Obama 2012 – Eine echte Twitter-Erfolgsstory.

Auch wenn die Obama-2012-Kampagne auf vielen Social-Media-Kanälen geführt wird – die Hauptkanäle sind seit Anfang an der Obama-Kampagnen 2008 und 2012 das Wahlkampfblog und die regelrechte Armee von Twitter-Kanälen. Fangen wir zuerst einmal an mit den nackten Zahlen der wichtigsten Twitter-Kanäle von Barack Obama und seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney (Zahlen vom 21. Oktober 2012, 22 Uhr):

Twitter-Accounts um Barack Obama:

  • Barack Obama (@BarackObama): 21.166.565 Follower, 671.476 Gefolgte, 7.113 Tweets
  • Michelle Obama (@MichelleObama): 1.914.954 Follower, 8 Gefolgte, 652 Tweets
  • Joe Biden (@JoeBiden): 273.397 Follower, 15 Gefolgte, 831 Tweets

Twitter-Accounts um das Team Obama mit einigen ausgewählten Bundesstaaten-Wahlkampfteams:

  • Team Obama 2012 (@Obama2012): 212.005 Follower, 60 Gefolgte, 3.991 Tweets
  • Truth Team (@TruthTeam2012): 90.412 Follower, 69 Gefolgte, 2.578 Tweets
  • Latinos for Obama (@LatinosforObama): 23.988 Follower, 154 Gefolgte, 1.030 Tweets
  • Students for Obama (@Students4Obama): 19.639 Follower, 94 Gefolgte, 433 Tweets
  • Obama for America Florida (@OFA_FL): 32.663 Follower, 31.572 Gefolgte, 9.152 Tweets
  • Obama for America New York (@OFA_NY): 22.029 Follower, 24.180 Gefolgte, 4.225 Tweets
  • Obama for America California (@OFA_CA): 16.261 Follower, 15.649 Gefolgte, 7.808 Tweets
  • Obama for America Illinois (@OFA_Illinois): 11.002 Follower, 8.708 Gefolgte, 5.400 Tweets
  • Obama for America Texas (@OFA_TX): 10.208 Follower, 1.850 Gefolgte, 2.933 Tweets
  • Obama for America Alaska (@OFA_AK): 5.637 Follower, 2.008 Gefolgte, 2.877 Tweets

Twitter-Accounts um Mitt Romney:

  • Mitt Romney (@MittRomney): 1.503.491 Follower, 274 Gefolgte, 1.276 Tweets
  • Ann Romney (@AnnDRomney): 143.406 Follower, 411 Gefolgte, 61 Tweets
  • Paul Ryan (@PaulRyanVP): 465.392 Follower, 208 Gefolgte, 185 Tweets
  • Team Romney (@TeamRomney): 83.941 Follower, 1.042 Gefolgte, 2.047 Tweets

Zahlentechnisch kann man da schon mal einige interessante Vergleiche ableiten, die die gewaltigen Dimensionen allein der Twitter-Kanäle unterstreichen:

  • Die Kampagne von Barack Obama verteilt sich auf insgesamt 58 Twitter-Accounts (7 zentrale Accounts und 51 Accounts der bundesstaatlichen Kampagnenableger), die von Mitt Romney auf genau 4 Accounts.
  • Barack Obama hat auf Twitter schlappe 14 mal mehr Follower, als sein Herausforderer Mitt Romney.
  • Michelle Obama, die Präsidentengattin, hat praktisch so viele Follower, wie Mitt Romney und sein Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan zusammen.
  • Detail am Rande: Der Twitter-Account von Paul Ryan sticht im Verhältnis zu allen anderen Twitter-Accounts deutlich heraus. Mit gerade einmal 185 Tweets hat er, der bis vor einigen Monaten noch weitgehend unbekannt in der Öffentlichkeit war, über 465.000 Follower, während der amtierende Vizepräsident Joe Biden auf rund 270.000 Follower kommt.
  • Die (meisten) Twitter-Accounts aus dem Umfeld von Barack Obama verfolgen die Strategie, Followern auch weitgehend selbst zu folgen, um auf diese Weise eine Wählerbindung zu erreichen.

