Land bereits in harmlose politische Ämter oder in die Wirtschaft abgeschoben.

    Eigentlich ist, aus Sicht von Angela Merkel, alles getan, was man tun kann. Und genau das vermittelt Angela Merkel auch genau so in die Bevölkerung. Was geht mich der Scheiß anderer Leute an, wenn die Hütte brennt, sind es doch sowieso immer die anderen. Vermutlich mit diesem Hintergedanken hat Angela Merkel gestern eine sehr denkwürdige Äußerung in die Blöcke der Journalisten diktiert, die sehr viel darüber aussagt, wie christlich-demokratische Politik offensichtlich funktioniert:

    „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass in einem Kernkraftwerk schwierige Ereignisse stattfinden, wahrscheinlich eine Kernschmelze“, sagte sie und betonte aber auch: „Die Vorgänge werden Deutschland nach menschlichem Ermessen nicht beeinflussen. Sie zeigen aber auch, dass es Kräfte der Natur gibt, vor denen wir machtlos stehen und die von uns immer wieder ein Stück Demut erfordern“, sagte sie weiter. „Wir sollten Ehrfurcht haben vor der Natur, denn wir wissen, dass wir auch ein Stück weit in Gottes Hand sind.“
    — FOCUS Online, 12. März 2011: „Atomunfall: Merkel bittet zum Krisengipfel

    Gottes Hand. Bei der Kernenergie. Mit der Gott ja per se erst einmal nichts zu tun hat, da Gott selbst Uran nicht anreichert, in einen kritischen Zustand bringt und versucht, damit Strom zu erzeugen. Ebenso wie Gott auch keine Politik macht … ja, ich weiß, jetzt kommt Gegenwind, aber mein Totschlagargument kommt jetzt … und zumindest nicht selbst in Polittalkshows auftritt.

    Wir merken an: Wenn die Hütte brennt und jedes Argument nicht mehr zieht, dann hat Gott Schuld. Wenn die Kernkraft nicht tut, wie sie soll, hat Gott die Finger im Spiel, da kann man halt nichts machen. Und das sagt, Achtung, gut aufpassen, eine Bundeskanzlerin Angela Merkel, die in ihrem ursprünglichen Beruf Wissenschaftlerin der Physik ist. Also jemand, der grundsätzlich in seiner Tätigkeit die Existenz Gottes infrage stellen muss und das in der Regel auch sehr gern tut.

    Ich bin kein gläubiger Mensch, deshalb kann ich mich nicht sonderlich gut über Merkels Verweis auf Gott aufregen. Wäre ich aber ein gläubiger Mensch – und zwar unabhängig, ob Christ oder Moslem – würde ich es mir verbitten, meinem, unserem Gott die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, wenn ein konservativer und korrupter Haufen von halbbegabten Politikern nichts besseres zu tun hat, als bereits seit Jahren abgeschriebene Kernkraftwerke einfach so weiterlaufen zu lassen, als ob nichts passiert wäre und sich dann noch in die atemberaubende Feststellung versteigt, dass eben Gott die Schuld hat, wenn der Laden in die Luft geht.

    Liebe Angela Merkel: Deine Zeit als Bundeskanzlerin ist herum. Und du hast es schon selbst bemerkt, das macht den Abschied um so leichter.

  • Willkommen zurück, ein strahlender Tag!

    Da sind wir wieder, im Atomzeitalter. Das, was praktisch nie vorkommen kann, nicht in einemillion Jahren, ist mal wieder passiert, fast genau 25 Jahre nach dem GAU in Tschernobyl. Dummerweise nun nicht in der rückständigen Sowjetunion, sondern im modernen Japan, einem Land, das, wie man wohl konstatieren muss, wissen dürfte, wie man Kernkraftwerke baut, gesellschaftlich (noch) voll und ganz hinter der Atomenergie steht und auch mächtig daran arbeitet, weiterhin eine Atomnation zu bleiben. Und nun das. Ein japanisches Atomkraftwerk geht hoch, Radioaktivität tritt offensichtlich aus und nach bester, sowjetischer Machart weiß A nicht, ob B schon eingetreten ist oder doch schon C und der Rest der atomlobbyistischen Welt wird sich damit begnügen, wieder zu beteuern, dass sowas im eigenen Land ja mal überhaupt nicht passieren kann. Und überhaupt… „snafu“ – Situation normal, all fucked up“.

    Doch. Kann. Immer und jederzeit. Die Atomkraft ist eine komplexe Technologie, die schwer zu bändigen ist und nur auf Basis verschiedener Kontrollsysteme einigermaßen kontrolliert funktioniert. Bricht ein Rohr, läuft kontaminiertes Wasser aus. Fällt die kraftwerkeigene Stromversorgung aus, sind Notkühlsysteme betroffen. Alles funktioniert in den hübsch animierten Diagrammen in den Informationszentren der Kernkraftwerke immer wunderbar – wenn eben nichts passiert. Wenn aber etwas passiert, geht das Ding nicht einfach aus, sondern läuft erst richtig heiß. Das ist der große Unterschied zu allen anderen Energieerzeugungsformen, bis hin zu der Frage, wohin eigentlich am Ende der strahlende Müll hinkommt.

