Am Freitag, 12. Oktober 2012 fand in Mannheim das erste CarCamp statt, ein Barcamp für die Automobilwirtschaft, organisiert vom Deutschen Kraftfahrzeuggewerbe und hauptgesponsert von einem Unternehmen namens Fuchs Schmierstoffe, dessen Hauptsitz in Mannheim ist. Da ich kundenbedingt mit der Automobilwirtschaft zu tun habe und zwar direkt an der Basis mit einem Autohaus und dessen Blog, war es nur eine kurze Überlegung, ob ich daran teilnehme oder nicht. Muss.
Und auch wenn ich in Sachen Barcamps sicher nicht unzufrieden bin, wenn es die x-te Auflage ist und eine gewisse Routine daherkommt – das CarCamp war es wert und hat einen spüren lassen, wie es in der Anfangszeit der BarCamp-Szene gewesen sein muss. Professionelle Organisation durch Claudia Weiler vom Kraftfahrzeuggewerbe, ein engagierter Hauptsponsor, der sehr schöne Konferenzräume zur Verfügung stellte, ein Ansprechpartner des Sponsors, der freimütig zugab, dass er eigentlich gar nicht so richtig weiß, was ein Barcamp ist, aber sehr gespannt darauf ist und etwas über 40 Teilnehmer, die zu einem großen Teil „barcamp-unverdächtig“ sind und durchweg nur sehr wenig Zeit dazu hatten, sich über eine „Unkonferenz“ zu wundern. Demzufolge war auch das Sessionpanel am Ende zu 80 % gefüllt, was für ein erstmalig organisiertes Themen-Barcamp gar nicht so schlecht ist.
„Facebook – Freunde werden, Freunde bleiben“ von Thorsten Bastian
Dieses Panel von Thorsten Bastian beschäftigte sich vor allem damit, wie man die Fans einer Facebook-Seite am Ball hält und dafür sorgt, dass mit regelmäßigen Nachrichten und Inhalten der gewünschte Dialog zwischen Unternehmen und Fan entsteht. Das meiste im Vortrag war jetzt zwar nicht völlig neu für mich, allerdings schätze ich bei diesem Thema sehr den Erfahrungsaustausch und die Sicht Anderer. Da Thorstens Agentur Basta Media auch sehr große Facebook-Seiten anderer Unternehmen betreut, ist seine Sicht sicherlich nicht die falscheste.
„Online Marketing“ von Marcus Kaluschke
Marcus‘ Session war echte Standup-Comedy und das sind die Sessions, die ich auf Barcamps so sehr mag. Es wird zu Beginn am Pinboard zu Sessions aufgerufen und es melden sich dann Teilnehmer, die womöglich gar nicht vorhatten, eine Session abzuhalten, starten ihre Session dann einfach mal und so entstehen Sessions, die unglaublich hochkonzentriert sind, weil man von Anfang an den Kopf anstrengen und sich nicht an eine Powerpoint-Foliensammlung festhalten kann.
So eben auch oder gerade hier: Marcus hat als Head des Online-Marketings der webauto.de GmbH einen flotten, gewaltigen und kompetenten Überflug über das Thema SEO und SEM auf’s Panel gelegt, von dem man sich dann die Informationen herauspicken konnte, die man eben hat. Für Anfänger sind solche Veranstaltungen nicht ganz einfach (ich spreche aus Erfahrung), aber es gibt nun mal auf Barcamps verschiedene Ansprüche an entsprechendem Vorwissen. Kann man nicht ändern. Will man allerdings auch nicht wirklich, sonst ist es keine Unkonferenz mehr.
