Meine Traumfrau. Blond, groß, intelligend, anspruchsvoll, unterhaltsam, witzig. Meine Nikon D700. Ich habe leider erst am Wochenende wirklich Zeit am Stück, so dass es heute, morgen und übermorgen bedauerlicherweise immer nur häppchenweise zum Ausprobieren reicht und das dann auch immer nur dann, wenn draußen die Große Lampe ausgeschaltet ist.
Kurzum: Es ist erstaunlich viel (analoge) F100 an der D700. Keine Motivprogramme, sondern Bedienung für Handwerker. Und erstaunlicherweise ist an der D700 praktisch alles dort, wo es bei der legendären F100 aufgehört hat. Ich habe jetzt nach eineinhalb Stunden Herumspielen noch nicht ein einziges Mal das Bedürftnis gehabt, das Handbuch auszupacken. Die Menüführung ist selbsterklärend, wenn man mal mit einer Digiknipse jeglicher Bauart längere Zeit in einem Zimmer verbracht hat. Der Rest ist nackte Fotografie und Blenden Arithmetik.
Das Display… mein lieber Scholli, das Display! 3,1 Zoll, ich komme mir vor, als ob das ein Fernseher wäre. In der Infoansicht gibt es die Informationen aus dem Systemdisplay, die bei mir schon so das Herz höher schlagen lassen. Die Bilderansicht ist jedoch so umwerfend, dass ich vor Staunen weglaufen und in der Heide Polka tanzen könnte. Es fehlt eigentlich nur noch ein eingebauter DVB-T-Empfänger und die obligatorische Google-Suchbox.
Was wirklich erfreut, ist die Systemtreue. Meine bisherigen Nikkor-Objektive – dank F-Bajonett und Formattreue zum Kleinbildformat kein Problem. Mein bisheriges Systemblitzgerät – passt wie angegossen und kommuniziert mit der Kamera, als ob nichts gewesen wäre. Selbst so Kleinzeug wie mein liebgewonnener Fernauslöser – passt und funktioniert. Und an einer ganz sensiblen Geschichte raunt vermutlich die halbe Welt der Nikon-Gemeinschaft auf: Der Deckel für den Objektivanschluß. Der ist nämlich von Hause aus tatsächlich “der stabile Schwarze zum Einschrauben” und nicht mehr “der schlabberige Weiße zum Aufstülpen und leicht Verlieren”. Das war in der analogen Zeit immer der Gang nach Canossa für den Neubesitzer, denn “der Schwarze” hat immer nochmal 12,50 DM extra gekostet, egal ob da ein Besitzer einer F90 oder einer superteuren F5 daherkam. Nach langen Jahren habe ich dann auch gelernt, dass der Besitz des richtigen Objektivdeckels (und das konsequente Nicht-Jammern darüber) der ultimative Proletentest ist. Dieses Unterscheidungsmerkmal gibt es nun wohl nicht mehr. Einen hochwertigen Schulterriemen gibt es auch hier, allerdings keine CompactFlash-Karte. So ganz hat man den Traditionen von Zuckerbrot und Peitsche dann wohl doch noch nicht abgeschworen.
Allerdings, man sollte es durchaus sagen: Man sollte schon wissen, wie Fotografie funktioniert. Das beste Mittel zur Abwägung ist da immer, dass man als Anfänger bzw. Wenigpeiler, der sich bisher eher an Motivprogramme hielt, sich mal zeitweise eine Kamera ohne dergleichen ausleiht und testet – wenn man denn jemanden findet, der freiwillig seine Kamera verleiht.
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