Inzwischen ist im Leserforum der Pforzheimer Zeitung genau das eingetreten, was immer passiert, wenn Journalisten glauben, ein Online-Forum sei nichts anderes, wie eine samstägliche Leserbriefrubrik: Autoren, die ihren Ausländerhass inzwischen noch nicht mal mehr verholen verstecken, bekennende Rechtsradikale aus der hiesigen Szene, die ungestört hanebüchene pseudowissenschaftliche Abhandlungen über die Niederträchtigkeit fremder Kulturen zur Diskussion stellen und ein völlig hilfloser Redakteur, der sich hinter dem anonym wirkenden Benutzer der „Online-Redaktion“ versteckt, angeblich ständig Benutzer verwarnt und diese immer noch ungestört verhetzen, prollen, beleidigen.
Dazu kam dann der eindrucksvoll sichtbare Lernprozess der Forenadministration: Wurden am Anfang noch beleidigende Artikel insofern „bereinigt“, dass mühsam die „gefährlichen“ Stellen entfernt wurden – und zwar auch aus den Zitierungen in Nachfolgeartikeln – so erlaubten sich am Ende die Administration, offenbar so langsam genervt, selbst das Schließen und Löschen von ganzen Artikelbäumen. Teilweise jedoch auch dann, wenn im Artikelbaum eigentlich nur „warm“ diskutiert wurde, jedoch nicht „heiß“.
Immerhin, so eine aktuelle Äußerung, wolle man nun Forenregeln aufstellen. Das ist, ich erlaube mir mal als altes Internet-Häschen eine freundliche Bewertung, begrüßenswert, wenn auch nicht sonderlich in der Leserschaft beliebt. Das geht allerdings rein auf das Konto der Forenadministration, denn letztendlich ist ein Online-Forum nichts anderes wie ein Kindergarten – wenn du nicht schon von Anfang an die Zügel in der Hand behälst, werden sich Forumsteilnehmer immer weiter Dinge erlauben, die irgendwann unweigerlich zum GAU führen, spätestens wenn die ersten Werbepartner und Lokalkoloriten aus der führenden Partei darauf aufmerksam werden.
Das lernt nun schmerzhaft auch die Pforzheimer Zeitung. Und es zeigt nebenbei wunderbar anschaulich die Hilflosigkeit der kleinen, stolzen und einst mächtigen Provinzblättchen gegenüber dem Internet, obwohl hier noch nicht mal ein Einfluss von außen die Chose angerichtet hat. Das Leben ist hart und das Ende kommt oft überraschender, als man es erwartet hat.
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