„Tomorrow“ war gestern.

Als ich heute gelesen habe, dass das so genannte „Digital-Lifestyle-Magazin“ Tomorrow vom Burda-Verlag eingestampft wird, empfand ich nur wenig Mitleid. Ich ertappte mich gar mit dem verstörenden Gedanken, dass es den Verantwortlichen Recht geschieht. Und das es eigentlich viel zu lange gedauert hat. Niemand braucht die „Tomorrow“. Niemand hat sie je gebraucht.

Mein erster Kontakt mit der Tomorrow entstand durch das, wegen was ich die Tomorrow von Anfang hasste: Sie setzte von Anfang an vor allem auf den „Titten-Faktor“ und montierte weitgehend hübsche Frauen auf den Titel, um damit die vornehmlich männliche Leserschaft auf sich aufmerksam zu machen. Schon damals schrieb ich einen Satz im Usenet, der immerhin näherer Anwärter auf ein offizielles Law war: Traue nie einer Computerzeitschrift mit schönen Frauen auf dem Cover.

Ich bin wirklich weit davon entfernt, prüde zu sein. Mir missfiel allerdings eine Aktion gewaltig: Die Redaktion der Tomorrow schickte mir 1998 oder 1999 unaufgefordert ein Belegexemplar, weil sie in dieser Ausgabe über netplanet geschrieben haben. Und natürlich haben sie diese Ausgabe nicht einfach in einen Umschlag verpackt, sondern in einer Klarsichthülle als Einzelsendung, so dass ein klassisches Tittenheftchen auf der Treppe lag, dick mit meiner Adresse drauf. Jedes billige Pornoheftchen kommt diskreter daher, aber Diskretion und leise Töne waren schon immer Dinge, die Tomorrow ausdrücklich nicht lebte.

Überraschenderweise war die Tomorrow eine Zeitschrift, die gut zu lesen war, ob ihrer völligen Belanglosigkeit. Die Mischung auf Gadget-Huldigung, Promi-News, technischen Anleitungen der SuperDAU-Klasse, Berichte aus Modesportarten, Linktipps,gekauften Produktvorstellungen und einer Prise schlechter Erotik war so gehaltvoll wie ein Dünnschiss und ordnete die Zeitschrift in die Preisklasse von BILD und Super-Illu. Wo Tomorrow auf dem Tisch lag, da war der Intellekt weit weg oder das Denken eher zweitrangig. Nicht ohne Grund war die Tomorrow auch ein Heft, das in besten Dot-Com-Zeiten einfach zu einem gutsortierten Zeitschriftenregal in einem Startup gehörte und sei es nur, um zu zeigen, wie geekig man doch war.

Danke, Burda. Es wurde Zeit.


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