In Sachen Quantität habe ich ebenfalls ein paar Zahlen zusammengetragen, die einen interessanten Blick auf die Twitter-Intensität im jetzigen heißen Stadium des Wahlkampfes geben. Die Basiszahlen für die folgenden Zahlenänderungen stammen von Donnerstagabend, ebenfalls 22 Uhr. Es liegen also rund 72 Stunden dazwischen (Vollständige Tabelle bei Google Docs.)

  • Der Twitter-Account von Barack Obama hat im Gegensatz zu dem von Mitt Romney vier mal mehr Follower gewonnen.
  • Im Twitter-Kanal von Barack Obama werden pro Tag durchschnittlich 33 Tweets veröffentlicht, im Kanal von Mitt Romney etwa 5.
  • Das Team um Barack Obama verwendet als hauptsächlichen Twitter-Kanal den direkten Kanal von Barack Obama, während das Team um Mitt Romney den Team-Kanal, erreicht aber auch bei diesem Team-Kanal mit durchschnittlich 11 Tweets pro Tag nicht ansatzweise die Tweet-Anzahl von Barack Obama.
  • Die bundesstaatlichen Unterorganisationen von Obama 2012 haben eine unerwartet hohe Tweet-Schlagzahl und selbst das Tweet-Aufkommen von kleinen Organisationseinheiten wie OFA Alaska („Obama for America Alaska“) senden pro Tag im Durchschnitt 16 Tweets.

Twitter als schneller Informationskanal.

Mit einer Follower-Zahl von über 21 Millionen Follower ist Barack Obama zwar nicht Rekordhalter – das schafft die Musikerin Lady Gaga mit etwas über 30 Millionen Follower – aber immerhin ist er der Rekordhalter als Politiker und hat 2008 bei seinem ersten Wahlkampf zur US-Präsidentschaftskandidatur einen großen Beitrag dazu beigetragen, Twitter zu dem zu machen, was es heute ist. Twitter und die US-Präsidentschaft von Barack Obama haben, das kann man so sagen, ein gemeinsames Kapitel.

Und tatsächlich hat Twitter sehr viel von dem, worauf es in der Kommunikation im Rahmen eines Wahlkampfes ankommt. Authentische Meinungen müssen schnell verbreitet werden, ein Rückkanal muss vorhanden sein (wenn auch nicht zwangsläufig bequem), Links und multimediale Inhalte sollten verteilt werden können und all das muss mit gebotener Kürze funktionieren. All das kann Twitter – ist Twitter. Das zentrale Motto von Twitter ist Programm: Was machst du gerade?

In einem Wahlkampf wird dieses Motto selbstverständlich argumentativ weiter aufgebohrt, um auf diese Weise Meinungen zu verteilen, aber auch Links auf Themen zu verbreiten, gegnerische Positionen zu kontern, Wahlkampfveranstaltungen live zu begleiten und in Twitter in Echtzeit zu „übertragen“. Dabei ist es in den meisten Fällen tatsächlich unerheblich, ob Barack Obama tatsächlich selbst twittert oder nicht. Dieses Dilemma, das beim letzten Wahlkampf tatsächlich immer wieder ein Diskussionsthema war und später von Obama aufgelöst wurde (er twitterte nach eigenen Aussagen bis dato nicht), wird heutzutage elegant dadurch gelöst, in dem im Begrüßungstext seines Twitter-Accounts darauf verwiesen wird, dass hier weitgehend sein Team twittert und Obamas tatsächlich eigene Tweets am Textende mit „-bo“ gekennzeichnet sind. Freilich sind das in der heißen Wahlkampfzeit nur die allerwenigsten Tweets, die dann auch auf nur sehr wenige Themen wie z.B. Kondolenzen beschränkt sind.

Zentralisiertes Posten versus Distributiertes Posten.

Die Twitter-Strategien der beiden Wahlkampfteams können kaum unterschiedlicher sein und zeigen sehr deutlich, wo die Teams den Stellenwert des Online-Campaigning sehen.

