Also wenn ich mir Rivva heute morgen so anschaue, muss ich fast den Eindruck bekommen, dass es bei der Großdemonstration am Samstag in Berlin zu tumultartigen Zuständen zwischen den zehntausenden Demonstranten und der Polizei gekommen sein muss. Ist es das?
Was haben wir eigentlich: Ein Polizist ist ausgerastet und hat um sich geschlagen. Das ist bedauerlich, das hat selbst die Polizei von sich aus bemerkt, man schreibt sogar eine Pressemitteilung und kündigt die Klärung des Sachverhaltes an. Immerhin. Das zeigt, dass man sich bei den Ordnungshütern der Situation bewusst ist, in der da ein Mensch in Uniform offensichtlich ausgetickt ist.
Bei vielen anderen Polizeieinsätzen, beispielsweise im Rahmen eines so manchen Fußballspiels, geht es ganz anders zur Sache und jeder Fußballfan kennt die goldene Regel, dass man eine Sache bei so Sondereinsätzen nicht tun sollte: Die große Diskussion mit dem Ordnungshüter anfangen. Wenn der Platzverweis kommt, ist er da und geht auch nicht mehr weg, wenn man darüber diskutieren möchte.
Auch wenn es hübsch aussieht und die Demo noch so friedlich ist: Die Ordnungshüter sind gestresst, sind vielleicht über viele hundert Kilometer zur Arbeit an einem Wochenende angekarrt worden, schwitzen sich das Hemd nass und dann kommt auch noch ein Held daher und möchte eine Grundsatzdiskussion anzetteln und gerät auch noch an einen Polizisten, dem die Hutschnur unglücklicherweise so platzt, dass es blutet.
Dass man sich darüber beklagen kann, dass da jemand die Hand ausgerutscht ist – kein Problem, muss man auch machen. Aber jetzt so Argumente herauszubauschen und das alles in einen Kontext zu schieben, der Staat hätte ein Problem mit der Freiheitsliebe des Bürgers, da frage ich mich dann schon, was da einige Leute zum Frühstück gegessen haben. Richtiger Ärger fängt dann an, wenn der Wasserwerfer anfängt, zu tropfen.
Wer sich wirkliche Ungerechtigkeiten anschauen möchte, sollte sich mal anschauen, wie die französische Gendarmerie mobile es pflegt, Demonstrationen in Schach zu halten. Wenn dir in Frankreich ein schwarzgekleideter Trupp Polizisten entgegengetrabt kommt, heißt es, die Beine in die Hand zu nehmen, egal was der Rechtsstaat sagt.
Ich finde, das Thema "Freiheit statt Angst" fängt an, sich in ungesunde Nebenäste zu entwickeln. Freiheit heißt, andere zu tolerieren, und anderem auch diejenigen, die ihren Job nach Regeln ausführen, die zwar gegen die Gedanken einiger Demonstranten stehen, allerdings nun mal derzeitige Rechtsordnung sind. Der Grat zwischen Recht und Unrecht ist gerade bei Demonstrationen von Hause aus unscharf, aber die Kirche im Dorf zu lassen, ist grundsätzlich auch da nicht falsch. Gilt auch grundsätzlich für beide Seiten.
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