Mittagessen
Auch hier ein Volltreffer, nämlich Fingerfood, powered by Fuchs Schmierstoffe (und nicht schmierig!). 😉
„Location Based Services“ von mir
Auch diese Session von mir war als Standup-Comedy gedacht und ich habe mir dazu sogar noch schön artig einige Notizen in der letzten Session und in der Mittagspause gemacht. Diesen Flugplan für den gar nicht so unschönen Überflug über die Welt der Location Based Services hätte ich mir allerdings auch sparen können, weil wir diese Session genau zu zweit abgehalten haben. Dafür war aber auch diese Session wieder so eine Session, wie ich sie liebe, denn mit Thorsten Podlech entwickelte sich diese Session zu einer ziemlich interessanten „Frage-und-Antwort-Stunde“ zu vielen Social-Media-Themen und besonders spannend fand ich dabei, wie Thorsten als Geschäftsführer eines Autohauses seine Mitarbeiter dazu bewegen will, am gemeinsamen Facebook-Auftritt des Unternehmens mitzuarbeiten und diese Ideen führten Thorsten dazu, einfach auch eine Session abzuhalten …
„Einladung der Mitarbeiter in die Social-Media-Aktivitäten des Unternehmens“ von Thorsten Podlech
Diese Session wurde dann explorativ – eine echte Forschungs-Session. Die Einführung zur Thematik war schon sehr spannend, denn Thorsten macht in seinem Unternehmen das, wovon viele Berater mit Tränen in den Augen nur träumen können – das Unternehmen fit machen für Social Media und letztendlich für echte Online-Kommunikation. Er motiviert seine Mitarbeiter aktiv, über das Unternehmen in Facebook zu schreiben und stellte die Frage in den Raum, wie man diese Motivation weiter steigern könne.
Das führte dann zum erarbeiteten Ergebnis, dass dies am ehesten und nachhaltigsten gelingen könnte, wenn die Wertschätzung des Unternehmens direkt und sofort erfolgt, also z.B. durch das Teilen einer unternehmensspezifischen Nachricht eines Mitarbeiters direkt auf der Facebook-Seite des Unternehmens. Oder durch die Ausgabe von Smartphones zur dienstlichen Facebook-Nutzung. Oder einfach auch die direkte Mitarbeit an der Facebook-Seite und entsprechend zeitlichem Freiraum vom normalen Tagesgeschäft.
„Königsklasse Bloggen“ von mir
Das war eigentlich meine vorbereitete Session, zu der die darunterliegende Powerpoint-Präsentation in dem Kundenblog zu finden ist, das auch Hauptdarsteller der Präsentation war. Zum Thema Corporate Blogging muss ich nicht viel sagen, dazu gibt es in diesem Blog genügend Argumentationshilfen. Die von mir dargestellten Hauptargumente sind die, dass ein Corporate Blog auch einem kleinen Unternehmen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung im Web geben kann und es im Spannungsfeld zwischen großen Herstellern und Vertretern einen Raum gibt. Autohäuser stecken in diesem Dilemma am stärksten und noch viel zu stark ist das Autohausmarketing zu sehr auf Print- und Lokalmedien fixiert. Eine Online-Strategie lässt sich daher vortrefflich und vor allem kostengünstig mit einem Corporate Blog starten.
Interessant fand ich, dass ich in meiner Session quasi nahtlos in die obigen Sessions von Marcus und Thorsten verweisen konnte. Das ist dann echtes Barcamping, wenn sich Meinungen und Inhalte irgendwo kreuzen und noch greifbarer werden.
Fazit: Phantastisch!
Auf die abschließende Frage von Claudia Weiler, ob das CarCamp gelungen war, gab es durchweg nur eine Antwort: Ja. Die Mischung hat es in allen Bereichen ausgemacht: Traditionelle Sponsoren und Organisatoren probieren sich erfolgreich mit einer Unkonferenz, viele Teilnehmer hatten noch nie ein Barcamp besucht und landeten (meiner Meinung nach) weich in der Materie, von der man nur profitieren kann und der Inhalt dieses sehr speziell im Autohausmarketing positionierten Barcamps war hochkarätig und vor allem wie von magischer Hand gesteuert session-übergreifend stimmig. So muss es laufen.
Leider hatte ich keine Zeit, an eine der zwei Unternehmensführungen durch die Fuchs Schmierstoffe GmbH teilzunehmen. Aber auch das fand ich sehr wegweisend: Der Hauptsponsor legt nicht einfach nur die üblichen Prospekte aus, sondern zeigt sein Unternehmen einfach mal und zwar sehr direkt und sehr authentisch.
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