Das Team um Mitt Romney fährt eine absolute Minimalstrategie in Sachen Twitter und unterhält tatsächlich nur vier eigene Twitter-Accounts. Das mag auf den ersten Blick sehr übersichtlich wirken, ist jedoch am Ende einfallslos und vor allem realitätsfremd. Für die meisten US-Amerikaner ist die Wahlkampfzentrale weit entfernt und auch wenn Entfernungen von vielen Tausend Kilometern im Internet nichts zählen, ist eine zentralisierte Kommunikationsstrategie etwas, was Distanzen erzeugt.

Das Team um Barack Obama hat dies schon 2008 erkannt, was vor allem damit zusammenhing, dass die Demokratische Partei, der Barack Obama angehört, im Laufe der Jahre landläufig ihre Parteistrukturen aufgegeben hat bzw. aus Kostengründen aufgeben musste. Dieses Problem hat zwar auch die Republikanische Partei, allerdings hat es damals Barack Obama bzw. haben die Verantwortlichen der Demokratischen Partei zuerst erkannt, dass eine vernünftige Kommunikationsstrategie im Internet, die die bundesstaatlichen Wahlkampf-Unterorganisationen aktiv in die Kommunikation einbindet bzw. ihnen eigene Kommunikationskanäle zur Verfügung stellt, einiges von diesem Verlust wettmachen kann.

Und das gelingt gleich auf mehrfacher Weise: Jede bundesstaatliche Unterorganisation hat tatsächlich eigene Inhalte auf Twitter und veröffentlicht neben einigen wenigen zentral verteilten Inhalten vor allem regional relevante Nachrichten wie z.B. Veranstaltungseinladungen im Bundesstaat und regional stark relevante Themen. Die Unterorganisationen übernehmen in ihren Twitter-Kanälen vor allem auch den Dialog zu Wählern und Interessierten und machen damit letztendlich nichts anderes, wie auch im realen Wahlkampf. Dort hat es der Wähler selten mit der obersten Wahlkampfführung zu tun, sondern mit Teams vor Ort im „Nahkampf“.

Und das macht selbst die kleinen bundesstaatlichen Organisationseinheiten der Obama-Kampagne höchst wirkungsvoll. Zum einen wird hier die „patriotische Ader“ der Wähler versorgt und zum anderen wird hier die „Sprache des Bundesstaates“ gesprochen. Und das führt dann dazu, dass selbst so kleine Obama-Unterorganisationen wie die für den Bundesstaat Alaska, die auf Twitter gerade einmal etwas über 5.600 Follower hat, mehr als doppelt so viele Tweets veröffentlicht, wie die offiziellen Twitter-Accounts von Mitt Romney und Paul Ryan zusammen. Und wenn der obersten Wahlkampfleitung Tweets von den Unterorganisationen gefällt oder sie einzelne Tweets für wichtig halten, werden diese einfach über den zentralen Twitter-Account von Barack Obama retweetet. Ein Knopfdruck genügt, um so vielleicht eine kleine Nachricht von einem Wahlkampfteam auf kleinen Siedlung einer Aleuten-Insel in Alaska auf einen Schlag an 21 Millionen Twitter-Follower im gesamten Land und rund um den Globus zu senden. Innerhalb von Sekunden.

Im Gegensatz zur Romney Online-Kampagnenstrategie versucht das Team Obama erst gar nicht, dem Wähler vorzugaukeln, dass auf einigen wenigen Twitter-Kanälen die Protagonisten sprechen (bzw. möglicherweise vorgegaukelt wird, dass diese dort sprechen), sondern verteilt die Kampagne auch im Internet und über Twitter sehr breit und mit viel eingeräumten Freiheiten auf die bestehenden Unterorganisationen und sorgt neben dem Teamgefühl auch für eine sehr gute und authentische „Greifbarkeit“ der Obama-Kampagne im Internet.


Alle Teile meines Dossiers zu Obama 2012 unter dem Stichwort „Obama 2012“.


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