Vor einigen Tagen lief im ernstzunehmenden öffentlich-rechtlichen SWR Fernsehen ein Beitrag über den Modellbahnhersteller Märklin und seinen turbulenten Zeiten der vergangenen Jahre. Wir rekapitulieren kurz: Das traditionsreiche Unternehmen aus Göppingen schlitterte vor einigen Jahren aus mehreren Gründen in die Insolvenz, vornehmlich aus zwei Gründen: Das Unternehmen wurde von einer so genannte „Heuschrecke“, einem Finanzinvestor, aufgrund einer schlechten Produktausrichtung und fehlender Managementqualitäten ins Abseits moderiert, dazu kamen dann die schon immer deutlich höheren Preise für Märklin-Produkte und eine abspringende Kundschaft.
Ein immer sehr beliebtes Argument, warum Modelleisenbahnen immer weniger Anhänger haben, gibt es auch, nicht nur von Märklin, sondern von der ganzen Branche: Vor allem die älteren Semester sind von Modelleisenbahnen zu begeistern, die Jugend hängt lieber an der Playstation oder im Internet herum. Grundsätzlich gar nicht so falsch, aber ist das auch die richtige Antwort? Bedingt. Ein Beispiel aus meiner Jugend:
Als kleiner Junge hat mich mein Onkel mit dem Modellbahnvirus infiziert. Das brach dann so richtig aus, als meine inzwischen leider verstorbene Tante mir eine Lokomotive, einen Wagen und einen Transformator für die Märklin-Modellbahnspur Z schenkte. Eine Lokomotive, Bestellnummer 8800 und wie sich alsbald herausstellte, durchaus wertvoll. Denn diese Lokomotive stammt aus einer Zugpackung, die einst die Bausparkasse LBS in den siebziger Jahren an gute Kunden verschenkte und diese Lokomotive stammte aus den frühen Jahren der Spur Z, die 1972 eingeführt wurde.
Diese Lokomotive funktionierte alsbald nicht mehr so richtig gut, so dass ich mit meinem Onkel zusammen überlegte, sie aufarbeiten zu lassen. In dem Modellbahngeschäft meiner damaligen Wahl, ich kann mich da sehr gut daran erinnern, nahm mich der damalige Besitzer nicht wirklich ernst, außer wenn ich Bares auf den Tisch legte und etwas kaufte. Bei der Lokomotive, die ich ihm da auf die Gleise stellte, funkelten kurz seine Augen auf, dann meinte er gespielt lässig, dass sich das keinesfalls lohnen würde. Aber er sei ja so ein guter Mensch und würde mir 10 Deutsche Mark geben. Mein Bauch sagte, nein, du kannst mich mal, Familienerbstücke verschenkt man nicht einfach mal eben so.
Eine ähnliche Situation eine Weile später in einem anderen Modellbahngeschäft: Zu der Zeit gab es eine limitierte Ausgabe eines Waggons, das mit dem Logo unserer Heimatstadt bedruckt war. Hätte ich gern gehabt, kostete 49 Mark. Die hatte ich. Das Modellbahngeschäft hatte den Waggon auch in der Auslage stehen, mit Preisschild. Auf meinen Kaufwunsch sagte der Verkäufer, dass es den Waggon nicht mehr gebe. Aber da im Schaufenster, da wären doch noch einer. Nein, sagte er dann deutlich lauter und mit einem Blick auf die restliche Kundschaft hinter mir, da sei keiner.
Nun fehlte mir damals als Kind noch die Chuzpe, so einen alten, glatzköpfigen, dicken, verschwitzten, eigenbrödlerischen Fettsack vor versammelter Kundschaft zur Laus zu machen und mit eingehakten Fingern in seinen Nasenlöchern zum Schaufenster zu schleifen. Aber die Message war klar: Bübchen, dein Geld für die Standardware ist immer gern gesehen und über den Tisch ziehen wir so kleine Hosenscheißer auch ganz gern mal, aber echte Kunden… nee, das sind dann die älteren Kaliber. Der Spaß an der Modelleisenbahn ist mir, auch wegen der fehlenden Akzeptanz dafür, dass ich eine Menge Geld in so Modellbahngeschäfte getragen habe und da mitunter sehr seltsame Gestalten arbeiten, irgendwann gehörig vergangen.
Und genau da ist das Problem: Modellbau kann ein sehr interessantes Hobby sein und wäre vielleicht auch für Kinder sogar interessant. Ein richtig gutes Marketing für junge Menschen könnte sogar ganz gut ankommen. Die Geschäfte und Leute aber, die vor Ort diese Marken vertreten, die machen es kaputt.
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