Auf der PS4: DiRT Rally.

Der Kauf einer PlayStation 4 war bei mir keine Frage des Ob, sondern des Wann. Auf genau zwei Spiele warte ich da: Die nächste Version von Gran Turismo (worauf wohl noch länger zu warten ist, da dieses Jahr erst noch ein Prequel erscheinen wird) und DiRT (ehemals „Colin McRae DiRT“). Beide Spielfamilien garantieren seit Jahren beste Rennsimulation.

DiRT Rally ist die fünfte Version der DiRT-Serie und die immerhin schon zehnte Inkarnation der gesamten Colin-McRae-Rallyeserie. Der Rallyefahrer Colin McRae, der nach seiner Rennkarriere bis zu seinem frühen Tod bis 2007 als Berater für die Rennserie tätig war, hatte dem Spiel von Anfang an die DNA verpasst und erfreulicherweise ist diese DNA in der aktuellsten Version DiRT Rallye immer noch eindeutig zu bemerken. Beziehungsweise „endlich wieder“.

Das DiRT-Team der Softwareschmiede von Codemasters hat nämlich bei der Entwicklung einen meiner Meinung nach zentralen Fehler wieder korrigiert, nämlich den Irrweg zu dem so genannten Sport namens Gymkhana. Klar, Ken Block ist ein Meister, wie man mit einem Auto möglicherweise stundenlang um einen Kaffeebecher zirkelt. Aber bitteschön: Mit Rallye hat das nichts zu tun. Schon bei DiRT 3 waren die Gymkhana-Einlagen eher langweilig und erinnerten an so Klamauk-Simulationen wie Motorstorm und DiRT 4, in dem man gänzlich dem Gymkhana-Irrsinn verfiel, war das PS3-Spiel, was ich am kürzesten besaß, nämlich genau zwei Tage lang.

Jetzt ist mit DiRT Rally also wieder alles Rallye und damit auch alles wieder gut. Und ich habe eine PS4 dafür gekauft. Dazu muss man nicht viel sagen: Die PS4 tut DiRT Rally gut (umgekehrt dank des immer noch schwachen Marktes an Rennsimulationen übrigens auch). Das Spiel kommt vollständig in 1080p daher und es ruckelt genau nichts. DiRT Rally ist das erste DiRT, das es dank der hohen Bildwiederholrate nun problemlos schafft, einen Tunnelblick entstehen zu lassen. Glasklare Bilder, wunderschön strukturierte Strecken, Wolken, Bäume, Zuschauer, kaputtfahrbare Schilder. Auf und in den extrem detailierten Autos bewegen sich die Schatten und selbst auf den Chromteilen des Exterieurs spiegelt sich die Landschaft. Hier haben sich echte Liebhaber der Renderings verewigt und das DiRT-Team ist zweifellos in die Gran-Turismo-Simulationsliga aufgestiegen. Und eigentlich auch darüber hinaus.

Denn was in DiRT Rally sofort im ersten Rennen beeindruckt, ist die „schmutzige“ und ruppige Fahrweise. Es fängt mit so Boliden wie einem alten Mini Cooper an, der natürlich in Sachen Antrieb und Leistung lächerliche Werte hat. Mit so einem Pups von Auto gleich auf eine der wirklich bürstigen Strecken wie die Griechenland-Rallye geschickt zu werden, ist Sadismus, denn selbst Simulationsprofis bekommen hier erst mal eine ordentliche Abreibung. Die Steuerung nimmt einem jeden noch so kleinen Fehlgriff übel. Damit ist nicht zu spaßen, denn das Schadensmodell ist umfangreich und die Karre ruck zuck kaputt. Die ersten Etappen waren daher richtig frustrierend, zumal es sich anfangs auch ausgesprochen wenig Credits verdienen lässt, um ein flotteres Auto zu kaufen. Dazu kommt, dass die richtig guten und modernen Fahrzeuge eine Stange Geld kosten.

Fahrzeuge … ein Traum.

