Okay, man kann die Leute, die verantwortlicherweise mit YouTube zu tun haben, durchaus mit elektronischen Easy Ridern vergleichen. Im Jahre 2005 gegründet (tatsächlich, YouTube gibt es erst seit fünf Jahren) haben alle noch weitläufig darüber staunen können, wie so ein Geschäftskonzept Früchte abwerfen soll – ein Dienst, auf den jeder Videos hochladen kann und der diese Videos dann zum Abspielen bereithält, kostenlos. Welcher halbwegs vernünftige Mensch will sowas finanzieren?
Eineinhalb Jahre später, der Suchmaschinengigant Google, selbst damals erst rund sieben Jahre alt, schob im Oktober 2006 für rund 1,31 Milliarden Euro Aktien aus dem eigenen Hause über den Tisch. Und man hörte noch lange nicht auf, YouTube als das ziemlich verrückteste Projekt im Internet zu etablieren.
Als letztes Jahr YouTube anfing, HD-Material zuzulassen, musste ich schon staunen, denn höhere Auflösungen bedeuten höhere Datenraten. Bei Google muss man sicherlich nicht um jedes Byte feilschen, aber dennoch war es bemerkenswert. Das höchste der Genüsse, das man heutzutage auf YouTube gestellt bekommt, ist 1080p-Material, also Videos mit einer Auflösung von 1920 mal 1080 Pixel zu 25 beziehungsweise 30 Vollbildern. Damit braucht man im Download durchaus Bandbreiten im Megabit/Sekunde-Bereich. Wer allerdings einen FullHD-Bildschirm und einen hinreichend flotten PC hat, sieht das Ergebnis tatsächlich und es unterscheidet sich nicht mehr stark vom klassischen Fernsehen.
Nun hat YouTube heute einen weiten Meilenstein gesetzt und bietet doch tatsächlich auch 4K-Auflösung (4096p) an, also das Abspielen von Videomaterial mit der Auflösung von 4096 mal 3072 Pixel mit 24 Vollbildern. Das ist die Auflösung, die Filmproduktionen in der digitalen Produktion als Ersatz zum klassischen 35-mm-Film einsetzen. Mit Equipment, der sich in der Preisklasse von Neuwagen in der oberen Mittelklasse bewegt.
Rein aus heutiger Sicht heraus würde ich über diesen Coup einfach nur lachen. Andererseits kosten heutzutage einfache Camcorder, die in FullHD-Auflösung und erstaunlich guter Bild- und Audioqualität aufzeichnen, selten mehr als 500 Euro, während vor zehn Jahren noch ein analoges Videoaufzeichnungssystem namens “Hi8” als todschick galt, dass mit doch schon 400 Linien eine damals recht gute Bildqualität an den Tag legte.
Und auch über entsprechende Fernseher oder Beamer, die man dann natürlich sinnvollerweise auch haben sollte, will ich gar nicht groß lachen. Wann sie kommen und was sie kosten, sind die entscheidenden Fragen – dass sie kommen, darüber muss man nicht streiten.
Der heutige YouTube-Coup mag verrückt sein und für quasi alle YouTube-Benutzer völliger Overkill bedeuten. Nur die wenigsten Menschen werden eine dementsprechende Auflösung an ihrem PC fahren und überhaupt einen PC und eine Internet-Anbindung haben, die das alles einigermaßen ruckelfrei abspielen lässt. Aber geschichtsträchtig ist das allemal. Und eine weitere, deutliche Kampfansage an das klassische Fernsehen. Der Content mag heute noch scheiße sein – zumindest die Technik überholt gerade.
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