    Und da fängt es dann an, richtig obszön zu werden, weil kein Bundesbürger und kein Unternehmen in Deutschland so mit hochgefährlichem Müll herumhantieren dürfte, wie die Atomenergie es mit Atommüll tut. Für das ständig in neuen Mengen anfallende Zeug gibt es seit mehreren Jahrzehnten immer noch kein Endlager und der Müll stapelt sich entweder in einer Lagerhalle im Wendland, wohin die Castor-Behälter in großen, kreuzzugartigen Spektakeln getragen werden oder in so genannten „Abklingbecken“ bei Kernkraftwerken. Machen Sie das doch auch einfach mal für ein paar Jahre. Werfen Sie Ihren Müll nicht in die Mülltonne, sondern in Tüten verpackt in den Garten, mit dem Hinweis, dass sie zur Zeit ein Endlager auf ihrem Gelände planen. Wenn Sie damit durchkommen, gebe ich Ihnen eine Runde Mülltüten aus.

    Die Atomkraft ist so out, es geht gar nicht mehr. Und wenn ich mir das alles anschaue, wie sich derzeit die Wählergunst im ganzen Land in Bewegung befindet, kann ich mir nicht vorstellen, dass selbst die Atomparteien CDU, CSU und FDP noch sonderlich viel „Restlaufzeiten“ aus der Atomkraft herausgedrückt bekommen, wie das die Atomlobby es mit ihren weitgehend abgewirtschafteten und abgewrackten Atommeilern noch geschafft haben.

    Aber immerhin: Die vor 25 Jahren gekauften Geigerzähler dürfen wieder aus dem Speicher geholt werden. Und keine Sorge, auch wenn Japan auf der anderen Seite des Globus liegt, der Dreck kommt auch hierher, früher oder später. Genuss hat keine Grenzen.

  • Die öffentlich-rechtliche Guttenberg-Verklärung.

    Was die ARD heute wohl geritten hat, die Verabschiedung von Karl-Theodor zu Guttenberg live zur besten Sendezeit ins Programm zu nehmen, wird vermutlich auf ewig ein Rätsel bleiben. Generell gehören Zapfenstreiche zu eher öderen Veranstaltungen für Nichtbeteiligte und man muss schon ein gehöriges Faible für das Militär und den Staatsapparat mitbringen, um das als Zuschauer durchzustehen, selbst wenn man als Kameraassistent ja den Luxus hat, mit Arbeit etwas gegen die Müdigkeit tun zu können.

    Dass aber die ARD ohne Not den Großen Zapfenstreich, also die feierliche Verabschiedung des Karl-Theodor zu Guttenbergs, der als ausgewiesener Blender mit einer zusammengeschlampten Dissertation eine Doktorarbeit erschwindelt hat, die Öffentlichkeit zehn Tage lang narrte, übertrug, das ist schon ein bemerkenswerter Vorgang. Ministerentlassungen sind in der Regel eine Randnotiz in Nachrichten – selbst bei öffentlich-rechtlichen Sendern – und Entlassungen von Verteidigungsministern nochmal extra unbeliebt, weil eben der militärisch geprägte Zapfenstreich eher Publikum abschreckt.

    Aber, so wird man sich bei der ARD vermutlich gedacht haben, warum nicht auf die Guttenberg-Sympathiewelle aufspringen und der „Bild“-Zeitung ein Schnippchen dadurch schlagen, dass sie in die Zeitung kein Bewegtbild abdrucken kann? Einfach rauf auf den Sender, den Rest erledigt dann erfahrungsgemäß Karl-Theodor zu Guttenberg, der in jede mit Rotlicht versehene Kamera lächelt. Und dazu dann die Livemoderation von Ulrich Deppendorf, immerhin Chef des ARD-Hauptstadtstudios, der vor allem auch dadurch glänzte, streckenweise eine erschreckend unkritische Meinung aufzuwaschen.

    Jeder Versuch der Rechtfertigung kann nur in die Hose gehen: Guter Minister? Unschuldiger Abgang? Erledigte Aufgaben? Nichts, nada, Null. Hier wurde einer entsetzlich grotesken Show gehuldigt und an der Glorifizierung eines Politikers gearbeitet, der nichts, aber auch rein gar nichts geleistet hat, außer zu lügen und zu blenden. Von „Staatsfunk“ können wir hier schon gar nicht mehr reden, denn der deutsche Staat kann gar nicht daran interessiert sein, so eine plumpe Propaganda senden zu lassen, um nicht fest daran zu arbeiten, weiterhin die Bananenrepublik aufzubauen.

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