Den PR-Coup hat sich unser Bundesinnenminister sicher anders vorgestellt: Auf seine Einladung zum Rapport, den er publikumswirksam an alle gängigen Telekommunikationsunternehmen gesendet hat, hat sich nur einer gemeldet, der zwingend kommen muss. Die restlichen Unternehmen, denen Wolfgang Schäuble erklären wollte, wie man betrieblichen Datenschutz betreiben mag, haben abgewunken und zwar mit sehr deutlichen und nachvollziehbaren Argumentationen:
„Mir liegt daran klarzustellen, dass es sich bei den Vorkommnissen in der Deutschen Telekom… offensichtlich um Gesetzesverstöße in einem Unternehmen handelt, nicht aber um grundsätzliche Sicherheitsfragen oder ein mangelndes Bewusstsein der Branche.“
— Vodafone-Deutschland-Chef Fritz Joussen [via FAZ.NET]
Genau da ist der Hund begraben. Kollege Wolfgang Schäuble, der sich der Thematik ebenfalls sehr bewusst sein dürfte, will das weitgehend telekom-eigene Problem um eine moralische Komponente erweitern, seine zugegebenerweise recht gewöhnungsbedürftige Reputation im Bereich des Datenschutzes mit in die Waagschale werfen und den Law-and-Order-Mann spielen, der mit erhobenem Zeigefinger den bösen, bösen Telkos den Marsch bläst.
Sehr beruhigend, dass die Branche nicht jeden Mist mitmacht. Es wäre skandalös gegenüber den tausenden Sicherheits- und Datenschutzbeauftragten im ganzen Land, die tagtäglich ihren Job – oft genug zur Unfreude der Belegschaft – machen und mehr als Bauchschmerzen mit den Blindschüssen haben, die eben dieser Bundesinnenminister verantwortet.
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