Bei den Autos in DiRT Rally gibt es nichts zu meckern. Hochdetailiert, alle hören sich unterschiedlich an und alle haben ihre Eigenheiten. Wer glaubt, mit dem Fahren eines Allrad-Autos sei der Rallye-Olymp erreicht, sollte sich mal einen Fronttriebler oder gar einen Hecktriebler unter den Sitz schnallen. So einen störrisches Auto wie einen Opel Manta, Hecktriebler von Geburt an, über Stock und Stein zu schaukeln, ist echte Arbeit. Die man noch härter machen kann, wenn man sich eine Nachtstrecke gönnt und in den ersten Kurven gleich mal die Scheinwerfer zerdeppert. Denn dann geht es weiter im Blindflug …

Das Schadensmodell ist sehr ausgefeilt und es geht im Prinzip alles kaputt, wenn man es weit treibt, bis hin zum Totalausfall. Zwar gibt es die Möglichkeit des Service während einer Rallye, aber das Team dazu kostet auch Credits und das nicht zu knapp. Und in einer halben Stunde ist ein völlig zerdeppertes Auto auch nicht wieder vollständig gesund zu machen.

Strecken … Qualität vor Quantität.

Für die Strecken in DiRT Rally gilt, dass sie extrem detailiert und fein sind, allesamt mit Tücken ausgestattet, dennoch aber gut zu fahren. Das Problem ist, dass man sie schon nach wenigen Wochen weitgehend auswendig kann. Es gibt nämlich nur Rallyes in Schweden (Schnee), Finnland (Schotter, freundliches Wetter), Wales (Schotter, beschissenes Wetter), Deutschland (Beton), Griechenland (Schotter, Staub). Zwar bestehen die Rallyes aus jeweils mehreren Etappen, die jedoch allesamt auf jeweils zwei großen Strecken bestehen.

Darüber hinaus gibt es die Pikes-Peak-Bergfahrt in den USA und einige Rallye-Cross-Rennen, deren Unterhaltungsfaktor allerdings eher beschränkt sind. DiRT Rallye fährt sich also nach wenigen Wochen relativ automatisch und lebt nur noch davon, dass man sich in den immer höheren Rennserien mit immer stärkeren Gegnern und engeren Zeiten herumschlagen muss. Eine leise Hoffnung bleibt, dass in nächster Zukunft vielleicht weitere Rallyes online dazugekauft werden können. So eine Produkt- und Communitypflege mich aber ehrlich gesagt eher wundern.

Online.

Die Möglichkeit, online Rennen zu fahren, beschränkt sich weitgehend darauf, dass für bestimmte Zeiträume ein Rallye oder eine Etappe angeboten wird und online eine Tabelle aller Teilnehmer geführt wird. Je nachdem, wie gut man in dieser Liste ist, desto mehr Credits gibt es. Reich wird man davon allerdings nicht, so dass die meisten Credits im Offline-Modus gesammelt werden müssen.

Sprich: Aus dem Online-Modus geht recht bald die Puste aus, weil es einfach an zu wenig Strecken und Herausforderungen krankt. Das wäre schon einfach durch zusätzliche Schikanen auf den Strecken zu beheben, aber mich fragt ja keiner …

Fazit

DiRT Rally ist sicherlich eine Rallye-Simulation am oberen Ende der Messlatte und Codemasters nun ganz oben im Simulationshimmel. Das Produkt ist den High-End-Spielekonsolen würdig und hat für Rallye-Fans alles wichtige an Bord. Sowohl Anfänger als auch Profis haben mächtig was zu beißen, um mit halbwegs guten Zeiten punkten zu können.

Etwas mehr Vielseitigkeit täte DiRT Rally gut und eigentlich besitzt es alle guten Eigenschaften, um vielleicht mit einem zusätzlichen Strecken-Paket (das ja auch durchaus etwas kosten darf) in Zukunft nochmal das Tableau der Rallye-Simulationen aufzurollen. Klar muss man sagen: An DiRT Rally werden sich alle Rallye-Spiele messen lassen müssen und das sicherlich für eine ganze Weile.


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